Erste Woche - zweiter Tag

Draco wurde früh morgens wach. Die Matratze war definitiv zu hart für seine Bedürfnisse, weshalb sein Nacken schmerzte. Er sah zu der Frau, die neben ihm lag und welche tief und fest schlief. Ihr nackter Rücken zeigte zu ihm und ihr Gesicht war in ihren Haaren vergraben.

Unweigerlich grinste der ehemalige Slytherin. Das war eine unglaubliche Nacht. Er rückte noch einmal näher an sie heran, striff ihr die Haare zur Seite, sodass er auf ihr schönes Gesicht blicken konnte und fuhr mit seinen rauen Händen über ihren Körper. Dann stand er auf und suchte nach seinen Klamotten, die überall auf dem Boden verstreut lagen.

Den Blick immer auf seine Eroberung gerichtet zog er sich langsam an. Er knöpfte sein schwarzes Hemd genüsslich zu und bewunderte ihre Gestallt. Sie war wunderschön, das war sie wirklich, aber leider nichts besonders und auch nicht besonders klug. Sie war gut fürs Bett, vielleicht würde er irgendwann erneut ihre Gesellschaft suchen, aber nun hatte er erstmal genug von ihr.

Ein letztes Mal richtete er den Blick auf sie, ehe er lautlos durch die morsche Holztüre verschwand. Sein Kopf dröhnte und seine Augen waren schwer. Er hatte einen Kater, anscheinend hatte er trotz seines Umstiegs auf Butterbier zu viel getrunken. Normalerweise würde er nun zu einem Zaubertrank greifen der ihn von seinem Leiden erlöst, doch er konnte ihn sich nicht leisten. Kein Geld zu haben war furchtbar!

Er ging die Straßen der Winkelgasse entlang, je näher er deren Mittelpunkt kam, desto schöner wurden auch wieder die Häuser. Wie konnte dieses Mädchen nur in so einer Welt leben? Er würde es wohl nie verstehen. Was konnte das für ein Leben sein, immer wieder in die selbe Bar zu gehen, die selben Leute zu treffen und darauf zu hoffen dass jemand sie aus dieser Welt rettet? Es war einfach nur armselig.

Das Kopfweh brachte ihn um! Er brauchte irgendwas um damit fertig zu werden! Unentschlossen wandte er sich auf dem Platz umher. Es gab einige Apotheken doch alles was ihm von gestern geblieben war, waren sechs Galleonen, dreizehn Sickel und fünf Knuts. Gut das diese jämmerliche Bar so billig war. Doch leider kostete der Zaubertrank den er brauchte mindestens fünf Galleonen und solange er keinen Job hatte, konnte er sich das nicht leisten. Es war ätzend arm zu sein!

Sehnsüchtig starrte er durch das Schaufenster auf die benötigte Medizin, doch dann erkannte er auf der Glasscheibe eine Spiegelung von einem kleinen Café, welches sich direkt hinter ihm befand. Das musste fürs erste reichen.

Entschlossen drehte er sich um und ging auf die verglaste Eingangstüre zu. Als er sie öffnete klingelte eine Glocke, welche oberhalb der Türe befestigt war und machte die Angestellten so auf sein Eintreten aufmerksam. Wie auch schon gestern in der Bar fingen die Leute an ihn anzustarren.

Er hatte nichts gegen Aufmerksamkeit, ganz im Gegenteil normalerweise genoss er sie, doch unter diesen Umständen, fand er es einfach nur schrecklich. Deshalb nahm er sich einen Tisch, welcher relativ gut versteckt hinter ein paar Pflanzen lag, um in Ruhe seinen Kaffee trinken zu können.

