Das Monster der Angst in mir
Rubys Sicht
Ich hätte nicht gedacht, dass es Maddy auffallen würde. Aber es war ihr aufgefallen, deshalb beschloss ich, ihr die Wahrheit zu erzählen: ,,Ich hab einfach Angst. Grindelwald war ein sehr mächtiger Zauberer, mit sehr überzeugenden Worten. Ich hab einfach Angst, dass er einen Weg findet, mich zu besetzen und zurück ins Leben zu kommen. Callum hat mir dabei geholfen, alle möglichen magischen Bücher zu wälzen, um eine Lösung für das alles zu finden, um ihn für immer aufzuhalten. Aber wir haben nichts gefunden. Der einzige, der ihn je besiegen konnte, war Albus Dumbledore." ,,Ruby, dass tut mir so leid!", beeilte Maddy sich zu sagen und schon fand ich mich in einer zerquetschenden Umarmung wieder, ,,Ich helfe dir, eine Lösung zu finden. Versprochen."
Maddy hielt ihr Versprechen, aber wir fanden nichts. Das Schuljahr verstrich wie im Flug, meine Noten litten etwas unter der ständigen Recherche, aber meine Mutter interessierte das eh nicht und mir war es auch ziemlich egal. James hielt sich von mir fern, bis ich ihm von der Grindelwaldsache erzählte, dann verbrachte er mit uns Nacht um Nacht in der Bibliothek von Hogwarts. Einmal hatten wir uns mit James' Tarnumhang auch in die verbotene Abteilung geschlichen. Maddy war irgendwann eingeschlafen und ich deckte sie mit der Decke zu, die ich eigentlich für mich mitgenommen hatte. James hatte gerade einen besonders dicken Wälzer aufgeschlagen. Ich fand einen weiteren, der allerdings anfangen wollte, zu schreien, als ich es aufschlug. Deshalb schmiss ich es ganz schnell wieder zu und schob es zurück ins Regal. ,,Welcher Mensch schreibt bitte schreiende Bücher?", fragte ich James entsetzt, der lachte daraufhin leise. ,,Ich frage mich eher, wieso jemand diesen Zaubererporno geschrieben hat", gab der zurück. ,,Lass mal sehen", erwiderte ich lachend und setzte mich neben ihn. Was da in diesem Buch stand, werde ich nicht wiederholen, es war definitiv nicht jugendfrei! ,,Wieso ließt du das so gefesselt?", fragte ich meinen Kumpel etwas verstört. ,,Es ist ja ganz gut geschrieben", gab der nur zurück. ,,Perversling", beschuldigte ich James, griff mir das Buch und schob es zurück ins Regal. Ich ging mit meinem erleuchteten Zauberstab die Regale ab und als ich einfach irgendein Buch raus zog, verschluckte mich die Bücherwand. Ich war plötzlich in einem anderen Raum. Dort stand irgendein verhülltes Ding. Ich ging einfach mal drauf zu und riss das violette Tuch weg. Es war ein Spiegel. Doch ich sah nicht einfach mich selbst darin. Ich sah darin James und mich. Er hielt mich in seinen Armen und küsste mich. Keine Ahnung, was das sein sollte. ,,Ruby!", hörte ich James dann hinter mir sagen, während die Sache im Spiegel immer noch ablief. ,,Komm hier rüber", sagte ich einfach nur zu ihm und schob ihn dorthin, wo ich noch eine Sekunde zuvor gestanden hatte, ,,Was siehst du in diesem Spiegel?" ,,Ehm, unser Spiegelbild?", erwiderte er etwas verwirrt, ,,Was wird das?" ,,Komm, sei ehrlich", verlangte ich, denn ich hatte einen Verdacht. Nämlich das der Spiegel uns die Vergangenheit zeigte. James hatte mich tatsächlich einmal geküsst, als er zu mir gekommen war, nachdem meine Mutter mich an meinem Geburtstag versetzt hatte. Aber er hatte gesagt, es war nur freundschaftlich. Statt mir zu antworten zog mein bester Freund, mein Bruder, mich einfach an sich und küsste mich. Für einen winzigen Moment vergaß ich alles um uns herum und mein Gehirn verwandelte sich in Wackelpudding, dann kam ich jedoch wieder zur Besinnung, schob ihn von mir weg und keifte: ,,Spinnst du, mich einfach so zu küssen? Ich hab einen Freund!" Und dann rannte ich weg. Es war nur die halbe Wahrheit. Ja, ich war mit Callum zusammen, aber... Ich musste eben einfach von ihm weg.
Ich hielt irgendwann gezwungenermaßen an, weil ich in etwas (oder viel mehr jemanden) hinein gelaufen war. Professor McGonnagall. ,,Ups", stammelte ich schnell, ,,Ehm, Professor, ich konnte nicht schlafen und da wollte ich..." ,,Schon gut Ruby, ich weiß über alles im Schloss bescheid", erwiderte sie darauf mit einem sanften Lächeln, ,,Versuchen sie lieber woanders nach Antworten zu suchen, als in der Bibliothek." Sie zwinkerte und weg war sie. ,,Die Zentauren!", ging mir dann ein Licht auf. Sie waren sehr weise Kreaturen und konnten mir bestimmt helfen. Ich wartete, bis McGonnagall außer Sicht war, dann rannte ich los richtung Verbotener Wald. ,,Lumos", flüsterte ich meinem Zauberstab zu und seine Spitze leuchtete auf. Mir graute es schon etwas vor diesem Wald, aber wie beim letzten mal spazierte ich schließlich doch noch hinein und hoffte einfach darauf, mich nicht zu verirren.
