Kapitel 2


Mit zitternden Händen versuchte ich, meine Wimpern zu tuschen, was sich als schwer erwies. Es fühlte sich seltsam an, so fremd und eigenartig, nach langer Zeit sich mal wieder zu schminken. Ganz besonders schwierig war es, die Augenbrauen zu machen. Ich wusste überhaupt nicht mehr, wie lange ich mich schon nicht mehr geschminkt hatte. Früher war es alltäglich gewesen, jeden Morgen etwas früher aufzustehen, um noch Zeit zu haben, sich fertig zu machen. Aber irgendwann wollte ich mich nicht mehr schminken, für wen auch? Kritisch betrachtete ich mein Werk. >Sieht gar nicht schlecht aus.< dachte ich. Dafür, dass es schon etwas her ist, kann man sich so ruhig auf der Straße zeigen. Dadurch, dass meine Wimpern getuscht waren, kam das blau/grüne, in meinen Augen, sehr zu Geltung. Für den ersten Tag sah ich ganz akzeptabel aus. Um das ganze noch etwas aufzupeppen, trug ich eine blaue Skinny Jeans, dazu ein enger, schwarzer, glitzernder, durchschimmernder Pullover. Natürlich trug ich ein angemessenes, schwarzes Top darunter, damit man meinen BH nicht sah. Zum Glück war meine Figur noch in Form. Die hellbraunen Haare ließ ich ganz normal offen, von Natur aus hatte ich schon glatte Haare. Aufgeregt schnappte ich mir meinen Rucksack und ging nervös nach unten, wo Lisa auf mich wartete. Als sie mich sah, strahlte sie über das ganze Gesicht. >Oh, du siehst so schön aus! Wow! Und du zeigst endlich mal deine hübsche Figur, machst Sport, was?< Sie lachte und gab mir ein Bagel mit Marmelade. >Hier, damit du wieder etwas auf die Rippen kriegst. Den kannst du im Auto essen, weil wir gleich losmüssen. Du willst ja nicht am erstem Schultag zu spät kommen!< Ich versuchte zu lachen, umso meine Nervosität zu verstecken. Lisa machte im Auto Musik an, die wenig Beruhigte. Ständig liefen irgendwelche schrecklichen Pop Songs oder Country. Hört man sowas hier? Wahrscheinlich, aber ich fragte aus Höflichkeitshalber nicht. Lisa unterbrach die Stille zwischen uns. >Bist du schon aufgeregt?< >Hmm.< Sie sah mich besorgt an, sowie es eine Mutter getan hätte. >Ach Liebes, dir wird es dort sicher gefallen. Ich weiß es einfach! Außerdem, kommst du mit deiner Lederjacke bestimmt voll gut an, die tragen doch alle heutzutage.< Jetzt musste ich wirklich lachen. >Ja, da hast du recht.< >Du findest neue Freunde, gehst auf Partys und verliebst dich vielleicht. Was heißt vielleicht, natürlich wirst du dich verlieben! In Virginia verliebt sich jeder.< Belustigt über ihre Sätze, schmunzelte ich. >Haha, ganz bestimmt. Aber, ich möchte mich erst mal fern halten von Liebesgeschichten. Ich muss noch mit anderen Dingen fertig werden.< Lisa nickte verständlich. >Das verstehe ich. Aber merk dir meine Worte, ein ganz besonderer Junge wird dich umhauen, so wie mein Maiki es damals geschafft hat bei mir.< Sie lächelte und erzählte noch weitere Sachen, bis das Schulgebäude hintern den Bäumen zu sehen war. Dann drehte sie sich zu mir und umarmte mich. >Ich wünsche dir viel Glück, und hoffe, dass es dir gefällt!< Ich löste mich aus der Umarmung und bevor ich ausstieg, bedankte ich mich nochmal. >Ach, kein Problem, Liebes. Komm einfach wieder heil nach Hause. Nach der Schule warte ich hier auf dich.