Das erste Date


„PANSY!"


Schritte liefen durch den Flur von Slytherins Schlafräumen. „Was?" Sie stürmte in den Raum, um einen wütenden Draco zu sehen, der auf die Kleider starrte, die sie für sein Date mit Potter ausgesucht hatte.

„Das ziehe ich auf keinen Fall an!", sagte Draco und betrachtete die beiden Kleiderpaare, die über sein Bett ausgebreitet waren. Da war ein schicker Anzug aus feinster Seide dabei. „Potter ist... er ist ein Barbar! Und das ist mein schönster Anzug! Glaubst du, ich will ihn beeindrucken?"

„Versuch das andere.", sagte Pansy und verdrehte die Augen als sie merkte, dass es kein Notfall war. Auf der anderen Seite lagen ein graues T-Shirt und eine zerrissene Jeans.

„Wo hast du das überhaupt her?", würgte Draco und deutete auf die Dreistigkeit der einfachen Kleidung.

„Ich wollte dir nur helfen!", rief Pansy.

„Mir helfen? Potter wird denken, ich sei ein Muggel, der keine Klasse hat und er wird denken, ich sei..."

„Warum interessiert es dich überhaupt, was er denkt, Draco? Es ist ein vorgetäuschtes Date."

„Es ist nicht Potter, um den ich mir Sorgen mache, es ist mein Stolz. Ich möchte mich selbst mit Eleganz repräsentieren. Und fürs Protokoll: Es ist mir scheißegal, was er denkt."

Pansy zeigte gerade auf das zweite Ensemble. Draco starrte nur mit spöttischem Gesicht auf die Kleidung.

„Glaubst du wirklich, dass das teuerste Kleidungsstück, das ich habe, Potter beeindrucken wird? Bist du verrückt? Er wird sich schrecklich fühlen! Er ist ein Bauer und ich bin ein reicher Erbe! Wenn mein Vater davon erfahren würde, würde ich abgeschlachtet werden.", fauchte er, wobei ihm seine Stimme brach.

„Oh bitte, er wird es nie erfahren.", wiedersprach ihm Pansy und lehnte ihre Hüfte gegen den Türrahmen. Pansy starrte ihn einfach weiter an, als wäre er ein Idiot. Dadurch bekam Draco ein unbehagliches Gefühl im Bauch und Draco mochte es wirklich nicht, wenn er sich unbehaglich fühlte. Die Wut fing schließlich an, an seinen Eingeweiden zu zerren, bis er sich fühlte als würde er entzweibrechen.

„Was?", schnappte er. Sie verdrehte nur die Augen und lächelte, bis sie schließlich in Kichern ausbrach.

„Du denkst zu viel darüber nach. Du musst wie ein Mädchen denken.", sagte sie einfach. Draco sah sie nur an, als sei sie eine Verrückte.

„Würde das Denken wie ein Mädchen nicht alles noch schlimmer machen?"

„Absolut nicht. Mädchen sind brillant. Was würdest du tun, wenn du zwei Paar Kleider hättest: eines zu schick, eines zu schlampig, und wenn du sie zu einem lässigen Outfit gestalten müsstest?"

Er starrte weiter, aber sein Gesicht wurde etwas freundlicher. Zu wissen, dass sie einen Plan hatte, war immer beruhigend. Da er wieder mit einem Mangel an Sprache glänzte, antwortete sie für ihn.

„Bist du nicht ein Zauberer? Denke um Merlins willen."

„Pansy, ich verabrede mich nicht. Ich habe keine Dates!", höhnte er und sie nahm sein darauffolgendes Schweigen als einen "Ich bin dumm, bitte erklärt mir das" Moment.

„Du kombinierst sie!"

„Ausgezeichnet... Pansy, wie machen wir das, ohne beide zu ruinieren? Ich werde nicht mein bestes Kleidungsstück für diesen unverschämten Trottel Potter zerstören."

