Hermione starrte unsicher auf den Brief der vor ihr lag. Nachdem Malfoy gestern einfach so verschwunden war, hatte sie sich an ihren Schreibtisch gesetzt und Mr. Botjev geschrieben. Ungeduldig saß ihr Kautz neben ihr und wartete darauf endlich in Einsatz kommen zu dürfen. Doch sie brachte es einfach nicht über sich, dem Vogel das Pergament an den Fuß zu binden. 

Etwas hatte sich gestern zwischen ihr und Malfoy verändert. Er hatte sich ihr geöffnet und ihr seinen Schmerz anvertraut, genauso wie sie auch ihm. Sie hatte es gespürt, seine kalte, egoistische Fassade war gebröckelt und ihr hatte gefallen was sich dahinter verborgen hatte. Er konnte anders sein, er wollte es auch, aber es machte ihm Angst. Deswegen war er gegangen. 

Entschlossen knüllte sie den Brief zusammen und warf ihn in den Papierkorb, weshalb ihr die Eule wütend in den Finger pickte und davon flatterte. Sie durfte jetzt nicht aufgeben nur weil er abgehauen ist. Sie musste dafür sorgen das Malfoy der Mensch werden konnte der er sein will, der er tief in seinem Inneren schon war. Sie hätte es nie für möglich gehalten aber er gehörte jetzt zu ihrem Leben. Das tat er seit dem Tag an dem er das erste Mal in ihr Café gekommen war und sie war sich sicher, dass sie ihn retten konnte. 

***

Er sollte definitiv aufhören zu trinken, dachte sich Draco an diesem Freitag Morgen und wälzte sich in seinem Bett hin und her. Nachdem er gestern Schluss hatte war er in eine schicke Bar in der Nähe seiner Arbeit gegangen und hatte mit ein paar Feuerwhiskey auf seinen Erfolg bei der kleinen Löwin angestoßen. 

Verschlafen nahm er einen fremden Geruch wahr. Es war spät geworden, sehr spät. Er hatte nicht bedacht, dass er ja am nächsten Morgen wieder fit in die Arbeit kommen musste. Doch das war nichts was ein schöner Kaffee im Granger's nicht wieder hinkriegen würde. Und nach seiner Show gestern würde der vermutlich sogar aufs Haus gehen. 

Zufrieden lachte er und drehte sich noch einmal um. Sein Gesicht prallte gegen eine weiche Haut und augenblicklich fiel im wieder ein, dass er nicht alleine in seine Wohnung gegangen war. Nachdem er seinen zweiten Drink hatte, gesellten sich zwei Mädchen zu ihm und wie es der Zufall wollte, schienen sie ihm gegenüber nicht abgeneigt. Wie könnten sie auch? Er war einfach umwerfend. Dass sie anschließend allerdings beide mitkommen würden, damit hatte er nicht gerechnet. Doch wie konnte man einen Erfolg besser feiern als mit viel Alkohol und zwei hübschen Frauen? 

Mit schmerzenden Kopf quälte er sich aus dem Bett. "Wo willst du den hin Draco?" fragte eines der Mädchen verschlafen. "Ich dachte wir spielen noch eine Runde." sprach da die zweite und zwinkerte ihm zu. Der ehemalige Slytherin grinste verrucht. "So gern ich auch möchte, ich muss leider los." meinte er wehleidig und ging nochmal auf die beiden zu. 

"Ach komm schon, nur fünf Minuten." drängelte die Brünette und sah ihn mit einem unglaublich süßem Hundeblick an. Er kniete sich auf die weiche Matratze und kam ihr näher. Dann griff er wie aus dem Nichts nach vorne und umklammerte ihren Hals. Er küsste sie hart und ihr entfuhr ein wollendes Stöhnen. Als er sich von ihr löste sah er ihr tief in die Augen und knurrte: "Nach meiner Dusche seit ihr verschwunden. Ist das klar?" 

Hektisch nickten die beiden und Draco machte sich zufrieden auf den Weg ins Badezimmer. 

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"Guten Morgen meine Schöne, könnte ich bitte einen Kaffee haben?" meinte er gut gelaunt als Katelin an seinen Tisch kam. "Aber natürlich mein Süßer. Schwarz richtig?" zwinkerte sie ihm zu und grinste. Wie putzig, dachte sich Draco, sie versuchte allen ernstes mit ihm zu flirten. Als ob sie tatsächlich eine Chance bei ihm hätte. Er hatte schon eine Nervensäge an seinem Hals die er nicht los wurde, da brauchte er keine zweite. Und da er grade an das rothaarige Mädchen dachte: "Wo ist eigentlich Tarry? Du weißt schon, deine Vorgängerin, sollte sie nicht schon längst wieder arbeiten?" 