< Bevor sie vom Parkplatz rollte, winkte sie mir nochmal zu. Verzweifelnd und bedrückt, drehte ich mich zu meiner neuen Schule um. Sie war groß, größer als die meine damals. Vor der Schule standen viele Mastfahnen, wo das Logo, der Football Mannschaft draufgedrückt war. Außerdem standen noch unzählige Bänke rum, die bestimmt für die Pausen gedacht waren. Immer noch ziemlich nervös, trat ich in das Gebäude ein. Von überall her strömten Schüler am mir vorbei, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Die Gänge waren ebenfalls groß, und wie es in Highschools üblich ist, platzierten Schließfächer nebeneinander. Ich machte mich auf dem Weg zum Sekretariat, kam aber immer wieder bei der falschen Tür an. Jemand tippte mich von hinten an. > Hey, du siehst ganz schön verzweifelt aus. Du suchst sicher das Sekretariat, oder?< Ein großes, schlankes Mädchen, mit blonden gewellten Haaren stand vor mir. Sie lächelte freundlich und wirkte, als hätte sie immer alles unter Kontrolle. Außerdem hatte sie hübsche grüne Augen und generell ein wunderschönes Gesicht, wofür ich sie jetzt schon beneidete. >Ähm, ja. Ich bin neu an der Schule und weiß nicht so recht, wo ich jetzt überhaupt hin muss.< >Ah, dann komme ich ja genau richtig. Ich hab gesehen, wie du ständig hin und her gelaufen bist, komm ich zeig dir schnell den Weg.< Erleichtert über diese Unterstützung, ging ich ihr nach. Wer hätte gedacht, dass gleich am ersten Tag einer mit mir spricht? Das hübsche Mädchen drehte ihren Kopf leicht hinten, um mit mir sprechen zu können. >Man hat gleich gesehen, dass du neu bist. Du kommst nicht von hier, oder?< >Nein, ich komme aus North Carolina.< >Ach ja? Das sieht man dir aber nicht an. North Carolina Leute habe ich mir immer anders vorgestellt. Frecher, korpulenter, nicht mit der Mode mitgehend. Verstehst du?< Ja, das verstand ich. So viele Menschen haben das schon zu mir und meiner Familie gesagt. Warum auch immer. Familie. Schnell schluckte ich den wachsenden Klos runter. >Ja, viele stellen sich North Carolina Leute anders vor.< Sie hielt vor einer Tür, wo ganz fettgedruckt drauf stand "Sekretariat". >So, hier wären wir.< Erleichtert, dass ich endlich die Tür gefunden habe, lächelte ich matt. >Danke, ohne dich wäre ich bestimmt noch morgen hier rum gelaufen< >Kein Problem. Sag mal, du hast bestimmt noch keine wirklichen Freunde hier gefunden; na klar, es dein erster Schultag, aber wenn du magst, kannst du dich in der Pause zu uns setzten.< Erstaunt, über diese Frage, sagte ich erst mal nichts, bis sie eine Augenbraue hob. >Ähm, ja klar, gerne. Wenn es deinen Freunden nichts ausmacht.< Sie schüttelte mir der Hand. >Ach was, das sind die besten Menschen, die du jemals kennenlernen wirst.< Ich fing an über beide Gesichtshälften zu strahlen, was ziemlich dämlich aussehen musste. >Ah, oki. Dann liebend gerne!< >Supi, ich sehe dich dann da. Ich bin übrigens Stacey.< >Schön dich kennenzulernen Stacey, ich bin Brianna.< >Also, Brianna, wir sehen uns später!< Zum Abschied winkte Stacey nochmal. O Mein Gott. Es hat tatsächlich jemand mit mir gesprochen, das war ein ganz besonderer Schritt für mich. Wenn ich mit neuen Leuten sprach, bei dem ich mich noch nicht so wohl fühlte, kamen meine Sätze immer stockend raus. Einfach weil ich krampfhaft versuche die richtigen Worte zu finden, um so intellektuell wie möglich zu erscheinen. Eigentlich ziemlich bescheuert, aber manchmal funktioniert mein Kopf nicht so, wie ich das gern hätte.

