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Louis' POV:

Tatsächlich brach der Herbst rasch herein, und Ende Oktober wettete ich schon immer mit Ella, eines Morgens zu einem verschneiten London aufzuwachen. Doch bis diese Befüchtung wirklich eintrat, genossen wir noch die letzten Tagen unserer Semesterferien, bevor wir wieder unsere Freiheit an die schäbigen Hörsälen der Uni verschenken mussten.

Das taten wir indem wir gemeinsam mit Harry oft abends kochten und anschließend irgendwelche kitschigen Liebesfilme sahen, während die beiden sich die Augen ausheulten, wohingegen ich mir bloß von Zeit zu Zeit ein Gähnen verkniff.

Aber obwohl ich mich bei solch seichten Handlungen, die von vorne rein zu erwarten waren, langweilte, gefiel es mir umso besser, wie mein Freund sich so zwei Stunden durchgängig ankuschelte und sich von mir erklären ließ, was auf dem Bildschirm passierte.

Manchmal kamen auch sein bester Freund Ashton oder Luke vorbei, der sich Ella immer mehr angenähert hatte. Wann immer die beiden nebeneinander auf der Couch hockten, legte der Blondschopf nach einer Weile heimlich seinen Arm um ihre Schultern, sodass sie sich binnen weniger Minuten an ihn lehnte.

Zwar stritt Ella vehement ab, dass zwischen ihnen etwas lief, jedoch war ich natürlich schlau genug, um zu registrieren, wie sie sich sichtlich ineinander verguckten - immerhin war das verliebte Strahlen, welches sie Luke schenkte, unübersehbar. Und insgeheim hatte ich schon seit Anbeginn unserer Freundschaft darauf gehofft, die beiden irgendwann zusammen bringen zu können.

Nur taten die beiden das scheinbar von ganz allein, wodurch ich mich umso mehr auf Harry konzentrieren konnte. Denn obgleich ich noch so verliebt wie am Anfang war, wurde dieser Nebel, der mir die Sicht zu versperren schien, zum Verhängnis, da ich plötzlich in meiner Wohnung aufräumen musste.

War ich eigentlich ein ziemlich unordentlicher Mensch, der auch mal drei Wochen vergessen konnte, seine Wäsche zu sortieren, war Harry darauf angewiesen, sich auf feste Wege verlassen zu können. Und wenn ihm auf einmal ein Haufen Klamotten vor die Füße kam, stolperte er fluchend, in der Hoffnung, sich an irgendetwas festkrallen zu können. Entweder eilte ich ihm dann zu Hilfe, oder die Waschmaschine oder Kommode im Flur mussten daran glauben. Allerdings konnte er mir deswegen nie lange böse sein, weshalb ich uns nach dem Schock immer Kakao machte, ihn auf die Couch verfrachtete und endlich mal meinen faulen Hintern hochbekam.

Abgesehen davon schwebte ich nach wie vor auf Wolke 7, jede Sekunde, die ich an seiner Seite verbrachte, von seiner atemberaubenden Schönheit verzaubert und seiner engelsgleichen Stimme, die jeden noch so kahlen Raum mit Leben füllen konnte.

Eines Abends, als wir nach einem ausgiebigen Sparziergang im Bett lagen, herrschte angenehmes Schweigen zwischen uns, ehe er sich räusperte. Sein Arm, der in seinem Lieblingspulli steckte, legte sich über meine Brust, danach flüsterte er knapp an meinem Ohr vorbei: "Mum würde dich gerne kennenlernen. Was hältst du davon?" Schmunzelnd umfasste ich seine Hand, damit ich sie zu meinen Lippen führen und sie küssen konnte.

"Das klingt nach einem guten Plan", erwiderte ich, woraufhin er sein Gesicht erleichert in meiner Halsbeuge vergrub, auf deren Haut er nun kleine Küsse hauchte. "Ich hatte echt Angst, sie könnte uns nicht akzeptieren", nuschelte er schließlich, wofür ich meinen Kopf drehte und mit einer Hand sanft über seine Wange strich. "Das wird sie", murmelte ich beruhigend, dann beugte ich mich kurz über ihn, um die Nachttischlampe auszumachen.

