Kapitel 10
Kleine Vorwarnung: Das Kapitel ist nicht so lang, wie meine anderen.
Nach mehreren Stunden hin und her gerate, beschloss ich nach Hause zu fahren und mich bei Lisa und Maik zu melden. So wie ich sie kannte, machte sich Lisa schon große Sorgen. Ich war die ganze Nacht weg und wie sollte ich das den beiden erklären? Sorry, ich bin über Nacht tot gewesen und erst heute Morgen wieder zurückgekehrt. Niemals könnte ich ihnen die Wahrheit sagen. Dass es Vampire gab und sie die verrücktesten Dinge anstellen konnten und das Collin selber einer war. O Gott, ich ging wochenlang mit einem Vampir aus! Aber er war immer nett und es gab nie Anzeichen, dass er ein Vampir war. Und jetzt konnte ich verstehen, warum Collin immer so geheimnisvoll gewirkt hat. Ich zog meinen Schlüssel aus der Tasche und ging mit Bedacht rein. Stacey hatte mir eine Jogginghose und ein Top geliehen, weil wie sollte ich das denn Bitte erklären? Mein Pulli und meine Hose waren für die Tonne gewesen. Außerdem durfte ich da auch noch duschen gehen, um mir das getrocknete Blut abzuwaschen. Als ich den Schlüssel in die Schale legte, kam Lisa sofort um die Ecke gebogen und stemmte ihre Faust an die Hüfte. Ihr Gesicht war nicht zu deuten. >Wo bist du denn gewesen? Ich dachte, Collin wollte dich nur kurz mitnehmen?< Sie klang etwas verärgert, aber sonst lag nur Neugierde in ihrer Stimme. Nervös zupfte ich an dem Top rum und versuchte eine logische Erklärung zu finden. Gar nicht so einfach. >Und warum hast du andere Sachen an?< Oh Mist, sie hat es bemerkt. Ich strudelte alles in meinem Kopf durch, um ihr wenigstens die halbe Wahrheit zu erzählen. >Ähm, nachdem Collin und ich gegessen haben, hat Stacy mich angerufen und zu mich eingeladen für einen DVD-Abend.< Ich lief bestimmt rot an. Lügen waren nicht meine Spezialität. Lisa musterte mich und gab ein Stöhnen von sich. >Das nächste Mal rufst du bitte an. Weißt du wie viele Sorgen ich mir gemacht habe?< >Es tut mir leid, wirklich. Ich hatte es total verdattert.< Sie lächelte und nahm mich sofort in die Arme. Ich erwiderte lächelnd die Umarmung. >Komm erst mal was essen. Es ist schon fast Abend.< Stimmt, ich könnte echt etwas vertragen. Ich folgte ihr in die Küche und betrachtete sabbernd das Essen. Ofenkartoffeln mit Salat, lecker. >Arbeitet Maik heute länger?< Sie nickte und füllte mir etwas auf. >Ja, er kommt erst spät.< Sie füllte sich ebenfalls auf und begann zu erzählen. Manchmal sagte ich auch etwas. Als wie die Teller abräumten, fiel mir noch etwas ein. >Ach so, ich wollte noch zu Collin. Es dauert auch nicht lange, versprochen.< Ich gab ihr meinen Teller. >Okay, aber in zwei Stunden bist du wieder da!< >Klar.< Ich küsste sie auf die Wange und lief zu meinem Zimmer hoch. Erst mal wollte ich Staceys Sachen abstreifen. Ich zog einen schwarzen Pullover aus dem Schrank und eine dunkle Jeans. Schnell wuschelte ich in meinen Haaren herum und als ich bemerkte, dass es noch schlimmer aussah als zuvor, schnappte ich mir den Kamm und glitt schnell durch. Mit fliehenden Haaren sprintete ich nach unten und schnappte mir meine Tasche vom Stuhl. >Tschüss, ich beeil mich!