Erste Woche - fünfter Tag

"Ich hab se schon gesehen, Ihre Unterlagen mein ich. Die sin gut, würde mich wundern wenn se Sie nich einstellen." sagte ein pummeliger Angestellter der Zaubertrankfirma Hexmix, zu der Granger seine Bewerbungsunterlagen geschickt hatte. Der Mann hatte einen weißen Kittel an, der von oben bis unten zugeknöpft war und somit seinen runden Bauch unvorteilhaft betonte, außerdem trug er einen krausigen roten Bart, der etwas zu lange nicht rasiert wurde, hatte dunkelbraune, runde Augen und unverhältnismäßig große Ohren die leicht von seinem kugelrunden Kopf abstanden. Irgendwie hatte er etwas Schweinchenhaftes, selbst seine Haut war rosa. Das Einzige was fehlte war ein Ringelschwänzchen.

Draco fragte sich wirklich wieso jemand wie er seine Bewerbungsunterlagen überhaupt in die Hände bekam. "Sin Sie schon nervös? Müssn Sie nich sein die Chefs sin echt nett." meinte er locker, wobei er beim reden die sch-Laute zu sehr betonte, und dadurch ausversehen ein paar Tropfen in das Gesicht des ehemaligen Slytherin spuckte. Draco konnte ihn jetzt schon nicht ausstehen.

Er führte ihn durch einen gefliesten Gang, seine Füße stampften viel zu fest auf dem Boden, während er munter von seiner Bekanntschaft mit Granger erzählte. Anscheinend war dieser Kerl derjenige der die Zaubertränke zu ihrem Café brachte. Draco wurde schlecht wenn er daran dachte, dass dieses Ekel etwas angefasst hatte, was in seinem Getränk gelandet war. Hoffentlich gab es wenigstens in der Küche hygienische Leute!

Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb er endlich stehen und klopfte deutlich an eine weiße Tür. Dann drückte er die Klinke hinunter und streckte seinen runden Kopf in den Raum. "Mr. Malfoy is da." meinte er lächelnd. Er öffnete die Türe nun vollständig und hielt sie dem ehemaligen Slytherin auf. Dieser blickte auf drei Männer hinter einem riesigen Schreibtisch, die allesamt einen Anzug trugen.

"Danke Bob, du kannst jetzt gehen." meinte der Mittlere und nickte Dracos Begleiter zu. Dieser verschwand mit einem Lächeln im Gesicht in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Draco hingegen trat ein und schloss die Tür hinter sich.

"Schön Sie zu sehen Mr. Malfoy, Miss Granger hat Sie uns mit den wärmsten Tönen empfohlen." verwundert zog der Blonde eine Augenbraue nach oben. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen das ausgerechnet Granger gut über ihn gesprochen haben sollte. Aber fürs Erste ging er darauf ein.

"Danke Mr... ?" er wusste den Namen überhaupt nicht. "Oh wie unhöflich von uns, natürlich wir stellen uns erst einmal vor. Mein Name ist Blanket ich bin Leiter der Abteilung für den Einkauf magischer Zutaten" sagte der Mann in der Mitte. Er hatte eine sportliche Figur und sehr dicke, braune Augenbrauen. Sein Gesicht war schon etwas faltig und sein Lächeln wirkte gezwungen, zeigte aber seine schiefen Zähne. In seinen Augen konnte Draco leichte Angst entdecken, was ihn zum grinsen brachte.

"Das ist Detke, er ist Leiter für die Küche und wäre somit Ihr Chef." erklärte er weiter und deutete auf einen ründlichen Mann. Er hatte ein ovales Gesicht und grinste freundlich und belustigt. Auf seinem Kopf wuchs kein einziges Haar und beinahe glaubte Draco sich in seiner Glatze spiegeln zu können. Jetzt wo Draco genauer hinsah wirkte er eher wie ein lebendiges Ei als wie ein Firmenchef. "Sehr erfreut, wirklich sehr erfreut." sagte Detke freundlich und streckte seine schwitzige Hand aus. Nach kurzem zögern ergriff der ehemalige Slytherin diese.

"Und das ist Botjev, er ist der Leiter für die Lieferung der Zaubertränke." stellte er den Mann rechts von ihm vor. Er war ein sehr großer, vermutlich russischer Mann mit einem muskulösen Körper und einem kantigen Gesicht, das von einem drei Tage Bart umspielt wurde. Er hatte volles, schwarzes Haar und sah aus wie Mitte Zwanzig. Er lächelte nicht, er sagte kein Wort, er stand nur da und verschränkte die Arme während seine beinahe schwarzen Augen ihn abschätzig musterten. Sofort wurde Draco bewusst dass dieser Mann nichts gutes für ihn bedeutete.

"Schön." er richtete seinen Blick wieder auf den Mann in der Mitte. "Danke Mr. Blanket es freut mich dass Sie mir eine Chance geben wollen, also was möchten Sie gerne wissen?" sagte er mit falscher Freundlichkeit und setzte sich unaufgefordert hin. Er spürte den Blick von Botjev deutlich über sein Gesicht wandern, als wollte er durch seine Haut sehen.

