11. Snarry - Mistelzweig

Ich hatte ja mal angekündigt, dass hier nicht unbedingt nur Drarry Oneshots kommen, sondern evtl auch mal ein anderes pairing; jetzt ist es so weit, ich hab einen Snarry Oneshot ^^

Hoffe, er gefällt euch, schreibt mir mal bitte in die Kommis, was ihr von dem Ship haltet

Hier ein kurzer Einschub von mir selbst ein paar Jahre später: Bitte behaltet euch im Hinterkopf, dass das nur ne Fanfiction ist; ne Beziehung zwischen nem 16jährigen und nem 37jährigen ist SEHR kritisch!

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PoV Prof. Snape

Mit aufgeregt klopfendem Herzen lehnte ich mich an die Wand. Ich war nicht auffällig. Ich war Professor Snape, die Schüler hatten sowieso zu viel Respekt vor mir, um zu hinterfragen, warum ich hier stand. Es war eine gute Idee. Ganz sicher.

Okay, ich war vielleicht ganz gut darin, andere von meiner Meinung zu überzeugen, mich selbst allerdings beunruhigte ich damit nur noch mehr. Lag vielleicht daran, dass ich mir selbst nicht so recht glaubte, doch mir fiel einfach nichts Besseres mehr ein.

Dieser dämliche Potter! Wieso benahm er sich auch in jeder Situation wie Lilly? Alle erzählten ihm immer, wie sehr er sie an James erinnerte, doch ich sah in dem Jungen eher seine Mutter. Und das war einer, vielleicht der Grund, warum ich angefangen hatte, mich für ihn zu interessieren. Sein Handeln auf andere Weise zu hinterfragen als das der anderen Schüler. Meinen Blick länger auf ihm ruhen zu lassen als auf seinen Mitschülern. Teilweise absichtlich, in letzter Zeit manchmal aber auch schon unterbewusst beim Essen und auf den Gängen Ausschau nach ihm zu halten.

Ich kannte ihn besser als die meisten anderen Schüler, was wohl hauptsächlich daran lag, dass er einer der wenigen Menschen war, die mir nicht völlig gleichgültig waren. Doch dass das auch Nachteile hatte, hatte ich schmerzlich feststellen müssen. Jedes Mal wenn er mir im Unterricht wiedersprach, wenn ich beobachtete, wie er mir im Gang auswich, mit einer Mischung aus Angst und Enttäuschung in den Augen oder wenn er genervt und traurig reagierte, weil ich ihn mal wieder geschimpft hatte. Immer wenn ich mir bewusst machte, dass ich es durch mein unfreundliches Verhalten ihm gegenüber selbst zu verantworten hatte, dass er mich hasste, wurde mir klarer, dass es ein Fehler gewesen war, sich für den Schwarzhaarigen zu interessieren.

Denn das Interesse ging weit über das hinaus, was Lehrer eigentlich für ihre Schüler empfinden sollten. Und auch, wenn diese Regelungen in der Zaubererwelt sehr viel lockerer gehandhabt wurden als bei den Muggeln, konnte ich mir nicht vorstellen, warum Harry Potter, die Zaubererlegende schlechthin, etwas für seinen unfreundlichen, wortkargen, unfairen, gemeinen Lehrer übrig haben sollte.

Und dennoch hatte ich es nicht lassen können, hier auf ihn zu warten, einen Versuch zu starten, eine winzige Chance zu ergreifen. Denn es war kurz vor Weihnachten und insgesamt waren vielleicht fünfzig Schüler hier geblieben. Trotz allem hatte es sich Professor Flitwick nicht nehmen lassen, das Schloss wie immer zu schmücken und so schwebten, wie auch in den letzten Jahren überall Mistelzweige herum.

Die meisten waren völlig normal, sie hingen in Türrahmen und Torbögen, in Ecken und Nischen, an Wänden und Decken und dienten einfach nur der Zierde oder boten Gelegenheit für Pärchen, sich einen kurzen Kuss zu geben.

Einige wenige dieser Zweige, die sich äußerlich um kein Stück von den anderen unterschieden, waren allerdings verzaubert worden. Lief man zu zweit darunter hindurch, war man plötzlich gefangen und konnte sich erst wieder entfernen, nachdem man den anderen geküsst hatte. Und der Zweig, von dem ich wusste, dass er direkt hier um die Ecke von der Decke baumelte, war eine dieser Kussfallen.