Mit meinem Stundenplan in der Hand, ging ich zum Raum, in dem ich das erste Mal Unterricht haben würde. Die Schüler auf den Gängen schenkten mir keine Beachtung, was mir ganz recht war. Die Tür vom Raum stand offen und verhöhnte mich praktisch. Immer noch nervös versuchte ich, nicht aufzufallen und rannte leise in dem Raum. Einzelbänke standen hintereinander gereiht, wo Schüler sich unterhielten und sich über die bevorstehende Stunde oder etwas anderem befassten. Ich suchte mir eine Bank weiter hinten, aber auch nicht zu weit hinten aus. Der Lehrer war noch nicht da und deswegen packte ich gemütlich aus und guckte dann ein Weilchen aus dem Fenster. Die Schüler im Raum schenkten mir ebenfalls keine Beachtung, was mich verwunderte. Eigentlich müssten sie mich doch anstarren, als hätte sich eine Giraffe gerade hingesetzt. Aber nichts dergleichen geschah. Endlich betrat der Lehrer den Raum und wir konnten beginne. Allmählich wurde ich ganz zappelig und meine Hände fingen an zu schwitzen. Er stellte seine Sachen ab und bat die Schüler um Ruhe. Sie gehorchten sofort. >Also, wo waren wir letztes Mal stehen geblieben? Kann mir das einer sagen?< Er guckte in die Runde und suchte wahrscheinlich einen Schüler aus, der keine Ahnung hatte. Er suchte die ganzen Reihen ab und schaute mich mit großen Augen an. >Ah, wir haben ja eine neue Schülerin. Möchtest du dich mal vorstellen?< Ehrlich gesagt, nein. Aber was sollte ich machen? Deshalb versuchte ich, meine Stimme so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten. >Ja.< Alle Schüler drehten sich mit neugieriger Miene um. >Ich bin Brianna.< Der Lehrer fing an zu lächeln. >Schön. Und woher kommst du, Brianna?< Ich knetete meine Hände. >Aus North Carolina.< Erstaunt guckte er mich an. >Wirklich? Ich komme auch aus North Carolina. Was für ein Zufall! Ich bin übrigens Mr. Soltsman.< Er lächelte mir kurz zu und wendete sich dann wieder an seine Schüler. >Also, ihr Lieben. Wer könnte Brianna erklären, wo wir gerade sind?< Ein braunhaariges Mädchen meldete sich. >Ja, Steffany, bitte.< Sie begann zu sprechen und guckte mich dabei an. >Wir sprechen gerade über das 20. Jahrhundert. Was sich alles modernisiert und geändert hat z.B. die Architektur oder der Maschinen- und Automatenbau. Dabei gehen wir aber nicht in die Technik rein, sondern befassen uns so gesagt mit dem "Oberflächlichen". Also keine Wirtschaftslehre.< Mr. Soltsman klatschte in die Hände. >Super, Steffany. Keiner Wunder, warum du so gut in Geschichte bist.< Er guckte mich an. >Also, weißt du wieder wo dein Gehirn angeknipst werden muss?< Ich nickte. >Ja<  >Danke, Steffany.< Sie lächelte kurz und drehte sich dann wieder aufmerksam zu Mr. Soltsman um. Auch alle anderen drehten sich wieder nach vorne. Ich atmete ganz langsam aus, als hätte ich seit Stunden die Luft angehalten. Warum machte mich das alles nur so nervös? Es waren nur Menschen, die genau so sind wie ich. Reis dich zusammen Brianna. Die Stunde verlief weiterhin ereignislos und langweilig, obwohl ich Geschichte eigentlich immer gut leiden konnte, war es trotzdem einfach nur öde. Auch die weiteren Stunden verliefen so. Ich musste mich vorstellen, ein Schüler erklärte, was sie gerade bearbeiteten und der Lehrer fragte anschließend, ob ich wusste wovon sie sprachen. Dann klingelte es zur Pause und alle rannten förmlich aus dem Raum. Lustlos verließ ich als letzte den Raum und schlenderte gemächlich zur Kantine. Kurz vor der Tür, kam mir der Gedanke, wo ich mich denn hinsetzen sollte? Ich hatte noch keine Freunde, geschweige denn einer der mit mir gesprochen hat. Als ich schon weggehen wollte, ging mir das Gespräch von heute Morgen durch den Kopf, als Stacey mich gefragt hatte, ob ich mich zu ihr und ihren Freunden setzen will. Sollte ich das denn? Sie wirkte sehr nett und aufmerksam, vielleicht hatte sie auch nur Mitgefühl. Aber vielleicht hat sich auch einfach so gefragt. Zweifelnd stemmte ich mich gegen die Tür und durchquerte hastig die Kantine bis zum Essen. Ich stellte mich wie ein ganz normaler Mensch in die Reihe und wartete bis ich dran war. Mit meinem Tablett in der Hand, wo nur ein kleines Baguette drauf lag, suchte ich mir einen Platz. Das Problem war nur, es gab keine Sitz Gelegenheit, wo ich mich hätte hinsetzen können. Ich fühlte mich total fehl am Platz, und auch mein Hunger verging. Mir wurde kotzübel, ich musste hier weg, und zwar schnell. Jemand rief aus einer Ecke meinen Namen. >Hey, Brianna! Hier drüben!