"Das weiß ich nicht tut mir leid. Da müsstest du Hermione fragen, aber warum willst du das denn wissen?" fragte sie ohne die Eifersucht in ihrer Stimme zu verstecken. "Könntest du mir Granger holen?" antwortete er mit einer Gegenfrage. Katelin nickte und sofort war sie verschwunden. Vielleicht sollte er anfangen zu lernen wie man die Frauen wieder los wurde nachdem man mit ihnen geschlafen hatte. Er hatte nicht allzu viel Glück in solchen Dingen. 

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"Weißt du ich glaube er mag mich wirklich." sagte die blonde Hilfskellnerin nachdem sie ohne zu Klopfen in Hermiones Büro gestürmt war. "Wer?" sagte diese verwirrt und sah von einem Stapel unterlagen auf. "Na Draco, wer sonst? Als er gerade rein gekommen ist hat er mich meine Schöne genannt und dann hat er versucht mich eifersüchtig zu machen. Das tut man nicht ohne Grund glaub mir, er steht auf mich." sagte Katelin selbstsicher und stemmte die Arme in die Hüften. 

Verwirrt zog Hermione eine Augenbraue nach oben. "Er hat versucht dich eifersüchtig zu machen?" Das Malfoy nicht gerade ein Engel war was Frauen anging war ihr sehr wohl bewusst und trotzdem störte es sie irgendwie, dass er mit ihrer Angestellten flirtete. So mal sie es ihm ausdrücklich verboten hatte. Würde er das denn nie kapieren? 

"Ja er hat mich nach dieser Tarry gefragt und wann sie wieder kommt." meinte die Blonde grimmig. Hermione konnte förmlich spüren wie ihr ein Stein vom Herzen fiel und lachte. Er hatte nicht versucht sie eifersüchtig zu machen, er wollte nur wissen wann er endlich aufhören konnte ihren Lohn zu bezahlen. Sie hatte da wohl etwas falsch verstanden. 

"Was ist so lustig?" fragte Katelin und sah die ehemalige Gryffindor unsicher an. "Nichts, ähm ich geh mal kurz zu ihm raus." antwortete Hermione ausweichend und drückte sich an dem hübschen Mädchen vorbei. 

Schon als sie aus dem Büro raus ging konnte sie seinen blonden Schopf sehen und seltsamerweise fing ihr Herz darauf hin kräftig an zu schlagen. Sie spürte wie ein warmes Gefühl ihren Bauch durchflutete und gleichzeitig hatte sie Angst was er wohl sagen würde. Er hatte sie einfach so zurück gelassen ohne das sie miteinander gesprochen haben. Wie würde er reagieren? Würde er sie überhaupt sehen wollen? 

Doch noch ehe sie sich auf all diese Fragen eine Antwort ausdenken konnte wandte Malfoy seinen Kopf zu ihr und fing an unglaublich süß zu grinsen. "Hallo." sagte er schüchtern und rückte sogleich ein Stück auf seiner Bank nach links um sie still aufzufordern sich neben ihn zu setzten. Verdutzt blieb Hermione stehen. 

"Was ist los?" fragte Malfoy verwirrt und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Die ehemalige Gryffindor schüttelte schnell den Kopf und kam seiner stummen Bitte nach. Es war komisch auf dieser Seite der Bank zu sitzen, normalerweise saß sie ihm gegenüber. 

"Weißt du schon was du morgen anziehen willst?" raunte er ihr zu und streichelte mit zwei Fingern über ihre Wange. Sofort schoss ihr das Blut unter die Haut und ihr Gesicht verfärbte sich in einem zarten Rosa. "Das mit morgen steht also noch?" fragte sie leise und sah ihm tief in die Augen. 

Sie waren längst nicht mehr so klar wie sie es gestern waren. Sie waren so grau wie ein paar Gewitterwolken kurz vor einem unheilvollen Sturm und doch erkannte sie darin ein hoffnungsvolles Funkeln, so als würde die Sonne versuchen durch den dicken Mantel der Wolken zu brechen und dieses Funkeln gab ihr Mut. Er war dabei sich zu öffnen und das erkannte sie an der Art wie er mit ihr umging. 

"Natürlich steht das noch. Warum sollte ich denn plötzlich meine Meinung ändern?" fragte er ernst und sah sie an. "Ich... ähm... ich war mir nicht mehr sicher nach der Sache gestern." antwortete sie verunsichert und sah auf ihre Hände. Sie wusste nicht genau warum sie jetzt damit anfing, hier war sicherlich der falsche Ort um darüber zu reden und doch brannte es wie ein heißes Eisen in ihrer Seele. Sie wollte dieses seltsame Gefühl wieder los werden wenn sie ihn ansah. Sie wollte wieder ganz normal mit ihm reden können ohne es komisch zu finden. 

