Aufbruch ins Ungewisse
Zwei weitere Tage vergingen, in denen Ceana versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Die Worte Elronds wollten ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen, und so kam es ,das Ceana nun fest entschlossen auf den Eingangshof von Imladris zuschritt. Auf halbem Wege kam ihr Bilbo entgegen.
„Ceana, da bist du ja. Ich such dich schon seit einer gefühlten Ewigkeit." Die Erleichterung in seiner Stimme war unüberhörbar, und er schien auch etwas außer Atem zu sein.
„Was ist denn los Bilbo?", lächelte die schwarzhaarige ihren kleinen Hobbitfreund an. Sie war immer froh, wenn Bilbo in der Nähe war. Er schaffte es auf seine Art immer wieder ihre Laune aufzuheitern, egal wie mies die Situation gerade war.
„Die Zwerge wollen aufbrechen und haben sich schon alle unten am Hof versammelt", erklärte er ihr. „Du bist die einzige die noch fehlt, sie warten auf dich......und auf mich, was aber daran liegt das ich dich gesucht habe."
Ihr kleines Lächeln verschwand. Die Zwerge.
Ceana hatte sie die letzten Tage völlig ausgeblendet, war nur mit sich selber beschäftigt gewesen. Sie fühlte sich jetzt irgendwie schlecht deswegen, hatte sie doch zugestimmt die Gruppe zu begleiten. Auf der anderen Seite hatte sie sich aber nun ein anderes Ziel vor Augen gesetzt. Eines, was ihr auch Elrond nochmals ins Gewissen gehämmert hat.
„Ceana? Ist..ist alles in Ordnung?" Die besorgte Stimme des Hobbits riss die Jägerin aus ihren, viel zu häufigen, Gedanken.
„Ja Bilbo. Lass uns gehen bevor die werten Herrn Zwerge ihre Geduld verlieren", grinste sie und ging mit Bilbo zu den anderen. Sie würde ihr Ziel nicht aus den Augen lassen, aber sie würde die Gruppe auch ein Stück weit noch begleiten. Dol Guldur lag zum Teil auf dem selben Weg.
Als die beiden den kleinen Eingangshof erreichten, wurden sie schon von einem Haufen ungeduldiger Zwerge erwartet.
„Na endlich, da seit ihr ja. Was hat denn so lange gedauert?",meckerten die ersten auch gleich los. War wieder mal typisch.
„Verzeiht, ich hatte mich verlaufen", log Ceana schnell und lächelte entschuldigend.
„Dann lasst uns endlich aufbrechen!", rief Thorin über die Zwerge hinweg, und wandte sich Richtung Brücke. „Wir waren schon viel zu lange an diesem Ort." Die Abscheu in seinen letzten Worten war deutlich hörbar, und auch die anderen murmelten unverständliche Worte in ihre Bärte. Sie waren alle froh Bruchtal wieder hinter sich zu lassen, alle außer Bilbo und Ceana. Den beiden fiel es etwas schwerer, da es ihnen diese friedvolle Atmosphäre angetan hatte. So machten sich alle gemeinsam auf den Weg.
Am Rande eines Balkons stand Elrond. Er hatte die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, und sich alles still mit angesehen.
„Hat sie Euren Worten Glauben geschenkt?" Die Stimme gehörte Gandalf, der zu Elrond schritt und sich neben in gesellte. Auch er beobachtete, wie die Zwergengruppe mitsamt Bilbo und der Jägerin Bruchtal verließen. Er würde zu einem späteren Zeitpunkt zu ihnen stoßen.
„Sie zweifelt daran, und meint sich selber überzeugen zu wollen.", erklärte der dunkelhaarige und schaute zu Gandalf, der ihm mit wissendem Blick erwiderte: „Und genau das tut sie auch."
„Ich weiß mein alter Freund, ich weiß", setzte Elrond an, und schaute wieder in die Ferne. „Und es wird ihr noch mehr Kummer bereiten wie ohnehin schon."
Die meiste Zeit ihres Weges, schwieg Ceana vor sich hin, unterhielt sich nur ab und zu kurz mit Bilbo oder den Brüdern. Die kleine Gemeinschaft kam recht zügig vorwärts, zumindest bis sie einen schmalen Bergpfad im Gebirge entlang mussten. Zu allem übel kam auch ein Gewitter hoch, und es regnete wie aus Eimern. Die Dunkelheit hatte auch schon Einzug gehalten, denn im Gegensatz zu den letzten Tagen, hatten sie diesmal nicht rechtzeitig einen Unterschlupf gefunden, bevor die Nacht herein brach.
Sie liefen einer nach dem anderen mit dem Rücken an der Felswand entlang, da der Pfad nichts anderes zu lies. Unter ihnen befand sich nichts weiter als eine tiefe Schlucht, und durch den Regen war das Gestein rutschig , was die Sache noch zusätzlich erschwerte.
Auch Ceana musste ihre menschliche Gestalt annehmen, da sie als Wolf schlichtweg zu groß und zu breit gewesen wäre.
Es dauerte nicht lange und alle waren vom Regen durchnässt. Sie froren, da die Kälte in ihre Glieder zog. Durch die schlechte Sicht und die schwierigen Wegbedingungen kamen sie mittlerweile nur noch sehr langsam voran. Jeder lief sehr vorsichtig und versuchte sich so gut wie möglich an der Felswand fest zuhalten.
Plötzlich krachte ein riesiger Fels, nur knapp über der Gemeinschaft gegen die Steinwand, und zerbröckelte in mehrere Einzelteile. Die kleine Gruppe zog die Köpfe ein und pressten sich an die Wand, um von den herunterfallenden Gesteinsbrocken nicht getroffen zu werden.
