Unerfreuliche Begegnungen
Ceana mulmiges Gefühl wuchs stetig, je tiefer sie in den Wald schritt, und dabei Acht gab den Pfad nicht zu verlieren, ebenso wie die Fährte der Zwerge. Dieser Wald hatte seine schönsten Zeiten längst hinter sich gelassen. Es war dunkel, obwohl seine Bäume in diesem Teil kahl waren. Wer sich hier verirrte, dem spielten die Sinne streiche und man lief unweigerlich in seinen eigenen Tod. Sei es durch eine der Kreaturen die sich in diesem Geflecht aus Bäumen tummelten, oder schlichtweg durch Hunger und Erschöpfung, weil man sich gnadenlos verlaufen hatte. Ceana würde am liebsten auch schneller den Wald hinter sich bringen, allerdings musste auch sie aufpassen um nicht die Spur zu verlieren.
So folgte sie der Spur stundenlang, bis schließlich die Abenddämmerung einsetzte. Ceana war stetig auf der Hut und achtete genau auf ihre Umgebung, jedoch schien das Leben aus diesem Wald verschwunden zu sein. Sie wünschte sich regelrecht, irgendwas zu hören, denn diese unheilvolle Stille war fast noch zermürbender.
Nachdem die Nacht herein gebrochen war, suchte sich Ceana eine Stelle an der sie Rasten konnte. Ihr Spürsinn erlaubte ihr es zwar, auch Nachts der Fährte folgen zu können, doch hielt sie das für keine besonders gute Idee. Dieser Wald war Tagsüber schon nicht einladend, da wollte sie im stockdunklen nicht auch noch umher wandern. Sie wollte kein unnötiges Risiko eingehen.
Sofern die Morgendämmerung kam, machte Ceana sich wieder auf den Weg. Die Nacht verlief unruhig, sah sie Gestalten und funkelnde Augen in den düsteren Schatten der Bäume. An Schlaf war da nicht zu denken. Sie nahm sofort wieder die Fährte auf und folgte weiter der Spur der Zwergengruppe. Sie war froh darüber, das sie etwas hatte dem sie nachgehen konnte.
So ging das einige Tage.
In der Nacht machte Ceana aus Prinzip Rast, und lief nur Tagsüber. Sie hatte aufgehört die Tage zu zählen, in denen sie nun schon durch den Wald lief. Es störte sie gewaltig das sie so ausgebremst wurde.
Mittlerweile hatte sich der Wald in soweit verändert, das überall riesige Spinnweben in den Bäumen hingen, und Ceana lief es kalt den Rücken runter. Von allen Kreaturen Mittelerdes, konnte sie diese Viecher auf den Tod nicht ausstehen.
Sie kam an eine Stelle, an der mehrere Tote Spinnen lagen, die nach genauerer Betrachtung nicht auf natürliche Art gestorben waren. Der Zustand der Spinnen und auch die Umgebung, deuteten auf einen Kampf hin. Ceana schaute sich genauer um, und konzentrierte sich auf ihre Nase.
Da war der Geruch der Zwerge und des Hobbits. Da sie hier nirgends welche liegen sah, ging Ceana erleichtert davon aus das sie den Spinnen entkommen waren. Sie roch aber auch noch etwas anderes, und kannte diesen auch. Elben.
Sie wusste nicht ob sie darüber froh sein sollte, sie mochte diese Waldelben nicht, schließlich hatten die ihr Gegenüber nie was Nette verlauten lassen. Allerdings hatten diese vielleicht ihren Freunden geholfen, auch wenn sie sich das nur schwer vorstellen konnte.
Plötzlich durchschnitt ein ein leises Zischen hinter der Jägerin die Stille, und Ceana stellte sich das Nackenfell auf. Ganz langsam drehte sie sich zu der Geräuschquelle um, obwohl sie sich sehr gut denken konnte, was da auf sie zu kommt.