< Hastig blickte ich um mich und fand Stacey winkend an einem Tisch. >Komm her!< Etwas unbehaglich, aber dennoch erleichtert, versuchte ich mich durch die eng stehenden Tische durchzudrängeln. >Da bist du ja endlich. Habe dich schon vermisst!< Sie lachte und zeigte auf den Platz neben sich. Auf einmal sehr schüchtern, setzte sich mein Po auf den harten Stuhl neben ihr. Neugierige Gesichter schauten mich an. >Also, darf ich vorstellen, das ist Brianna, von der ich euch erzählt habe.< Ein sehr hübsches Mädchen, was noch hübscher war als Stacey, reichte mir ihre Hand. >Hallo, ich bin Olivia. Schön dich kennenzulernen. Stacey hat schon viel von dir erzählt.< Verwirrt schaute ich sie an. >Ach ja?< Stacey kicherte. >Ja, ich musste doch jemandem erzählen, dass wir bald ein neues Mitglied haben werden.< Noch verwirrter guckte ich Olivia an, die ebenfalls kicherte. Sie hatte langes, glattes, dunkelbraunes Haar, was ihr bis über die Brüste ging. Außerdem sah man ihre hübsche Figur, die sie mit einem rotem Top und enger Jeans betonte. Ihre wunderschönen, dunkelbraunen Augen wirkten sofort beruhigend auf einen und warum schminkten sich alle hier nur so hübsch? Man sah auch, obwohl sie saß, dass Olivia etwas größer war als ich, die perfekte Größe. >Jap, ich hoffe das stört dich nicht, jetzt unter unseren Fittichen zu sein.<, sagte Stacey. Ein Mädchen, was sich sehr von Olivia und Stacey unterschied, reichte mir ebenfalls die Hand. > Ich bin Jillian. Freut mich auch, dich kennenzulernen.< Sie lächelte und man sie ihre perlen weißen Zähne. Jillian hatte braune Haut und wirkte exotisch. Sie trug ihre schwarzen Haare glatt und kurz, was ihr wunderbar stand. Auch sie hatte wunderschöne Augen, grün, nicht wie die von Stacey, sondern intensiver. Wie fast alle exotischen Mädchen, war sie modern und besaß eine Hammer Figur. Stacey berührte mich am Rücken und strahlte über beide Gesichtshälften. >Und das ist Jamie, mein Jamie.< Er reichte mir die Hand. >Hey, ich bin Jamie. Willkommen in unserer Gruppe, falls du es später nicht bereuen wirst.< Stacey funkelte ihn etwas wütend an. >Danke, Jamie.< Sie drehte sich zu mir. >Keine Sorge, er scherzt manchmal gerne.< Wir aßen zusammen und unterhielten uns. Stacey hatte absolut recht gehabt, ihre Freunde waren wirklich nett. >So< Jamie schluckte schnell seinen Happen Hamburger runter. >Woher kommst du?< >Aus North Carolina< Auch er guckte erstaunt. >Hätte ich nicht gedacht.< >Das hab ich ihr auch gesagt<, sagte Stacey mit essen im Mund. Olivia meldete sich. >Hey, sag mal, hättest du Lust mit uns nachher noch ein bisschen zu lernen? Wir würden zu Stacey und Jamie gehen.< >Das wäre doch cool, oder?<, sagte Jillian. Ich sah Stacey an und wartete eine Reaktion ab. Wollte sie das überhaupt? Ich wollte nicht aufdringlich sein, gleich am ersten Tag. Aber sie fing an energisch zu nicken und sah mich wie ein kleiner Hundewelpe an. >Bitte, du hattest heute auch Geschichte, das weiß ich. Gibt bestimmt jede Menge zu lernen.< Sie hatte gar nicht mal unrecht. Mr. Soltsman kam gleich mit einem Test um die Ecke über die Modernisierung von Steuerung- und Regelungstechnik, natürlich alles nur "oberflächlich". Ein wenig Hilfe könnte ich schon gebrauchen. Auch Jamie nickte. >Klar, komm vorbei. Mein nerviger Bruder ist, glaube ich, auch nicht da. Also haben wir Ruhe.< Wie konnte ich da noch Nein sagen, wenn alle einen erwartungsvoll anstarrten? >Okay, aber nur wenn ich keine Last für euch bin!