Geliebt werden
Sie hasste dieses Gefühl.
Dieses Gefühl nicht geliebt zu werden.
Früher wusste sie, dass es nicht wahr war. Dass es sehr wohl Menschen gab, die sie liebten. Doch jetzt ... Ihre Eltern konnten sich nicht mehr an sie erinnern, Harry verbrachte die meiste Zeit mit Ginny, sie gönnte den beiden wirklich ihr Glück, doch so hatten weder Ginny noch Harry bemerkt, dass Ron sie erst betrogen und dann schließlich für diese Hufflepuff verlassen hatte.
Ron schämte sich zu sehr dafür und hatte es deshalb noch nicht Harry und Ginny gesagt und Hermine hatte nicht vor ihm dieses Geständnis abzunehmen.
Hermine wusste nicht wieso, doch das Lesen half ihr die Realität für kurze Zeit zu vergessen.
Sie saß wieder in der hintersten Ecke der riesigen Bücherei von Hogwarts, wo sonst nie jemand außer ihr war. Hermine saß auf dem Fensterbrett, auf welchem ein Polster befestigt war. Die Granger liebte diesen Platz, hier war es immer ruhig, hier konnte sie in Ruhe weinen, lesen und Hausaufgaben machen.
Sie versuchte sich wieder auf ihr Buch zu konzentrieren, als plötzlich das Polster neben ihr nachgab. Verwundert runzelte Hermine die Stirn und sah auf. Neben ihr saß Draco Malfoy, ebenfalls mit einem Buch in der Hand.
Er nickte ihr nur kurz zu und begann dann zu lesen. Auch Hermine wendete sich wieder ihrem Buch zu, sie hatte jetzt keine Lust sich auch noch mit dem Malfoy zu streiten und zudem hatte er noch nichts Beleidigens gesagt.
So saßen sie sich gegenüber auf der Fensterbank, beide an die Wand und das Fenster gelehnt und lasen.
Es war eine angenehme Stille.
Als es Zeit fürs Abendessen war, standen sie beide auf, nickten sich zu und verließen gemeinsam die gigantische Bibliothek. Sie gingen sogar zusammen in die Große Halle, aber schweigend.
Am nächsten Tag saß Hermine wieder in 'ihrer' Ecke und machte Hausaufgaben, als sie Schritte hörte.
Sie blickte auf und sah erneut den Malfoy, der sich ihr gegenüber an den Tisch setzte und ebenfalls mit seinen Hausaufgaben begann. Als er fertig war mit den Aufgaben für den nächsten Tag, nahm er sich wieder sein Buch vom vorigen Tag und setzte sich auf die Fensterbank.
Nach einiger Zeit setzte sich Hermine ebenfalls dazu.
Wie am Tag zuvor schwiegen sie sich an. Doch es war angenehm. Hermine fühlte sich nicht mehr so alleine und wenn sie ehrlich war, genoss sie die Nähe des Jungen.
So ging es einige Wochen, nie sprachen sie ein Wort, aber es war eine Gewohnheit geworden, dass sie Hausaufgaben machten, lasen und ab und zu die Bücher tauschten.
Außer Dienstags und Samstags waren sie durchgehend in der Bücherei. Nach einiger Zeit begleitete Hermine Draco sogar zum Training und setzte sich auf die Tribünen und las.
Draco und Hermine verbrachten viel Zeit miteinander, wenn auch stillschweigend. Aber Worte waren nicht nötig. Sie verstanden sich auch so.
Es war wieder so ein Tag, an dem Hermine erst mit Draco zusammen die Hausaufgaben gemacht hatte und dann gelesen hatte. Doch als sie in die Große Halle kam, sah sie Harry und Ron, die sie zu sich winkten.
Verwirrt setzte sie sich zu ihnen.
,, Hermine, ich ... es tut mir wirklich leid ...", murmelte Ron erneut, doch Hermine wank ab.
,, Ist schon okay.", sagte sie. Ihre Stimme klang rau, das sie sie die letzten Wochen nur im Unterricht benutzt hatte. Hermine räusperte sich.
,, Ich habe es Harry gerade eben erzählt.", erzählte Ron.
,, Ja, er hat mir alles erzählt. Und Hermine, es tut mir wirklich leid. Ich war so mit Ginny beschäftigt, dass ich es nicht mal mitbekommen habe, dass du dich immer mehr in der Bücherei verkrochen hast. Hast du das Schloss die letzten Wochen überhaupt verlassen?", meinte Harry besorgt.
Hermine nickte. ,, Ja, ich war beim Quidditchtraining.", antwortete sie.
,, Wie bitte, ich habe dich nie gesehen?", fragte Harry verwirrt.
,, Äh ... ja ... ich war nicht bei eurem Training.", meinte Hermine peinlich berührt.
,, Aber bei welchem Training warst du dann?", fragte Ron verwundert.
,, Ich habe bei den Slytherins zugeschaut.", gab Hermine leise zu.
,, Was?! Kennst du ihre Strategie?!", fragte Harry sofort.
,, Ja, aber ich glaube, er wäre nicht begeistert, wenn ich sie euch sagen würde. Ich habe ihnen ja schließlich auch nichts über eure gesagt.", meinte Hermine.