"Mr... Mr. Malfoy." stotterte eine hübsche, rothaarige Bedienung als sie an seinen Platz gelangte. Wie verlegen diese Frauen immer waren wenn sie ihn sahen. "Für dich Draco." sagte er mit einer Stimme aus Honig und zwinkerte ihr zu. Schlagartig wurde sie beinahe so rot wie ihre Haare. "Was darf ich dir bringen Draco?" fragte sie etwas stutzig und kramte ihren Block und eine Feder heraus.

Er bestellte einen schwarzen Kaffee, ohne Zucker, lehnte sich entspannt auf seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Er war so müde dass es auf der Stelle hier und jetzt einschlafen könnte. Denn es war erst sieben Uhr morgens und er war frühestens um drei Uhr zu dieser Frau nach Hause gegangen. Er hatte dementsprechend nicht viel geschlafen.

Nach einer Weile hörte er zarte Schritte in seine Richtung kommen. Vermutlich war endlich sein Kaffee fertig, welchen er gerade dringend benötigte. Vielleicht konnte er ein Date mit der süßen Rothaarigen vereinbaren. Sie würde definitiv auf ihn anspringen, besser gesagt hat sie das ja schon getan. Etwas Abwechslung würde ihm sicher gut tun.

"Wir bedienen keine Todesser." sagte eine weibliche Stimme sehr gelassen. Er kannte sie. Schlagartig riss er die Augen auf und starrte in ein hasserfülltes Gesicht. Hermione Granger, stand vor ihm mit verschränkten Armen und funkelte ihn böse an.

"Was bildest du dir ein in dieses Café zu kommen? Du hast hier nichts verloren! Verschwinde!" sagte sie empört und Draco sah wie sich eine kleine Ader auf ihrer Stirn aufpumpte. Mit ihr hätte er hier definitiv nicht gerechnet. Was macht denn ausgerechnet Granger in einem schicken Café wie diesem?

"Es wundert mich dass sie Schlammblüter bedienen lassen, ich dachte dieser Laden hätte Geschmack." meinte er hochnäsig und sah sie abwertend an. Er hatte sie seit der Schlacht um Hogwarts nicht mehr gesehen, doch sie hatte sich kein Stück verändert. Sie war immer noch potthässlich und vermutlich genau der gleiche Neunmalklug wie damals in der Schule.

"Oh keine Sorge, dieser Laden hat Geschmack, deshalb darfst du auch gehen." meinte sie ungeduldig und schritt auf ihn zu. Gerade als sie ihn vom Stuhl hochziehen wollte, um ihn vor die Tür zu schleifen schlug er ihre Hände beiseite und meinte empört "Ich lass mich doch von dir nicht anfassen, so etwas abscheuliches wie dich würde ich nie wieder von meiner makellosen Haut bekommen." Er spuckte ihr diese Worte förmlich entgegen.

Zufrieden stellte er fest dass sie seine Worte getroffen haben. Ihre Augen fingen leicht an zu glitzern doch sie heulte nicht. Noch nicht. "Ach wirklich..." meinte sie schnippisch "ich will nicht wissen von wie vielen Muggelstämmigen du dich schon hast anfassen lassen." Dabei wanderte ihr Blick seinen Körper entlang und blieb an seinen verwuschelten Haaren hängen.

Sie ahnte wohl was er diese Nacht getrieben hatte. "Es geht nicht um das schmutzige Blut, Granger!" sagte er spottend "Es geht darum dass ich dich abstoßend und ekelerregend finde. Deshalb möchte ich auch nicht von dir bedient werden. Bitte hol mir den Chef des Cafés ich muss ein Wörtchen mit ihm über sein unfreundliches Personal reden." giftete er sie an und schaute abwertend ihre Statur hinab.

Er hatte noch nie verstanden was andere Leute an dieser Person hübsch oder gar anziehend fanden. Sie war einfach nur ein dreckiges Schlammblut, das nichts mehr verdient hatte, als vor seiner Tante am Boden liegend gefoltert zu werden. Nie würde er diesen einmaligen Tag vergessen. Sie hatte alles bekommen was sie verdient hat. Hoffentlich würde sie ihre Narbe jeden Tag daran erinnern.