„Ach, hör doch auf, mir die Laune zu verderben." Sie drehte sich zum Bett und begann Worte zu murmeln, die er nicht erkannte. Es dauerte keine paar Sekunden, bis aus den beiden schrecklichen Entscheidungen ein elegantes Outfit entstand.

Das Oberteil war ein grünes, langärmeliges Hemd mit Manschetten am Ende. Draco fand das ein wenig zu schick für diesen Anlass, aber es musste sein. Besser als ein T-Shirt, das war sicher. Die Hose war ein tiefes Grau, das sehr edel, aber lässig war und das Ganze wirklich gut zusammenhielt.

„Pansy! Es ist perfekt!", sagte er, als er dachte, er hätte ein fantastisches Date mit einem schönen Mädchen, aber dann schlug die Realität ein und er wurde mit dem narbenköpfigen Goldjungen verkuppelt.

„Ich danke dir vielmals. Jetzt musst du für Essen sorgen. Du musst dich um ihn kümmern und dafür sorgen, dass er sich wohl fühlt. Ich wusste, dass du zu egoistisch bist, um das zu tun, also habe ich dir einen Picknickkorb besorgt..."

„Pansy! Was zum Teufel? Das ist nicht echt. Er ist mir egal. Ich tue das nur, um dich und alle anderen über die Peinlichkeit Lachen zu lassen, wenn das alles vorbei ist. Und wenn ich eine Ehefrau habe, werde ich sie wie eine Königin behandeln und wir werden glücklich bis ans Ende unserer Tage leben. Glaubst du wirklich, dass ich so egoistisch bin?" Sein Selbstwertgefühl wurde fast verletzt.

„Nein, natürlich nicht. Für Potter bist du es. Du musst alles glaubhaft machen. Setz dich näher an ihn heran. Streichle seine Hand ein- oder zweimal. Und umarme ihn zum Abschied!"

„Ihn zum Abschied umarmen? Ihn zum Abschied umarmen? Ich bin doch kein Hufflepuff, Pansy! Hast du keinen Sinn für die Rivalität zwischen Gryffindor und Slytherin?"

„Wenn du einen Sinn für Rivalität hättest, würdest du dich nicht mit "Harry-König-von-Gryffindor-Potter" verabreden."

„Das ist etwas anderes.", spottete Draco. „Das ist eine Verarsche des Gryffindors. Es ist keine echte Verabredung, wenn es nicht ernst gemeint ist."

„Aber es sollte echt wirken!"

„Pansy, ich weiß."

„Vielleicht solltet ihr Händchen halten oder vielleicht..."

„Wage es nicht, mir einen Kuss vorzuschlagen. Das kommt nicht in Frage.", fauchte er sie an. Bei dem Gedanken, seine Hand auch nur zu berühren, geschweige denn ihn zum Abschied zu umarmen, stieß er zitterig seinen Atem aus. „Mein erster Kuss wird nicht mit Sankt Potter sein."

Sie gestikulierte ihn, sich hinzusetzen, damit sie jede Strähne blonden Haares auf magische Weise an die bestmögliche Stelle setzen könne.

„Würdest du dich entspannen, es wird nicht sein. Dieser Streich wird nicht einmal so weit kommen. Es ist ja nicht so, dass er dich Hals über Kopf bitten wird , ihn zu heiraten und sich vorstellt, dass ihr beide zusammenlebt.", sagte sie und streichelte seine Locken mit ihren Fingern, während Draco schwieg. „Es ist gerade genug, dass es wehtut. Außerdem, warum kümmerst du dich überhaupt um deinen ersten Kuss?"

„Weil.", begann Draco, ohne wirklich zu wissen, worauf er damit hinauswollte. „Es ist... Ich weiß nicht... es ist dein erstes. Es muss perfekt sein, sonst ist dein Stolz beschädigt..."

