Kapitel 18
Unglaublich! Hermione hatte sich doch tatsächlich aus dem Staub gemacht. Seit Tagen verbrachte er seine Zeit damit sie zu suchen. Sie war weder in ihrem Café, noch bei ihrem ach so tollen Freund, noch in ihrer Wohnung und scheinbar auch nicht bei ihren Anhängseln Potter und Weasley. Was für Draco nur so viel bedeuten konnte wie: Sie ging ihm aus dem Weg.
Verzweifelt drehte er Runden um den Tisch auf dem die Akte lag. Sie ging ihm aus dem Weg seit der Nacht in der sie in die Zaubertrankfirma eingebrochen waren. Seit er ihr gestanden hatte, dass er sie noch immer liebte. Wieso hatte er das getan? Sie hatte ihm oft genug gesagt dass sie ihn nicht in ihrem Leben möchte. Ihm gesagt er solle verschwinden. Vermutlich hatte er sie damit verschreckt. Ihr Angst eingejagt, sie könnte erneut von ihm verletzt werden. Doch er wollte sie nicht verletzen. Nie wieder. Er wollte sie bei sich haben, wann immer es auch möglich war aber vor allem, brauchte er sie jetzt. Er brauchte ihre Hilfe um diese dämliche Akte zu entschlüsseln.
Denn eine Sache war mittlerweile Gewiss. Das St Mungos hielt seine Mutter gefangen.
Nachdem Tarry ihn besucht hatte war er wild entschlossen das Krankenhaus nieder zu brennen, sollte er nicht endlich Antworten erhalten. Er stürmte hinein wie ein Wahnsinniger, den Zauberstab zum Kampf bereit gestreckt. "Wo ist sie?" hatte er in der Empfangshalle gebrüllt und damit auf einen Schlag alle Gespräche zum verstummen gebracht. Die Frau hinter dem Tresen sah ihn verwirrt und zugleich ängstlich an.
Wütend ging er auf sie zu, schneller als er es erwartet hatte war er bei ihr und drückte ihr den Stab bedrohlich unter das Kinn. "Wo ist meine Mutter?" knurrte er sie an und bemerkte deutlich wie sie anfing zu zittern. "Ich weiß es nicht." brachte sie mit bebender Stimme hervor. "Weißt du wer ich bin?" fragte Draco. In seinen Augen war nichts weiter als der blanke Wahn zu sehen. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an seine Mutter, die sterbend in diesem Gebäude lag. Einsam, allein und er konnte nichts dagegen tun.
Das Mädchen nickte. "Dann weißt du auch wozu ich fähig bin, wenn ich nicht das bekomme was ich will!" er sprach so leise, dass man ihn eigentlich nicht hätte hören dürfen. Doch die Worte wurden von den hohen Decken gefangen gehalten, verstärkt und vibrierten wie der Bass im Boden nach. Jeder, der hier war hielt nun den Atem an.
"Was tust du denn da?" hörte er eine Stimme ihn entsetzt fragen. Katelin. Sie kam mit ein paar schnellen Schritten auf ihn zu und versuchte seine Hand hinunter zu drücken. "Lass mich sofort los!" knurrte er sie an. Sein Blick bohrte sich in ihren, dann packte er sie am Kragen und ließ von der anderen Frau ab. "Bring mich zu ihr! Ich weiß du weißt wo sie ist, also bring mich auf der Stelle zu ihr!"
"Das kann ich nicht." flüsterte sie. Die Angst stand nun auch ihr ins Gesicht geschrieben. Draco schnaubte missbilligend. "Wenn dir dein Leben etwas wert ist, wirst du das müssen!"
"Ich weiß nicht wo sie ist, wirklich nicht!" brachte sie flehend hervor. Der ehemalige Slytherin rollte mit den Augen. "Dann werden wir sie jetzt suchen!" Seine Worte duldeten keine Widerrede, weshalb Katelin nickte. Dann wand sie sich aus seinem Griff und ging aufrecht an ihm vorbei. "Folge mir." meinte sie schließlich.
Sie gingen durch das gesamte Krankenhaus, betraten jedes einzelne Zimmer auf jeder einzelnen Etage und mit jedem Patienten der nicht seine Mutter war, verlor Draco etwas mehr die Hoffnung. Was stellten diese verdammten Mistkerle nur mit ihr an? Was musste sie durchleiden? Als sie auch das letzte Zimmer betraten in dem sie nicht war, wurde Draco unglaublich zornig.
Grob packte er Katelin am Handgelenk und zerrte sie zurück zum Empfang. Er funkelte erneut die Dame hinter den Tresen an: "Sag den Ärzten die meine Mutter in ihrer Gewalt halten, wenn ihnen Katelin etwas wert ist, sollten sie sich schleunigst mit mir in Verbring setzen!" Dann zog er die Blonde trotz ihres Widerstandes aus dem Krankenhaus. Er musste sicher gehen dass sie ihn nicht belog und dafür blieb ihm nur eine Möglichkeit.