Erst vor zwei Tagen hatte ich beobachtet, wie Sheamus Finnigan und sein bester Freund Dean in den Bann des Mistelzweigs geraten waren und sich nicht anders zu helfen gewusst hatten, als sich zu küssen.

Und dieses Wissen wollte ich ausnutzen. In der Hoffnung, Harry würde hier alleine vorbei laufen. Würde genau unter dem Zweig mit mir zusammen stoßen.

Und aus diesem Grund, aufgrund dieses kleinen Hoffnungsschimmers stand ich mir jetzt schon seit mindestens einer halben Stunde die Beine in den Bauch und wartete darauf, dass der Schwarzhaarige die große Halle endlich verlassen würde.

Doch ich wurde noch weitere zehn Minuten auf die Folter gespannt, bis ich endlich Stimmen hören konnte, die von den drei Griffindors stammten, auf die ich gewartet hatte. Ich konnte hören, wie sie zu dritt bis zur Treppe gingen und hoffte inständig, Harry würde aus irgendeinem Grund nicht mit den anderen Beiden nach oben gehen.

Und tatsächlich, nach ein paar Sekunden der Stille, die so angespannt und wie in Zeitlupe verlaufen waren, dass ich die Luft beinahe flimmern hatte spüren können, erklärte Harry seinen Freunden: „Ich wollte noch schnell runter zum Quiddich Feld schauen, geht ihr schon mal vor, bin in ner halben Stunde oder so wieder da."

Mein Herzschlag beschleunigte sich innerhalb weniger Sekunden auf die doppelte Geschwindigkeit und auch mein Atem wurde schneller. Mit nervös zitternden Händen ging ich einige Schritte zurück, nur um dann wieder langsam vorwärts zu laufen und schwungvoll um die Ecke zu biegen.

Harry und ich waren beide kaum einen halben Meter vom Zweig entfernt. Sowohl er als auch ich zuckten kurz zusammen. Er, weil er wohl nicht damit gerechnet hatte, dass jemand um die Ecke biegen würde, ich, weil ich in meiner Aufregung zu einem schreckhaften Nervenbündel geworden war, für das ich mich geschämt hätte, hätte ich mich selbst so gesehen.

Dennoch machte ich einen weiteren Schritt nach vorne und auch Harry konnte seinen Gang nicht so schnell abbremsen, weswegen wir direkt unter dem Mistelzweig ineinander liefen. Aus Reflex und weil ich nicht wollte, dass der Schwarzhaarige stürzte, packte ich den Kleineren an den Schultern und hielt ihn fest.

Überrascht sah der Schüler auf, dann färbten sich seine Wangen rosa und er murmelte leise: „Tut mir leid, ich hab Sie nicht gesehen..." Schnell wollte er sich aus dem Staub machen, doch es passierte, was ich erwartet hatte: Als er versuchte, sich an mir vorbei zu schieben und schnell weiter zu gehen, wurde er von einer Art unsichtbarer Wand aufgehalten.

Völlig verwirrt machte der Junge einen Schritt zurück, streckte dann seine Hand aus und ertastete die glatte, unsichtbare Wand vor sich mit den Fingerspitzen. Schließlich drehte er sich zu mir um und fragte mit einem misstrauischen Ausdruck im Gesicht: „Professor, was machen Sie da? Warum kann ich hier nicht lang gehen?"

Ich schüttelte leicht den Kopf und deutete nach oben, während ich erklärte: „Das bin nicht ich, das ist der Mistelzweig, Potter. Wir sind hier gefangen. Das war die Idee von Professor Flitwick. Und naja... Man muss sich küssen um weiter gehen zu können."

Das schien den Schwarzhaarigen aus der Bahn zu werfen, denn er wurde erst leichenblass und dann lief er nach und nach rot an. Nachdem wir uns kurze Zeit lang angeschwiegen hatten, flüsterte er schließlich: „Können Sie bitte irgendwas machen? Das... das ist komisch!"

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mir keine Gedanken darüber gemacht hatte, was wohl passieren würde, wenn wir erst einmal unter dem Einfluss des Zweiges stehen würden. Ich hatte all meine Gedanken darauf verwendet, zu überlegen, wie ich es fertig bringen konnte, ihn überhaupt unter den Zweig zu bekommen, irgendwie war ich davon ausgegangen, dass sich alles andere schon ergeben würde.