„Das bezweifle ich sehr.", murmelte Pansy und streichelte sein Haar. „Mach dir darüber keine Gedanken und mach dir lieber Sorgen um Potter. Du musst daran denken, dass ihr beide eine Verabredung habt und dass du auf ihn stehst und du musst es andeuten. Ich sage nicht, dass du jeden Zentimeter deines Körpers mit ihm zusammendrücken und ihn befummeln sollst. Nur die Arme und die Brust. Mach fünf Sekunden lang weiter. Das sind fünf Sekunden. Das kannst du überleben! Versuch, nicht so ein Trottel zu sein. Hör auf ihn. Versteh ihn. Lass ihn sich in dich verlieben. Verstehst du?"

Sie schnipste mit ihrem Zauberstab und sein Haar war perfekt. Er ging ins Bad, um sich umzuziehen, und kam atemberaubend aussehend heraus. Jedes Mädchen würde bei seinem Anblick in Ohnmacht fallen, aber nein, er musste mit dem dummen Potter zusammen sein.

Pansy sah ihn mit einem Blick an und lächelte.

„Ausgezeichnet. Jetzt erinnere dich! Nimm Kontakt mit ihm auf..." Und sie erklärte, was sie sonst noch für Draco choreographiert hatte, während sie ihn aus der Tür stieß und ihn zum See hinunter begleitete, wo sie von weitem hinter einem Baum blicken würde. Sie half ihm, die Decke und den Korb vom Picknick aufzustellen. Als Potter kam, rannte sie hinter eine ältere Eiche und flüsterte Draco eine letzte Erinnerung zu: Körperkontakt.

Alles, was er tat, war, die Augen zu verdrehen und auf die Hölle zu warten, die ihn begrüßen würde.

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„Du bist tatsächlich gekommen.", sagte Harry nervös und biss sich auf die Lippe. Draco sah wirklich hinreißend aus mit seinem Smaragdhemd. Auch seine Hose schmeichelte jeder Kurve. Harry versuchte, sich davon nicht aus der Fassung bringen zu lassen und er fühlte seinen Zauberstab in der Tasche, bereit, ihn für alle Verhexungen zu ziehen, die sich ihm in den Weg stellten.

„Ich habe dich eingeladen.", sagte Draco geschmeidig.

„Du hast mich im ersten Jahr auch zu einem Duell eingeladen, aber am Ende wurde ich erwischt, als du nicht aufgetaucht bist.", gab Harry zurück. Draco hatte erwartet, was er sah, aber es machte ihm eigentlich nichts aus, weil Harry es ganz gut hinbekommen hatte, nicht zu sehr nach Muggel auszusehen.

„Oh... richtig.", sagte Draco und schaute auf den Boden. „Ich... ich war ein Trottel. Das tut mir leid."

„Ich möchte nicht unhöflich sein oder so, aber warum sind wir hier, und warum entschuldigst du dich dafür, dass du ein Trottel warst? Du liebst es, ein Trottel zu sein, verdammt, du liebst es, ein Trottel zu mir zu sein?"

„Ich... ich habe keine Antwort für dich... Ich weiß es nicht.", schluckte Draco. „Ich weiß wirklich nicht, warum. Ich kann es nicht erklären.", sagte er und schaute in den See. „Wir sind älter geworden, die Zeiten haben sich geändert. Das sind wir.", sagte er und steckte die Hände in die Taschen und biss sich auf die Lippe.

Harry sah ihn schweigend an und holte tief Luft. „Wo gehen wir hin? Wird uns jemand sehen können?"

„Gleich da drüben und nein, man wird uns nicht sehen.", antwortete Draco erstaunt. „Warum? Vertraust du mir nicht?"

„Du hast mir nie einen Grund dazu gegeben."

„Hör zu, Potter, ich weiß, du bist nicht gerade begeistert, mit mir zusammen zu sein, aber ich möchte nicht erwischt werden. Die Strafen wären unerträglich."