Eine riesige Spinne kam langsam einen der versponnen Bäume herunter und näherte sich sabbernd und fauchend der Wölfin. Die war vor Schreck nur in der Lage ein paar Schritte zurück zu weichen. Für einen kurzen Moment war alles still, bevor das riesige Ungetüm laut kreischend auf die Jägerin zusprang. Ceana reagierte sofort und hechtete unter lautem Fluchen los. „Warum um alles in der Welt muss es eine Spinne sein!"
Sie hätte sich wehren können, doch diese Wesen lösten bei ihr das blanke Grauen aus. So schnell sie irgendwie konnte, hechtete sie zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch, während ihr Verfolger den Weg über die Bäume nahm und ihr weiter nachsetzte. Diese Szene war so irrational, ein Erbe Draugluins läuft vor einer Spinne davon. Ihr hungriger Verfolger wollte sich auch absolut nicht abschütteln lassen. Immer wieder schaute Ceana kurz nach oben, nur um fest zu stellen, das dieses Vieh sogar langsam aufholte.
Schnell sprintete sie um mehrere knorrige Bäume herum, als sie wenige Meter vor ihr eine Gruppe Elben erkennen konnte, sie anscheinend die Umgebung patrouillierten. Zu deren Pech standen sie der Jägerin im Weg, die so schnell auch nicht mehr ausweichen konnte.
„Haut ab da, ich muss da lang!", brüllte sie noch, rannte die Elben aber fast zeitgleich über den Haufen. Dadurch kam sie natürlich aus dem Gleichgewicht und stolperte zu Boden, versuchte sich aber schleunigst wieder aufzurichten. Auch die Elben standen schnell wieder auf ihren Beinen, als sie den Angreifer bemerkten, und durchsiebten ihn mit Pfeilen. Kreischend fiel die riesige Spinne zu Boden und blieb regungslos liegen.
Ceana setzte sich erleichtert und atmete tief durch.
„Na das war ja eine großartige Leistung", drang eine spöttische Stimme an ihre Ohren, und prompt stieg ein Gefühl von Peinlichkeit in ihr auf. Sie konnte sich an diese Stimme erinnern, und wusste zu welchem Elben sie diese einordnen konnte. Genervt schaute sie in die Richtung, aus der die Stimme kam, und rollte mit den Augen. „Ernsthaft? Ihr?"
Der Prinz des Waldlandreiches überging die Bemerkung, und schaute Ceana nur spöttisch an. „Das war ja wirklich beachtlich von Euch. Die große Jägerin rennt ängstlich vor einer Spinne davon."
Ceana hätte ihm sein selbstgefälliges Grinsen am liebsten aus dem Gesicht gewischt, aber sie riss sich zusammen und grollte nur ein leises:"Ach halt's Maul!" Doch Elben hatten ja bekanntlich gute Ohren, und der Prinz funkelte sie finster an.
„Das hab ich sehr wohl gehört!"
„Prima, dann brauch ich es nicht zu wiederholen!", knurrte sie wütend zurück. Seine hochnäsige Art ging ihr gewaltig gegen den Strich.
„Ihr kommt mit uns! Unserem König wird sicher etwas einfallen, was er mit Euch tun wird. Wachen!" Auf seinen Befehl hin griffen die restlichen Elben zu ihren Waffen und kesselten Ceana ein. Die knurrte nur wieder düster.
„Wer hat gesagt das ich mit euch gehe!"
Legolas schritt langsam auf sie zu und blieb grinsend vor ihr stehen. „Oh, probiert es gar nicht erst Jägerin. Los jetzt!"
Der Blonde Elb gab ein Handzeichen und die Wachen rückten näher auf Ceana zu. Sie setzte sich zwar widerwillig in Bewegung, da ihr die Situation nicht behagte, aber ihr war etwas aufgefallen als der Elb dicht vor ihr stand.
„Wo sind die Zwerge, was habt ihr mit ihnen gemacht?", kam ihre misstrauische Frage, und Legolas konnte eine leichte Verwunderung nicht unterdrücken. Sie bemerkte seinen Blick.
