Meine fremde beste Freundin
Maddys Sicht
In den Sommerferien schrieb ich oft mit Ruby und natürlich schrieb auch Callum andauernd mit ihr, aber sie meinte, sie hätte keine große Lust, uns zu besuchen. Das kam mir durchaus etwas seltsam vor. Aber sie war ja auch ein seltsamer Mensch und hatte bestimmt mal wieder Stress mit ihrer Mutter. Ich schrieb auch hin und wieder mit James, der meinte, Ruby habe sich irgendwie verändert, aber mir war das nicht so wirklich aufgefallen. Zumindest nicht bis ich am ersten September zum zweiten Hogwartsjahr wieder im Hogwartsexpress saß. James hatte sich mit seiner Verwandtschaft in ein Abteil verzogen, da seine jüngere Cousine und auch sein kleiner Bruder nun nach Hogwarts kommen würden. Ich wartete die ganze Zeit auf Rubys dunklen Haarschopf, doch stattdessen schneite plötzlich eine Ruby mit platinblonden Haaren ins Abteil. Ich wusste ja, dass das ihre eigentliche Haarfarbe war, aber sie hatte sie immer mit einem Zauber verborgen. ,,Mütter lassen einen auch niemals gehen", säuselte sie vor sich hin und legte ein Bein über das andere, während sie sich einfach auf der Sitzbank mir gegenüber ausbreitete, ,,Aber gleichzeitig sind sie auch die treuesten Wesen im Universum." ,,Wer bist du und was hast du mit Ruby McLean gemacht?", fragte ich sie etwas verwirrt, denn so hätte sie niemals freiwillig über ihre Mutter geredet. ,,Ich bin noch immer ich", erwiderte meine beste Freundin und ließ kleine Funken aus ihrem Zauberstab fliegen, ,,Nur habe ich jetzt akzeptiert, wer ich wirklich bin." ,,Ach tatsächlich?", hakte ich nach und zweifelte so langsam an meinem Verstand. ,,Mein Name ist nunmal Ruby Grindelwald und daran wird sich bedauerlicher Weise nichts ändern, auch wenn ich mir schönere Namenskombinationen vorstellen könnte", säuselte sie zu Frieden vor sich hin und wirkte so gar nicht mehr wie Ruby. James hatte wohl doch recht gehabt. Ruby hatte sich verändert...
Den Rest der Fahrt über versuchte ich unauffällig heraus zu finden, was mit meiner besten Freundin Ruby los war. Aber irgendwie schaffte sie es immer wieder, sich rauszureden. Als wir endlich in Hogsmead ankamen, wurde es auch nicht besser. Es wurde eher schlimmer. Ruby schob einen Haufen unschuldiger Erstklässler gnadenlos aus dem Zug raus, weil sie sich ihrer Meinung nach nicht genug beeilten. Und dann stolzierte sie mir voraus hoch erhobenen Hauptes rüber zu den Kutschen. ,,Hey Ruby", sagte dann James, der auch gerade bei uns ankam. ,,Hallo James", grüßte sie zurück und strich durch die Luft, ,,Sind Thestrale nicht eindrucksvolle Geschöpfe?" ,,Wann hast du denn bitte jemanden sterben sehen?", fragte James sie verwirrt. ,,Vor der Kutsche steht doch nichts", entgegnete ich noch verwirrter, während wir einstiegen. ,,Meine lieben Freunde, all diese Dinge sind nicht von Belang." ,,Und seit wann redest du so komisch?", fragten James und ich dann gleichzeitig, denn sie redete plötzlich, als hätte sie die Ferien im letzten Jahrhundert verbracht. ,,Bei Merlin, ihr spinnt doch alle", kam dann endlich wieder die normale Ruby raus. Doch diese Normalität endete in der großen Halle, während der Zeremonie der Erstklässler. James' Bruder Albus wurde aufgerufen und der Sprechende Hut schickte ihn nach Slytherin. Ruby lachte herzlich neben mir und prustete: ,,Der erste Potter, der in Slytherin landet. Was Harry und Ginny wohl dazu sagen werden?" ,,Hat der jemand Feuerwhisky in den Kürbissaft gekippt?", fragte Cassie uns gegenüber. ,,Gute Frage", murmelte ich nur als Antwort und nahm ihre Hand, die sie über den Tisch ausgestreckt hatte. Sie hatte mich in den Sommerferien mal besucht, als meine Eltern mit Callum übers Wochenende unbedingt nach Schottland fahren wollten. Wie jedes Jahr, ich hatte nur keine Lust mehr darauf. Da waren Cassie und ich dann zusammen gekommen. Ruby war immer noch mit meinem Bruder zusammen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie ihn gar nicht wirklich liebte...