„Was meinst du mit Strafen? Du wirst mich doch nicht verhexen, oder?" Er trat ein Stück weiter zurück, bereit, sich aus dem Staub zu machen.

„Oh. Du bist nervös, weil ich dich verfluchen könnte? Gut, wenn es dir so besser gefällt.", sagte er und griff in seine Tasche. „Nimm meinen Zauberstab." Er verzog sein Gesicht. Es war schön zu wissen, dass Harry Potter Angst vor ihm hatte.

„Was?", fragte er.

„Du hast mich gehört, nimm ihn!" Harry beäugte ihn, bevor er den Zauberstab nahm.

„Komm schon, lass uns gehen.", sagte Draco, er streckte den Arm aus. Aber Harry starrte ihn nur an. Mit großen Augen. Er wusste nicht, was schlimmer war: Draco, der ihm seinen Zauberstab gab, oder dass Draco tatsächlich so etwas wie erträglich für ihn war.

„Mach schon, ich werde nicht beißen. Dies ist ein echtes Date. Das verspreche ich." Aber das war eine Lüge. Es war geplant, ein Witz, ein kompletter Streich.

Schließlich nahm Harry seinen Arm und es fühlte sich so angenehm an, das zu tun. Er war fest, aber weich, und er konnte Dracos Rasierwasser leicht riechen. Es war, als ob sie perfekt passten, es fühlte sich so bequem an, ja, es fühlte sich sogar extrem bequem an, als ob er für immer daran hing.

Harry wurde eifersüchtig auf die Art und Weise, wie Draco ging. Er schien zu schweben.

Harry drehte sich um und sah ihn nur an, um ein bezauberndes Lächeln zu erhalten, und Harry betrank sich in der Erscheinung von Dracos entspanntem Gesicht. Er war wirklich gut aussehend, denn seine Gesichtszüge waren nicht mehr so spitz, wie sie einst. Nein, sie waren auf jeden Fall weicher, das war sicher.

Dracos Stirn stand in völligem Verhältnis zum Rest seines Gesichts. Seine Augenbrauen waren getrimmt, aber Harry konnte keine Anzeichen dafür vermuten, ob er sie wachsen oder zupfen ließ oder etwas anderes, das zu so einem atemberaubenden Ergebnis führen würde. Als Nächstes ging Harry zu seiner Nase über, die nicht so spitz war, wie wenn er andere Studenten verhöhnte.

Schließlich seine Augen. Sie waren ein Meer aus Silber, das nur durch den schwarzen Kreis, der ihn direkt anstarrte, unterbrochen wurde.

Doch dann waren die blütenrosa Lippen, die Harry absichtlich zu vermeiden suchte, sein neues Ziel. Alles, was er tun konnte, war, in die prächtig gestaltete Struktur seiner Lippen zu blicken. Aber sie bewegten sich weiter, und Harry konnte nichts hören.

Harry schloss daraus, dass er rein, herrlich und schön war und einfach nur starrte und starrte und starrte und starrte, bis er schnippte.

Draco schnippte die Finger wieder zusammen und Harry war aus der Trance.

„Ich habe ein Problem, Potter.", schmunzelte er. Harry wurde einfach rot und schaute überall hin, nur nicht in seine Augen. Aber es war eine schwierige Aufgabe, weil sie so nahe beieinander waren. „Wir sind da."

Harry blickte nach unten und sah eine grüne Decke und einen dunklen Korb am Wasserrand. Er ließ los und setzte sich gegenüber von Draco hin.

Der Blonde zog zwei Sandwiches und etwas Kürbispaste heraus. Zusammen mit etwas Wasser und einer Rose war es für beide Jungen überraschend. Die beiden aßen in unbehaglicher Stille. Sie blickten in die Ferne und bewunderten die Schönheit des Ortes.

Erst als Draco eine Torte holte, stellte Harry eine Frage.

„Warum hast du mich zu einem Date eingeladen?" Neugierde war aus dem Worten heraus zu hören.