< Ich knallte die Tür zu und lief zu meinem Auto. Etwas zu schnell bog ich aus der Einfahrt. Ich fuhr wirklich schnell und dafür, dass ich noch nie bei Collin war, war ich wirklich in 10 Minuten da. Als ich das Haus erblickte, wurden meine Augen schlagartig riesig. Wow, das war mal ein Haus! Es hatte drei Stockwerke und sah eher aus, als wenn es für den König gemacht worden wäre und nicht für 5 Geschwister. Collin musste anscheinend wirklich jede Menge Geld besitzen. Ich löste den Blick von dem gigantischen Haus und stieg aus. Der Weg war beleuchtet und hatte einen Park mit einem Springbrunnen. Es gab 2 Treppen, einmal auf der linken und rechten Seite, die beide zu einer Tür führten. Es erinnerte mich irgendwie an einem Märchenschloss, nur etwas moderner. Ich stieg eilig die Treppen hoch und wollte klopfen, als ich plötzlich inne hielt. Was wollte ich überhaupt sagen? In gewisser Weise bin ich von den Toten wiederauferstanden und Collin wusste das nicht. Er denkt, ich würde in Roth Bett liegen. Okay, klingt irgendwie komisch. Aufregung machte sich in der Magengegend breit. Würde er sich freuen? Ich denke eher, er wird umfallen. Konnten das Vampire überhaupt? Zu viele Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Ich atmete tief durch und wollte klingeln, als mir die Tür schon aufgemacht wurde. Ein junger Mann zeigte sich und war genauso groß wie Collin. Seine dunklen Haare hatte er zurück gekämmt und sein Shirt, steckte locker in der Hose. Oh, und er hatte auf jeden Fall Muskeln. Man hätte ihn als sympathisch bezeichnen können, wäre da dieses fiese Grinsen nicht gewesen. Es war, als wenn er von oben herab schauen würde. Das war bestimmt Lucas. Bevor ich etwas sagen konnte, sprach er schon. >Bist du nicht tot?< Wow, das war ja mal unhöflich. Etwas überfordert, stotterte ich. >Ähm... nein. Nicht mehr.< Sein Grinsen war verschwunden und er betrachtete mich, als wenn er entscheiden müsste, ob ich sein Typ war oder nicht. Er zog die Luft zwischen seinen Zähnen ein und kam näher. Verwundert blieb mir die Luft im Hals stecken. Er sah auf jeden Fall gut aus, aber diese Nähe gefiel mir nicht. Er grinste wieder. Er nahm eine Haarsträhne zwischen seinen Fingern und wirbelte sie um seinen Finger. Er beugte sich herab und kam mir dabei so nahe, dass wir uns hätten küssen können. >Jetzt weiß ich, warum du Collins Typ bist.< Er lachte leise und beugte sich noch weiter vor. Wollte er mich etwa küssen? Ich legte meine Hände auf seine Brust und wollte ihn gerade wegschieben, als hinter ihm ein Knurren ertönte. Lucas wurde am Hals gepackt und ins Haus zurück geschleudert. Er flog richtig! Collin stand jetzt nun da und knallte die Türhinter sich zu. Ich war total überrumpelt und mein Gehirn war komplett leer. Collin drehte sich langsam um und in seinem Gesicht spielten sich viele Emotionen ab: Verwunderung, Ärger, Erstaunen, Erleichterung und völlige Verwirrung. Noch bevor ich geblinzelt habe, stand Collin in übermenschlicher Geschwindigkeit vor mir und zog mich in seine Arme. Ich schlang meine um ihn, drückte mein Gesicht an seine Brust und sog seinen herrlichen Duft ein. Ich musste die Tränen zurück halten, es fühlte sich so an, als wenn mir eine große Last genommen wurde. Dieser Tag hatte mich völlig fertig gemacht und ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie Collin sich gefühlt hatte. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und zog es sanft hoch, so dass ich ihn angucken konnte. Er betrachtete es, als wenn er sich jede Ecke und Kante einprägen müsste. >Du lebst?< Seine Stimme klang brüchig und belegt. Mit Tränen in den Augen nickte ich. >Wie?...aber...< Er stotterte und ich sah, dass er ebenfalls Tränen in den Augen hatte. Ich legte meine Hand auf seine Wange. >Ich bin keine von euch.< Er atmete erleichtert auf und seine Miene entspannte sich ein wenig. >Ich weiß auch nicht, warum ich hier stehe, aber irgendwie wollte Gott mich noch nicht empfangen.< Er lächelte und legte seine Stirn auf meine. >Das ist auch egal, darüber können wir uns später unterhalten.