Doch ein Blick in die hilflosen Augen meines Gegenübers verriet mir, dass ich wohl eine Initiative ergreifen musste, um hier keine Wurzeln zu schlagen, deswegen drehte ich mich zu dem Kleineren, hielt ihn an den Schultern fest und näherte mein Gesicht seinem.

Ein paar Sekunden lang waren wir nur ein winzig kleines Stück voneinander entfernt. Hätte ich jetzt geblinzelt, hätten meine Wimpern die seinen berührt. Ich konnte die nervösen, schnellen Atemzüge des Kleineren auf meinen Lippen spüren und roch den angenehmen Duft, der von seinen frisch gewaschenen Haaren ausging.

Und irgendwann, nach gefühlten Stunden hielt ich diese Spannung nicht mehr aus, überbrückte die paar Millimeter und küsste den Kleineren einfach.

Als ich den Druck seiner weichen Lippen auf meinen spürte, wurde es plötzlich ruhig um uns herum. Ich blendete alles aus, spürte nur noch diese Berührung und fühlte mich, als würde ich schweben. Hörte nichts mehr, außer dem lauten Klopfen meines Herzens. Es schien, als wäre die Zeit um uns herum stehen geblieben, als würde sich die Erde für ein paar Sekunden nicht weiter drehen, sondern inne halten, alles anhalten und nur diesen Moment hier zulassen. Die Gedanken in meinem Kopf rasten, verschwammen ineinander, wirbelten herum, legten sich übereinander und brachten sich so gegenseitig zum Schweigen. Ich dachte alles und nichts zugleich.

Ich wusste nur, dass dieser Moment am besten nie mehr aufhören sollte.

Meine Hände, die vorher auf den Schultern des Kleineren geruht hatten, waren wie selbstverständlich zu seinem Nacken gewandert und so zog ich den Schwarzhaarigen instinktiv noch näher zu mir, während der jüngere seine Arme um meine Taille geschlungen hatte.

Irgendwann nach Sekunden, Minuten oder vielleicht auch Stunden konnte ich spüren, dass die Luft um uns herum dünner zu werden schien. Wir waren frei, der Zauber des Zweiges hatte sich aufgelöst, doch ich ignorierte es und Harry zu meiner großen Freunde auch. Er schien sich eher noch intensiver an mich zu drücken, seine Arme noch fester um mich zu schlingen und machte nicht den Anschein, als würde er mich los lassen wollen.

Und so standen wir eine kleine Ewigkeit mitten im Gang und küssten uns. Irgendwo in einem Eck meines Gehirns purzelte der Gedanke daran herum, dass uns hier jeder sehen konnte, doch er wurde so lange erfolgreich unterdrückt, bis ich ein lautes Räuspern hinter mir wahr nahm.

Erschrocken löste ich mich von dem Kleineren und fuhr herum. Vor mir stand Minerva, die mich mit einer hoch gezogenen Augenbraue ansah und augenscheinlich auf eine Erklärung wartete. Ich nahm mir eine Sekunde, um mich kurz zu sammeln und sagte dann in möglichst kühlem Tonfall: „Wir waren unter einem Zweig gefangen." Die Lehrerin nickte und schien sich mit dieser Erklärung zufrieden zu geben, dann sie rauschte den Gang entlang und verschwand schließlich in irgendeinem Klassenzimmer.

Als sie verschwunden war, drehte ich mich wieder zu Harry um und blickte ihm in die grünen Augen. Und zum ersten Mal sah ich darin nicht seine Mutter, sondern einfach nur ihn selbst. Den Jungen, der sich so heimlich und leise in mein Herz geschlichen hatte und der mich jetzt fragend und irgendwie eingeschüchtert ansah.

Einige Sekunden lang sah ich ihn nur an, dann murmelte ich leise: „Ich glaube wir haben was zu besprechen..." Der Jüngere nickte und mit einer Geste gab ich ihm zu verstehen, dass er mir in eines der leeren Klassenzimmer folgen sollte.

Ich würde ihm jetzt die Wahrheit sagen.

Und ich hoffte inständig, auch er würde es tun.

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