"Warum haben Sie sich bei unserem Unternehmen beworben?" fragte Blanket während er die Blätter vor ihm sortierte.

"Miss Granger hat es mir empfohlen und außerdem interessiere ich mich für Zaubertränke."

"So und woher kennen Sie Miss Granger?" fragte Blanket immer noch ohne ihn anzusehen. Was war das denn für eine Frage? Kann es denen nicht komplett egal sein woher er Granger kannte? Unterbewusst verlagerte er sein Gewicht in die Mitte seines Körpers und straffte augenblicklich die Schultern.

"Sie ging mit mir zur Schule." meinte er dann schlicht.

"Nur das?" drang da zum ersten Mal die tiefe, beinah bedrohliche Stimme von Botjev an sein Ohr. Was meinte er damit? Was denn sonst? Unterstellen sie ihm hier etwa eine Affäre zu dieser Streberin?

"Ich hatte niemals eine romantische Beziehung mit Miss Granger, falls es das ist was sie wissen wollen." zischte er dem großen Mann zu. Seine Augen verengten sich unweigerlich. Das war kein gewöhnliches Bewerbungsgespräch, soviel war ihm jetzt schon klar.

"Oh nicht doch, nicht doch, das wollte keiner sagen." mischte sich Detke in das Gespräch ein und hob beschwichtigend seine schwitzigen Hände. Doch als Draco ihn schneidend ansah, schwieg er ganz schnell. Gut so, falls er hier wirklich arbeiten wollte hätte er seinen Chef ganz schnell unter Kontrolle.

"Nein Detke das wollte ich tatsächlich nicht unterstellen, aber dafür wäre es interessant zu wissen warum Miss Granger mit Todessern verkehrt." fragte Botjev völlig akzentfrei und starrte ihn aus hasserfüllten Augen an. Unwillkürlich griff sich Draco an seinen linken Unterarm.

"Ist es das wozu ich hier bin?" fragte er nun in düsterer, unheilvoller Stimme. Sofort wichen Detke und Blanket so weit es ihnen möglich war auf ihrem Stuhl zurück. Nur Botjev lehnte sich noch etwas weiter nach vorne.

"Ganz recht, wir sind neugierig. Warum wurden alle Todesser verurteilt nur du nicht?" er hatte die höfliche Umgangsform abgelegt und starrte ihn mit offener Neugier und gleichzeitig aus tiefer Verachtung heraus an. Dieser Mann war so ziemlich der Erste der keine Angst vor ihm zeigte. Das brachte Draco innerlich zum kochen. Er würde ihm noch das Fürchten lehren.

Langsam richtete er sich von seinem Stuhl auf, schritt auf den unverschämten Mann zu, in der ständigen Gewissheit seines Zauberstabes in seiner rechten Hosentasche. "Wissen Sie Mr. Botjev..." er sprach seinen Namen wie ein Schimpfwort aus "...Todesser sind skrupellos. Kalt. Sie haben sicher schon davon gehört?" seine Augen begannen zu funkeln als er sich vorstellte, wie dieser erbärmliche Mann unter seiner Hand durch einen Cruciatus schrie und flehte.

"Ist das eine Drohung?" fragte er und zog seine Augenbraue nach oben, während er sich ebenfalls aufrichtete.

Draco grinste. "Keineswegs nur eine Feststellung. Genau wie ich verstanden habe dass sie nicht an meiner Person interessiert sind oder an meinen Fähigkeiten. Ich sehe ich verschwende hier meine Zeit." Noch einmal starrte er dem Mann vor sich in die Augen. Dann ging er ohne einen der anderen zu beachten hinaus. Dann kurz vor der Tür meinte er noch schlicht: "Man sieht sich immer zweimal im Leben."

"Warten Sie Mr. Malfoy." die Stimme kam von Detke. "Es tut uns leid dass wir Sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert haben. Es wird nicht wieder vorkommen. Wenn sie wollen sind Sie eingestellt, ihr Zeugnis ist tadellos es gibt nichts was wir an Ihnen auszusetzen hätten."

Abrupt blieb der ehemalige Slytherin stehen. Er konnte diese Leute nicht ausstehen, keinen von ihnen vor allem nicht Botjev. Er ist ein absolut arroganter Mistkerl der viel auf sein Aussehen und seinen Erfolg gibt. Und er merkte dabei nicht wie lächerlich er eigentlich ist. Doch er wusste genauso gut dass er diesen Job brauchte. Er würde vermutlich so schnell keine Chance mehr bekommen.

Der pummelige Mann wankte auf ihn zu um ihm erneut die Hand zu schütteln. Doch Draco starrte nur Botjev an, welcher wieder ganz still wurde. "Ich will fünf Galleonen die Stunde und täglich bezahlt werden." sagte er zu dem Mann vor sich, ohne ihn anzusehen.

