Zweite Woche - sechster Tag

"Was an dem Satz Halt dich von meinen Angestellten fern hast du nicht verstanden?" begrüßte ihn Granger an diesem Morgen mit einer ziemlich genervten Stimme. Draco grinste. "Ich habe keine Ahnung was du damit meinst." sagte er und nahm entspannt einen Schluck seines Kaffees, den ihm das hübsche Blondchen kaum dass er zur Türe reinspaziert war, gebracht hatte. 

"Schlimm genug dass wegen dir Tarry ausfällt, aber jetzt muss ich mir auch noch den ganzen Tag von Katelin anhören was für ein toller Kerl du doch bist." schimpfte sie und ließ sich frustriert ihm gegenüber nieder. "Und du denkst dass sie damit falsch liegt?" fragte er provokant und zog eine Augenbraue nach oben. 

"Natürlich denke ich das, ich kenne dich Malfoy. Du bist manipulativ, hinterhältig, verlogen, egoistisch und nett gesagt ein ziemliches Arschloch. Jede Frau die sich auf dich einlässt wird ausgenutzt und völlig verstört zurück gelassen." sagte sie ernst und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. 

Draco griff sich theatralisch an sein Herz. "Autsch. Womit habe ich nur diese harten Worte verdient?" meinte er schmunzelnd und sah Granger belustigt an. Zu seinem Erstaunen musste diese lachen und verdrehte gespielt genervt die Augen. "Das weißt du ganz genau." 

"Ich denke du hast ein völlig falsches Bild von mir Granger." sagte der ehemalige Slytherin eindringlich. "Wie siehts aus? Darf ich dich nochmal auf ein Butterbier einladen, ohne dass du nach einem Schluck das Weite suchst? Dann könnte ich dir zeigen dass die süße Katelin da drüben, vielleicht gar nicht so falsch liegt." Er zwinkerte ihr zu und nahm erneut einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. 

Granger erhob sich kopfschüttelnd. "Nein danke, ich weiß so schon ganz gut wer du bist. Trotzdem wäre ich dir dankbar wenn du meine neue Hilfskellnerin in Ruhe lassen könntest. Ich kann nicht noch einen Ausfall brauchen, es ist nicht leicht neue Bedienungen zu finden." 

Doch ehe sie sich wieder zurück an die Arbeit begeben konnte griff Malfoy nach ihrem Handgelenk. "Du hast Angst." meinte er spöttisch und grinste sie an. Dabei entblößte er eine Reihe strahlend weißer Zähne und Hermione hasste ihn dafür, dass er so umwerfend gut aussah. 

"Nein Malfoy, ich habe keine Angst." meinte sie während sie seine Hand von ihrem Arm abschüttelte. "Ich habe nur kein Interesse daran mich auf ein Date mit dir einzulassen. Du bist nicht mein Typ." sagte sie eiskalt und war im Begriff zu gehen. 

"Weil du Angst hast dass du vielleicht deine Meinung über mich änderst hab ich recht? Vielleicht würde dir ja auffallen wie toll und lieb und nett ich doch sein kann." Hermione drehte sich zu ihm um und kniff die Augen zusammen. Was für ein Trottel. Er war dermaßen von sich überzeugt dass er doch wahrhaftig glaubte er könnte sie dazu bringen anders von ihm zu denken. 

"Davon träumst du Malfoy." sagte sie und verschränkte die Arme. "Dann trau dich und trink mit mir ein Butterbier. Nur eins. Komm schon Granger was hast du zu verlieren?" versuchte er sie zu überreden und schließlich gab Hermione nach. "Fein. Aber wunder dich nicht wenn ich dich danach genauso schrecklich finde wie vorher. Komm mich Samstag um acht abholen. Du weißt ja wo ich wohne. Und warte gefälligst draußen." fauchte die ehemalige Gryffindor und verließ dann endgültig den Tisch. 

Zufrieden lehnte sich Draco auf seiner Bank zurück. Wunder du dich nicht wenn ich dir danach nicht mehr aus dem Kopf gehe, rief er ihr in Gedanken hinterher und lächelte. Ein Date würde reichen um sie von seiner guten Seite zu überzeugen und damit seinen Weg in die Freiheit zu sichern. Doch fürs erste musste er los, er wollte ja nicht zu spät in die Arbeit kommen. 

***

Als er die Tür zu seiner Küche öffnete blieb er verwundert in ihrem Rahmen stehen. Botjev und Detke waren in dem Raum und schienen auf ihn zu warten. Neugierig zog er eine Augenbraue nach oben. "Was verschafft mir die Ehre?" meinte er spöttisch an Botjev gewandt. 