"Wirklich Malfoy? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert und du bist trotzdem noch der Meinung ein Mann würde diesen Laden führen? Erleuchte mich, was bringt dich zu der Annahme?" fragte sie herausfordernd und versuchte seinen Kommentar an sich abprallen zu lassen, was ihr leider weniger gut gelang als sie wollte.

"Vielleicht weil Frauen gut als Bedienungen aussehen um Männer in das Café zu locken - allerdings haben sie ja auch dich eingestellt. Aber Männer wissen wie ein Geschäft zu laufen hat, man nimmt sie ernst und respektiert sie. Etwas wovon Mädchen wie du nur träumen können." Meinte er lässig während er ihr voller Abscheu in die Augen sah.

Hermione grinste. Was für ein dummer Idiot, mit alten Ansichten. Es hatte sie schon gewundert wieso er als einziger Todesser auf freien Fuß gekommen war. Die Presse hatte nichts über seinen Fall gebracht, aber sie wusste genau dass er genauso schuldig war wie alle anderen. Sie hoffte inständig dass das Ministerium noch zur Einsicht gelangte.

Eine gute Sache hatte es aber, dass er nun hier saß, vor ihr und versuchte sie zu beleidigen. Sie konnte ihm aus ihrem Lokal werfen. "Raus, du kleines, mieses Frettchen. Und lass dich hier bloß nicht mehr blicken! Und übrigens, ICH bin der Geschäftsführer. Ich weiß also wie es ist respektiert zu werden, was man von dir nicht behaupten kann. Das einzige was du kannst ist deinen Vater vor zu halten. Geld und ein Name, mehr bist du nicht und so etwas brauche ich in meinem Lokal nicht zu bedienen!" selbstbewusst drehte sie sich um und war im Begriff zu gehen.

"Du bist der Geschäftsführer?" fragte er gehässig und zog eine Augenbraue nach oben. "Dann solltest du eigentlich wissen dass der Kunde der König ist oder?" düster begann er zu lachen, dann stand er auf und schritt bis auf wenige Zentimeter an die ehemalige Gryffindor heran. "Ich erlaube dir auch mich Majestät zu nennen." raunte er ihr bedrohlich entgegen.

Hermione schritt ebenfalls näher an ihn heran. Noch etwas näher und sie hätten sich berührt, doch das versuchte sie um jeden Preis zu vermeiden. Wütend starrte sie Malfoy von unter herauf an, er war immerhin fast einen Kopf größer als sie. Doch sie wollte sich seine Beleidigungen nicht bieten lassen. Hier drin war sie der Boss und er nur ein Krimineller der nichts in ihrem Café zu suchen hatte.

"Einen Scheiß werde ich tun." meinte sie abfällig und blickte ihm intensiv in die grauen, vor Wut funkelnden Augen. "Verzieh dich!" spuckte sie ihm fast entgegen als sie sich endgültig umdrehte. Dieser widerliche, eingebildete Idiot! Sie hätten ihn einsperren sollen, die Welt wäre ohne ihn besser dran!

Sie schritt am Tresen vorbei, stürmte geradewegs in ihr kleines aber schönes Büro und ließ sich verzweifelt auf ihren Drehstuhl sinken. Ihr Herz hämmerte ihr bis zum Hals und aus irgendeinem Grund pumpte sich Adrenalin durch ihre Adern. Es konnte doch nicht sein dass dieser Todesser solche Aufregung in ihr hervorbrachte! Wieso war er ihr nicht einfach egal?

Doch eigentlich wusste sie wieso. Er hatte sie seit sie denken konnte verabscheut und sie wollte ihm beweisen, wie es ist wenn man sich wertlos fühlt. Doch leider scheint das nicht so gut funktioniert zu haben. Er war nämlich nicht eingeknickt und aus dem Laden verschwunden, zumindest nicht vor ihren Augen.