***
Als sie erwachte war es um sie herum immer noch schwarz. Ihr Körper schmerzte und sie fühlte sich so ausgelaugt wie noch nie zuvor. Jede Vene in ihrem Körper schien lediglich aus Sandpapier zu bestehen und selbst Atmen bereitete ihr eine höllische Qual. Ein dumpfes hohles Klopfen durchzuckte ihren Kopf. Wie eine Warnung, doch sie wusste nicht wofür.
Sie wusste überhaupt nichts mehr und sie wollte auch nichts wissen. Sie wollte nur diesem furchtbaren Schmerz entkommen. Tausend Fragen huschten durch ihren Kopf, doch es war als würde sie versuchen durch Wasser zu lesen. Die Buchstaben verschwammen, entglitten ihr. Sie versuchte sie zu fangen doch jedes Mal drückte die gewaltige Last des Schmerzes ihre Arme zurück. Immer wenn sie kurz dafor war danach zu greifen. Dort war etwas, etwas wichtiges, doch je mehr sie versuchte es zu erkennen, desto größer wurden die Qualen in ihrem Körper. So lange bis sie es nicht mehr aushalten konnte, bis alles in ihr nach Erlösung schrie. Erlösung vor dem giftigen Blut das ihre Adern durchströmte, vor den platzenden Gefäßen in ihrem Gehirn, die sich anfühlten als würde ihr jemand rostige Nägel hineinrammen und dem kalten Stechen in ihrem Herzen, das ihre ganze Haut zu Eis gefrieren ließ. Sie konnte nicht mehr und so gab sie sich schließlich mit offenen Armen erneut der süßen Versuchung der Ohnmacht hin. Und der Schmerz verschwand.
***
Sie hatte seinen Plan vermasselt! Seinen sauber durchdachten, perfekt geschmiedeten Plan. Warum hatte sie sich auch von diesem blonden Bastard in die Sache mit hineinziehen lassen? Konnte sie nicht einfach nur das bleiben für das sie vorgesehen war? Ein Köder? Wieso musste sie anfangen Fragen zu stellen? Es hätte so schön laufen können, doch nun musste er wohl oder übel umdenken.
Es war zum verrückt werden!
In gewisser Weise hatte er wirklich angefangen sie zu mögen. Sie war nicht die schlechteste Gesellschaft, hatte etwas im Kopf und war zudem noch ziemlich hübsch. Er hätte sie verschont, dass hätte er wirklich. Aber er würde alles tun um diesen skrupellosen Mörder seine gerechte Strafe zu verpassen. Auch wenn das ihren Kopf kosten würde. Seine Familie hätte es so gewollt, er musste sie rächen.
Erinnerungen an sein kleines Mädchen drangen durch seinen Kopf. An ihr unbeschwertes, glückliches Lachen. An ihre kleinen Hände, die sich fest um seinen Hals schlossen als er sie hochhob und sie durch die Luft schleuderte. An ihre Augen die heller funkelten als die schönsten Sterne am Nachthimmel. Sie war noch so jung. Sie hatte es nicht verdient so früh aus ihrem Leben entrissen zu werden. Sie war doch nur ein Kind. Ein unschuldiges kleines Kind! Und dieses gefühlslose Monster, dieser Todesser, hatte sich die Macht herausgenommen und sie eiskalt getötet. Er hatte noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Er tat es einfach, erst sein kleines Mädchen, dann seine geliebte Frau. Und damit auch sein komplettes Leben. Seit diesem Tag brannte er für die Rache, eine richtige Rache.
Es war ihm nicht genug, was mit Malfoy passieren sollte. Dass er nach Askaban geschickt werden sollte, in eine einfache Zelle. Ohne je von einem Dementor geküsst zu werden. Ohne je wirkliche und wahrhaftige Leere zu spüren, so wie er sie gespürt hatte als dieser Bastard ihm alles genommen hatte. Die Strafe war zu mild, zu wenig für dieses Monster. Also blieb ihm nichts weiter übrig als die Sache selbst in die Hand zu nehmen und der erste Schritt war, ihm die Freiheit zu verschaffen, sodass er sie ihm wieder nehmen konnte.
Es war der perfekte Plan, doch ehe er ihn durchsetzen konnte, war der Blonde verschwunden. Einfach weg. Unaufspürbar. Zwei Jahre hatte er dafür gebraucht. Zwei Jahre in denen er jeden freien Moment mit der Suche nach ihm verbracht hat. Er hatte sich mit Hermione angefreundet, da er dachte, wenn einer weiß wo er ist, dann sie. Doch sie wusste nichts. Dennoch blieb er bei ihr. Christian hatte gewusst wie viel die ehemalige Gryffindor Malfoy bedeutete. Anfangs war sie sein Köder, sein Mittel zum Zweck. Irgendwann fing er an sie als mehr zu sehen, doch der ursprüngliche Grund für ihre Beziehung übertrumpfte diese Gefühle stets.
