Kapitel 6 ✔️
Unbeirrt kam sie heute wieder in ihre kleine und charmante Wohnung, nachdem ein anstrengender Arbeitstag vollbracht war. Es war dieser Abend, der alles auf den Kopf stellen würde. Das Geheimnis sollte heute enthüllt werden. Wer war der mysteriöse Slytherin und wo würden er sie wohl ausführen?
Nachdem sie die unzähligen Treppenstufen, die sie bis hin zu ihrer Wohnung führten, erklommen hatte, beschloss sie sich für das Date zurechtzumachen. Etwas länger her war es bei ihr, seitdem sie das letze mal so richtig aus gewesen war. Seit Ron und sie noch zusammengesessen waren eigentlich.
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Nach der erfrischenden Dusche und einem Trocknungszauber, welcher auf ihren Haaren wirkte, blickte sie in den Badezimmerspiegel und sah eine ziemlich erschreckend erschöpfte Seite an ihr. Dunkle tiefe Augenringe, die sie wohl heute früh übersehen hatte, zierten ihr helles Gesicht und sahen alles andere als schön aus. Es gefiel ihr zwar nicht und sie tat es wirklich nicht oft, doch da ließ sich bestimmt noch etwas machen. Deswegen zückte sie ihr Make-up Beutel aus dem Waschbeckenschränkchen, welches sie das letzte Mal am Winterball hervorgekramt hatte und trug ordentlich eine Schicht Concealer auf, der seinen Zweck erfüllte und ihre scheußlichen Augenringe abdeckte. Danach nahm sie etwas Puder, sowie Mascara. Ein leichter Hauch von Rouge auf den Wangen würde fast zu auffällig für ihren Geschmack wirken. Deswegen verzichtete sie darauf. Das war ihr Look. Nichts Großartiges. Nichts Aufwändiges, sondern schlicht und einfach. So fühlte sie sich wohler.
Das nächste Problem waren ihre Haare, die sie, nachdem sie sich in ein dunkelblaues Kleid geworfen hatte, welches perfekt zu ihrem Hautton passte und ihre Augen gut zur Geltung brachte, sich mithilfe ihres Zauberstabes hochsteckte, wobei eine Partie der Haare geflochten wurde, sodass es schlussendlich einem Messy Bun ähnelte. Zufrieden mit sich selbst, trug sie ihr Lieblingsparfüm auf, ehe sie sich zu guter Letzt, noch für etwas Schmuck entschied, um ihr Outfit abzurunden.
Allein das hatte bereits eine ganze Stunde ihrer kostbaren Zeit in Anspruch genommen. Und da stellte sich ihr die Frage: Was, wenn das Date nun ein Desaster werden würde, und sie hatte sich deshalb extra so sorgfältig zurechtgemacht? Würde es sich überhaupt lohnen? Oder etwa nicht?
Sie hegte eigentlich nicht die Absicht, aber ihr Charakter neigte dazu, alles Mögliche zu hinterfragen. Auch wenn sie gelesen hatte, dass diese Art des Denkens die Freude am Leben beeinträchtigen könnte, konnte sie nichts dagegen unternehmen. So war sie eben und das war in Ordnung
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Nach einem kurzen Blick in den Spiegel und etwa einer Stunde Lesens, erklang plötzlich die Hausklingel. Voller Vorfreude eilte sie zur Tür und öffnete sie. Nach kurzem Warten und einem letzten Zurechtrücken ihres Kleides war sie bereit, die Tür zu öffnen – zumindest äußerlich. Innerlich hatte sie sich jedoch kaum darauf vorbereiten können. Jetzt stand sie vor dem Sprung ins Ungewisse, vor dem sie sich lange gedrückt hatte und es war höchste Zeit, ihn zu wagen.
Sie dachte an Ginny und musste ihr leider recht geben, es war wieder nötig sich wieder auf jemanden einzulassen, nach der Trennung mit Ron. Sie brauchte das jetzt einfach. Etwas Abwechslung konnte schließlich nicht schaden. Auch wenn es sich, für Hermine just in diesem Moment gerade, eher wie ein Abenteuer anfühlte, was hoffentlich jetzt beginnen würde.