„Nun, ähm, ich wollte dein wahres Ich kennenlernen. Nicht den Harry Potter, den jeder zu kennen glaubt." Draco schaute weg und grinste. Er war stolz, an etwas so Tiefgründiges gedacht zu haben.

„Oh...", sagte Harry unbeholfen. „Wow... das ist mir noch nie zuvor passiert." Er legte sich auf die Arme.

„Wirklich?", sagte er. Hieran war Draco mehr interessiert. „Gefällt dir die Aufmerksamkeit nicht?"

„Nein, natürlich mag ich sie nicht! Es ist derselbe Grund, warum du mich heute Abend sehen wolltest. Niemand interessiert sich für mich, sie interessieren sich nur für Harry Potter, den Jungen, der überlebt hat, derjenige, der Voldemort zu oft besiegt hat."

„Du hast keine Angst, seinen Namen auszusprechen?"

"Nein, habe ich nicht.", sagte Harry sachlich. Es herrschte eine Stille, die sich von früher unterschied. Es lag schwer auf Dracos Brust, dass Potter vielleicht kein Angeber war.

„Also, was hast du vor Hogwarts gemacht?", fragte Draco, dieses Mal mit echte Neugierde.

„Ich habe bei meiner Tante und meinem Onkel gelebt, aber das ist noch schlimmer als Voldemort, um ganz ehrlich zu Ihnen zu sein."

Draco sah verblüfft aus. „Mein Onkel, meine Tante und mein Cousin... Sie sind nicht die Besten. Sagen wir es mal so.", fuhr Harry fort.

„Wie das?" Draco drehte sich schließlich zu ihm um und traf die Augen des anderen Jungen.

„Sie... sie hassen Magie.", sagte Harry.

„Sie hassen Magie! Was für Zauberer sind das denn?"

„Das ist es ja, das sind sie nicht. Sie sind Muggel."

„Oh."

„Sie denken, es ist seltsam, in Wirklichkeit sind sie gerne Muggel."

„Wer könnte es jemals mögen, ein Muggel zu sein?", fragte Draco, obwohl er es nicht so versnobt sagen wollte, wie er es meinte.

Beide schauten eine Sekunde lang weg, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Es muss sechs oder sieben Uhr sein.

„Huh, das ist seltsam.", sagte Harry mehr zu sich selbst.

„Was?"

„Es ist nur so, dass außer meinen Freunden noch nie jemand nach meiner Familie gefragt hat. Niemand hat es je wissen wollen." Draco schwieg. „Also, genug von mir. Was ist mit dir?"

„Nun, ich meine, da gibt es nicht viel zu erzählen."

„Ach, komm schon, irgendwas muss es doch zu erzählen geben!" Harry setzte sich auf und stellte sich Draco gegenüber, und Draco tat es ihm gleich.

„Nun, ich wurde in eine reinblütige Familie geboren..." Er blieb stehen, weil ein Haufen Blätter nach ihm geworfen wurde.

„Wofür war das denn?" Er brach in etwas aus, das kein Grinsen war, etwas so Fremdes für ihn, während Harry lachte. Das Lachen, das aus Harrys Kehle kam, war wie das von Engeln, die Draco in die Ohren sangen. Es gab nichts auf der Welt, was es schöner machen würde.

„Nun, erstens weiß ich das, zweitens ist es mir egal, und drittens ist es langweilig.", sagte Harry amüsiert. Dracos Mund öffnete sich. „Ach komm schon, Malfoy, werd ein bisschen persönlich. Was hast du zum Zeitvertreib gemacht?" Harry rannte ein paar Zentimeter weiter zu Draco, und es schien Draco nichts auszumachen.

„Also, ich hab gern gelesen."

„Okay, geh zurück zu deiner Familiengeschichte, das ist noch schlimmer!"

