Einzug in Hogwarts
Maddys Sicht
Meine Hände umklammerten nervös den Stuhl, als mir der Hut über die Augen rutschte und die Sicht auf all die anderen Schüler in der Halle nahm. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie ein Hut – mochte er noch so magisch sein - darüber entscheiden sollte, in welches Haus ich am besten passte; James und Ruby hatten mir im Zug erklärt, nach welchen Charaktereigenschaften sich die Häuser aufteilten, aber ich konnte mich bislang noch mit keinem der Häuser wirklich identifizieren. Ruby war in Ravenclaw und James in Gryffindor; es wäre schön, auch in eines der beiden Häuser zu kommen, dann würde ich dort wenigstens schon jemanden kennen. „Ravenclaw oder Gryffindor also, hmm", hörte ich auf einmal eine Stimme in meinem Kopf sagen und ich zuckte zusammen, bis ich dann bemerkte, dass es der Hut war, der mit mir gesprochen hatte. „Gryffindor wäre nicht die schlechteste Wahl; du bist zwar ein wenig schüchtern, aber mutig. Auch Hufflepuff wäre geeignet. Du hast ein loyales Herz. Aber am besten passt du doch nach RAVENCLAW!" Kaum hatte der Hut das letzte Wort laut in die Halle gerufen, nahm Professor Longbottom ihn mir ab und ich stand auf. Mit noch immer wackligen Beinen, aber ziemlich erleichtert ging ich zum Ravenclaw-Tisch hinüber, der mich mit Applaus empfing, und setzte mich neben Ruby, die mich anlächelte, auf die Bank. Der Rest der Zeremonie zog sich noch eine gefühlte Ewigkeit hin, bis dann die etwas ältere Frau am Lehrertisch aufstand und sagte: ,,Willkommen in Hogwarts. Ich hoffe doch, sie hatten alle einen schönen Sommer. Es gilt weiterhin die Regel, dass der verbotene Wald von keinem Schüler betreten werden darf. Hinzu kommen einige weitere Regeln, die auf der Liste an Mister Filchs Büro zu finden sind. Die Daten für die Quidditch-Auswahlspiele hängen bereits in den jeweiligen Gemeinschaftsräumen aus und sind für Erstklässler nicht gedacht, Mister Potter." ,,Das ist aber unfair", rief James in die Halle, ,,Dad war auch seit dem ersten Jahr in der Hausmannschaft." ,,Als Ausnahmeregelung, weil es Gryffindor an einem Sucher mangelte", fuhr die Frau ihn an. ,,Ach, McGonnagall", raunte Ruby mir zu, ,,Sie hat vielleicht einen butterweichen Kern, aber eine verflixt harte Schale." ,,Aha", flüsterte ich zurück, ,,Und was hat es mit dem verbotenen Wald auf sich, dass wir da nicht rein dürfen?" ,,Die Zentauren sind nicht unbedingt gut auf die Menschen zu sprechen", erwiderte Ruby, ,,Außerdem gibt es in diesem Wald noch zig andere Gefahren und denen möchtest du nicht begegnen, glaub mir." ,,Du warst schon mal da drin?", flüsterte ich entsetzt. ,,Meine mom war mal Aurorin und Leiterin der Abteilung für magische Strafverfolgung", erklärte Ruby mir schnell, ,,Manchmal wenn es nicht anders ging, hat sie mich auf eine Mission mit genommen und eine war mal hier in Hogwarts. Für die Zeit durfte ich jeden Tag in einem anderen Haus schlafen." ,,Ich wünsche guten Appetit", riss mich McGonnagall plötzlich aus meinen Gedanken und eine ganze Menge an köstlich aussehendem Essen erschien auf dem Tisch. ,,So lässt es sich doch leben", meinte Ruby dazu und klatschte sich einen sehr großen Löffel Kartoffelgratin auf ihren Teller. ,,Was ist das denn für ein Getränk?", fragte ich verwirrt, als ich die Kanne mit der orangenen Flüssigkeit drin entdeckte. ,,Das ist Kürbissaft", antwortete Ruby mit vollem Mund, sodass es sich anhörte wie: Daf ift Pürbiffaft. ,,Pürbiffaft?", fragte ich deshalb verwirrt. Sie schluckte schnell runter und meinte lachend: ,,Nein, Kürbissaft! Schmeckt echt lecker." ,,Na dann", meinte ich ebenfalls lachend und schenkte mir einen Schluck zum probieren ein. Es schmeckte tatsächlich gut. Ein bisschen süßlich, mit einem leichten Geschmack von Kürbissuppe. Ich dachte erst, dass Essen könnte wohl kaum besser sein, aber... Es war einfach himmlisch! So gutes Essen hatte ich schon lange nicht mehr gegessen.
