30. Drarry - Lämmchen

Einige von euch wissen es ja schon, alle anderen erfahren es jetzt: Ich bin riesen Coldmirror Fan. Und als ich letztens ihre Harry Podcasts zum gefühlt hundertsten Mal angehört habe, ist eine Stelle, an der Kaddi den Schrank unter der Treppe beschreibt, in meinem Brain hängen geblieben. Ich zitiere: „Direkt über [Harrys] Kopf liegt auch ein kleines, blau – weißes Kuscheltier und es sieht ein Bisschen aus wie ein Lämmchen. Ich möchte bitte eine komplette Abhandlung und 10.000 seitige Fanfiction wie Harry zu diesem Kuscheltier gekommen ist."

Diese Bitte kann ich ihr natürlich nicht ausschlagen, werden wohl keine 10.000 Seiten aber ich geb mein Bestes, viel Spaß xD

PoV Harry

Mit hängenden Schultern trottete ich Tante Petunia hinterher, die mit Dudley auf dem Arm zwischen den Ständen des Wochenmarktes hin und her lief und sich nicht dafür interessierte, ob ich hinterher kam. Die ganzen Erwachsenen um mich herum, die ihre Ware anpriesen und sich laut unterhielten verwirrten mich und ehe ich mich versah hatte ich meine Tante aus den Augen verloren.

Das war schon einmal passiert und damals hatte ich Ärger bekommen, also beschloss ich einfach, direkt wieder zurück zum Auto zu gehen, wo sie mich früher oder später finden würde. Ich hatte hier sowieso nichts zu tun. Während Dudley von seiner Mutter durchgehend Essen zugesteckt bekam und sogar mit aussuchen durfte, was eingekauft wurde, war ich nur hier, weil mich niemand alleine zu Hause hatte lassen wollen.

Ich machte mich also wieder auf den Rückweg und setzte mich auf einen kleinen Grünstreifen, der den Parkplatz vom Markt trennte. Tante Petunias Auto war nur einige Meter entfernt und ich behielt es im Auge, während ich die Dudley – freie Zeit genoss. Obwohl ich mich eigentlich freuen sollte, jetzt noch mindestens eine Stunde allein sein zu können, traten mir plötzlich Tränen in die Augen. Meine eigene Tante kümmerte sich nicht darum, dass ihr sechsjähriger Neffe einfach verschwunden war. Wieso war sie nur so gemein zu mir? Resigniert zog ich die Knie an den Oberkörper, stützte meine Arme darauf und vergrub das Gesicht in den Händen.

Ich wollte nicht weinen, weil Dudley mich dafür nur auslachen würde, aber ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Leise schluchzte ich, da tippte mir plötzlich jemand auf die Schulter. Erschrocken fuhr ich herum, in der Erwartung, in das hämische Gesicht meines Cousins zu blicken, doch stattdessen sah mich ein blonder, besorgt dreinblickender Junge an, der vorsichtig fragte: „Hey du, warum weinst du?"

Perplex wischte ich mir die Tränen von den Wangen und antwortete leise: „Ich... meine Tante ist weg und ich muss hier auf sie warten." Als ich das erschrockene Gesicht des Jungen sah, fügte ich noch hinzu: „Das ist schon in Ordnung, sie vergisst mich öfter, ich fühle mich nur ein Bisschen alleine."

Der blonde Junge schien zu überlegen und wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu sagen, da drang die genervte Stimme einer Frau zu uns, die rief: „Hier steckst du also! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht einfach weglaufen sollst? Du weißt ganz genau, wie dass ich es nicht ausstehen kann, hier zu sein, da musst du dich nicht auch noch mit irgendwelchen Muggeln abgeben, verstanden?"

