Umzingelt

Es dauerte zum Glück nur wenige Stunden bis Ceana wieder zu sich kam. Die meisten der Zwerge hielten gerade einen Mittagsschlaf, als die schwarzhaarige langsam die Augen öffnete. Sie blinzelte mehrere Male, und drehte ihren Kopf zur Seite, als die grelle Mittagssonne ihr direkt in die Augen stach. Schützend hob sie ihrem rechten Arm, um ihr Gesicht von der Sonne abzuschotten, und stöhnte leise. 'Kann mal jemand das Licht ausmachen.'

Durch ihre sachte Bewegung, wurde Fili auf Ceana aufmerksam, der ebenfalls etwas vor sich hin gedöst hatte. Noch leicht benommen blickte er nun nach unten.

„Ceana?", nuschelte er, und war im Bruchteil einer Sekunde hellwach. „Ceana"

Erleichtert, sie endlich wieder bei Bewusstsein zu sehen, fuhr er ihr lächelnd über das schwarze Haar.

Ceana nahm diese Berührung nur am Rande wahr, versuchte in der Zeit sich ihrer Situation bewusst zu werden. Langsam nahm sie ihren Arm wieder runter, kniff noch einmal kurz die Augen zusammen und sah sich anschließend um.

Ihre blauen Augen wanderten durch das Lager, erblickten die anderen, die zufrieden schlummerten, bevor ihr Blick auf ihren eigenen Beinen hängen blieb.

Sie stutzte. Warum war sie ein Mensch?

Bevor Ceana sich richtig Gedanken darüber machen konnte, warum sie in Menschenform war, fiel ihr alles wieder ein.

Die vergangene Nacht, die Trolle und schließlich sie selber. Wie sie das Böse frei ließ, um ihre Freunde zu retten.

Panisch keuchend und mit aufgerissenen Augen schreckte sie hoch, suchte noch einmal jeden Zwerg ab, um sich zu vergewissern das wirklich alle noch da waren. Ihr Atem wurde noch schneller und ihr Puls raste, da fehlten zwei Zwerge! Der Hobbit war auch nicht zu sehen.

Ihre Gedanken rasten.

'Ich habe sie doch nicht etwa...'

„Alles gut, wir sind hier", vernahm sie plötzlich eine ihr bekannte Stimme, und spürte wie sich im nächsten Moment zwei starke Arme um ihren Oberkörper schlangen. Schlagartig zuckte Ceana zusammen und drehte ihren Kopf nach hinten, um in das vertraute Gesicht des blonden Zwerges zu sehen. Er schien ihre Gedanken geahnt zu haben.

Sie brauchte einen kurzen Moment um zu begreifen, drehte sich in seinem Griff und schlang erleichtert und glücklich ihre Arme um seinen Oberkörper. „Fili!"

„Ja, ich", lachte er leise und drückte sie vorsichtig an sich.

Er war da, genauso wie Kili und Bilbo, die genau hinter ihm saßen und Ceana anlächelten. Alle waren sie da, keinem ist etwas zugestoßen.

Ceana fiel ein Stein vom Herzen.

Sie hatte es geschafft, wenn letztendlich auch nur mit Gandalfs Hilfe.

Doch dafür war sie dem Istari außerordentlich dankbar. Wäre er nicht rechtzeitig dort gewesen, dann...

Sie schüttelte schnell den Gedankengang ab, alles war gut, sie hatte es geschafft.

Es war ein kleiner Sieg, doch er bedeutete ihr viel.

Hatte sie es doch geschafft, dem Bösen nicht die Oberhand zu lassen.

Etwa eine Stunde später, war die Gruppe wieder unterwegs.

Ceana hatte wieder die Gestalt der Jägerin angenommen, da es für sie die bequemste und sicherste Art zu reisen war. Sie trottete neben Bilbo und lauschte seinen Erzählungen über das Auenland.

„Unsere Feste sind wirklich sehr erheiternd, und erst das Bier, das muss man probiert haben. Es ist das beste im ganzen Auenland", plauderte er munter und Ceana schenkte ihm immer wieder mal ein lächeln. Dem Hobbit schien es große Freude zu bereiten, wenn er jemanden seine Geschichten erzählen konnte, den das auch wirklich interessierte.

Gandalf ritt an der Spitze des Zuges, kurz hinter Thorin, der aufmerksam die Gegend im Auge behielt. Den Gesprächen der anderen schenkte er keine Beachtung, und der Zauberer hatte anscheinend mal keine Lust zu ihm etwas zu erzählen.

Der warf immer wieder einen verstohlenen Blick über seine Schulter, in Ceanas Richtung, und musterte Gedanklich die Wölfin.

Kurz nachdem sie die Höhle verlassen hatten, waren sie auf Radagast gestoßen, und was dieser dem Zauberer offenbarte, wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen.

„In Dol Guldur regt sich das Böse, und es hat sich Verstärkung geholt."

„Wie meinst du das, Radagast?"

„Ein weißer Wolf Gandalf"

„Das war bestimmt nur ein weißer Warg"

„Nein Gandalf. Ein Warg strahlt nicht so eine Boshaftigkeit aus.

Sollte er es wirklich gewesen sein.

Sollte es wirklich der verschwundene Bruder gewesen sein.

Zum Bösen zurückgekehrt.

Bevor er aber auch nur einen weiteren Gedanken daran verlieren konnte, ertönte plötzlich ein alarmierender Ruf von Thorin.

„Zu den Waffen, wir werden angegriffen!"