,, Mit wem warst du da? Wer hat dich mitgenommen?", fragte Harry und auch Ron sah interessiert zu Hermine.
,, Das kann ich euch nicht sagen.", sagte Hermine.
Am nächsten Tag war ein Dienstag. Draco und Hermine saßen wieder in der Bibliothek und lasen, als Draco auf die Uhr blickte und aufstand.
,, Kommst du wieder mit?", fragte er vorsichtig.
Erschrocken sah Hermine von ihrem Buch auf.
Es war das erste Mal, dass er sie ansprach. Sie nickte und stand auf.
,, Potter und Weasley haben mich gestern so komisch angeschaut ...?", er lachte unsicher.
,, Ja, sie Fragen sich, warum bei Merlins Bart bei euch zuschauen darf.", erklärte Hermine.
,, Du hast ihnen doch nicht unsere neue Strategie erzählt?! Oder?!"
,, Nein, was denkst du wer ich bin?", fragte Hermine leicht gekränkt.
,, Tut mir leid.", murmelte Draco entschuldigend.
,, Passt schon."
Nach dem Training flog Draco zu Hermine auf die Tribüne.
Sie lächelte ihn an. ,, Auch wenn ich nicht viel von Quidditch verstehe, denke ich, dass es heute besser gelaufen ist als sonst."
,, Du tust ja gerade so, als würden wir immer komplett scheiße spielen!", empörte sich der Malfoy, konnte aber ein Schmunzeln nicht vermeiden. Hermine lachte. ,, Vielleicht tut ihr das ja auch."
,, Na warte!", noch bevor die Granger etwas antworten konnte, zog Draco sie zu sich auf den Besen und hob ab.
Hermine quiekte auf und klammerte sich ängstlich and den Malfoy, welcher leise lachte. ,, Na, noch immer so frech?!", lachte er, während er auf Hermines Scheitel schaute.
,, Das ist nicht lustig! Lass mich sofort wieder runter!", keifte die Kriegsheldin hysterisch und wagte es nicht einen Blick nach unten zu werfen.
,, Beruhige dich Granger.", krächzte Draco. ,, Ich brauche Luft."
Sofort lockerte Hermine ihren Griff um Draco und sah zu ihm hoch. Der Malfoy atmete einmal tief ein und wieder aus, dann sah er wieder zu der Granger. ,, Schau nach vorne und konzentrier dich aufs Fliegen!", meinte diese jedoch nur im Befehlston.
,, Granger, entspann dich."
,, Du hast gut reden!"
,, Vertrau mir. Du wirst es nicht bereuen.", versuchte der Malfoy die Granger zu beruhigen, was auch einigermaßen klappte.
,, Ich will dir was zeigen.", sprach er vorsichtig.
,, Mhm.", murmelte sie, während sie ganz vorsichtig einen Blick Richtung Boden riskierte. Sie sah einige Schüler, welche über die Ländereien Hogwarts spazierten. In der Ferne sah sie das Wasser des Schwarzen Sees glitzern. Hermine lächelte leicht.
Sie flogen eine Weile, und auch wenn Hermine nicht wirklich begeistert davon war, über den Verbotenen Wald zu fliegen, vertraute sie Draco.
,, Wir sind da.", meinte Malfoy nach einiger Zeit und flog langsam Richtung Boden.
Er hatte sie auf eine wunderschöne Lichtung gebracht, man konnte ein paar Vöglein zwitschern hören und wenn man ganz genau hinhorchte, konnte man einige Zentrauren lachen hören. Von der Lichtung hatte man einen wunderschönen Ausblick auf die sinkende Sonne.
,, Wow.", hauchte Hermine.
Als sie sich gefasst hatte, fragte sie interessiert danach, wie der Malfoy die Lichtung gefunden hatte.
,, Während des sechsten Schuljahres wollte ich einfach nur weg und da bin ich zufällig hier gelandet.", grinste Draco.
Eine Weile starrten sie beide fasziniert auf die untergehende Sonne, dann räusperte Draco sich.
,, Wir sollten vielleicht wieder zurück, es gibt bald Abendessen."
Erwartungsvoll schaute er auf Hermine runter, welche schließlich abwesend nickte. Sie blickte zu ihm auf. Ihre Augen trafen die seinen und sie versank darin. Ihr war noch nie aufgefallen, wie wunderschön die Augen des Malfoys waren. Sie waren grau und wurden nach innen hin leicht bläulich. Durch das rote Licht der untergehenden Sonne, glänzten seine Augen mysteriös. Fasziniert bemerkte er, wie ihre Augen in einem sanften braun glänzten. Wie einige dunkelbraune Sprenkel ihre Augen zur Mitte hin dunkler wirken ließen.
Keiner der beiden bemerkte, wie sie sich näherten, bis ihre Lippen aufeinandertrafen.
Als sie sich wieder lösten, keuchte Hermine überwältigt und der Malfoy lächelte selig.
,, Vielleicht sollten wir mal zusammen ausgehen."
,, Vielleicht sollten wir das wirklich."
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Euch allen noch einen schönen zweiten Advent <33
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