Neue Eindrücke

Den beiden Verwundeten ging es schnell besser, und so durften sie nach einer weiteren Woche die Hallen der Heilung verlassen, allerdings nur unter der Voraussetzung sich weiterhin zu schonen. Dies hatten beide natürlich brav bejaht, wobei Kili innerlich die Augen verdreht hatte. Auf solche Anordnungen gab er nicht viel, und erst Recht nicht wenn sie von einem Elben kamen. Außerhalb der Hallen verabschiedete der Zwerg sich vorerst von Ceana, um seinen Bruder und die anderen der Gruppe zu suchen. Die Jägerin grinste leicht, als sie dem Wirbelwind hinterher sah, bis sie Schritte neben sich vernahm.

„Ihr wollt euch nach dieser Reise sicher noch etwas ausruhen", begann der Halbelb, und wie aufs Stichwort kam eine braunhaarige Elbin herbei geeilt.

„Nimel ist eines unserer Dienstmädchen. Sie wird Euch für die Dauer eures Aufenthalts zu Verfügung stehen.", fuhr er fort, und Nimel verneigte sich kurz und begrüßte die perplexe Ceana freundlich. So etwas wie ein eigenes Dienstmädchen kannte sie nicht, das war damals nur der Luxus ihres Herrschers. Elrond bemerkte ihren verwirrten Blick.

„Wenn Ihr etwas brauchen solltet, so ruft einfach nach ihr.", lächelte der Herr Bruchtals, bevor er sich mit einen leichten Nicken abwandte und die beiden Frauen alleine ließ.

Ceana lächelte bemüht freundlich, und ließ sich von Nimel ihre Gemächer zeigen.

Nachdem Nimel die Schwarzhaarige Jägerin durch die hellen Gefilde Bruchtals geführt hatte, kamen sie an ihrem neuen Gemach an. Vor der großen Tür verneigte die schöne Elbin sich noch einmal.

„Ich werde euch gleich was zu essen bringen Herrin.", sagte sie und eilte mit schnellen Schritten davon. Ceana schaute ihr noch kurz hinterher, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Herrin, ein komisches Gefühl so genannt zu werden, und wirklich anfreunden würde sie sich damit wohl nicht können.

Ihre Augen wurden groß, als sie den hellen Raum betrat, den sie für den Rest ihres Aufenthalts beziehen durfte. Die Jägerin war sichtlich verblüfft, das Elrond ihr ein so schönes Zimmer zur Verfügung stellte, und es freute sie innerlich. Es bestand aus weißem Stein und hatte zum Teil offene Seiten, was wohl die Fenster sein sollten.

Nach einigen Minuten, in denen sie einfach nur die neue Situation auf sich wirken ließ, schritt Ceana auf ein Marmorbecken zu, welches an einer Seite des Raumes stand und mit klarem Wasser gefüllt war. Sie spritzte sich das kühle Nass ins Gesicht, und atmete tief durch, bevor sie nachdenklich durch den Raum trat.

Dabei entdeckte sie eine weitere Tür im Zimmer, welche zu einem angrenzenden Badezimmer führte.

Auch hier sah sie sich staunend um, denn wie so vieles, kannte Ceana auch so etwas nicht. Hygiene war für sie bislang leider ein Fremdwort. Das sie noch nicht wie ein Troll stank, lag allein daran das sie bis jetzt meistens als Wolf unterwegs war.

So stand sie nun etwas hilflos vor der großen bronzefarbenen Badewanne, als plötzlich die Tür zu ihrem Gemach aufging, und Nimel mit einem großen Tablett herein kam.

„Euer Essen Herrin. Ich hoffe es schmeckt euch." Sie bemerkte den etwas unsicheren Blick der Jägerin und eilte mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu ihr.

„Oh verzeiht, ihr möchtet bestimmt ein Bad nehmen. Ich werde sofort Wasser einlassen.", sagte sie schnell und machte sich eilig ans Werk, während Ceana in ihren Schlafraum zurück ging. Sie nahm das Tablett in Augenschein, welches ihr Dienstmädchen auf den Tisch einer kleinen Sitzgruppe gestellt hatte.

Es war mit allerlei Speisen gefüllt, wovon Ceana die meisten nicht kannte. Das einzige was sie bis zum heutigen Tag Nahrung nannte, waren entweder selbst erbeutete Tiere oder Fleisch von Elben und Menschen, was Sauron bevorzugt hatte. Ab und zu war auch mal ein Ork dabei, der bei seinen Aufträgen versagt hatte, und ihnen zum Fraß vorgeworfen wurde. Widerlich schmeckende Viecher. Der Gedanke daran, ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen, und sie verdrängte ihn schnell wieder.

Nachdem Ceana sich vorsichtig eine Weintraube in den Mund schob, leerte sie mit zunehmenden Appetit das ganze Tablett. So etwas leckeres hatte sie noch nie auf ihrer Zunge schmecken dürfen, und sie musste sich zusammen nehmen, um nicht einfach alles wild in sich rein zustopfen.

