Prolog - Die Verhandlung

Der Krieg war vorbei. Lange hatten sie gekämpft, gekämpft wofür sie stehen und woran sie glaubten. Sie haben einige Opfer gebracht, viele treue Verbündete ließen ihr Leben für ihre Sache, umsonst. Sie haben verloren. Lord Voldemort war gefallen und somit auch die Chance auf eine bessere Welt.

Nun saßen sie hier, er eingeschlossen, in dem großen, überfüllten Gerichtssaal im Ministerium, bereit zu ihrer Verurteilung. Wie wird Askaban wohl sein? Wird er jemals wieder die Chance auf ein normales Leben haben, oder war ihm dies nun verwehrt. Er blickte sich um.

Jeder noch lebende Todesser war hier, festgebunden wie er, auf einem hölzernen Stuhl. Ihre Unterarme zeigten entblößt nach oben, sodass jeder das verblasste dunkle Mal gut erkennen konnte. Viele verzerrten mitleidig das Gesicht, vielleicht hofften sie der Verurteilung entgehen zu können, andere, wie auch er selbst, reckten stolz das Kinn.

Es war ihm egal was sie ihm sagten, er war davon überzeugt für die richtige Sache eingestanden zu sein. Auch wenn er nicht immer die Meinung des dunklen Lords vertreten hatte, schnitten ihre Ansichten sich doch in einigen Punkten. Das nun ausgerechnet er hier saß und nicht Sankt Potter und sein Pack aus Blutsverrätern, hatte er nur der Tatsache zu verdanken dass die falsche Seite gewonnen hatte. Die sogenannte gute Seite.

Die Verhandlung begann, die Richterin erhob sich und sprach die ersten Worte. Augenblicklich kehrte Ruhe in den riesigen Saal. "Wir sind heute hier..." sagte sie mit fester Stimme und ließ ihren Blick durch die Runde schweifen "um den Prozess gegen die hier versammelten Todesser zu führen." Allgemeines Getuschel ging durch die Reihen.

"Die Verurteilten werden in den Punkten Unterstützung Lord Voldemorts, Ausführung schwarzer Magie mitunter der unverzeihlichen Flüche, Mord und Todschlag von Zauberern, Hexen und Muggeln, Verletzung der Menschenrechte, Verbreitung von Angst und Schrecken, Staatsverrat, Durchführung eines Krieges und Unterdrückung des freien Willens, angeklagt." zählte sie mit unheilvoller Stimme, die angeblichen Verbrechen auf.

Er hatte nichts falsch gemacht, er hatte nur für das Wohl der Zaubererwelt gekämpft und nun beschuldigte man ihn unter anderem des Staatsverrates? Darüber konnte er nur lachen. Sie werden schon noch sehen was sie davon haben. Irgendwann werden sie es bereuen, sich ihnen nicht angeschlossen zu haben.

"Der Prozess beginnt und ruft den Beschuldigten Walden Macnair auf, sich zu seiner Verurteilung zu äußern." Ein Mann mittleren Alters ließ ein zittriges Ja hören und richtete seinen Blick starr auf die Richterin. Er trug einen Zehn-Tage-Bart und hatte eine knollenartige Nase. Seine Lippen waren schmal und das Haar hing ihm leicht nach vorne in das faltige Gesicht. Eine einzelen Schweißperle tropfte von seiner Stirn, als er sich vorsichtig zu seinen Mitverurteilten drehte und in ihre Gesichter blickte.

In seinen Augen spiegelte sich die Panik. Er wandte seinen Kopf zurück und säuselte dann in einer rauen Stimme "Ich stand unter dem Einfluss des Imperiusfluches, ich wusste nicht was ich tue, ich hatte keine Ahnung, sie haben mich kontrolliert, meinen Willen gebrochen!" behauptete er ängstlich und hoffte auf Gehör.

