Willkommen in Bruchtal

Nach dem Auftreten der Elben, war Ceana schnell ihren Freunden gefolgt, und stand nun mit den anderen bei dem verletzten Kili.

Sie hatten einen schmalen Gang entdeckt, der aus der Höhle führte. Da es für den jungen Zwerg ziemlich schwierig sein dürfte selber zu laufen, hatte die Wölfin einen Vorschlag, der ihr normalerweise völlig gegen den Strich ging.


„Hebt ihn auf meinen Rücken, dann trag ich ihn", bedeutete Ceana den Zwergen und legte sich gerade hin, damit die anderen den Verletzten auf ihren Rücken wuchten konnten.

„Aber dann wird er wieder runter rutschen", zögerte Fili, der sich große Sorgen machte. Kili war kaum noch ansprechbar und würde garantiert nicht die Kraft haben sich auf ihr halten zu können. Verfluchte Orkklingen.

Wenn er von dem großen Wolf runter rutscht, könnte das seine Verletzung noch verschlimmern. Ceana spürte seine Angst um den dunkelhaarigen und seufzte.

„Dann setz dich mit rauf und halt ihn fest" Der Blonde tat wie ihm geheißen, und kletterte hinter seinen Bruder auf den Rücken der Wölfin. Er lehnte Kili an seinen Oberkörper und hielt ihn mit einem Arm fest umschlungen, während er sich mit der anderen Hand in das schwarze Fell krallte. Es wackelte kurz als Ceana sich wieder aufrichtete, jedoch musste Fili feststellen das er auf ihrem breiten Rücken bequem Halt fand.


Der Rest des Weges war zwar ziemlich schmal, aber dennoch unbeschwert, und so kam die Gruppe schnell in Bruchtal an.


Ihr Blick schweifte staunend über die weißen offenen Häuser, mit ihren großen Balkonen, die vielen grasbewachsenen Flächen und den Fluss, der sich weit unter ihr durch das Tal zog. Auf einem runden gepflasterten Platz, der hinter der geländerlosen Brücke zu Bruchtal lag, wurde sie bereits von einigen Elben erwartet. War ja klar.


Sie erinnerte sich an die letzte Begegnung mit diesen Kriegern, die viele hundert Jahre zurück lag, und vermutete das es Vorsichtsmaßnahmen von Elrond waren. Schließlich wusste er, das sie früher oder später in seinem Reich ankommen würde.

Sie trauten ihr nicht ein kleines Fleckchen des Weges. 400 Jahre in Abgeschiedenheit, reichten anscheinend nicht, um ihr zu glauben das sie sich geändert hatte.


Die Jägerin stoppte wenige Meter vor ihnen und musterte sie mit ihren tiefblauen Augen, während die Zwerge dem verwundeten und seinem Bruder von ihr runter halfen.


Die Wachen waren angespannt und hatten ihre Waffen griffbereit, für den Fall das die Wölfin auch nur einen falschen Atemzug tat, und Ceana tat es ihnen gleich. Auch sie spannte sich instinktiv an und die Luft um sie herum schien zu knistern. Eine nervenzehrende Stille trat ein, in der weder die Elben, noch die Wölfin, auch nur einen Muskel bewegten.


Ceana wurde die Situation eindeutig zu blöd. Ein plötzliches, tiefes Knurren trat aus ihrer Kehle und die Krieger griffen erschrocken zu den Waffen und zielten auf die große schwarze Wölfin vor ihnen. Ceana amüsierte die Situation so sehr, das ihr Maul tatsächlich aussah als würde sie grinsen.


Nur weil sie schwor sich zu fügen, hieß das ja nicht, das sie sich nicht etwas Spaß gönnen konnte.
Die Wölfin lies eine Reihe weißer, scharfer Zähne blitzen und bemerkte erfreut wie nervös die Krieger wurden.


„Na was ist los? Habt ihr Angst?", fragte sie die Elben spöttisch, gefolgt von einem düsteren Lachen. Oh ja, sie liebte dieses Spiel. Sie würde nicht ernsthaft angreifen, aber es machte ihr sichtlich Spaß zu sehen, wie ihre 'Opfer' mit sich haderten und ihnen die Situation zunehmend unangenehmer wurde.


Genau in diesem Moment kam der Reitertrupp in Imladris an, der vor wenigen Augenblicken die Wargreiter in die Flucht schlug. Sie umkreisten die Gefährten, die sofort zu ihren Waffen griffen.

„Ihr solltet es nicht übertreiben, Jägerin!", mahnte im selben Moment eine strenge Stimme.

Ceana wusste sofort zu wem sie gehörte, seufzte still und beendete ihr kleines Spiel. Die Krieger senkten ihre Waffen und entspannten sich als sie ihren Herrscher sahen. Ihre Gedanken verfluchten ihn.
Spielverderber.


Der große Halbelb stieg von seinem Rappen ab, allerdings nicht, ohne die Jägerin dabei aus den Augen zu lassen. Die restlichen Reiter taten es ihm gleich, hielten aber weiterhin die Zwerge in Schach.


„Herr Elrond", begrüßte sie ihn knapp und senkte zwar demütig, aber dennoch Stolz ihren Kopf. Ganz unterwerfen würde sie sich nie, auch ihm gegenüber nicht. Elrond überging diese Tatsache, wusste er doch über den Charakter der Wölfe.

Dennoch ist und würde, Elrond der einzige bleiben, dem sie überhaupt ansatzweise Demut gegenüber zeigte. Hatte dieser Elb ihr schließlich eine zweite Chance gegeben.


