Dritte Woche - vierter Tag

Mit dröhnendem Kopf erwachte Hermione an diesem Sonntag Morgen. In ihren Ohren klingelte immer noch die Musik von der Disko, in die sie Malfoy geschleppt hatte und sie konnte noch deutlich den Alkohol auf ihrer Haut riechen. Wie war sie denn nach Hause gekommen? Fragte sie sich als sie bemerkte, dass sie in einem weichen Bett lag. Oder war sie überhaupt zu Hause? Schoss es ihr schockiert durch den Kopf und sie rang sich dazu durch die Augen einen Spalt breit zu öffnen. 

Erleichtert atmete sie aus als sie die Kissen wieder erkannte auf denen sie lag. Sie war zu Hause. Szenenartig erschienen die Bilder von letzter Nacht vor ihren Augen. Das wunderschöne Essen in Rom, Malfoys fesselnde Augen, wie sie in dem Club getanzt hatten, die ständigen Zwischenstopps an der Bar, seine Hand auf ihrer Hüfte, seine Lippen auf ihren. Sofort durchfuhr sie ein angenehmes Kribbeln. Doch die Bilderflut ging weiter, zeigte sie mit ihm in ihrem Gang, in ihrem Schlafzimmer, er über sie gebeugt, beinahe vollkommen nackt. 

Hermione stockte der Atem. Sie hatte doch nicht etwa? Erschrocken tastete sie mit ihrer Hand an ihrem Körper entlang und da war... nichts. Wo bei Merlin war ihre Unterwäsche geblieben? Und warum trug sie nicht ihren bequemen Pyjama? Den hatte sie doch immer an wenn sie zu Bett ging. Die ehemalige Gryffindor presste die Lippen zusammen. Sie erinnerte sich daran wie Malfoy sie auf ihr Bett geschmissen hat, wie sein Mund jede noch so sensible Stelle an ihrem Körper geküsst hat und wie es schien, als würde sie dabei in Flammen stehen.

Sie zwang sich nun dazu ihre Augen ganz zu öffnen und sofort bereute sie die Entscheidung. Das Licht prasselte viel zu hell auf sie ein und so war sie für einen Moment geblendet. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte und all die schwarzen Punkte aus ihrer Sicht verschwunden waren, drehte sie ihren Kopf zur Seite. Und dort ragte, zu ihrer Schande, ein blonder Haarschopf unter der Decke hervor, der unverkennbar nur zu einer einzigen Person gehören konnte. 

Malfoy war zur Seite gedreht und atmete in gleichmäßigen Zügen ein und aus. Er schien noch zu schlafen. Hermione drehte beinahe durch. Sie hatte sich doch nicht etwa wirklich auf ihn eingelassen? Bröckelnde Fassade hin oder her dieser Kerl war ein Arschloch was Frauen anging. Wie konnte sie das denn nur tun? Sie brauchte Gewissheit. 

Vorsichtig hob sie die Bettdecke an, nur um zu erkennen was sie zuvor schon wusste. Sie war splitterfasernackt. Wieder hielt sie die Luft an. Bitte, bitte, bitte lass ihn etwas anhaben! Flehte sie in Gedanken und hob dann vorsichtig seine Seite nach oben. Augenblicklich ließ sie diese wieder fallen. Unter der Decke schaute ihr ein süßer, runder Po entgegen. Zweifellos nett anzusehen doch leider nicht das worauf sie gehofft hatte. 

Warum war sie denn nur so dumm? Warum hatte sie sich von dem ganzen Flair, von seinen Worten, seinem Auftreten und seinem Charme so um den Finger wickeln lassen? Sie mochte ihn, das war ihr sehr wohl bewusst, aber sie wollte eigentlich nicht mit ihm schlafen. Sie wollte sich mit ihm richtig anfreunden, sodass sie über alles miteinander sprechen konnten, wollte gegenseitiges Vertrauen aufbauen und irgendwann, wenn die Zeit reif ist wäre sie vielleicht mit ihm zusammen gegangen. Und jetzt? Jetzt würde sie ihn vermutlich nie wieder sehen.