Kaum hatte die Reisegruppe sich aufgerappelt, flog der nächste Felsbrocken durch die Luft, und verfehlte sie wieder nur knapp. Ceana sah sich hektisch um und versuchte krampfhaft sich an der Wand festzuhalten.
„Steinriesen! Das ist eine Schlacht!", rief Balin durch den Lärm des Gewitters. Im nächsten Moment holte einer dieser Riesen aus und donnerte auf einen anderen ein. Wieder flogen große Gesteinsbrocken durch die Luft.
„Wir müssen sofort hier weg!", brüllte Thorin von der Spitze der Gruppe, war durch den ganzen Lärm dennoch kaum zu verstehen.
„Kann es eigentlich noch schlimmer werden!", fluchte Ceana lautstark, als plötzlich ein riesiger Riss im Berg im Fels entstand und den Berg in zwei Teile spaltete.
„Das ist doch wohl jetzt ein Scherz!", fluchte die Jägerin ein weiteres Mal, da sie es ja quasi heraufbeschworen hatte, und konnte sich im letzten Moment noch festklammern um nicht in die Tiefe zu stürzen. Die Gruppe wurde dadurch auch in zwei Teile gerissen und beide Seiten sahen sich panisch an.
Das, was den Berg gespalten hatte, war ein weiterer Riese, der nun auch in die Schlacht trat. Zu allem Übel befand sich der Teil der Gruppe um Ceana genau auf dem Bein des Riesen. Wenn jetzt nicht ein Wunder geschah, würden sie alle hier draufgehen.
Verzweifelt klammerten sie sich am glitschigen Gestein fest, als ein gewaltiger Ruck durch den Riesen ging und er ins Taumeln geriet. Ein anderer hatte ihm den Kopf abgeschlagen der durch die Luft flog und knapp über den anderen Teil der Gruppe in die Felswand krachte. Jetzt mussten sie sich ganz schnell was einfallen lassen, da der kopflose Riese der Felswand gefährlich nahe kam.
Im allerletzten Moment, kurz bevor die Felsen aneinander schmetterten, sprang die kleine Gruppe auf einen Vorsprung und kam so mit dem Leben davon. Der Riese stürzte nach dem Aufprall in die endlos scheinende Tiefe. Ceana atmete erleichtert durch und musste den gewaltigen Schreck erst einmal sacken lassen.
Sie rappelten sich allesamt langsam auf und auch der andere Teil der Gruppe kam in dem Moment zu ihnen geeilt. Mit Erleichterung stellten sie fest, das alle mit nur wenigen Kratzern davon gekommen waren.
Plötzlich wurde es hektisch unter den Zwergen.
„Wo ist Bilbo?" Alle sahen sich um. „Wo ist der Hobbit?"
Bilbo hing an der Felskante und hielt sich krampfhaft daran fest. Er hatte es nicht geschafft den Vorsprung zu erreichen. Die Zwerge versuchten panischen den Hobbit nach oben zu ziehen, doch der konnte sich kaum noch halten und rutschte immer wieder mit den Füßen an der Wand weg.
Schnell hing sich Thorin an die Felswand und hievte den Hobbit mit einer Hand nach oben, wo er von Dwalin und Kili gepackt wurde, die ihn hoch zogen. Als Thorin folgen wollte verlor er den Halt am glitschigen Gestein und rutsche ab. Im letzten Moment wandelte Ceana sich in einen Wolf, packte den Zwergenkönig an seiner Kleidung und zog ihn mit Schwung nach oben.
„Danke", hauchte Thorin zwischen seinen schweren Atemzügen, worauf Ceana mit dem Kopf nickte. „Gern geschehen."
Es war, als würde das Schicksal ihnen einen Streich spielen, den kaum das Ceana durchatmen konnte, knackte das Gestein unter ihr verdächtig. Sie war zu schwer für den schmalen Vorsprung, der schließlich nachgab und unter ihr zerfiel.
Panisch versuchte sie Halt zu finden, doch als Wolf war das an einer steilen Felswand so gut wie unmöglich. Sie rutschte zwei Meter in die Tiefe bevor sie einen abstehenden Fels erwischte. Die Zwerge hangelten sich so weit sie konnten von oben herunter und versuchten nach ihr zu greifen, doch Ceana war schon zu tief als das sie sie erreichen konnten.
Die Wölfin wusste das sie keine Chance hatte nach oben zu gelangen, und schaute sich hektisch um. Wenige Meter unter ihr erkannten ihre scharfen Augen einen weiteren Felsvorsprung, und sie hoffte inständig, das dieser dem Aufprall standhalten würde. Als Mensch runter klettern war nicht möglich, da es nichts gab woran sie sich festhalten konnte und einem Sturz aus der Höhe würde ihrem menschlichen Körper alle Knochen brechen, also hatte sie nur eine Wahl.
Sie schaute nach oben zu den Zwergen, die immer noch panisch und hilflos zu ihr runter schauten, vor allem Fili, Kili und Bilbo.
„Geht weiter, ich hole euch wieder ein." Mit diesem Worten ließen ihre Pfoten den Fels los, und Ceana stürzte in die dunkle Tiefe. Fili schrie ihren Namen, doch ausrichten konnte er nichts.
Noch einige Momente starrte die Gruppe in die Schlucht, bis Thorin schließlich das Wort ergriff.„Wir müssen weiter", drängte er und schaute in einen Haufen betrübter Zwerge, was auch ihn schlucken ließ. „Ihr habt es doch gehört, sie kommt nach."
So setzten die Zwerge geknickt ihren Weg fort, und hofften das sie die Jägerin wirklich wiedersehen würden.
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