"Hermione?" ihre Angestellte Tarry klopfte zaghaft an die Türe. "Was?" schoss sie ihr viel zu impulsiv entgegen. Sie war immer noch in Rage wegen des ehemaligen Slytherins. "Tut mir leid, Tarry." Sagte sie schnell als sie den geschockten Blick der Rothaarigen bemerkte. "Was kann ich für dich tun?" meinte sie nun vielleicht etwas zu freundlich und lächelte ihr sanft entgegen.

"Mr. Malfoy würde dich gerne nochmal sprechen." meinte Tarry verlegen und sah zu Boden. Was wollte dieser Idiot denn noch? "Ich habe keine Zeit für Mörder." sagte Hermione schlicht und wandte sich von ihrer Angestellten ab.

"Hermione, es erschien mir dringend er -" doch ehe das Mädchen erklären konnte was genau Malfoy von ihr wollte, kam dieser auch schon durch die Tür geschritten. "Danke meine Süße." sagte er an Tarry gewandt, kniff ihr kurz in ihr Kinn und blickte ihr viel zu tief in die Augen. Hermiones Angestellte wurde knallrot und fing an ihr schönstes Lächeln zu präsentieren.

Oh, bei Merlin! Dachte sich Hermione und beobachtete das Spektakel für ein paar Sekunden. Was war denn so besonders an diesem Typen das man gleich so offensichtlich rot werden musste? Sie hatte noch nie verstanden weshalb die Mädchen in Hogwarts damals von ihm schwärmten. Er war ein blasses Arschloch - Moment, verbesserte sie sich in Gedanken - er ist ein blasses Arschloch.

Chem Chem. Räusperte sich Hermione und lenkte so Malfoys Aufmerksamkeit auf sich zurück. Tarry verschwand schnell aus dem Raum, während das Frettchen ungefragt die Tür hinter sich schloss und lässig hinüber zu Hermiones Schreibtisch schlenderte.

Gekonnt lehnte er sich auf das edle Holz und meinte mit einem Blick der einem Welpen glich: "Es tut mir leid Granger. Ich wollte dich nicht so angehen. In Wahrheit bin ich nur das Opfer meiner Erziehung. Wenn du mir eine Chance gibst, beweise ich dir das. Du wirst einen völlig neuen Malfoy kennenlernen - nein du wirst Draco kennenlernen und ich hoffe du kannst mir helfen mich selbst zu finden." sagte er zuckersüß und sah Hermione aufrichtig an.

Was war denn jetzt plötzlich los? So hatte sie ihn noch nie erlebt. Meinte er es ernst?

Lange Zeit blickte sie ihm stumm in die Augen. Sie konnte keinen Spott darin erkennen, keine Lüge oder sonst irgend eine Art der Verachtung. Nein das Einzige was sie sah, war seine pure Aufrichtigkeit.

Hermione überlegte, ja Draco Malfoy war in ihren Augen nichts weiter als Abschaum. Doch vielleicht wurde er wirklich durch seinen gehässigen Vater und seine herzlose Mutter zu dem gemacht was er heute ist. Vielleicht wäre er jemand anderes gewesen, mit den richtigen Eltern. Vielleicht konnte sie ihm wirklich helfen sich selbst zu finden.

Wenn nicht sie wer dann? Sie predigte doch immer wieder jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient, sie könnte es wenigstens versuchen. Und wenn er sich wie ein dämliches Arschloch aufführte, wovon sie stark ausging, konnte sie ihn immer noch rauswerfen!

Nach weiteren Minuten in denen keiner der beiden etwas sagte, fing Hermione schließlich an zu nicken. "Fein." meinte sie abwertend. "Obwohl ich dir nicht vertraue und dich über alles hasse..." sie legte einen bedeutende Pause ein in der Malfoy dramatisch schluckte "wie willst du deinen Kaffee?"

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