Bilbo schrak sofort aus seinen Geplauder auf. Panik überkam den Hobbit und er sah sich hektisch um. „Was?!"

„Wargreiter!", rief Ceana ihm zu, als nur Sekunden später der erste auf die Gruppe zusprang.

Zum Glück hatte Kili schnell genug reagiert, und jagte dem Ork einen seiner Pfeile durch den Schädel.

„Da kommen noch mehr!", brüllte Dwalin zu der Gruppe, worauf alle ihren Ponys die Sporen gaben.

„Ich lenke sie ab!", rief Ceana den Zwergen zu und stürmte auf die Wargs los. Die Zwerge ritten so schnell wie es die Ponys hergaben auf die offene Ebene.

Ceana stürmte immer wieder auf die Orks zu, um sie von der Zwergengruppe fern zu halten. Geschickt wie sie war, und bis zur Perfektion hatte lernen müssen, wich sie den Hieben der Orkklingen aus, wenn sie nur um haaresbreite an ihnen vorbei setzte.

Die Zwerge waren von ihren Ponys gesprungen und nutzten die großen Felsen, die überall aus dem Boden heraus stachen, für eine kurzzeitige Deckung, bis die Wargreiter an ihnen vorbei, und damit außer Sichtweite waren.

So ging es eine ganze Weile weiter, bis einer der Orks jedoch den Zwerg bemerkte, der gerade hinter einem Fels Deckung suchte. Die Zwerge pressten sich dicht an den Fels, als über ihnen ein Schatten auftauchte, der bereit war, sich jeden Moment auf die Gefährten zu stürzten.

Ceana stürmte vor, setzte zum Sprung an und rammte den Warg in die Seite. Die Wucht des Aufpralls riss das Tier samt seinem Reiter unter lauten Kreischen von den Beinen, und schleuderte es einige Meter über den kargen Boden.

Durch diese heftige Breitseite, durchzog ein heftiger Schmerz Ceanas linke Schulter. Sie verlor dadurch ebenfalls das Gleichgewicht, und fiel dem Warg hinterher, kam aber einen kurzen Augenblick später wieder auf die Beine. Gerade rechtzeitig.

Der Warg hatte sich schnell wieder aufgerappelt, und keifte wütend. Sein orkischer Reiter stand ebenso schnell wieder auf den Beiden und zielte mit seinem Bogen auf Ceana, jedoch war einer von Kilis Pfeilen schneller. Er durchbohrte seinen Hals und ging röchelnd zu Boden.

Der Warg preschte in der Zeit auf die Wölfin zu, die nun innerlich grinsen musste. Hartnäckig waren sie ja, diese Viecher.

Bevor er aber nach ihr schnappen konnte, hatte Ceana sich schnell gedreht und ihre Zähne in den Nacken des Warges geschlagen. Mit einer kräftigen Ruck riss sie ihn seitlich herum, und brach ihm somit lautstark das Genick.

Durch das Gekreische des Orks, wurden auch die restlichen Warreiter alarmiert. Die holten auch schnell auf und stürmten nun auf die Gefährten zu. Sie kamen von alle Seiten und umzingelten die kleine Gruppe innerhalb weniger Augenblicke.

„Haltet Stand!", brüllte Thorin und zog sein Schwert.

Die anderen folgten seinem Beispiel und griffen ebenfalls zu ihren Waffen, als genau in diesem Augenblick Gandalf, im Fuße eines Felsens, hinter ihnen auftauchte. In dem Moment stellte sich Ceana die kurze Frage, wann dieser eigentlich verschwunden war.

„Hierher ihr Narren!", rief er ihnen zu, und verschwand plötzlich von der Bildfläche. Bilbo war als erstes an der Stelle, wo vor wenigen Sekunden noch der Zauberer stand, und blickte einen kleinen Abhang hinunter.

„Ein Tunnel!", rief er den Zwergen zu, obwohl er noch nicht einmal wusste ob es sich tatsächlich um solchen handelte. Anscheinend ging er einfach davon aus.

Ceana hielt die Wargreiter in Schach, während die Zwerge taten wie ihnen befohlen.

Oin und Bombur waren die ersten, die Bilbo hinterher sprangen, gefolgt von Balin, Bifur und Nori. Thorin und Dwalin schalteten gerade einen weiteren Warg aus, als Dori und Gloin den Anhang runter rutschten.

Nun hechteten auch die Brüder, gefolgt von Dwalin und Thorin auf den Fels zu, als Kili mit einem Aufschrei zu Boden ging. Einer der Orks hatte ihm einen Pfeil in das Bein gejagt, und stürzte nun auf die Zwerge zu.

Schnell rappelte Kili sich mit Hilfe seines Bruders auf, und wollte ebenfalls einen Pfeil spannen, als Ceana vorsprang und die beiden Zwerge kurzerhand in den Tunnel hinunter stieß. Blitzschnell wandte sie sich wieder um, und wollte dem Untier samt seinem Reiter gnadenlos ein Ende bereiten, als ein Pfeil den Ork durchbohrte, gefolgt von einem weiteren, der den Warg den Gar aus machte.

Bevor Ceana wirklich registrieren konnte, woher die Pfeile kamen, ertönte ein Elbenhorn, dem eine Gruppe berittener Elben folgte. Sie ließen einen Pfeilhagel auf die Warge los.

Den stolzen Elb, auf seinem rabenschwarzen Pferd, der diese Gruppe anführte, hätte Ceana unter tausenden sofort wieder erkannt.

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