Es gab hier so viel neues, das Ceana sich stellenweise vor kam wie ein kleines Kind, dem man erst alles zeigen musste. Ein beklemmendes Gefühl.

Nachdem Ceana mit ihrem Essen fertig war, kam auch schon die braunhaarige Elbin wieder ins Zimmer und lächelte vergnügt, als sie das leere Silbertablett sah. Ein besseres Kompliment konnte es kaum geben.

„Freut mich das es euch geschmeckt hat Herrin. Das Badewasser ist auch fertig.", lächelte Nimel die schwarzhaarige freundlich an und räumte das Tablett vom Tisch, worauf Ceana sich mit einem Kopfnicken erhob und ins Bad ging. Leichter Dunst und ein wundervoller Duft nach Orangen stieg ihr in die Nase, als sie das Badezimmer betrat.

„Braucht ihr noch irgend etwas Herrin?", fragte ihr Dienstmädchen und wartete geduldig auf eine Antwort, mit der sich Ceana Zeit ließ, bevor sie überhaupt merkte, das ihr eine Frage gestellt wurde.

„Was? Oh, nein, ich habe alles danke. Ich möchte nur noch meine Ruhe wenn es genehm ist.", kam es schnell von Ceana, die nun anfing ihren braunen Gürtel von der schwarzen Tunika zu lösen.

„Natürlich Herrin. Falls ihr doch noch was benötigen solltet, ruft mich einfach.", lächelte Nimel wieder, verneigte sich höflich, und verließ flink Ceanas Gemächer. Elben waren wirklich gastfreundliche Wesen.

Nach sich Ceana auch ihre dunkelgraue Hose und die braunen Stiefel abgestreift, und ordentlich bei Seite gelegt hatte, stieg sie vorsichtig in die Wanne und ließ sich langsam bis zum Kinn in das warme Wasser rutschen. Der Badeschaum umspülte ihren Oberkörper und die wohltuende Wärme war wie Balsam, der sich um ihre blasse Haut legte. Sie seufzte wohlig auf, schloss ihre Augen und lehnte sich zurück. Genoss einfach diesen wundervollen Augenblick und dachte einfach mal an nichts.

Nach einer halben Stunde der puren Entspannung, tauchte sie einmal unter und begann sich abzuschrubben und ihre Haare zu waschen. Sie verspürte das erste mal in ihrem Leben richtige Sauberkeit. Oh Gott, wie war sie nur in der ganzen Zeit rumgelaufen. Das konnte man ja wirklich niemanden zumuten.

Während sie sich wusch, betrachtete sie sich ihre ganzen Narben, die an Armen und Beinen trug. Am Rücken hatte sie auch zwei, aber die konnte Ceana ja nicht sehen.

Diese ganzen Narben, waren Spuren ihrer Anfangszeit bei dem dunklen Herrscher. Trotz der Tatsache, das Sauron sie selbst erschaffen hatte, passierte es, das die Geschwister mit der Zeit ihren eigenen Willen entwickelten. Immer wenn sie sich nicht fügen wollten, bekamen Ceana und ihr Bruder die Peitschen der Bestienmeister auf brutalste Art und Weise zu spüren. War das nicht ausreichend, so übernahm Sauron die Folter. So lange, bis die beiden ihm wieder voll und ganz hörig waren.

Nach einer weiteren halben Stunde des Zurückdenkens, kletterte Ceana aus der Wanne, schnappte sich die sauberen Handtücher und trocknete sich ab. Dabei entdeckte sie einen Stapel Kleider, der fein säuberlich auf einer kleinen, steinernen Ablage lag. Naja, ihre alte Kleidung war wirklich nichts mehr wert. Sie war schmutzig und an vielen Stellen zerrissen.

Neugierig betrachtete Ceana den Stapel, faltete die neue Tunika auseinander und stellte zu ihrer Freude fest, das sie ihrer alten Kleidung ziemlich ähnlich war. Nur eben um einiges sauberer. Sie war genauso schwarz wie die alte Tunika, hatte aber noch silberne Verzierungen im Dekolletébereich. Die Hose war zwar dunkelbraun, passte aber auch sehr gut dazu.

Rasch zog Ceana sich an und stülpte zum Schluss noch die neuen, ebenfalls braunen, Stiefel über die Füße und verließ das Badezimmer.

Sie ging an ihrem Bett vorbei und dachte kurz daran sich etwas hinzulegen, entschied sich aber dann dagegen. Sie wollte sich lieber noch etwas in Bruchtal umsehen und die Ruhe an diesem wunderschönen Ort genießen.

Ceana öffnete die Tür ihres Gemachs, versuchte sich noch an den Weg zu erinnern, den sie mit Nimel gelaufen war, und schlenderte gelassen durch die Gänge Bruchtals.

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