„Ich kann sie an Euch riechen Elbenprinz, ebenso wie im Wald. Also gehe ich davon aus das welche hier waren und ihr ihnen begegnet seid.", klärte die schwarze ihn sachlich auf, und hoffte, damit keinen Verdacht zu erregen.
„Ich wüsste nicht was Euch das angeht, aber sie sind in den Kerkern, schließlich haben sie diesen Wald unbefugt betreten. Außerdem weiß jeder das Zwerge immer auf Ärger aus sind, und so etwas können wir hier nicht gebrauchen."
Ceana rollte erneut unauffällig mit den Augen. „Wenn Ihr meint."
Es dauerte zu Ceanas Verwunderung, gar nicht lange, bis sie den Palast Thranduils schon sehen konnte. Mit zügigen Schritten führte Legolas sie über eine breite Brücke, welche direkt zum Palast führte. Die beiden Wachen standen sofort strammer, als sie den Elbenprinz erblickten und ließen die große Tür öffnen, damit die Gruppe mit Ceana im Schlepptau, hinein gehen konnte. Den Palast fand sie zugegebener Maßen recht schön, aber er kam ihr auch ziemlich protzig vor.
Sie kamen in eine große Halle, an dessen Ende ein großer Elb auf einem hölzernen, verzierten Stuhl saß. Er hob erstaunt eine Augenbraue, als er die Gruppe sah, die da auf ihn zuschritt, fand aber augenblicklich seine Fassung wieder. Er erhob sich und schritt langsam die wenigen Stufen vor seinem Thron herunter, bevor er sich an seinen Sohn wandte. „Was haben wir denn da?"
„Vater", begrüßte der Prinz ihn knapp, und winkte die restlichen Wachen zum Gehen. Die verbeugten sich kurz und verließen zügig die Halle.
„Wir fanden sie unweit des Palastes."
Der Blick des König wanderte zu Ceana und musterte sie argwöhnisch. Sie hielt seinem Blick eisern stand.
„Nun, meine Späher berichteten mir schon, das sich seit geraumer Zeit ein Fremder in den Wäldern umher trieb. Sie beschrieben ihn als einen übergroßen Wolf. Ich hatte schon eine Vorstellung um wen es sich handeln könnte."
Er umrundete die Jägerin langsam und besah sie sich genau. Ceana war unwohl dabei, sie mochte es nicht so genau gemustert zu werden. Das gab ihr das Gefühl, ihm ausgeliefert zu sein. Sie grummelte leise und ließ ihn nicht aus den Augen. Als er seine Runde beendet hatte, stand er wieder wenige Schritte vor ihr.
„Es hat den Anschein als würde diese Beschreibung auch genau zu Euch passen, Jägerin. Haben wir also unseren Eindringling. Sagt, was führt Euch in den Düsterwald?"
Sie fand Legolas Hochnäsigkeit schon schlimm, doch der König des Waldes übertraf das Ganze noch ein Stück. Ceana schob ihn Gedanklich ebenfalls in die Spalte derer, die sie nicht leiden konnte.
„Ich bin nur auf der Durchreise." Eine knappe Antwort, doch fand Ceana sie ausreichend. Kurz hatte sie überlegt ob sie die Zwerge erwähnen sollte, hielt es jedoch für klüger zu schweigen. Ob der König ihr glaubte oder nicht, konnte sie in seinem Ausdruck nicht erkennen, doch wenn ihre Freunde hier im Kerker waren, würde ihr schon was einfallen um sie zu befreien. Wenn nötig mit Gewalt.
„Was machen wir mit ihr?", kam die Frage nun von Legolas, der sie mit Sicherheit liebend gerne zu den Zwergen verfrachten würde. Thranduil schritt kurz im Kreis, als würde er über irgendwas nachdenken, bevor er sich wieder Ceana zuwandte.
„Wie es scheint habt Ihr Euch die Gunst anderer verschafft Jägerin." Ceana verstand nicht ganz was er damit sagen wollte, und schaute ihn fragend an.
