07
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und Harry zu seinem besten Freund Ashton aufgebrochen war, machte auch ich mich auf den Weg zum Kickboxtraining, ohne noch einmal nach Mum zu schauen, die sich in ihrem Schlafzimmer verbarrikadiert hatte und laut Musik hörte.
Als ich auf den Bus wartete, antwortete ich Louis per Whatsapp.
Ella: Ja, war sie. Ist wie immer ausgetickt. 🙄 Und Harry wird bestimmt ja sagen, ich kann dir seine Nummer geben, wenn du willst 🤗
Keine zwei Minuten später vibrierte mein Handy.
Louis: Soll ich nachher nochmal vorbeikommen? Dann würde ich Harry direkt fragen😊
Ella: Ja, gerne. Er wird sich sicher freuen. Er ist zwar bei seinem Kumpel, aber ich kann ihm sagen, dass er nachher wieder da sein soll
Louis: Wenn du mir die Adresse schickst, hole ich ihn ab
Also sandte ich Louis Ashtons Nummer, dann nahm ich für Harry eine Sprachnachricht auf, um ihm zu sagen, dass er ihn nachher abholen würde.
Sobald ich einige Zeit darauf in der Sporthalle neben den anderen Mitgliedern des Boxvereins stand und mich aufwärmte, fühlte ich mich bereits um einiges besser. Allerdings schien ich noch einen ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck zu tragen, da meine beste Freundin Eleanor mich mitten im Training anstupste.
"Alles gut?", erkundigte sie sich besorgt, woraufhin ich nur seufzte. "Stress mit meiner Mutter, wie immer." Sie legte die Stirn in Falten, bevor sie vorschlug: "Willst du bei mir übernachten? Wir könnten die ganze Nacht Filme gucken, um dich abzulenken."
Ich lächelte. "Danke, aber Louis kommt nachher vorbei. Nächstes Wochenende vielleicht." Zwar sah sie erst etwas enttäuscht zu mir, hob danach aber interessiert eine Augenbraue. "Ich könnte auch bei dir schlafen", meinte sie, was ich jedoch ablehnte.
"Nächste Woche ist es bestimmt besser", vertröstete ich sie, als sie die Mundwinkel nach unten zog, ehe ich einen gezielten Schlag auf den Boxsack vor mir ausübte.
"Sag mal, ist Louis eigentlich single?", fragte sie in einer Trinkpause so beiläufig wie möglich, was mich zum Grinsen brachte, denn ich wusste, dass El es schon seit einiger Zeit auf ihn abgesehen hatte. Kennen gelernt hatte ich sie direkt in der allerersten Vorlesung an der Uni, und schon nach wenigen Tagen war klar, dass wir zusammen passten wie die Faust aufs Auge.
Und genau deswegen bekam ich ganz genau mit, dass sie, wann immer sie ihn auf dem Campus erblickte, knallrot anlief und sich in seiner Gegenwart wie ein typisch verliebtes Teeniemädchen aus klischeehafzten Hollywoodfilmen verhielt.
Eigentlich hätte ich sie als beste Freundin bei ihrer Schwärmerei unterstützen müssen, doch ich hatte einmal nebenbei eine Bemerkung bei Louis gemacht, um anzudeuten, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hatte, die ihn nicht unbedingt begeistert hatte.
Weil ich schon seit Tagen überlegte, wie ich ihr beibringen sollte, dass ihre Traumseifenblase zerplatzen würde, nutzte ich jetzt die Gelegenheit, indem ich den Kopf schüttelte. "Nein, er hat einen Freund." Ihr klappte die Kinnlade hinunter, ihre Flasche sinken lassend. "Wie, er ist schwul?" "Bisexuell."
Augenblicklich weiteten sich ihre Augen , ehe sie schluckte. "Oh. Okay", murmelte sie, dann schraubte sie den Deckel wieder zu und verschwand zurück in die Halle. Zwar tat sie mir leid, aber die Tatsache, dass ich sogar fast die Wahrheit gesagt hatte, milderte es zumindest ein bisschen - schließlich dachte ich mit Vorfreude an heute Abend.
Louis' POV:
Pünktlich um 8 Uhr parkte ich vor dem Haus von Ashton und überlegte, ob es wirklich eine gute Idee war, Harry zu überrumpeln, immerhin kannten wir uns erst seit heute. Allerdings verflog diese Unsicherheit, sobald er aus dem Haus trat und Schritt für Schritt auf mich zulief und ich aufstand, um ihn zum Auto zu führen.
Denn obwohl er sich nur schüchtern bedankte und ich merkte, wie angespannt er war, bemerkte ich das Lächeln, welches sich auf seine Lippen gestohlen hatte und mich selbst ganz durcheinander brachte. Nachdem er neben mir saß und ich ihn angeschnallt hatte, startete ich erneut den Motor und fuhr uns zu ihm.