< Stacey umarmte mich. >Oh, toll. Weißt du wo das Castervile Haus ist?< >Ähm, nein.< >Gut, dann holen wir dich von Zuhause ab. In welcher Straße wohnst du?< Ich musste kurz überlegen, in welcher Straße ich überhaupt wohnte. >Das ist die Glatherwide Street 54.< Sie wirkten begeistert und versprachen mir, bevor sie den Tisch verließen, mich um 15 Uhr abzuholen. Mit guter Laune überquerte ich den Schulplatz, dort wartete Lisa schon auf mich. >Na, wie war dein erster Tag?< Strahlend setzte ich mich ins Auto. >Ich muss sagen, ganz akzeptabel.< >Schön, freut mich für dich! Zuhause wartet auch dein Mittagessen.< Auf der Rückfahrt erzählte ich ihr alles, was heute so passiert ist. Lisa wurde immer glücklicher und freute sich für mich. Außerdem, dankte ich ihr dafür, dass sie mich aufgemuntert hatte. >Wann kommen denn deine Freunde, um dich abzuholen?< >So gegen 15 Uhr, ist das ok?< >Natürlich, Liebes!< >Sei aber bitte wieder 20 Uhr Zuhause .< Ich lächelte über Lisas Fürsorge. >Abgemacht.<

Pünktlich um 15 Uhr klingelte es an der Tür. Als ich Stacey aufmachte, wirkte sie überglücklich und ich fragte mich, wie man so viel lächeln konnte? Sie hatte genau das gleiche an wie in der Schule, trotzdem sah sie immer noch atemberaubend schön aus. >Hey, ich muss nur kurz meine Tasche holen. Willst du so lange rein kommen? Dauert auch nicht lange.< >Klar, gern. Jamie wartet im Auto, aber der kann warten.<, sagte sie lachend. Blitzschnell sprintete ich die Treppe hoch und nahm meine Tasche vom Schreibtischstuhl. Kurz vorm rausgehen, erhaschte ich einen Blick im Spiegel. Immer noch akzeptabel. Also sprintete ich wieder nach unten. >So, hab alles. Wollen wir gehen?< >Jup, obwohl ich keine Lust habe aufs lernen, aber was solls.< Da konnte ich nur zustimmen, wer lernt denn schon gerne? Auf jeden Fall hochintelligente Menschen. Ich wendete mich zur Küche, aus der man das klirren von Geschirr hören konnte. >Ich geh jetzt los, bis dann.< Das klirren stoppe kurz. >Okay, viel Spaß Liebes.< >Und sei pünktlich!< >Ja!< Mit leicht rosa Wangen schloss ich die Tür hinter mir. Stacey grinste mich nur an und zog mich mit zum Auto, in dem Jamie wartete. >Da seid ihr ja endlich. Wollte schon eine vermissten Anzeige aufgeben.< Stacey setzte sich nach vorne und gab ihm einen Kuss auf die Wange, zur Entschädigung. Ich stieg hinten ein und grinste mir ein zu Recht. Die beiden zu sehen, brachte mich einfach zum lächeln. So glücklich wollte ich auch irgendwann wieder sein. Irgendwann. Wir fuhren durch die Stadt in ein Waldgebiet, wo man eigentlich dachte, dass hier keine Häuser stehen. Der Waldweg war etwas sumpfig und wir mussten langsamer fahren. Ich schaute aus dem Fenster, und war fasziniert von der wunderschönen Natur. Rot-Braune Blätter bedeckten den Weg, aber es waren noch so viele Blätter an dem Bäumen, das die Sonne nur an einzelnen Stellen durch tanzte. Lisa und Maik haben wirklich nicht übertrieben. Die Natur hier war wunderschön. Nach einer Weile fuhren wir wieder auf ganz normaler Asphalt Straße und ich wurde immer aufgeregter. >Sag mal, wohnt ihr beiden eigentlich zusammen?< Jamie antwortete >Ja, seit ungefähr... 2 Jahren.< Weil Jamie so lange überlegt hatte, seit wann sie zusammen wohnten, zog ich die Brauen zusammen. Wusste man das denn nicht? Außerdem hatte er doch noch von einem Bruder erzählt? Na gut, so genau muss man es ja nicht wissen. Aber mich verwirrte immer noch das mit dem Bruder. >Aber, hast du nicht von einem Bruder erzählt?< Jamie machte auf einmal einen genervten Gesichtsausdruck. >Ja, der ist auch noch da. Leider, aber er ist nicht so oft da. Zum Glück.< Stacey guckte ihn von der Seite an. >Trotzdem sind sie wie ein Herz und eine Seele. Auch wenn Roth wirklich sehr anstrengend ist, hat er ihn lieb gewonnen. Nicht wahr?< Jamie verdrehte die Augen. Ich grinste in mich hinein. Ob er auch zur Schule ging? Oder schon Älter war? Hmm, ist ja auch egal. Ich sehe ihn sowieso nicht.