"Was der Kuss?" fragte er überrascht und lächelte sanft. "Granger wir haben uns doch schon öfter geküsst und ganz ehrlich? Ich würde es gern hier und jetzt wiederholen." meinte er lächelnd und bewegte sein Gesicht auf sie zu. Geschockt sah Hermione ihn an und sprang auf. Malfoy wäre beinahe auf die Bank gefallen so schnell hatte sie sich bewegt. 

"Wir sind mitten in meinem Laden!" zischte sie ihn an und war empört von seiner Indiskretion. Doch Malfoy lachte nur und schüttelte amüsiert den Kopf. "Nur die Ruhe kleine Löwin, wir machen nichts was du nicht möchtest." Unsicher ging Hermione zwei Schritte auf und wieder ab. Sie war sich der neugierigen Blicke in ihrem Rücken nur zu gut bewusst.

"Es ist nicht so das ich es nicht will..." murmelte sie und biss sich verlegen auf die Unterlippe. "Nur, ich bin hier der Besitzer, wir haben viele tratschende Besucher und meine Hilfskellnerin steht zufällig auf dich." meinte sie dann aufgebracht und verschränkte die Arme vor der Brust. 

"Wer? Katelin? Wie ist das denn passiert?" fragte er unschuldig und grinste sie frech an. Hermione schnaubte. "Tja Malfoy, sowas passiert eben wenn man sich an mein Personal ran macht. Sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt." 

Belustigt sah Draco zu wie Granger eine Schnute zog und auf eine Erklärung seinerseits wartete. Doch er griff stattdessen nach ihrem Arm und zog sie zurück zu sich auf die Bank. "Tja mir ist Katelin aber egal, ich finde dich viel interessanter." raunte er in ihr Ohr und sah dabei zu wie die Röte zum zweiten Mal in ihre Wangen stieg. 

Granger atmete einmal tief durch. Es war amüsant zu beobachten wie sie versuchte ihren Körper unter Kontrolle zu bekommen. Doch es war offensichtlich das sie ihn am liebsten gepackt und ihm die Klamotten vom Leib gerissen hätte. Sie atmete mehrmals tief ein und aus, versuchte ihren Puls wieder zurück auf seinen normalen Rhythmus zu senken, versuchte die Röte aus ihrem hübschen Gesicht zu vertreiben und einen normalen Anschein zu erwecken. Nur das bereits jeder in diesem Raum, ihn eingeschlossen wusste was mit ihr los war. 

"Mir ist sie nicht egal." antwortete sie schließlich und wandte ihm ihren Kopf zu. "Ich will sie nicht verletzen indem ich vor ihren Augen mit ihrem Schwarm rumknutsche." Wieder lachte Draco und strich ihr diesmal die Haare hinter ihr Ohr. Sofort bildete sich an der Stelle eine Gänsehaut und erneut wurde ihr Atem schneller. 

"Dann lass uns in dein Büro gehen." flüsterte er ihr leise zu und sein warmer Atem kitzelte ihre Haut. Er beugte seinen Kopf näher zu ihrem Hals und verteilte leichte Küsse darauf. Hauchzart, gerade so das sie sie spüren konnte doch dann schupfte sie ihn unvermittelt zur Seite und sah ihn an. "Verdammt Malfoy. Lass das!" zischte sie und sprang erneut auf. 

Draco grinste verwegen und lehnte sich entspannt auf der Bank zurück. Er hatte sie genau da wo er sie haben wollte. Sie hatte angefangen mehr in ihm zu sehen, hatte sich von ihm berühren lassen, wurde rot als sie ihn sah, hatte zugegeben ihn gern küssen zu wollen und war sich unsicher wegen Katelin. Sie stand auf ihn.

In dreizehn Tagen war die Verhandlung die über seine Zukunft bestimmen würde. Das Ministerium würde wissen mit wem er in dieser Zeit zu tun hatte und dafür sorgen, dass diese Menschen an dem Tag im Gericht erscheinen würden. Wenn sie herausfinden dass er in der Zeit in der er frei war beinahe jeden Tag in diesem kleinen Café war, würden sie garantiert auch Granger vorladen. Vermutlich sogar mit Freude, da sie davon ausgingen dass das ehrenhafte Mädchen aus Gryffindor, der mutige Kopf hinter dem goldenen Trio, wohl nichts gutes über einen Todesser zu sagen hatte. Vor allem nicht über einen den sie bereits Jahre zuvor verachtet hatte. Er war sich sicher: Wenn sie an dem Tag für seine Freiheit plädierte dann würde er sie auch bekommen. Dann wenn sie glaubte er habe sich geändert, dann würden es alle glauben.