Ich merkte gar nicht, wie schnell die Zeit rum ging beim Essen. Ruby stupste mich nämlich irgendwann an und machte mich darauf aufmerksam, dass das Essen beendet war. Wir mussten uns ein bisschen beeilen, den Vertrauensschülern von Ravenclaw zu folgen, da wir etwas verspätet vom Tisch aufgebrochen waren. Während Ruby völlig unbeeindruckt wirkte, ging ich staunend neben ihr her und versuchte mir alles genau einzuprägen, damit ich mich erstens nicht verlaufen würde und damit ich zweitens meinen Eltern und meinem Bruder jedes Detail über Hogwarts erzählen könnte.
Wir kamen schließlich in einem der Türme an, vor einer Holztür, die mit einem Adler als Klopfer verziert war. ,,Ich stehe still und höre doch nie auf, mich zu bewegen. Was bin ich?", fragte plötzlich eine Stimme. ,,Wer war das?", fragte ich erschrocken. ,,Das war der Adlerkopf", erklärte Ruby mir, ,,Anders als bei den anderen Gemeinschaftsräumen gibt es bei Ravenclaw immer ein Rätsel." ,,Du bist die Zeit", antwortete dann der Vertrauensschüler und die Tür schwang auf. Die Wände waren mit Bücherregalen voll gestellt, es stand nur ein Sofa vor einem der Regale. In einer der Ecken stand ein sehr merkwürdiger Globus und in einer anderen Ecke stand die Marmorstatur einer Frau. Die Decke war wie die eines Zeltes und sah aus, wie ein Sternenhimmel. Es war wunderschön. Und ein Paradies für Bücherwürmer wie mich. ,,Die Schlafsäle für die Mädchen befinden sich auf der rechten Seite, die für die Jungen sind links", erklärte die Vertrauensschülerin und Ruby zog mich begeistert Richtung Mädchenschlafsäle. Dort angekommen, warf sich Ruby sofort auf eines der Betten. Ich schaute mich erstmal im Zimmer um. Es gab fünf Himmelbetten mit blauen Samtvorhängen; aus dem Fenster hatte man eine gute Sicht auf den Wald. An der gegenüberliegenden Wand stand ein Heizofen. Auf der linken Seite führte noch eine zweite Tür aus dem Zimmer heraus, vermutlich ins Bad. Plötzlich sagte eine Stimme hinter mir: "Wow. Geiles Zimmer." Ich drehte mich um und blickte in das erstaunte Gesicht einer wahren Schönheit. Schwarze Haare in Kombination mit sturmgrauen Augen und blutroten Lippen. "Hi. Ich bin Cassie", sagte sie zu mir und lächelte. "Maddy", erwiderte ich. "Bin Ruby. Tag auch!", ertönte Rubys Stimme vom Bett hinter mir. Kurz darauf betraten zwei weitere Mädchen das Schlafzimmer. Eineiige Zwillinge. Sie stellten sich als Kenna und Jenna vor.
Unsere Koffer und Taschen standen schon im Schlafsaal; allerdings hatte ich keine Ahnung, wie die Sachen vom Hogwarts-Express hierher gekommen waren... Jede suchte sich ein Bett aus und sortierte ihre Klamotten in die Truhen, die am Fuß der abgefahrenen Betten standen. Das war doch schonmal ein guter Start in das neue Schuljahr...
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