Das Haus war so groß wie eine Villa. Es war eine Villa. Mit offenem Mund blieb ich stehen. Ich musste erst mal alles sacken lassen, was mir da geboten wurde. Es wirkte einschüchternd und altmodisch. Es hatte ungefähr den Stil vom 20. Jahrhundert. Die außen Fassade war mit dicken Backstein umschlossen und mit dunklem Holz. Es gab unzählige Türen, aber man wusste trotzdem sofort welche die Eingangstür war. Die Eingangstür war geschützt von einem Dach und ist umringt von Topfpflanzen gewesen. An manchen Stellen wuchs schon Efeu hoch bis zu den Fenstern. Das Haus hatte sogar einen Schornstein. Außerdem sah es so aus, als wenn es mitten in einem Park steht, aber eigentlich war es ihr Grundstück. Kein Park, sondern ein Garten. Ein Garten voll mit riesigen Bäumen. Jamie und sein Bruder mussten unfassbar reich sein, um sich sowas leisten zu können. Auch im Haus war alles altmodisch eingerichtet. Zwei Sessel standen vor dem Kamin im Wohnzimmer. Zwei Sofas, mit hübschen Verzierungen, standen jeweils auf der rechten und auf der linken Seite, unter ihnen ein roter Teppich mit den gleichen Verzierungen. Ein Tisch voll mit Bourbon und anderen alkoholischen Getränken stand unmittelbar in der Nähe von den Sofas. Das Wohnzimmer war gekoppelt mit zwei anderen Räumen, einmal mit einem Raum mit vielen langen Fenstern und einem Esstisch in der Mitte und der andere Raum war wahrscheinlich nur ein Raum der zum Durchgehen gedacht ist. Es gab auch einen Flur, der zu einer Treppe führte und zu anderen Räumen, wie vielleicht Küche oder Gästebadezimmer. Das alles überwältigte mich total. Ich hatte noch nie so ein Haus gesehen, so ein wunderschönes und gleichzeitig beängstigendes Haus. Stacey räusperte sich. >Haut einen um, was?< Ich konnte nur nicken. Wie um alles in der Welt konnte man sich so etwas leisten? Ich schüttelte meinen Kopf und kam wieder zurück auf Grund und Boden. >Und du wohnst wirklich hier?< Sie schaute mich verwirrt an. >Natürlich, wer sonst hält hier alles aufrecht.< Sie schmiss ihre Tasche auf ein Sofa und setzte sich. >Komm, oder willst du da noch Wurzeln schlagen?< >Äh, nein.< Ich gesellte mich zu ihr, legte aber meine Tasche auf den Boden ab. Sie setzte sich im Schneidersitz hin und zog ein dickes Buch hervor. >So, ich hab viel zu lernen. Olivia und Jillian sind schon hier und halten Jamie in der Küche fest. Sie sollten nicht so viel reden und aufhören so zu kichern.< Entgeistert schaute ich sie an. Kichern und reden? Ich hörte Garnichts. Was hört sie denn alles? Ich versuchte noch meine Ohren etwas mehr zu spitzen, aber wirklich, man hörte gar nichts. Stacey sah meinen verwirrten Gesichtsausdruck und wurde leicht rot. >Äh, ich meine, ich denke mal, dass sie hier sind. Ihre Taschen sind ja schon hier.< Sie zeigte auf den Sessel und tatsächlich, ihre Taschen lagen schon dort. Aber warum Stacey gesagt hatte, dass sie sie kichern hörte, verstand ich immer noch nicht so ganz. Um vom Thema abzulenken, nahm sie meine am Boden liegende Tasche und wühlte das dicke Geschichtsbuch hervor. >Also, wobei könnte ich dir denn behilflich sein?< Sie lächelte wieder, aber man sah auch leichte Unsicherheit. Ich wischte die Gedanken weg und stellte mich auf Geschichte ein. Nebenbei hörte man auch, dass Olivia, Jillian und Jamie es endlich aus der Küche geschafft haben. >Hey, Brianna. Wir haben dich gar nicht gehört.< Ich lächelte ihnen kurz zu und sagte dann, wobei sie mir helfen konnten. Olivia verzog das Gesicht. >Ih, ich hasse dieses Thema. Warum schreibt er denn darüber einen Test?< Zweifelnd zog ich die Schultern hoch. Das Thema war mir schon bekannt, aber Mr. Soltsman behandelte es irgendwie anders. Was nicht sonderlich schlimm ist, aber auch nicht gut. Jamie sah von seinem Schreibblock auf. >Das ist doch nicht schlimm. Den Test habe ich auch schon geschrieben.< Wir guckten ihn alle an. >Kannst du mir sagen, was dran kam?< Er nickte >Natürlich, weiß es aber nicht mehr exakt.< >Das ist kein Problem!