Der gutaussehende Mann setzte ein gekünsteltes Lächeln auf und sah Draco gespielt freundlich an. Dann räusperte er sich und meinte: "Es tut mir leid Mr. Malfoy dass ich Sie neulich so angegangen bin. Es wird nicht wieder vorkommen, Sie unterstehen nicht meiner Befehlsgewalt." dann nickte er Detke zu und verschwand aus der Küche. 

Fragend sah Draco seinen Chef an. "Sie haben also mit ihm gesprochen?" Der pummelige Mann bejahte dies und sah ziemlich zufrieden mit sich aus. "In der Tat. Ich habe ihm gesagt dass ich es nicht dulde wenn er sich an meinem Personal zu schaffen macht und sehen Sie da? Er hat sich sofort dafür entschuldigt und wollte Sie sprechen." 

"Das ist aber nett von ihm." meinte Draco überlegend. Es war seltsam dass er so schnell darauf eingegangen ist. Er hätte Botjev nicht so eingeschätzt, dass er sich von jemanden wie Detke etwas sagen ließ. Er dachte die zwei würden sich in die Haare bekommen und es würde in einem Streit eskalieren. Stattdessen nahm er es einfach hin. Was hatte er vor? 

"Ja ausgesprochen nett. Sie haben also nichts mehr von ihm zu befürchten." meinte der Dicke putzmunter und wankte in Richtung Tür. "Klasse." murmelte Draco nur ehe er sich wieder seiner Aufgabe zuwandte. Da war definitiv etwas faul da war er sich sicher. Er musste nur herausfinden was. 

***

Bestimmt klopfte es an Hermiones Hintertür. Das war wohl Bob mit der nächsten Lieferung an Zaubertränken, dachte sich die ehemalige Gryffindor doch als sie die Tür öffnete stand da nicht der kleine Mann mit dem krausigen roten Bart. Dort stand sein großer, gut gebauter und äußerst attraktiver Chef den Hermione bisher nur zu besonderen Gelegenheiten gesehen hatte. 

"Mr. Botjev, das ist ja eine Überraschung, wie kommt es dass Sie heute die Zaubertränke liefern?" fragte sie neugierig und schaute lächelnd zu dem großen Mann auf. Dieser lächelte sie freundlich an und meinte: "Ab und zu sollte man auch seine besten Kunden besuchen, vor allem wenn sie so wunderschön und klug sind wie du."

Schlagartig wurde Hermione rot. Sie war es nicht gewöhnt Komplimente von solchen Männern zu bekommen und irgendwie fande sie es auch unangebracht. Sie unterhielten immerhin eine Geschäftsbeziehung miteinander. Und wann hatten sie angefangen sich zu duzen? 

"Ähm vielen Dank." sagte sie deshalb etwas verwirrt und nahm die Lieferung entgegen. Gerade als sie sich umdrehen wollte fing er erneut an zu reden: "Ich würde dich gerne einmal ausführen wenn es dir recht ist? Wie wäre es denn mit Morgen Abend?" er war höflich und doch war eine gewisse Erwartung hinter seiner Frage. 

Die ehemalige Gryffindor merkte richtig wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Mittlerweile war sie bestimmt so rot wie eine Tomate. In Gedanken wog sie das für und wider ab. Dagegen sprach eindeutig das er ihr Zaubertranklieferant war, obwohl wenn das Date schrecklich werden würde, würde er bestimmt nicht wieder vor ihrer Türe auftauchen, also wäre das auch kein wirklicher Grund um abzusagen. Dafür sprach das er unglaublich gut aussah. Er war groß und durch das weiße Hemd das er trug konnte man wunderbar seine muskulösen Arme sehen. Außerdem war sie fasziniert von seinem männlich-kantigem Gesicht und dem drei Tage Bart der sein Aussehen abrundete. Dann waren da noch diese wundervollen beinahe schwarzen Augen, die den Eindruck erweckten man könnte bis tief hinab in seine Seele schauen. Zudem schien er ein anständiger junger Mann zu sein, vielleicht etwas forsch aber eigentlich mochte sie es wenn Männer direkt waren. Alles in allem sprach eigentlich nichts dagegen mit ihm auszugehen und doch suchte sie verzweifelt nach einem Grund um ihm abzusagen. 

Doch ihr viel keiner ein. "Sehr gerne, ich schicke Ihnen eine Eule mit meiner Adresse dann können Sie mich abholen, wäre es Ihnen um sechs Uhr recht?" meinte sie freundlich ohne dabei auf die höfliche Anrede zu verzichten. Botjev nickte und schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln zum Abschied. Als er weg war seufzte die Brünette laut auf. Wenn er sie bereits um sechs abholen würde dann könnte sie mit etwas Glück wieder um acht zuhause sein und noch in Ruhe lesen. Aber vielleicht wurde es ja auch ganz nett. Sie hatte schon so lange kein Date mehr, wenn man mal von dem Abend mit Malfoy absah und das zählte sie gewiss nicht hinzu, es war also vermutlich nur die Nervosität die ihr zu schaffen machte. 