< >Ich habe dich wieder, und so schnell werde ich dich nicht wieder hergeben.< Er guckte mich wieder an und sein Blick wurde unglaublich weich und verletzlich. >Ich glaube, ich mag dich wirklich.< Ich lächelte und dabei lief mir eine verlorene Träne über die Wange. Noch bevor er mich komplett weinen sah, zog ich ihn in meine Arme. >Ich denke, ich mag dich auch ganz schön.< Er wurde steif und regte sich für ein paar Sekunden nicht. Okay, hatte ich etwas Falsches gesagt? Langsam ließ er die Arme sinken und richtete sich wieder auf. O Gott, was kam jetzt? Schon wieder ein Vampir, der mich umbringen wollte? >Ich werde einen Ball geben.< Er sagte das so entschlossen, als wenn er lange darüber nachgedacht hätte. Verdutzt guckte ich ihn an. >Was?< Er lächelte und ging um mich herum. >Ich werde einen Ball geben und alle einladen.< >Alle?< quickte ich. >Na ja, nicht alle. Aber einige.< Noch immer überfordert, fragte ich ihn: >Aus welcher Zeit kommst du?< Er lachte und nahm meine Hände. >Aus dem 13. Jahrhundert, aber das ist jetzt nicht wichtig.< Aus dem 13. Jahrhundert? Also stammen seine Geschwister auch aus dem 13. Jahrhundert. Collin längte mich von meinen Gedanken ab, indem er uns drehte. >Ich werde ihn so anrichten, dass es deiner würdig ist.< Meiner würdig? O Gott. >Collin, dass...< Er unterbrach mich. >Lass mich das tun. Du wirst ein wunderschönes Kleid tragen und wie eine Prinzessin von einer Limousine abgeholt werden.< Ich lachte. >Eine Limousine? Ist das nicht eher eine Kutsche?< Er grinste und spitze die Lippen. >Aber Collin, wo soll ich das Kleid hernehmen?< Er schüttelte den Kopf. >Das kriegst du von mir. Du weißt, ich stamme aus dem 13. Jahrhundert, ich habe genug Kleider für dich.< Da musste er recht haben. >Wen willst du denn alles einladen und wie willst du das bezahlen?< >Deine Freunde und der Rest, lass meine Sorge sein und um das Geld, brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen.< Oh, mit meinen Freunden würde das toll werden. Wir Mädchen in einem Kleid und die Jungs in einem Anzug. >Auch Roth?< Er verzog das Gesicht. >Wenn du das möchtest.< Ich bemerkte gar nicht, dass ich nickte. Damit war Roth wohl auch eingeladen. Oh ja, mit Roth würde das auf jeden Fall spaßig werden. Ich verdrehte innerlich die Augen. >Das kostet doch alles viel zu viel...< Er legte einen Finger auf meinen Mund. >Meine Sorge, nicht deine.< Ich stöhnte und nahm den Finger von meinem Mund. >Und wann willst du den veranstalten?< Er antwortete sofort. >Nächsten Samstag. Willst du deinen Freunden die Einladung persönlich bringen?< >Klar.< >Gut, die anderen kriegen eine Einladung.< Er nahm sein Handy heraus und tippte irgendwas ein. Er steckte es wieder zurück. >Willst du noch mit reinkommen?< Ich schüttelte den Kopf. >Nein, Lisa möchte, dass ich gleich wieder nach Hause komme.< >Okay.< Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. >Dann sehen wir uns Samstag, mit einem wunderschönen Kleid.< Ich grinste. >Ich verlass mich darauf, dass es schön ist.< Er legte eine Hand aufs Herz. >Keine Sorge, ich habe einen sensationellen Geschmack.<