< Ich zog meinen Stift und Block aus der Tasche und wartete bis er anfing. Wie sich herausstellte, war er nicht allzu kompliziert. Eine halbe Seite, darauf 5 Aufgaben. Die Fragen wusste er nur teilweise, aber dennoch versuchte er, mir es ordentlich zu erklären. Wir lernten zusammen und manchmal warf jemand ein Kommentar herein, über das wir lachen mussten. Hauptsächlich war es Jamie, der einen Witz nach dem anderen erzählte. Ich fühlte mich sehr wohl, was mir schon lange gefehlt hatte. Stacey warf ab und zu einen Blick über meine Schulter, damit sie sich vergewissern konnte, dass ich ja alles richtig machte. Sie behandelten mich so, als wäre ich schon immer ein Teil ihres Freundeskreises gewesen. Langsam meldete sich auch meine Blase. >Ähm, Jamie? Könntest du mir zeigen wo die Toilette ist?<, sagte ich ein wenig schüchtern. Ich mochte es überhaupt nicht, bei Fremden auf die Toilette zu gehen, aber wenn man muss, dann muss man. Und bis nach Hause, würde ich das garantiert nicht mehr aushalten. Außerdem sitzen wir bestimmt danach noch ein Weilchen hier, also könnte es dauern, bis ich nach Hause käme. Aber Jamie war sehr zuvorkommend. >Klar!< Ich folgte ihm zu der Treppe, die nach oben führte. >Also, du gehst jetzt nach oben und dann den Flur rechts, dort sind die Zimmer. Geh bitte bis nach hinten, da ist mein und Staceys Zimmer. Nicht vorher, mein Bruder mag das nicht, wenn Fremde auf seine Toilette gehen und glaub mir, auch wenn er nicht da ist, wird er es merken, wenn jemand bei ihm drauf war.< Etwas überfordert lächelte ich. >Ok. Danke< Das Ok zog ich etwas zu sehr in die Länge, aber Jamie grinste mich trotzdem an. Er verschwand und ich stieg langsam und vorsichtig die Treppe hoch. Sie knarzte kein bisschen und ich machte so keinen einzigen Laut. Der Flur war wirklich sehr lang und wäre man kurzsichtig, hätte man die Tür von Jamie nicht gesehen. Ich schlich förmlich zu Tür, weil ich Angst hatte, hier oben könnte etwas sein. Was absoluter Blödsinn war. Außer ein paar Topfpflanzen und Bilder, ist der Flur leer gewesen. Er war komplett dunkel und alle Türen waren zu, außer eine. Neugier packte mich und automatisch wanderte ich zu der offenstehenden Tür. Ich blickte am Türrahmen vorbei und sah ein großes, helles Zimmer. Man konnte aber nur das riesen große Bett sehen, also machte ich drei Schritte in das Zimmer. Wow, Luxus pur. Das Bett nahm schon die Hälfte des Zimmers ein und es sah aus wie ein Königsbett. Eine Kommode stand neben dem Fenster, dass das Zimmer hell erleuchtete. Genau dieselbe Kommode platzierte auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Das Bad, wenn man es überhaupt noch als Badezimmer bezeichnen kann, war ungefähr so groß wie mein jetziges Zimmer. Zwei luxuriöse Waschbecken, eine große Badewanne und natürlich eine Glasdusche. Über den Waschbecken hing ein passender, großer Spiegel. In diesem Zimmer war alles groß, zu groß für meinen Geschmack. Ich hatte genug gesehen und legte schon den Rückwärtsgang ein. Ein räuspern ertönte hinter mir und ich fuhr schreckhaft herum. Ein Junge, der vielleicht 3 Jahre Älter war als ich, guckte mich belustigend an. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und lehnte am Türrahmen. Seine tiefschwarzen Haare, trug er ein wenig zerzaust, ab man sah, dass er es extra so gestylt hatte. Durch die schwarzen Haare, kamen seine eisblauen Augen fast stechend zum Vorschein. Sie zogen einen praktisch in den Bann. Mein Blick wanderte runter zu seinen schmalen Hüften und der prallen Brust. Mein Gott, er konnte sich zeigen lassen. Die Muskeln spannten sich unter seinem schwarzen T-Shirt an und generell, hatte er einen muskulösen Körperbau. Das musste Roth sein. So hatte ich ihn mir aber nicht vorgestellt. Jamie war das komplette Gegenteil von ihm. Während er Nettigkeit und Höflichkeit ausstrahlte, strahlte Roth eher Arroganz und Selbstsicherheit aus. Jamie trug seine haselnussbraunen Haare nach hinten gestylt und seine braun/grünen Augen wirkten immer sanft. Roth seine Kälte und Boshaftigkeit. Jamie war auf jeden Fall der nette Bruder. Er trat einen Schritt nach vorne, immer noch dieses freche Grinsen im Gesicht. Mir schoss die röte ins Gesicht. >Darf ich fragen wer du bist?