Schwachsinn! Er stand unter keinem Fluch, er wurde nicht kontrolliert und erst recht wurde ihm nichts befohlen. Alles was er tat geschah aus freiem Willen und das wusste er auch. Viele der Todesser schrien als sie seine Aussage hörten, nannten ihn einen Verräter, andere schwiegen.

Die Richterin aber glaubte ihm nicht, fragte ihn weiter aus und seine Geschichte hinterließ Lücken. Er war schuldig, genau wie der ganze Rest der hier mit ihm in den Reihen saß. Es war zu spät sich jetzt noch aus der Sache rausreden zu wollen. Er sollte lieber für seine Taten gerade stehen und sich nicht bei diesen wiederlichen Richtern einschleimen.

Der Prozess wurde fortgesetzt, Todesser für Todesser wurde unter die Mangel genommen. Einige stritten alles ab, wie Macnair, andere waren stolz auf das was sie taten. Aber alle wurden sie verurteilt. Zu glauben hier noch eine Chance auf Freiheit zu bekommen war nichts weiter als dumm.

"Lucius Malfoy." rief die mittlerweile kalte Stimme der Richterin durch den Saal und sie starrte seinen Vater emotionslos an. Nun werden diese Verräter, die sich in letzter Sekunde gegen den dunklen Lord gewandt haben, zu hören bekommen was Treue ist, dachte er sich und lächelte leicht.

Gebannt schaute er auf seinen Vater. Das Gesicht des Mannes veränderte sich, der Ausdruck von Überheblichkeit wich aus seinen Zügen und zurück blieb eine mitleidige, blasse Hülle. Dann räusperte er sich kurz und begann zu sprechen. "Ich hatte Angst. Der dunkle Lord hat meine Familie bedroht, hat gedroht meinen Sohn und meine Frau zu töten wenn ich nicht das tue was er mir sagt. Er hat mich zu Dingen gezwungen die ich niemals getan hätte, wäre ich nicht davon ausgegangen dass es sie schützt. Ich habe nichts gegen Muggelstämmige, ganz im Gegenteil, ich bin davon überzeugt dass sie ein wichtiger Teil unserer Kultur sind. Ich bitte Sie inständig mir noch eine Chance zu geben, um mich zu beweisen! Sie werden es nicht bereuen!" säuselte er in zittriger Stimme der Richterin entgegen.

Was war gerade passiert? Hatte sein Vater um Gnade gefleht? Sein Vater, von dem er überzeugt gewesen war dass er mit Leib und Seele für ihre Sache einstehen würde? Es war als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst und ohne darauf zu achten wann und wo er war, fing er an zu brüllen. "Ist das dein Ernst? Mein ganzes Leben lang bringst du mir bei was für ein wundervoller Mensch Lord Voldemort ist, wie großzügig und toll. Du bringst mir bei Schlammblüter und Blutsverräter zu missachten, ja zu hassen und mich nur mit Gleichgesinnten abzugeben und nun, NUN behauptest du allen Ernstes du wurdest dazu gezwungen? Es tut mir Leid Vater aber du hast dich nie auch nur einen Dreck um mich geschert, wenn es um den dunklen Lord ging. Ich war doch nur dafür da um dich ins richtige Licht zu rücken! Du hast mich doch bereitwillig in seine Dienste entlassen und mir gedroht, ich solle bloß zusehen dass ich deinen Namen nicht durch den Dreck ziehe! Und jetzt versuchst du mich als Ausrede für diese Situation zu benutzen? Ich habe immer viel von dir gehalten, aber jetzt finde ich dich einfach nur erbärmlich!"

Lucius Malfoy sah ihn geschockt an. Er hatte nicht erwartet diese Wort von seinem Sohn zu hören, vor allem nicht da er ihn damit nach Askaban verbannt hat, was ihm die Richterin bestätigte indem sie ihn abführen ließ.

Er wusste welcher Name nun fallen würde und was sein Schicksal war.