Am nächsten Morgen war die erste Stunde Flugstunde. Ich wusste ja, dass Ruby gut fliegen konnte, noch vom ersten Jahr, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, sie hatte sich verbessert. Madame Hooch ließ uns ein kleines Quidditchspiel nur mit Hütern und Jägern austragen und gegen uns Ravenclaws standen die Gryffindors. Ruby zischte ihnen allen davon und ballerte James gnadenlos die Bälle um die Ohren durch die Torringe. ,,Lassen sie den anderen auch eine Chance Miss McLean!", rief Madame Hooch zu ihr hoch. ,,Wieso sollte ich, wenn ich doch die Beste bin? Das dürfte doch offensichtlich sein!", rief die jedoch zurück. ,,Vorsicht McLean!", erwiderte Madame Hooch darauf, ,,Bei der nächsten derartigen Frechheit zieh ich ihnen Punkte ab!" ,,Dann hab ich ja nichts zu verlieren", meinte Ruby mit einem gemeinen Grinsen und zischte wieder los, um sich den Quaffel zu schnappen. ,,Brown, was ist nur mit ihrer Freundin los?", fragte Hooch mich verwirrt, da ich neben ihr auf der Auswechselbank saß, während eine unschuldige Gryffindor fast seitwärts von ihrem Besen fiel, als sie nur ganz knapp Ruby ausweichen konnte. ,,Das wüsste ich selbst gerne", erwiderte ich, ,,Irgendwas an ihr ist definitiv anders, ich weiß nur nicht, was es ist." ,,Ich rate ihnen, dass schnellstens raus zu finden." ,,Würden sie mir Punkte abziehen, wenn ich dafür etwas Veritaserum stibitze?", fragte ich möglichst unschuldig. ,,Ich werde mit Professor Slughorn sprechen, vielleicht wird er ihnen das etwas geben." ,,Meinen sie das jetzt ernst?", fragte ich etwas verwirrt, weil das mit dem Veritaserum eigentlich mehr als Scherz gemeint gewesen war. ,,Wenn McLean sich weiterhin so sonderbar verhält, wird das irgendwann noch ernsthafte Konsequenzen für sie haben." Oh shit. Bei Merlins pinker Unterhose! Ich liebte ja die Magische Welt mit der Zauberei und den magischen Wesen und alldem, aber die dunkle Magie behagte mir gar nicht. Irgendwas dunkles war mit Ruby passiert, womöglich ein Fluch. ,,Hey, alles okay?", fragte Cassie besorgt, die neben mir auf der Bank saß und drückte mir einen Kuss auf die Wange. ,,Alles bestens", erwiderte ich und ließ meinen Kopf auf ihre Schulter sinken, ,,Ich mach mir nur Sorgen um Ruby. Irgendwie hat sie sich verändert. Ich weiß, sie ist nicht ihr Vater, aber irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Das ist nicht die Ruby, die ich kenne." ,,Hey", sagte Cassie sanft zu mir, ,,Das wird schon alles wieder. Das ist bestimmt einiges für sie zu verarbeiten, immerhin war Grindelwald der gefährlichste und mächtigste dunkle Magier des letzten Jahrhunderts. Was glaubst du denn, wer Hitler von einem zweiten Weltkrieg überzeugte?" ,,Was im Ernst?", fragte ich erstaunt, da ich den zweiten Weltkrieg an meiner alten Muggelschule bereits in Geschichte durch genommen hatte. ,,Bestimmt findest du eine Lösung", sagte meine Freundin noch, während ich auf dem Spielfeld für einen Moment glaubte, die wahre Ruby zu sehen, doch schon war der Moment verstrichen...
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