Am nächsten Morgen hingegen war er trotzdem mehr als nervös, sobald er sich an den Frühstückstisch setzte, sein Handy in der Hand. "Sie hatte vorgeschlagen, dass wir heute Abend zum Essen kommen könnten. Ist das okay?" Auf meine knappe Zustimmung hin wählte er ihre Nummer und sprach kurz darauf mit ihr.

Harrys POV:

Ich wusste nicht wirklich, ob Mum wirklich verstanden hatte, dass ich einen festen Freund hatte. Denn obwohl ich ihr selbstverständlich von Louis berichtet hatte, klang es für mich nicht so, als habe sie tatsächlich begriffen, dass ich ihr dadurch meine Homosexualität beichtete, sondern eher, als würde sie annehmen, Louis war nur ein sehr guter Freund - dafür war sie zu euphorisch, statt erst einmal misstrauisch zu sein, schließlich gehörte sie normalerweise zu der Sorte Mensch, die solchen Dingen gegenüber eher weniger aufgeschlossen waren. Dennoch hakte ich nicht nach, nachdem ich ihr für heute Abend zugesagt hatte und sie sich wie ein kleines Kind an Weihnachten freute.

Abends dann überwog doch die Nervosität, sodass ich wie ein Irrer durch die Wohnung tigerte, während Louis versuchte, mich irgendwie zu beruhigen. "Das wird schon, Haz. Sie hat dich bestimmt nicht falsch verstanden", besänftigte er mich, wobei ich nicht wirklich zuhörte, zu sehr in Gedanken versunken. "Wie viel Uhr haben wir?", fragte ich garantiert zum hundersten Mal innerhalb der letzten halben Stunde, woraufhin er seufzend erwiderte: "Kurz nach sieben. Um acht sind wir erst eingeladen. Entspann dich, Schatz."

Ich vernahm, wie er sich von dem Sofa erhob und sich vor mich stellte, um die Arme um mich zu schlingen und seine Stirn gegen meine zu lehnen. "Und egal, wie sie reagiert, ich werde auf dich aufpassen", versprach er, was mich zum Schmunzeln brachte. "Danke", flüsterte ich, meine Stimme mit einem leichten Kratzen belegt.

Eine Stunde später war es dann endlich soweit: Louis parkte in der Einfahrt unseres Hauses, bevor er mir aus dem Sitz half und mich zur Eingangstür führte. Diese wurde prompt mit einem Klacken geöffnet und anhand des direkt aussträmenden Parfüms, das mir so vertraut war, dass ich es unter hundert anderen wieder erkannt hätte, konnte ich Ella identifizieren, die mich sofort zu sich zog.

"Ich hab dich vermisst", kicherte sie in meinen Nacken, weshalb ich ihr behutsam über den Rücken strich, weil ich genauso fühlte - auch wenn wir uns erst vor zwei Tagen gesehen hatten. Wir lösten uns wieder voneinander, damit auch Louis sie begrüßen konnte, danach traten wir in die wortwörtliche Höhle des Löwen: Sobald ich in der Küche stand, fühlte ich die hitzige Atmosphäre und die Angespanntheit meiner Mutter.

Entweder war sie einfach nur noch aufgeregter als ich, oder hatte echt angenommen, ich würde ihr  nur einen Freund vorstellen, weswegen sie durch die Tastsache, dass Louis und ich Händchen hielten, natürlich aus ihren Fugen gehoben wurde. Was auch immer zutreffen mochte, sie schwieg, weder mich umarmend, noch Louis die Hand schüttelnd.

"Mum?", brach Ella irgendwann die Stille, wodurch mir unendlich heiß wurde und ich das Gefühl hatte, zu ersticken. Ich musste keine funktionierenden Augen haben, um sehen zu können, dass diese sich ganz und gar nicht wohlfühlte, da sie mittlerweile leise aber deutlich schnaubte.  "Du bist also Louis?", presste sie nach einer gefühlten Ewigkeit hervor, was Louis mit einem Räuspern bestätigte.