***

"Draco?" hallte die Stimme der rothaarigen Bedienung durch seine Wohnung. "Ah Tarry wie schön das du da bist, wir haben etwas zu feiern." sagte der ehemalige Slytherin ausgelassen und öffnete, kaum dass das Mädchen die Türe hinter sich geschlossen hatte, eine Flasche Elfenwein.  "Was denn?" fragte die Kellnerin neugierig. 

Draco aber grinste nur und meinte: "Meine Freiheit." dann ging er schnellen Schrittes auf sie zu, zog ihren zierlichen Körper näher zu sich heran und küsste sie so leidenschaftlich, dass ihr kurz der Atem weg blieb. Dann grinste er und schritt hinüber zu seiner Stereoanlage um Rock Musik aufzulegen. Er hielt nicht viel von Muggelerfindungen doch dieses Ding war genial. 

"Ich will das du tanzt." schrie er, dann nahm er einen großen Schluck aus der Flasche und reichte sie Tarry. Diese ließ sich das nicht zweimal sagen, trank ebenfalls so viel sie konnte und kurz darauf hüpfte sie fröhlich in Dracos Wohnung umher. Der ehemalige Slytherin ging auf sie zu und wirbelte sie schwungvoll umher, dann schmiss er sie ohne Vorwarnung einfach auf die Couch und grinste sie humorvoll an. So ging das fast den ganzen Abend. Sie feierten ausgelassen, tranken immer wieder von dem starken Alkohol und küssten sich wenn sich sich näher kamen. 

"Weißt du was ich nicht verstehe?" sagte Tarry nachdem sie beinahe ein dreiviertel der Flasche gelehrt hatten und völlig fertig auf dem Sofa saßen. Betrunken zog Draco eine Augenbraue nach oben. "Wieso bist du manchmal so ein Arsch?" sprach sie ihre Gedanken aus und der ehemalige Slytherin lachte hart auf. Es war offensichtlich das sie sich nur traute diese Frage zu stellen weil sie zu tief ins Glas geschaut hatte. "Wieso sind denn heute alle so gemein zu mir?" fragte er sie ernst ohne dabei auf ihre Frage einzugehen. 

"Wieso denn alle?" meinte sie verwirrt und trank einen weiteren Schluck aus der Flasche. Nachdenklich betrachtete er Tarry. Granger hatte ihn heute als ein hinterhältiges, manipulatives, verlogenes und egoistisches Arschloch bezeichnet. Er hatte so getan als hätte ihm das nichts ausgemacht, hat es auch nicht wirklich und doch hatte es irgendwo leicht an ihm gekratzt. War er denn wirklich so schlimm? 

Er wusste das er kein Engel war, er tat nie etwas für jemand anderen und in gewisser Weise konnte man schon sagen er wäre selbstsüchtig, aber was hatte diese Welt auch je für ihn getan? Wenn er nicht auf sich selbst achtet tut es niemand. Nichtmal seine Eltern, er war allen egal, warum sollte ihm also jemand wichtig sein? Man wird nur schwach wenn man jemanden hat der einem etwas bedeutet. Voldemort hatte das bewiesen. Er hatte sich diese Schwäche mehr als nur einmal zu nutzte gemacht. 

Draco wurde nicht ohne Grund Eisprinz genannt und er kam auch nicht grundlos nach Slytherin und doch, störte es ihn das er auf andere Menschen derart schrecklich wirkte. Das er auf sie derart schrecklich wirkte. 

Schnell schüttelte er seinen Kopf. Der Elfenwein war definitiv nicht gut für seine Gedanken, er musste sich ablenken, er wollte heute schließlich feiern und nicht nachdenken. Langsam streckte er eine Hand aus und fuhr zärtlich an Tarrys Wange entlang. Vorsichtig kam er ihr näher, strich ihre Haare zur Seite und liebkoste neckend ihren Hals mit kleinen Küssen. "Es ist spät. Wie wärs wenn du schon mal nach drüben in mein Schlafzimmer gehst? Und werd dieses lästige Stück Stoff los." raunte er sinnlich in ihr Ohr und zog an ihrem kurzen Kleid. 

Lächelnd stand Tarry auf und machte sich sofort auf den Weg zu dem großen Bett. Draco blieb noch eine Weile auf der Couch liegen. Er war nun mal wer er war und er hatte definitiv nicht vor sich zu verändern. Er hatte seine Werte, seine Ideale und für die würde er kämpfen. Doch als er endlich aufstand und dem hübschen Mädchen in sein Schlafzimmer folgte, war er sich nicht mehr ganz so sicher worin seine Ideale überhaupt bestanden.


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