"Draco Malfoy." rief sie ihn auf und starrte ihn etwas verunsichert an. Diesen Blick hatte sie bei keinem seiner Kameraden aufgesetzt. War es weil er noch so jung war? Hatte sie nicht erwartet, dass jemand der so jung ist schon so viel, in ihren Augen, böses tun konnte? Draco rüttelte an den Ketten die sein Handgelenk umklammerten. Am liebsten würde er hier weg.

"Angesichts ihrer Situation..." stammelte sie verlegen und schaute durch den Saal, "schlage ich eine Abstimmung vor. Alle die für eine Verurteilung in den angeklagten Punkten stimmen, heben die Hand." er sah durch den Raum und ein paar Hände streckten sich in die Höhe, aber bei weitem nicht so viele wie er vermutet hatte. "Jeder der denkt dieser junge Mann könnte sich von seiner schrecklichen Erziehung erhohlen, wenn wir ihm die Chance geben, hebt die Hand." fuhr die Richterin fort und die übrigen Hände, welche weit mehr als die Hälfte waren, fuhren in die Luft.

Wie war das gemeint? War er frei? Frei nach allem was er getan hatte und das durchaus aus freiem Willen und nicht durch seine Erziehung? Dachten diese Narren ernsthaft, sein Vater sei schuld daran dass er Lord Voldemort unterstützt hat? Innerlich machte Draco einen Satz. Er war frei, als einer der Einzigen und konnte sich nun erneut für seine Grundsätze stark machen.

"Allerdings..." ergriff die Richterin nochmals das Wort und starrte ihn an. "Allerdings findet dieser Prozess erneut statt, in vier Wochen. Das ist Ihre Chance uns zu beweisen dass sie ein besserer Zauberer sind, ohne den Einfluss ihres Vaters. Erweisen sich unsere Vermutungen jedoch als falsch, so dürfen sie dem Rest der Bande nach Askaban folgen!" endete sie hart.

Er musste sich also vier Wochen wie ein braver Junge benehmen und danach stand er nicht mehr unter Beobachtung? Das klang für ihn wie Musik in seinen Ohren. Das einzige Problem war nur, wie sollte er ihnen beweisen, dass er ein besserer Zauberer ist ohne seinen Vater. Er hatte keine Ahnung wie er sich zu verhalten hatte.

"Und..." sagte sie erneut nachdem sie etwas mit einigen der Richtern besprochen hatte "Sie werden auf den Einfluss ihres Vermögens verzichten. Sie bekommen eine Wohnung von uns gestellt, um alles andere müssen Sie sich selbst kümmern. Nun denn" die Ketten glitten von Dracos Handgelenken "wir sehen Sie in vier Wochen, selbe Zeit, selber Ort und zeigen Sie uns, wer Sie hätten sein können."

Verwirrt stand Draco auf. Wenn sie ihm doch nur sagen würden was genau sie von ihm erwarteten. So war das alles nichts weiter als ein Luftschloss. Und wie sollte er in der Welt überleben ganz ohne Geld? Wer würde ihn denn einstellen, ihn den ehemaligen Todesser? Langsam schritt er zur Tür.

Fürs erste wollte er sich darüber keine Gedanken machen. Er war tatsächlich frei, alles andere würde sich mit Sicherheit ergeben. Als er die Tür hinter sich schloss trat ein Lächeln auf sein Gesicht. Ganz egal was passiert, er würde dieser Sache immer treu ergeben bleiben und wenn sie glaubten ihn ändern zu können, hatten sie sich geschnitten.

Er war gut im lügen, sehr gut. Er würde es schaffen sich vier Wochen wie ein armer, durch seine Erziehung geschädigter, aber dennoch netter Junge zu verhalten.

Und dann, wenn er endgültig frei war, würde er einen Plan schmieden wie man die Werte, die Lord Voldemort der Welt vermitteln wollte, durchsetzen konnte. Denn dafür war er da. Er Draco Malfoy, hatte das Erbe des mächtigen dunklen Lords angetreten.



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