Sie atmete noch ein letztes Mal tief durch, ehe sie sich traute die Hautür aufzumachen. Jetzt würde sie erfahren, wer ihr geheimnisvoller Slytherin war. Nein nicht ihr. Besser gesagt, der geheimnisvolle Slytherin.
Hermines Atem stockte. Unfähig sich zu bewegen oder auch nur ein Wort hervorzubringen, stand sie da und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Warum ausgerechnet er? Draco Malfoy war ihr geheimnisvoller Chat-Partner. Das musste doch ein schlechter Scherz sein, oder? Was sollte sie nun tun? Weglaufen? Apparieren? Schreien oder vielleicht doch lieber weinen?
Nein, Ruhe bewahren! Einfach nur ruhig bleiben.
Er blickte sie hoffnungsvoll und auch etwas entschuldigend an, so als würde er sich dafür endschuldigen, dass er gerade vor ihr stand und nicht irgendwer anders.
Trotz ihres Versprechens, keine Vorurteile gegenüber ihm zu hegen, stiegen plötzlich all die schmerzhaften Erinnerungen ihrer Vergangenheit in ihr auf, die sie einfach nicht verdrängen konnte. War Draco Malfoy wirklich der charmante Mann, als den er sich ausgab? War er in Wirklichkeit genauso, und noch viel wichtiger, hatte er sich wirklich verändert, so wie er behauptete? Das würde sie nur zu gerne herausfinden.
Malfoy sah sie jetzt mit einer Mischung aus Enttäuschung und Traurigkeit an und es brach ihr fast das Herz. Er dachte womöglich, dass sie ihn, nachdem sie gesehen hatte, wer sich hinter Anonym verbarg, fallen lassen würde. Doch ehrlich gesagt, wüsste sie nicht, was sie jetzt tun sollte. Auf der eine Seite stand ihnen ihre Vergangenheit im Weg, die sie nicht so leicht vergessen konnte. Aber auf der anderen Seite waren da diese wundervollen Sätze, die sie immer zum Schmunzeln gebracht hatten, als sie so locker miteinander geschrieben hatten.
Plötzlich fügte sich alles zu einem klaren Bild. Die Tatsache, dass sie ihn einmal hätte hassen sollen und dass er kein guter Mensch gewesen war, der es nun bereute, begannen auf einmal Sinn zu ergeben.
Alles, was er ihr geschrieben hatte...sie fragte sich, wie sie nicht schon früher darauf gekommen war. Doch eigentlich hatte sie immer diese Vermutung gehabt. Doch irgendwie hatte sie es verdreht und es nicht wahrhaben wollen. Doch es war wahr. Malfoy stand vor ihr und sah zutiefst gekränkt aus.
Als hätte er geahnt, dass es passieren würde.
Was auch immer er geglaubt hatte, was passieren würde.
„Hermine", flüsterte er nun nach einer gefüllten Ewigkeit der Stille.
„Jaa", sagte sie noch leiser, obwohl es doch irgendwie krächzend klang.
„Es tut mir leid, dass ich womöglich nicht der bin, den du erwartet hast, aber gib all dem hier eine Chance und lass die Vorurteile für einen Abend bei Seite, lerne mich kennen, mein wahres Ich. Das wäre wirklich..., du wärst die Einzige, die das tun würde."
Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. War es verrückt, dass sie es tief in ihrem Inneren sogar wollte? Sie spürte den Wunsch, herauszufinden, wer er wirklich war, und seine Sicht auf alles erfahren zu wollen. Sie wollte ihn kennenlernen, frei von den Vorurteilen und falschen Erinnerungen, die sich in ihrem Kopf festgesetzt hatten. Sie entschloss sich, ihm eine Chance zu geben, auch wenn es mehr als verrückt erschien. Gleichzeitig fürchtete sie sich jedoch vor dem Unbekannten, vor dem, was kommen oder passieren mochte. Wie konnte sie sich hundertprozentig sicher sein, dass er keine falschen Absichten hatte und dass er genauso empfand? Die Antwort konnte sie nur in seinen sturmgrauen Augen finden, die so viel, aber gleichzeitig auch nichts verrieten.
Sie hatte keine Ahnung, was es war – vielleicht ein Gefühl, das sich ihr offenbarte und ihr signalisierte, dass sie ihm vertrauen konnte.
Dass sie Draco Malfoy vertrauen konnte...
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