„Ha-ha, lustig. Du hältst dich für so clever, Potter! Aber im Ernst: Ich lese nur. Das ist alles, was meine Familie mir erlaubt hat, außer Quidditch zu üben. Bist du jetzt glücklich, ich habe meine Hobbys und meine Familiengeschichte in einer Aussage zusammengefasst."

„Ja, das bin ich. So, fertig mit dem langweiligen Zeug.", schwärmte Harry. „Wer ist dein Lieblingssucher?"

„Du." Harry errötete ein wenig, aber er durchschaute die Lüge.

„Ich fühle mich geschmeichelt und ganz im Ernst, wer?"

„Du! Und auf dem zweitem Platz ist Victor Krum."

„Ich könnte Krum niemals schlagen!"

„Ich glaube, du kannst es.", log Draco.

„Auf keinen Fall!"

„Doch, du kannst es!"

Ein Käfer flog Harry in die Nase und brachte ihn zum Niesen. Seine runde Brille flog von ihm weg und in das Gras neben ihm.

„Wo ist meine Brille? Ich kann nichts sehen!"

„Warte, ich habe sie."

Sie lag zwischen Harrys Arm und Harrys Oberschenkel auf seiner linken Seite im Gras. Draco griff rüber, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, griff nach der Brille und streifte dabei seine Hand. Dasselbe Gefühl wie in der Zaubertrankstunde durchfuhr sie, als sie sich berührten, so dass beide am ganzen Körper erstarrten.

„Hast du, ähm... Hast du sie?", fragte Harry.

„Ja, ja, das habe ich." Draco schluckte und setzte Harrys Brille auf, nur um im Smaragdmeer zu ertrinken. Harry besaß die schönsten Augen der Welt. Es gab nicht nur grüne, sondern auch mikroskopisch kleine braune und gelbe Flecken, die nur aus der Nähe zu sehen waren. Harry verlor sich auch in Dracos Augen, als plötzlich ein Geräusch aus dem Wald auftauchte. Beide drehten ihre Köpfe in Richtung der Baumgruppe.

„Wahrscheinlich nur der Wind.", sagte er, und Harry drehte sich wieder zu Draco um. Es wäre schrecklich, wenn der Plan jetzt enden würde. Die Dinge liefen so gut. „Ich wusste nicht, dass deine Augen grün sind."

„Ähm, ja, das sind sie schon seit meiner Geburt.", antwortete Harry und biss sich unbeholfen auf die Lippe. Draco schnaubte.

„Da du so gerne fliegst, warum gehen wir nicht auf meinen Besen, ich, ähm... Ich habe ihn mitgebracht."

„Sicher.", sagte er zögernd.

Sie gingen zu dem Baum hinauf, an dem Harrys Feuerblitz lehnte.

Harry schwang die Beine über den vorderen Teil und ließ Platz für Draco.

„Nun komm schon!" Draco stand immer noch drei Meter vom Besen entfernt. „Ja, ich habe nur einen Besen. Jetzt spring auf!"

Draco gehorchte und setzte sich auf das Ende.

„Ähm, Draco, du musst dich an mir festhalten, wenn du nicht runterfallen willst."

„Genau... Warte, du hast mich gerade Draco genannt!"

„Das ist doch Ihr Name, oder?"

Draco biss sich auf die Lippe, um zu verhindern, dass... wie auch immer sie es nannten, es war nicht zum Schmunzeln. Harry trat vom Boden ab und ging in einem 70-Grad-Winkel gerade nach oben. Alles, was die beiden hören konnten, waren Dracos Schreie, die ihm aus dem Mund kamen, als Harry kopfüber flog. Harry flog weiterhin immer schneller und machte einen Looping, dann begann auch er zu schreien. Draco hielt sich fester an Harry fest, und es fühlte sich so richtig an; es war ihm egal, in welche Richtung er flog, denn er wusste, dass er in Harrys Reichweite sicher war.