< Oh scheiße, ist mir das peinlich. Warum bin ich nur immer so neugierig? >Ähm, ich bin Brianna.< Er trat noch einen Schritt vor, so dass ich seine vollen, geschwungenen Lippen noch besser betrachten konnte. >Aha, Brianna und was willst du hier?< Mein Magen zog sich zusammen, mir wurde kotzübel. Oh nein, bitte nicht jetzt. >Ich suche nur die Toilette...< >Und da dachtest du, du kommst mal hierher?< Mein Kopf musste schon aussehen wie eine Tomate und das Blut fing an in meinen Ohren laut zu rauschen. >Äh, nein. Ich wollte eigentlich zur Jamies Toilette gehen. Auf deine wäre ich nicht gegangen.< Kritisch guckte er mich aus zusammen gekniffenen Augen an. Er trat noch näher an mich ran, unsere Zehnspitzen konnten sich schon berühren. Sein Atmen strich an meiner Wange lang und brachte mehrere Schauer über meine Haut. Warum reagiert mein Körper so auf eine fremde Person, die nicht mal nett ist? Ich wollte mich an ihm vorbeischieben und wegrennen, da packte er mich am Arm. >Wo wollen wir denn so schnell hin?< Was für ein Blödmann, auf Toilette natürlich. >Zur Toilette!< Ich versuchte meinen Arm zu entreißen, aber Roth war verdammt stark. Langsam wurde ich wütend. >Warum lässt du mich nicht los?< >Weil ich das lustig finde< Hat er das gerade wirklich gesagt? Zorn stieg in mir hoch und ich versuchte weiter meinen Arm zu entreißen, diesmal etwas brutaler. Aber es funktionierte nicht. Ich wollte schon schreien, aber dann ertönte Jamies Stimme hinter mir. >Lass sie los, Roth!< Er drehte sich zu seinem Bruder um und grinste frech. >Warum, Bruderherz? Ich habe nichts getan!< Jamie klatschte sich die Hand auf die Stirn und schüttelte den Kopf. >Mensch, Roth. Du bist der Ältere und muss ich, dein jüngerer Bruder, es dir wirklich sagen, dass du Brianna bitte loslassen sollst?< Roth grinste sich weiter ein zu Recht, ließ mich aber los. Schnell ging ich zu Jamie. >So, bitteschön.< Jamie seufzte und drehte sich zu mir. >Geh nach unten und pack deine Sachen. Stacey wird dich nach Hause fahren.< Ich nickte, dann widmete sich Jamie seinen Bruder zu. >Und was machst du eigentlich schon hier?< Das war mein Zeichen zu gehen, anscheint wollten die beiden lieber alleine sein. Noch bevor ich verschwand sagte Roth zu mir: >Bis dann Brianna. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!< Ich ging schnell nach unten, soweit weg wie nur möglich von ihm. Die drei Mädels waren noch unten und lernten fleißig. Stacey schaute als erste hoch. >Hey, du warst aber lange weg.< >Ja, ähm es gab ein paar Komplikationen. Jamie meinte, du sollst mich nach Hause fahren.< Sie verdrehte die Augen. >Ohman, was hat Roth schon wieder gemacht?< Das wollte ich ihr lieber nicht sagen, sicher wird sie es von Jamie erfahren. >Aber schön, lass uns gehen.< Ich verabschiedete mich von Jillian und Olivia und folgte Stacey nach draußen. Bei der Autofahrt fragte mich Stacey hin und wieder was, worauf ich eine kurze, simple Antwort gab. Sie bog in meine Straße ein. >Ich weiß, Roth kann ein ziemliches Arschloch sein, aber ich hoffe, es hat dir trotzdem gefallen.< Ja, Roth war ein Arschloch und so schnell wollte ich ihn nicht wieder sehen. Er hat einfach so mit mir gespielt, ohne jeglichen Grund. Es ist nicht in Ordnung gewesen, dass ich seinem Zimmer gegangen bin, aber deswegen musste man so etwas nicht machen. Besonders nicht weil es "lustig" ist. Aber dennoch fand ich den Nachmittag schön und bin überaus froh, überhaupt schon Freunde gefunden zu haben. >Natürlich, das mit Roth... vergessen wir es einfach. Der Nachmittag war toll und ich bin froh, dass ihr mich eingeladen habt.< Stacey atmete erleichtert aus. >Gut, wir können das wieder machen, aber denn woanders.< sagte sie lachend. Ich stieg mit ein und sie hielt vor meiner Haustür an. >So, da wären wir.< Ich löste den Sicherheitsgurt und drehte mich zu ihr. >Danke nochmal, dass ihr mich eingeladen habt.< >Gerne< Sie zog mich in eine freundliche Umarmung und lächelte einmal wieder. >Bis morgen!< >Ja, bis morgen!< Ich knallte die Haustür zu und war dankbar, endlich wieder hier zu sein.


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