Er ließ meine Hand los, wahrscheinlich, damit er ihre schütteln konnte, doch noch ehe er einen Schritt in ihre ungefähre Richtung tun konnte, fuhr sie fort: "Halten beste Freunde immer Händchen?" Es war eine lauernde, vor Sarkasmus triefende Frage, auf die sie keine wirkliche Antwort erwartete. "Mum", zischten Ella und ich unisono, während ich spürte, wie sich meine Schwester schützend neben mich stellte, so wie sie es immer tat, wenn unsere Mutter wegen irgendwas an die Decke ging.

"Wir sind keine besten Freunde", lachte Louis unsicher, woraufhin Mum abermals schnaubte. "Das hat Harry aber anders angekündigt." Ihre Stimme erklang rasiermesserscharf, weshalb ich direkt protestierte: "Nein Mum, ich hab gesagt, dass er mein fester Freund ist." Abfällig schnaubend entfernte sie sich auf ihren hohen Absätzen von uns, bis sie sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen ließ.

"Ich hab keinen schwulen Sohn", sagte sie ungläubig, was mir einen Stich im Herz verusachte. Ella umklammerte helfend meinen Unterarm, mich zu Mum schiebend. Auch Louis stellte sich neben mich und ich spürte, wie er seine Hand oberhalb meines Steißbeins platzierte. Trotzdem begann ich, unkontrolliert zu zittern. Ich hatte es geahnt. Tief im Inneren hatte ich gewusst, dass sie ihre Meinung nicht geändert haben würde, auch wenn Louis mir dahingehend hatte Mut machen wollen.

Und nun stand ich hier, wie ein begossener Pudel und gab mein Bestes, nicht in Tränen auszubrechen. "Mum ich-", versuchte ich es, wurde allerdings harsch von ihr unterbrochen: "Ich habe dich nicht dazu erzogen, ein Schwuchtel zu sein." Die Worte spuckte sie mir lediglich vor die Füße, wodurch mir schwindelig wurde. "So können Sie Ihren Sohn doch nicht nennen!", empörte Louis sich wütend, woraufhin sie bloß gehässig lachte.

"Und ob ich das kann. Sie sind immerhin auch einer!" "Mum, lass das!", schaltete sich Ella jetzt ebenfalls ein, während ihre Nägel sich schmerzhaft in meine Haut bohrten, was mir jedoch fast egal war. Dass meine Mutter mich einen Schwuchtel nannte, war viel schlimmer.

"Daran bist du nur Schuld!", keifte jene nach einigen Sekunden und näherte sich uns wieder. Zwar stellte Louis sich schützend vor uns, doch ich registrierte, wie Mum nach Ella griff und sie von uns zog. "Nur wegen dir haben die beiden sich doch erst kennengelernt! Nur weil du so egioistisch warst!", schrie sie fast, weshalb ich erschrocken zusammenzuckte. "Mum!", begann Ella nun zu weinen, ehe Louis von mir weg trat und sie wahrscheinlich von Mum weg lotste.

"Wir gehen jetzt", entschied mein Freund bitter, woraufhin Mum nur genervt aufstöhnte. "Ja bitte! Solch eine Schande kann ich nicht ertragen!" Inzwischen schluchzte nicht nur Ella, sondern auch ich, weswegen ich mehr schlecht als recht durch den Flur stolpern konnte, bis Louis meine Hand packte und mich nach draußen in die kalte Abendluft drückte.

Tränen strömten mein taubes Gesicht hinunter und gerade wollte ich ins Auto steigen, da kam Mum auf mich zugeilt, mein Handgelenk fest umfassend. "Wag es ja nicht, noch einmal in mein Sichtfeld zu treten, bevor du dich von dem getrennt hast!", drohte sie mit tonloser Stimme, garantiert auch kurz davor, zu heulen.

"Harry", hörte ich Louis, wie er eindringlich von der anderen Seite des Autos auf mich einredete, doch ich blieb standhaft. "Dann mach dich darauf gefasst, mich nie wieder zu sehen!", entgegnete ich, ohne zu wissen, wie Recht ich damit tatsächlich hatte.


ich bin dieses mal so gar nicht zufrieden irgendwie... aber egal. meinungen zum kapitel?

was denkt ihr, bedeutet der letzte absatz?

gute nacht meine lieben, ich liebe euch. xx

ps: es wird nur noch 3-4 kapitel geben. macht euch auf drama gefasst muhahaha. (stellt euch jetzt so ein richtig böses, dreckiges lachen vor)



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