Der blonde Junge zog seinen Kopf ein und nickte. Die Frau griff nach seiner Hand und wollte ihn schon mit sich ziehen, da riss er sich los, sah sie an und fragte: „Warte Mum, kann ich bitte Scorpy haben?" Die Mutter des Jungen sah ihn verwundert an, griff dann aber in ihre Handtasche und holte daraus ein kleines, blaues Stofftier hervor, das sie dem Jungen reichte. Dieser drehte sich zu mir, hielt mir das Kuscheltier, das ein Lämmchen zu sein schien vor die Nase und erklärte:

„Hier, das ist Scorpy, er passt auf mich auf. Aber du brauchst ihn mehr als ich glaub ich... also passt er jetzt auf dich auf!" Mit großen Augen griff ich nachdem kleinen Kuscheltier und sah es mir an. Es war ganz anders als die Spielsachen, die ich von Dudley bekam. Er ging richtig brutal mit seinen Besitztümern um, warf sie durch die Gegend, wenn ihm danach war und gab auf nichts acht.

Dieses Stofftier hingegen war zwar schon abgenutzt, doch immer noch in sehr gutem Zustand. An einer Stelle schien die Naht etwas aufgerissen gewesen zu sein, doch jemand hatte sie fein säuberlich mit Hand wieder repariert.

Völlig überwältigt sah ich den Jungen vor mir an und stammelte: „Danke, ich... das ist echt nett von dir, du kennst mich doch gar nicht." „ich bin Draco und wie heißt du?", antwortete der Junge daraufhin. „Harry", murmelte ich und er grinste: „Siehst du, jetzt kennen wir uns!"

„Wirklich rührend", schaltete sich Dracos Mutter wieder ein, „aber wir müssen jetzt gehen." Mit einem kurzen Blick in meine Richtung griff sie nach der Hand ihres Sohnes und zog ihn mit sich in die Menschenmenge, die sich an den Ständen tummelte.

Glücklich betrachtete ich das Stofftier in meinen Händen, bevor mich eine böse Vorahnung überkam, weswegen ich es schnell in den kleinen, ramponierten Rucksack steckte, den ich von Dudley bekommen hatte und seitdem immer überall hin mitnahm. Er hatte zwar einen kaputten Reißverschluss und einen relativ großen Riss an der Seite, den ich notdürftig mit zwei Sicherheitsnadeln repariert hatte, doch er eignete sich sehr gut dafür, Dinge vor den Dursleys verschwinden zu lassen.

Ich wusste, dass vor allem Vernon und Dudley Spaß daran hatten, mir alles weg zu nehmen, was mir Freude machte und ich musste Scorpy um jeden Preis vor den beiden beschützen. Sie würden sich nur lustig machen und ihn vielleicht sogar zerstören, nur um mir eins auszuwischen.

Noch nie hatte mir jemand etwas geschenkt, das war etwas Besonderes, das die Dursleys nicht einfach so kaputtmachen würden!

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Fünf Jahre später

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Schüchtern öffnete ich meinen Koffer und holte meine Schlafsachen daraus hervor. Alle anderen hatten sich sofort hier im Schlafsaal breitgemacht, fühlten sich wie zu Hause, scherzten und lachten, doch ich fühlte mich irgendwie unbehaglich. Ich drehte mich von den anderen weg, um mich umzuziehen und beugte mich dann erneut zu meinem Koffer. Vorsichtig zog ich mein kleines, blaues Kuscheltier daraus hervor und versuchte, es unbemerkt unter der Bettdecke verschwinden zu lassen, doch da hatte es einer der Jungs, ich glaubte, mich daran zu erinnern, dass er Blaise hieß, schon gesehen und kam auf mich zu.

„Potter, du hast im Ernst ein Kuscheltier dabei?" Resigniert atmete ich aus und nickte. Warum hatte mich der sprechende Hut nur nach Slytherin zu diesen Leuten geschickt, die ich nicht kannte? Im Moment wäre ich viel lieber bei Ron, dem Jungen den ich im Hogwarts Express kennen gelernt hatte. Er war die ganze Zeit lang nett gewesen, doch hier kam ich mir fast wieder vor wie bei den Dursleys, in die Ecke gedrängt von irgendwelchen Leuten, die mich überhaupt nicht kannten.