Nach etwa einer Stunde hatte ich mich tatsächlich verirrt. ,,Verfluchter Wald!", beschwerte ich mich und schoss aus Versehen einen Explosionszauber auf einen der umstehenden Bäume ab. ,,Es gibt keinen Grund, die Bäume anzugreifen", sagte plötzlich eine sanfte Stimme hinter einem der Bäume und im nächsten Moment waren einige Pfeile und Bögen auf mich gerichtet. ,,Und es gibt ebenfalls keinen Grund, Pfeil und Bogen auf mich zu richten", beschwerte ich mich und beäugte misstrauisch die Pfeilspitze, die sehr dicht vor meiner Stirn schwebte. ,,Da magst du recht haben, Fohlen", sagte einer der Zentauren, ,,Doch was verschlägt dich in diese finstere Ecke des Waldes?" ,,Ich wollte euch fragen, ob ihr wisst, wie ich Grindelwald besiegen kann", rückte ich einfach direkt mit der Sprache raus. ,,Ist er nicht dein Vater?", meinte ein etwas älterer Zentaur zu mir. ,,Habt ihr hier im Wald etwa auch den Tagespropheten abonniert?", fragte ich scherzhaft und endlich ließen sich ihre Waffen sinken, ,,Er ist vielleicht mit mir verwandt, aber ich bin ganz sicher nicht wie er." ,,Dann werden wir dir helfen Ruby McLean", sagte der alte Zentaur wieder und die anderen zogen sich zurück, ,,Wie du bestimmt weißt, war Albus Dumbledore bisher der einzige, der Gellert Grindelwald jemals wirklich besiegen konnte. Doch nun wirst du es sein, die gegen ihn kämpft." ,,Ich?", fragte ich etwas verwirrt und traute meinen Ohren kaum. ,,Ja", erwiderte mein Gegenüber und peitschte mit seinem Schweif eine lästige kleine Elfe weg, ,,Du allein besitzt die Macht dazu, du musst sie nur erwecken."
Dieser Gedanke ließ mich das restliche Schuljahr über nicht mehr los. Auch nicht, als ich zu Beginn der Sommerferien in den Hogwartsexpress stieg, um nach Hause zu fahren. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wie es zwischen James und mir weiterging, nachdem ich abgehauen war. Er hatte sich bei mir dafür entschuldigt und hatte mir versprochen, die Tatsache zu akzeptieren, dass wir nie mehr als beste Freunde sein würden.
In London am King's Cross angekommen wartete tatsächlich meine Mutter auf mich in der Eingangshalle des Bahnhofes. Nur nicht zu nah ran kommen, stimmts mom? ,,Mom?", fragte ich überrascht, ,,Was willst du hier? Hast du dich verlaufen?" ,,Nein", erwiderte sie betont fröhlich, ,,Ich bin hier, um meine Tochter abzuholen." Damit nahm sie mich auch schon am Arm und disapparierte mit mir nach Hause. Das Haus war ausnahmsweise warm und erleuchtet. ,,Und, wie geht es dir so?", fragte mom mich aus heiterem Himmel. ,,Das hast du mich noch nie gefragt", erwiderte ich und griff nach meinem Zauberstab, da mir so langsam aufging, dass irgendetwas nicht stimmte...
,,Petrificus!", feuerte mom dann den Fußklammerfluch auf mich ab und als ich versuchte, mich zu bewegen, fiel mir der Zauberstab aus der Hand und ich fiel der Länge nach auf den Boden. ,,Mom, was soll das?", fragte ich verwirrt. Okay, ich war nur teilweise verwirrt. Irgendwie hatte ich geahnt, dass sie so etwas in der Art einmal durchziehen würde. ,,Es wird Zeit für dich deinen Vater kennen zu lernen", antwortete sie, woraufhin ich so schnell ich konnte wie ein Wurm über den Boden kroch, allerdings scheiterte ich ein bisschen an der Treppe. ,,Lauf doch nicht weg Ruby", hörte ich dann Grindelwald sagen, ,,Das gehört sich nicht." Ein eiskalter Luftzug fuhr in mich hinein und mom löste den Fluch von meinen Füßen. Ich wollte die Treppe hoch rennen, doch meine Füße gingen in die andere Richtung, geradewegs auf meine Mutter zu. ,,Endlich können wir eine richtige Familie sein", sagte sie sanft und legte eine Hand auf meine Wange. Ich wollte mich von ihr los reißen, doch stattdessen hörte ich mich sagen: ,,Der Zauber hat hervorragend gewirkt liebste Alice. Und nun da Albus Dumbledore tot ist, wird uns keiner mehr in die Quere kommen können." Da wusste ich es. Ich hatte die Kontrolle über meinen Körper verloren, weil ein anderer sie übernommen hatte...
FORTSETZUNG FOLGT (VERMUTLICH)...
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