Detke, dem der Schweis über seinen kugelrunden Kopf lief, nickte schnell. "Natürlich, natürlich Mr. Malfoy das wollte ich eben auch vorschlagen." Endlich ließ er seinen Blick von Botjev gleiten und schaute ihn an. "Bis Morgen." sagte er schlicht und ging dann endgültig aus dem Raum.

***

"Warum hast du mich zu denen geschickt?" knurrte Draco Granger an, nachdem er ohne zu fragen einfach in ihr Büro gestürmt war. Sie hatte ihn nur verwirrt angesehen und ehe sie sich versah war er um ihren Schreibtisch herum getreten und hatte sich mit beiden Armen auf ihre Stuhllehnen gebeugt, bis er knapp vor ihrem Gesicht halt gemacht hatte.

Draco merkte wie sich ihre Atmung beschleunigt hatte, wie ihr Brustkorb sich schneller hob und senkte und wie sie verzweifelt versuchte den Blickkontakt zu halten. "Du hast einen Job gesucht." stellte sie mit brüchiger Stimme fest und biss sich in die Unterlippe.

Der ehemalige Slytherin lachte hart auf. "Die haben sich nen Dreck für mich interessiert! Die wollten nur wissen wie es ein Todesser geschafft hat frei zu kommen." er hatte einen bedrohlichen Ton eingeschlagen und fing etwas verrückt an zu lächeln. Hermione schluckte.

"Und..." sagte er erneut diesmal honigsüß, während er mit einer Hand durch ihre Haare streifte: "Sie wollten wissen wie ausgerechnet ich es geschaffte habe, dass du mich empfiehlst." Sein Lachen wurde breiter als er mit seinen sturmgrauen Augen auf ihrer Kehle zu liegen kam. Seine Hand wanderte seinem Blick nach und umschloss fast im selben Augenblick ihren Hals. Sofort rang Hermione nach Luft. 

Sein Gesicht kam dem ihren näher. "Also, warum hast du mich empfohlen?" flüsterte er zärtlich in ihr Ohr, doch der ehemaligen Gryffindor lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie fühlte sich in Gefahr. Die Art und Weise wie Malfoy sie in diesem Moment musterte behagte ihr überhaupt nicht und seine starke Hand an ihrem Hals machte die Situation nicht besser. Er griff gerade so fest zu dass sie noch Luft bekam, doch gleichzeitig wusste sie, dass er jede Sekunde weiter gehen würde.

"Hör auf du tust mir weh." sagte sie atemlos und bemerkte wie sein Lächeln zu einem schaurigen Grinsen wurde. Seine Augen waren mörderisch. "Das habe ich schon oft gehört Liebes, doch es hat mich noch an nichts gehindert." flüsterte er ihr zu und begann dann sanft an ihrem Ohrläppchen zu knabbern.

Hermiones Herz schlug noch etwas schneller. Was tat er da? Und warum fühlte es sich gut an?

Sie spürte die sanfte Wärme die von seinem Atem an ihre Haut drang und fühlte die rauen Lippen die sich über ihr Ohr zu ihrer Schläfe küssten. Sie merkte wie ihr Körper anfing zu zittern, teils aus Angst und teils aus... Erregung.

Sie merkte wie sich seine Lippen langsam abwärts bewegten, auf die ihren zu und aus ihr unerklärlichen Gründen, wurde sie Stück für Stück immer nervöser und ehe sie sich darauf vorbereiten konnte, lagen seine Lippen fordernd auf den ihren und zogen sie in einen leidenschaftlichen Kuss.

Seine Zunge strich neckend über ihre Unterlippe und zwang sie dazu sich zu öffnen. Dann spürte sie die Hitze die von ihm ausging und ließ sich kurz darauf mit einem leichten Stöhnen fallen. Sie wusste nicht wieso oder warum  aber in diesem Augenblick gab es nur noch sie und den Mann, den sie eigentlich hassen sollte.

Und so abrupt wie es begonnen hatte endete es. Malfoy löste sich viel zu schnell von ihr, die Hand immer noch an ihrer Kehle, und lächelte. Doch nicht so wie es jemand tat der verliebt war, auch nicht so wie jemand dem etwas peinliches widerfahren war, nein, er lächelte wie jemand der gewonnen hatte und das verwirrte Hermione noch mehr als alles, was zuvor geschehen war.

Eine Weile schaute er sie noch so an, dann löste er endlich seine Finger von ihrem Hals und trat zwei Schritte zurück. "Bis dann." sagte er noch in einem derart lässigen Tonfall das Hermione sich sofort für ihren Schwächeanfall ärgerte. Warum konnte er nur so gelassen sein, während in ihr ein Gefühlschaos von der Sorte Hurrikan herrschte?

Stumm blickte sie ihm hinterher und als die Tür sich schloss stieß sie einen tiefen Seufzer aus. Was bei Merlin war gerade geschehen?

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