„Kurz vor Eurem Auftauchen erhielt ich eine Botschaft von Elrond. Wie es aussieht, hat er Euch unter seine Fittiche genommen. Er ließ mir berichten das Ihr kommen würdet, und bat mich darin, Euch angemessen zu behandeln."
Legolas schaute seinen Vater ungläubig an, und selbst Ceana war nun sichtlich erstaunt. Ein Bote, der noch vor ihr hier ankam? Sie war schnell unterwegs gewesen, er hätte weit vor ihr Bruchtal verlassen müssen. Aber woher hätte Elrond das wissen sollen. Sie hatte nie erwähnt welchen Weg sie genau nehmen würde. Der Herr von Imladris schien ein eine Gabe der Voraus Sehung zu haben, anders konnte sie sich das nicht erklären.
„Was ich für angemessen halte spielt bei dieser Bitte leider keine Rolle." Er machte eine kurze Pause. „Ich gehe davon aus das Euer Aufenthalt nur von kurzer Dauer ist. Ihr dürft Euch in dieser Zeit frei im Palast bewegen, jedoch nur in Begleitung einer Wache, damit Ihr nicht auf falsche Gedanken kommt. Wir wollen doch nicht das noch jemand zu schaden kommt."
Ceana musste innerlich grinsen, der große Elbenkönig hatte doch nicht etwa Bedenken das sie jemandem etwas antun könnte. Sie nickte ihn schlicht zu, sagte aber nichts weiter. Thranduil schien so oder so keine Höflichkeit von solch einem Wesen, wie sie es war zu erwarten. Er dachte sich sicher, das die noch nicht mal wusste was dieses Wort überhaupt bedeutete. Das Ceana sehr wohl solche Gepflogenheiten kannte, wusste er ja nicht, und sie hatte auch keine Lust ihn eines besseren zu belehren.
Legolas winkte ein Wache herbei, die Ceana während ihres Aufenthaltes im Auge behalten sollte. Diese kam auch sofort herbeigeeilt, und stand stramm vor seinem Herrn. „Ihr lasst sie keine Sekunde aus den Augen!"
„Eine Sache noch Jägerin", sprach der König und Ceana schaute ihn erwartend, aber auch leicht genervt an. Was würde jetzt noch kommen.
„Elrond berichtete mir unter Anderem auch, das Ihr eine menschliche Seite habt. Das sollte Euer Auftreten doch um einiges leichter machen." Ceana wurde schlecht. „Wenn ich also bitten dürfte."
Diese 'Bitte' war natürlich mehr ein Befehl und Ceana fühlte sich sichtlich unwohl dabei. Warum musste Elrond ihr das antun. Auf der anderen Seite war sie so natürlich unauffälliger zwischen den ganzen Elben, als ein Wolf. So würde sie auch leichter ihren Freunden helfen können. Sie gab also seinem Befehl nach und wandelte sich in ihre menschliche Gestalt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihr Gegenüber missbilligend an.
Jetzt war es an dem König erstaunt zu sein, und auch Legolas war ziemlich überrascht. Anscheinend kannten sie diese besondere Eigenschaft der Werwölfe vorher nicht.
„Na schau einer an", begann Thranduil, und besah sie sich ein weiteres Mal genauer. „Wer hätte annehmen können, das hinter so einer Bestie eine kleine Schönheit verborgen liegt." Er schaute ihr direkt in die Augen. „Auch wenn Ihr ein wenig mitgenommen zu sein scheint."
Sein raunender Ton missfiel ihr gewaltig, und als er nach einer Haarsträhne von von ihr greifen wollte, trat Ceana schnell einen Schritt zurück und funkelte ihn kopfschüttelnd an. Das entlockte dem selbstgefälligem König nur ein Grinsen, und er winkte ab.
„Denkt an meine Worte. Und nun verschwindet."
Das ließ sich Ceana nicht zweimal sagen. Schnell verließ sie die Halle, natürlich mit ihrer abgestellten Wache und Legolas im Schlepptau. Jetzt musste sie sich einen Weg überlegen, um unbemerkt zu den Kerkern zu kommen.
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