Dann erhielt er diesen Tipp wo sich der Blonde verstecken könnte. Jetzt brauchte er einen Grund um ihn zurück zu holen. Er ließ seine Kontakte spielen, bestach einen Aufseher in Askaban Narzissa diese Spritze mit Drachenpocken zu injizieren und den Krankenhausdirektor damit, sie unter Verschluss zu halten. Er tat so als würde er ihm das perfekte Opfer für seine kranken Versuchsreihen bringen, er tat so als wäre es ihm genauso wichtig, dass es endlich einen Impfstoff gegen diese Krankheit gibt. Er wusste, dass der Chefarzt das nach außen hin behauptete, dass er sich für das Wohl der Menschen einsetzte und dafür gewisse Opfer in Kauf nahm. Doch Botjev war nicht dumm, er wusste ebenfalls, dass der Krankenhausdirektor eine perverse Freude daran hatte Menschen zu quälen. Ihm soll es recht sein. Für ihn war sie auch nur eine weitere Todesserin die es verdient hatte zu leiden. Eine Todesserin und der perfekte Grund für den jungen Malfoy nach London zurück zu kehren und damit seinen lange geplanten Plan endlich in die Tat umzusetzen.
Er blickte auf das braunhaarige Mädchen vor ihm. Ihre Augen waren fest zusammengekniffen und unter ihren Lidern zuckten sie hektisch hin und her. Sonst sah sie friedlich aus, sie wirkte so jung auf gewisse Art und Weise. Kurz durchzuckte ihn der Hauch eines schlechten Gewissens. Er hatte ihr einen starken Zaubertrank verabreicht, der sie glauben machte sie hätte starke Schmerzen. Dadurch blieb ihr kein Raum um nachzudenken oder sich einen Plan einfallen zu lassen, wie sie sich befreien konnte. Die einzige Möglichkeit diesem eingebildeten Schmerz zu entgehen war der Schlaf. Und das stellte sicher, dass sie nicht gegen die Müdigkeit ankämpfte. So wusste er, dass sie auf keinen Fall wach war, ehe er es nicht wollte.
Sanft strich er ihr über das lockige Haar. Er hatte sich eingebildet sie würde ihn lieben. Selbst wenn er es nicht tat, so war es für ihn immer klar gewesen sie würde es tun. Doch als er Malfoy zurückgeholt hatte, war sie plötzlich wie verändert. Christian wusste das sie ihn einst geliebt hatte, doch niemals hätte er erwartet das ihre Gefühle derart tief in ihr verwurzelt waren. Es hatte nicht lange gedauert da lag sie wieder in seinen Armen und das fing an ihn zu stören. Dieser Todesser hatte abscheuliche Dinge getan, Dinge von denen sie wusste. Er hatte auch ihr Schmerz zugefügt, mehrfach. Und dennoch, nach all dem, war sie in der Lage diesem Mann zu verzeihen. Es war ihm ein Rätsel, doch es gab ihm auch Hoffnung.
Sie war nicht die Liebe seines Lebens. Sie könnte nie ein Ersatz für seine Frau oder seine Tochter sein. Er war sich sicher, derart tiefe Gefühle nie wieder für einen Menschen empfinden zu können. Doch sie war irgendwas davor. Vielleicht, so dachte er, könnte sie ihm auch verzeihen. Dass er sie gefangen hielt, dass er sie benutzte, dass er ihr weh tat und dass er ihren Geliebten umbringen würde.
Sobald dieser Bastard seinen letzten Atemzug tat und somit seinen Weg in die Hölle fand, war Christian frei. Dann hatte er die Schuld an seiner Familie beglichen. Die Schuld an der Welt beglichen dieses Monster unter die Erde zu bringen. Damit er nie wieder jemanden derart Schmerzen zufügen konnte. Damit nie wieder jemand durch die Hand eines Todessers starb. Durch seine Hand. Wenn er sie nicht töten musste um Malfoy zu bestrafen und das würde er tun, ja vielleicht konnte sie ihm dann all das verzeihen.
Ihre Haare waren so weich. Wie ein sanfter Fluss, der schwebend über all die harten Steine darin hinwegglitt. Immer wieder strich er mit seinen Fingern darüber, genoss das sanfte Gefühl auf seiner Haut. Er hoffte er würde ihr nichts antun müssen, er hoffte es so sehr. Doch er würde es tun. Für seine Familie.
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