„Lang ist es her seit wir uns sahen Ceana", erwiderte der Herr Bruchtals, dessen Stimme nun einen freundlicheren Klang angenommen hatte, bevor ihm etwas auffiel, was nicht ins Bild passte. Er ließ noch einmal kurz seinen Blick schweifen, bevor er Ceana misstrauisch ansah, die seinen Blick nur traurig erwiderte.
Sie ahnte was ihm durch den Kopf ging.


„Mein Herr Elrond", mischte sich schnell Gandalf ein, dem Elronds plötzlicher Stimmungswandel nicht verborgen geblieben war. Doch dafür blieb später noch genug Zeit.

„Gandalf", begrüßte ihn der schwarzhaarige Elb und ließ seinen Blick über die Zwerge schweifen. „Welch nette Begleitung."

Man konnte die Abneigung gegenüber Zwergen aus seiner Stimme heraus hören, was ihm grimmige Blicke seitens der Gefährten einhandelte, die Elrond aber schlichtweg ignorierte. Vor allem Thorin warf dem Elb einen erbosten Blick zu. Die Überheblichkeit der Elben stank zum Himmel.

Sie wechselten gegenseitig einige Worte, die nicht unbedingt die freundlichsten waren, aber was will man erwarten wenn Zwerge auf Elben treffen.

Schließlich sagte Lindir, der neben Elrond stand, etwas auf elbisch, was keiner der Zwerge verstand.
„Sollte das etwa eine Drohung sein?", erboste sich Gloin sofort.
„Ganz im Gegenteil, Herr Zwerg", sagte Gandalf amüsiert darüber. „Es war eine Einladung zum Essen."

„Na wenn das so ist..."
Damit waren natürlich alle zufrieden, denn ihnen knurrten bereits mal wieder die Mägen

„Wir danken euch, mein Herr Elrond", verneigte der Graue sich leicht, bevor er einen besorgten Blick zu den Zwergen warf. „Einer unserer Gefährten ist verwundet und braucht eure Hilfe."

Elrond nickte und bedeutete zwei Elben zu ihm zu kommen. „Bringt ihn in die Hallen der Heilung. Ihm soll sofort geholfen werden." Da war sie wieder, die Hilfsbereitschaft der Elben.

Die restlichen Zwerge sahen Kili nach, der sofort weggebracht wurde, und Fili bestand darauf bei seinem Bruder sein zu dürfen. Er würde später nachkommen und für Kili dann etwas mit nehmen. Für die anderen war es in Ordnung, und so folgten sie Lindir auf den Weg nach drinnen. Elrond indessen, wand sich noch einmal an Ceana.


„Nun denn, Willkommen in Bruchtal, Jägerin"

„Ich hoffe doch ihr wisst wie ihr euch zu benehmen habt.", mahnte der Elb misstrauisch, als er die Treppen hinaufstieg und Ceana ihm bis jetzt schweigend folgte.

„Ich werde mir Mühe geben.", versicherte sie ihm etwas genervt. Ihr Spott war nicht zu überhören. Für was hielt er sie eigentlich. Sie war früher vielleicht böse und extrem grausam, aber sie wusste trotzdem wie man sich zu führen hat.

„Schön, fangen wir damit an das ihr hier in Bruchtal nicht als Wolf herumlauft.", befahl er am Ende der Treppe und wandte sich zu ihr um. Ceana starrte ihn mit großen Augen geschockt an. Sie verwendete nur extrem selten ihre menschliche Gestalt, und erst recht nicht wenn sie dazu gezwungen wurde. Alles in ihr sträubte sich.

Sie schüttelte den Kopf und trat zwei schritte nach hinten. Sie mochte ihre Menschliche Gestalt nicht. In der war sie schwach und Ceana hasste Schwäche.


„Ceana!", mahnte Elrond streng. Er sah wie sie mit sich selber haderte, zeigte jedoch kein Erbarmen. Warum auch, sie musste sich fügen, ob sie wollte oder nicht.
Schließlich gab die schwarze Wölfin nach und wandelte sich zu einer hübschen Frau.

Sie war froh das sie nach einer Wandlung ihre Kleidung noch trug. Ein Vorteil wenn man durch Magie erschaffen wurde.Die Blöße nach einer normalen Wandlung nackt vor dem Elb zu stehen, hätte sie sich im Leben nicht gegeben. Da hätte sie sich lieber von ihm töten lassen.


„Ihr müsst lernen euch anzupassen Ceana, und da ist es nicht förderlich als riesiger Wolf durch die Gegend zu streifen und Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.", versuchte er ihr zu erklären, und seine Stimme wurde einen hauch sanfter. Er konnte in etwa ahnen wie sie sich gerade fühlte, aber da musste sie jetzt durch, und auch wenn Ceana sich noch schwer tat, wollte er sie nicht gleich aufgeben. Sie hatte ja schon ein Stück weit bewiesen, das sie sich ändern konnte, und so lange in Verbannung zu leben, war mit Sicherheit nicht leicht für sie.

„Kommt nun Jägerin, eure Verletzungen müssen versorgt werden. Danach könnt ihr etwas zu euch nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen.", sagte er schließlich und ging weiter voraus. Natürlich, warum sollte ihm die klaffende Wunde auf ihrer, nun menschlichen Schulter, auch entgangen sein. Ein weiterer Beweis für ihre Schwäche. Die Wunde schmerzte nun höllisch.

Ceana folgte ihm geknickt, hielt es aber für sinnvoller, nichts mehr zu sagen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top