Den nächsten Tag war ich immer noch so überwältigt von Collins Aussage, dass er einen Ball veranstalten wollte. Ich meine, wer kam denn heutzutage auf die Idee, einen Ball zu schmeißen? Im 21. Jahrhundert schmiss man eher Partys, als Bälle. Trotzdem freute ich mich wie ein kleines Mädchen. Ich war noch nie auf einen Ball gewesen, geschweige denn auf etwas ähnlichem. Ich bog in die Einfahrt vom Castervile Haus und stellte mein Auto ab. Der Tag war heute mal sehr schön und die Sonne tanzte durch die Baumkronen. Das Haus war so anbetungswürdig, wie eine griechische Statue. Ich klopfte und Jamie öffnete mir grinsend die Tür. >Hallo, Wiederauferstandene.< Ich schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln und trat hinein. So wie von draußen, war das Haus auch innen anbetungswürdig. Ich ging ins Wohnzimmer und sah dort Stacey auf der Couch und Jillian und Olivia auf dem Boden sitzen. Warum saßen die beiden immer auf dem Boden? Es gab 2 Couchen und nur Stacey saß auf einer. >Hey, Leute.< Sie sahen hoch und sagten gleichzeitig Hey. Jamie drückte sich an mir vorbei und ließ sich elegant neben Stacey nieder. >Was gibt's denn?< Ich fing an zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd. >Ich war am Samstag noch bei Collin und...< >O Gott, er hat dir ein Heiratsantrag gemacht!?<, sagte Stacey schockiert. >Was? Nein!< Das war mal wieder so typisch, bevor ich überhaupt sagen konnte, was ich zu sagen hatte, gaben sie schon die verrücktesten Vermutungen von sich. >Nachdem wie geredet hatten, hat er etwas total Verrücktes von sich gegeben.< Stacey wollte ansetzen, aber ich kam ihr zuvor. >Nein, er will kein Blut von mir saugen!< Stacey Mund klappte wieder zu. >Nämlich, er veranstaltet einen Ball und ihr alle seid dazu eingeladen.< Schweigen breitete sich aus und ich dachte, sie würden dazu gar nichts sagen, aber dann sprang Stacey auf und alle fingen an, wild umher zu plappern. >Wow, Hammer!< >Oh, das wird so toll.< >Aw, ich war noch nie auf einen Ball!< Stacey sprang auf mich zu und ich wich erschrocken zurück. >Wir müssen morgen unbedingt in die Stadt, um Kleider zu kaufen!< Sie sprang auf und ab und lief wieder zu Jamie. >Wir tanzen dort wie Prinz und Prinzessin.< Er grinste und zog sie herunter zu einem Kuss. Olivia sah zu mir hoch. >Ist Roth auch eingeladen?< Ich nickte. >Ja, Collin hat nichts dagegen und das wäre auch ein bisschen unfair, wenn alle eingeladen sind und er nicht.< Jillian sah ebenfalls zu mir hoch. >Also auch Patrick.< Ich lächelte. >Na klar!< Sie lächelte wie eine 10 Jährige, die gerade ihren Geburtstagkuchen entdeckt hatte. >Ist Roth da?<, fragte ich. Jamie schüttelte den Kopf. >Nein, er ist nicht da und ich will auch überhaupt nicht wissen, was er gerade macht.< Wahrscheinlich kleine Kinder erschrecken und Menschen das Blut aussaugen. Aber das wollte ich lieber nicht laut sagen. >Na ja, dann komm ich nochmal wieder, um ihm die frohe Botschaft zu überbringen.< Alle lachten, weil wir, glaube ich, gerade dasselbe dachten. Ich schmiss meine Tasche auf den Boden und setzte mich auf die Couch, die gegenüber von Staceys und Jamies Couch war. >Also, was macht ihr grad?< >Wir wollten uns gerade einen Film angucken und Popcorn machen. Du bleibst doch noch, oder?< Ich hatte zu morgen, zum Glück, keine Hausaufgaben auf, also könnte ich noch ein Weilchen bleiben. >Klar.< >Supi! Dann mach ich schnell Popcorn und ihr könnt schon mal den Film rein schmeißen.< Olivia und Jillian ließen sich neben mir auf die Couch fallen. Jamie holte aus einem Schrank eine DVD und schob sie in den DVD-Player. >Was hast du angemacht?< Er drückte auf einen Knopf und ließ sich dann mit der Fernbedienung wieder auf die Couch fallen. >Wirst du gleich sehen.< Die Vorschau begann und dann wurde der Titel eingeblendet. Hangover. Stacey kam wieder mit dem Popcorn und reichte jedem eine Schüssel. Ich ließ mich weiter nach hinten sinken und bereitete mich auf meinen ersten Lachflash vor.
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