Plötzlich flog Harry in einem 90-Grad-Winkel nach oben, und der aus Dracos Mund kommende Jubel waren nun durchdringende Schreie, die durch den Wind ersetzt wurden. Sie flogen so hoch, dass sie, wenn sie nach unten schauten, die Spitze des höchsten Turms sehen konnten.

Es schien wie Stunden, bis sie stehen blieben. Und Draco verstand, warum. Die Sonne war fast untergegangen, nur die Spitze war sichtbar und Sterne waren herausgekommen. Sie waren über den Wolken.

„Das ist unglaublich, Potter!", rief Draco aus und legte seinen Kopf auf Harrys Schulter. Harry neigte den Kopf, so dass sich sein Hals zu Dracos Schädel bog. Sein Haar war so weich und roch nach Wind und einem leichten Regenschauer.

Die Sonne war gerade hinter der Erde untergegangen, und Dunkelheit umgab die Jungen, was sich wie Stunden später anfühlte, als sie beschlossen, wieder nach unten zu gehen.

„Bereit?", brach Harry das Schweigen.

Alles, was er fühlte, war die Bewegung des Kopfes vor und zurück, einmal auf seiner Schulter, und er hob ab. Erst als sie auf halber Strecke unten waren, wurde Draco klar, was er da tat. Er hob den Kopf von Harry weg, obwohl er nur noch dort bleiben wollte.

Draco, du Idiot! Du solltest dafür sorgen, dass er sich in dich verliebt, nicht umgekehrt! Und was für ein Mann bist du? Er nimmt dich mit auf einen Besenflug und du schmiegst dich an seinen Rücken wie ein verlorener Welpe! Du bist der - WAS SAGTE ER DA?

Sie hatten endlich den Boden erreicht und waren vom Besen gesprungen.

„Danke, Potter.", sagte Draco und setzte seine Maske wieder auf, das Ziel im Visier. „Es war ähm... Es hat Spaß gemacht!"

„Danke! Ich hatte eine wunderbare Zeit! Wir sollten das wiederholen.", lächelte Harry, und Draco stellte fest, dass ihn sein Lächeln nicht störte.

„Ich stimme dem zu.", nickte Draco. Harry begann zu gehen, drehte sich dann aber um.

„Ich habe vergessen, dir deinen Zauberstab zu geben.", sagte er und lächelte immer noch wie ein Idiot. Er griff in seine Tasche, um den Zauberstab zu finden, der dem Slytherin gehörte.

Draco nickte, als Harry auf das Schloss zuging, aber Draco hielt ihn auf, indem er ihn am Arm packte. 'Umarme ihn!' rief Pansy ihm ins Gedächtnis. Er wirbelte Harry herum und schlang seine Arme nur so um ihn. Harry reagierte zunächst nicht, schlug dann aber ebenfalls den Arm um Draco. Es fühlte sich... seltsam an.

Der Blonde zählte gedanklich 1...2...3...4...5, und er ließ los.

Harry zog sich ebenfalls zurück und schaute in Dracos silberne Iris. Sie begannen, gemeinsam zum Schloss hinaufzugehen.

„Wann möchtest du das wieder tun?", fragte Harry.

„Oh, ähm... Ich habe kein Problem damit, wann immer du frei bist. Ich kann mir die Zeit nehmen."

Alles, was Harry tat, war lächeln. Sie erreichten die Schlosstüren.

„Ich werde dir eine Eule schicken. Gute Nacht, Draco."

„Wage es nicht, mich vor anderen so zu nennen, sonst verhexe ich dich, du Trottel. Gute Nacht, Potter."


„Gute Nacht, Malfoy.", betonte er den Namen.


Und beide gingen getrennte Wege, beide lächelten wie Idioten, das hieß, bis Draco um die Ecke kam und sein aufrichtiges Lächeln sich in ein böses Grinsen verwandelte, zufrieden damit, wie leicht dies zu bewerkstelligen war.


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