"Das mit eurer Mum tut mir leid", sagte ich nach einigen Minuten, was ihn seufzen ließ. "Das muss es nicht. Wir sind es gewöhnt, schätze ich." Durch den flüchtigen Blick, den ich ihm zuwarf, sah ich, wie er mit den Tränen kämpfte, weshalb ich schnell erwiderte: "Ich finde, Ella und du meistert das echt super. Sie hat mir erzählt, wie viel du ihr bedeutest."
Prompt lief er rot an und nestelte bescheiden an den Ärmeln seines Pullis. "Sie bedeutet mir auch unendlich viel", murmelte er, was so ehrlich klang, dass mir das Herz aufging. Man merkte, dass, obwohl ihm das Leben übel mitgespielt hatte, er trotzdem voller Liebe war - gerade im Bezug auf seine Schwester - und das bewunderte ich sehr.
Um kein unangenehmes Schweigen aufkommen zu lassen, erkundigte ich mich, was er mit seinem Kumpel getan hatte. "Meistens machen wir gemeinsam Musik. Er spielt Schlagzeug Klavier und ich singe. Wir feilen zusammen an eigenen Songs oder nehmen Covers auf", erklärte er mit leuchtenden Augen, die, obwohl sie auf den ersten Blick leer schienen, dennoch in gewisser Weise strahlten und schräg an mir vorbei schauten.
"Wow", sagte ich ehrlich beeindruckt, mich erinnernd, dass Ella mal erwähnt hatte, dass sie ihn oft begleitete, da sie Gitarre spielte und ebenfalls sang. "Stellt ihr die Cover online?" Er nickte. "Ja. Es macht mir unglaublich viel Spaß. Es ist... es ist eines der wenigen Hobbys, die ich noch machen kann." Trauer schwang in seinem Ton mit, doch er schüttelte sich einmal, danach fragte er: "Und was machst du so, wenn du nicht studierst?"
Ich grinste. "Deine Schwester nerven. Oder Fußball spielen. Oder singen. Ich spiel auch Klavier." Erstaunt hob er eine Augenbraue. "Cool!" Daraufhin versank jeder in seinen Gedanken, während der abendliche Himmel Londons an uns vorbeizog.
"Wieso wolltest du mich eigentlich abholen?" wollte er nach einer Weile, in der er nur die Stirn gegen das kühle Glas der Fensterscheibe gelehnt hatte, wissen. "Weil ich dich etwas fragen wollte", gab ich zu, weshalb er kicherte. "Und das hättest du nicht nachher tun können?"
"Na ja, um ehrlich zu sein, wollte ich mit dir allein dafür sein." Mittlerweile war ich auch schüchtern und wäre am liebsten zurückgerudert. "Oh", machte er bloß und ich atmete einmal tief durch, dann fragte ich: "Würdest du mit mir ausgehen?"
Das ließ ihn erst einmal verstummen, bis er irgendwann flüsterte: "Warum würdest du mit mir ausgehen wollen?" Der Schmerz, der unüberhörbar in seiner Stimme lag, ließ mich rasselnd durchatmen.
Zwar standen wir schon längst in der Einfahrt, aber ich zog einfach nur die Handbremse an und drehte mich zu ihm. "Ernsthaft? Weil du mich beeindruckst. Du bist wunderschön, wenn ich das mal so sagen darf."
"Echt?" Sein Kopf schnellte in meine Richtung, sodass ich im schwachen Licht der Außenbeleuchtung des Hauses ausmachen konnte, wie seine Augen glitzerten. "Aber ich bin doch blind", hauchte er ungläubig, woraufhin ich ihn vorsichtig am Knie berührte.
"Na und?" Seine Unterlippe bebte, so wie sie es schon heute Mittag getan hatte, weswegen ich begann, ihm langsam über seinen Oberschenkel zu streichen. "Glaub mir, ich finde dich atemberaubend." "Wow ich... ich weiß nicht, was sich sagen soll", stammelte er, was ich total süß fand. "Wie wärs mit ja?", schlug ich schmunzelnd und hoffnungsvoll vor, was er mit einem Nicken beantwortete.
Überglücklich nahm ich seine Hand, um sie zu drücken. "Du kannst es zwar nicht sehen, aber du darfst dir ein breites Grinsen vorstellen." Er lachte kehlig, bevor er sagte: "Lou, ich kann es mir so gut vorstellen, denn um ehrlich zu sein, finde ich dich auch wunderschön."
meinungen? x
guys, ich brauche euer feedback: wie findet ihr es, dass die story aus ellas und louis' sicht beschrieben wird? und was denkt ihr, wird noch alles passieren?
ich liebe euch. x
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