10. Zug
PoV Harry
Gut gelaunt ließ ich mich auf den Platz neben Draco fallen und sah aus dem Fenster. Langsam fuhr der Zug an und der Bahnhof rauschte an uns vorbei.
Dann verschwanden die Backsteinmauern und Landschaft zog an den Fenstern vorbei. Ich lehnte mich an Draco und dieser legte seinen Arm um mich, während ich meine Augen schloss.
Irgendwie war das zwischen uns seltsam. Zweifellos schön, aber keine pure Freundschaft mehr.
Schon seit wir uns vor vier Jahren in Madam Malkin's Laden angefreundet und den restlichen Tag zusammen in der Winkelgasse verbracht hatten, waren Draco und ich unzertrennlich.
Zusammen mit Blaise und Pansy machten wir Slytherin unsicher und die drei waren für mich eine neue Familie geworden.
Irgendwann im zweiten Schuljahr hatten Draco und ich Blutsbrüderschaft geschlossen und seit dem verhielten wir uns auch irgendwie wie Brüder. Oder zumindest versuchte ich das, was da zwischen uns war, immer als brüderlich zu bezeichnen.
Vielleicht wollte ich einfach nicht einsehen, dass ich die Wahrheit kannte.
Irgendwann, etwa nach einer halben Stunde, fragte Pansy: "He Leute, is euch nicht langweilig? Lass irgendwas machen, Wahrheit oder Pflicht oder so!"
Draco und Blaise stimmten zu, aber ich maulte: "Dann muss ich mich ja bewegen!" Grinsend sagte Draco: "Dann bekommst du halt nur Wahrheiten, okay?"
Ich nickte und Pansy schlug vor: "Okay, Harry, weil du immer eine Extrawurst brauchst, fängst du dafür an." Wieder nickte ich und das Mädchen fragte: "Bist du momentan verliebt?"
"Denke schon", antwortete ich wahrheitsgemäß und wandte mich dann an Blaise. Er wählte Pflicht und ich trug ihm auf, zu den Schülern im Nachbarabteil zu gehen und die nach Eiswürfeln zu fragen.
Er ging also los und kam kurz darauf mit einem Glas voller Eisbrocken wieder. Überrascht, weil ich nicht erwartet hatte, dass es irgendjemand schaffen würde, Eiswürfel zu zaubern, fragte ich: "Wo hat du die her?"
"Von Hermine", antwortete Blaise. Eigentlich hätte es klar sein müssen, dass es die schlaue Griffindor gewesen sein musste. Sie war eine unserer wenigen Freunde aus anderen Häusern und schaffte irgendwie jeden Zauber.
Als nächstes übte Blaise einen Wärmezauber auf das Glas aus, sodass alles Eis schmolz, und trug dann Pansy, die auch Pflicht gewählt hatte, auf, das Glas zurück zu bringen und den Griffindors zu erzählen, wir würden die Eiswürfel nicht mehr brauchen.
Dann war Draco an der Reihe, wählte Wahrheit und Pansy fragte mit einem kleinen Grinsen, das ich nicht deuten konnte: "Stehst du auf Mädchen?"
Mit überraschten und ertapptem Unterton in der Stimme antwortete er: "Nicht nur..."
Die Antwort löste bei mir Verwirrung und ein flaues Gefühl im Magen aus, allerdings hatte ich keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn Draco stellte jetzt seine Frage: "Denkst du, du hast Chancen bei deinem Schwarm?"
"Wüsste ich gerne", antwortete ich, "aber ich hab keine Ahnung..." Draco neben mir nickte und murmelte mehr zu sich selbst als zu uns: "Kenn ich..."
Pansy und Blaise warfen sich verheißungsvolle Blicke zu und ich verdrehte die Augen. Ich trug Pansy, die wieder Pflicht wählte, auf, einen Sonorus - Zauber zu verwenden, damit ihre Stimme unnatürlich laut wurde, und dann durch den Gang zu schreien, dass sie fand, dass Severus Snape gut aussah.
Erst sträubte sie sich ein wenig, machte es dann allerdings doch und Blaise, der auch Pflicht wählte, musste sich selbst einen lilanen Zylinder zaubern, den Pansy dann mit einem Zauber an seinem Kopf fixierte, sodass er ihn für den Rest des Tages nicht mehr abnehmen konnte.
Dann war eigentlich wieder Draco an der Reihe, doch Pansy quengelte so lange, bis wir Beide uns auf eine Doppelpflicht einließen. Dann verkündete sie: "Findet raus, ob euer Schwarm auf euch steht!"
Mit klappte die Kinnlade runter und Draco murmelte leise: "Wie denn?" "Lasst euch was einfallen!", antwortete Pansy mit einem mehr als zufriedenen Grinsen und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
Schüchtern sah ich Draco an und überlegte, irgendwas zu ihm zu sagen, ihm ein Zeichen zu geben, denn ich hoffte inständig, dass ich es war, den er gemeint hatte.
Nur war ich mir da eben nicht sicher, deswegen traute ich mich nicht, etwas zu tun.
Gut dass Draco mutiger war als ich.
Denn er murmelte: "Na dann...", beugte sich zu mir und legte seine Lippen auf meine.
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