Beschämt nickte ich und murmelte:„Ja, ich habe es mal geschenkt bekommen, es bedeutet mir sehr viel, deswegen hab ich es gerne dabei." Ich wartete darauf, jetzt ausgelacht zu werden, doch stattdessen hörte ich den blonden Jungen, der neben mir auf dem Bett saß sagen:„So ein Stofftier hatte ich früher auch", während Blaise sich auf mein Bett setzte und mit nachdenklichem Gesicht erzählte: „Hm ich weiß gar nicht mehr, ob ich mal ein Stofftier hatte... aber mein Dad hat mir mal einen kleinen Weihnachtsmann geschenkt der auf einem Besen fliegen konnte, den fand ich als Kind auch echt cool."

Völlig verwirrt ließ ich meinen Blick zwischen den beiden Jungs hin und her schweifen, die sich jetzt gerade gegenseitig von ihren Kinderspielzeugen erzählten. Sie machten sich nicht über mich lustig, obwohl ich mit elf Jahren noch ein Kuscheltier dabeihatte? Ich konnte es kaum glauben!

Doch noch bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte, erregte der blonde Junge meine Aufmerksamkeit mit der Bemerkung: „...naja aber ich hab Scorpy dann verschenkt, an einen Jungen den ich getroffen hab." Er wollte noch weiterreden, doch ich unterbrach ihn aufgeregt indem ich fragte: „Warte, was? Dein Kuscheltier hat Scorpy geheißen? War das ein kleines blaues Lamm?" Der Blondschopf wirbelte herum und fragte argwöhnisch: „Was, woher weißt du das?"

Aufgeregt antwortete ich: „Weil ich dieser Junge war!" Schnell hob ich Scorpy hoch und erklärte: „Du hast ihn mir gegeben, weil ich so alleine war und bist dann mit deiner Mutter weitergegangen... du bist Draco oder?"

Perplex starrte der Junge mich an und nickte langsam. Dann murmelte er: „Klar... Harry... Harry Potter der bei Onkel und Tante aufgewachsen ist..." Ohne weiter darüber nachzudenken sprang ich auf, lief zu dem Bett des Blonden hinüber und umarmte ihn, während ich murmelte: „Du glaubst gar nicht, wie oft Scorpy mich getröstet und mir geholfen hat... danke!"

Der Blonde erwiderte die Umarmung und erzählte: „Du hast so traurig ausgesehen, wenigstens konnte ich ein bisschen helfen. Du tust mir echt leid mit so 'ner Familie..." Ich löste mich wieder von ihm und zuckte mit den Schultern, während ich erklärte: „Jetzt muss ich sie ja nicht mehr so oft sehen und wenigstens weiß ich inzwischen, was das alles sollte. Früher dachte ich, sie hassen mich grundlos. Viel blöder fand ich eigentlich immer, dass ich keine Freunde hatte, weil Dudley alle gegen mich aufgehetzt hat."

„Dudley?", schaltete sich Blaise wieder ein. „Mein Cousin", erklärte ich, „er war leider mit mir in derselben Klasse und hat alle verprügelt, die nett zu mir waren." Ich hatte immer noch nicht ganz realisiert, dass diese Zeiten jetzt tatsächlich vorbei waren. Dudley kam hier nicht an mich ran, es war fast, als würde mein Leben jetzt erst richtig anfangen. Und als wäre das nicht schon schön genug, grinste Draco mich jetzt an und erklärte: „Naja, jetzt hast du ja uns!" Gerührt sah ich, wie Blaise mir lächelnd zunickte und fühlte mich so wohl, wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Hier wurde ich akzeptiert wie ich war, hier fand ich Freunde, hier musste ich keine Angst mehr vor allem und jedem haben – Slytherin war ein tolles Haus und plötzlich war ich mir sicher, hierher zu gehören.

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