Warum hatte sie auch nur so viel getrunken? Überlegte sie während sie gebannt auf seinen muskulösen Rücken starrte. Er hatte sie total abgefüllt. Immerhin war er es der ihr den Wein gegeben hat und diese unzähligen Feuerwhiskey. Er wusste ganz genau wie betrunken sie war und hat die Situation einfach schamlos ausgenutzt. Was für ein Arsch! Wahrscheinlich war das genau das was er die ganze Zeit geplant hatte. 

Wahrscheinlich war das irgend so eine blöde Wette mit einem Arbeitskollegen. Vermutlich sogar mit Mr. Botjev. Ja! Das würde passen, warum auch sonst sollten sie zwei Männer in der gleichen Woche um ein Date bitten? Sie konnte förmlich seine spottenden Worte hören. Ich wette ich bekomme Granger schneller ins Bett als Sie. Warum hatte sie das denn nicht vorher gesehen? Natürlich! Deshalb war Malfoy auch so wütend als sie ihm eröffnet hatte das sie mit Mr. Botjev ausgehen wird. Deswegen hat er auch die Verabredung sabotiert. Sie lachte laut auf. Diese Schweine!

Währenddessen grinste Draco freudig vor sich hin. Er hielt die Augen noch geschlossen sodass sie nicht merkte das er wach war. Alles war gestern Abend genauso gelaufen wie er es geplant hatte. Granger hatte ihm förmlich aus der Hand gefressen, hatte alles gelaubt was er ihr gesagt hatte. Er konnte noch deutlich das glitzern in ihren Augen sehen als er meinte sie wäre der Grund warum er sich geändert hatte. Es war so einfach gewesen, sie war ja so leicht zu manipulieren. 

Noch zehn Tage musste er dieses Spiel spielen, zehn kleine winzige Tage bis zu seiner Anhörung und dann, konnte er sie in den Wind schießen und sein Leben in vollen Zügen genießen. Eigentlich stimmte das nicht ganz. Er hatte schließlich eine Menge Arbeit vor sich, er musste Anhänger finden die noch die Ansichten der alten Familien teilten. Das würde mit Sicherheit alles andere als einfach werden, immerhin war ein Großteil dieser Leute in Askaban und die anderen hielten sich bedeckt um ihnen nicht dorthin folgen zu müssen. Doch er war sich sicher, wenn er genug Willenskraft, Stärke und Geduld mitbrachte, würde er es schaffen. Er wollte für die Welt kämpfen, die sie um ein Haar verloren hatten. 

Langsam regte er sich und wandte sich dem zierlichen Mädchen neben sich zu. "Guten Morgen meine Liebe." sagte er lächelnd und zog sie an sich. Sofort merkte er das ihr ganzer Körper sich verkrampfte. Irgendetwas stimmte nicht. Anstatt sich an ihn zu kuscheln und ihm dankbar für seine Aufmerksamkeit zu sein, entzog sie sich seinem Griff und rückte auf der Bettkante ganz nach außen. Dann verschränkte sie die Arme und sah ihn böse an. 

"Lass das sein Malfoy." fauchte sie während sie jedes noch so winzige Stück Decke bis unter ihren Hals zog. Was war denn jetzt plötzlich passiert? Schämte sie sich für ihren Körper? Das hatte sie nun wirklich nicht zu tun. 

"Was soll ich denn sein lassen? Etwa das?" fragte er grinsend, folgte ihr zu der Bettkante und zog sie erneut nah an sich. Dann kitzelte er sie bis sie sich vor lachen nicht mehr halten konnte und platzierte spielerisch neckende Küsse auf ihren Hals. Na bitte, dachte sich der ehemalige Slytherin, sie lacht.

Doch anscheinend meinte Granger es ernst, denn sie schob ihn mit aller Kraft von sich und funkelte ihn zornig an. "Du solltest jetzt gehen." Verwirrt zog Draco eine Augenbraue nach oben, was war denn in sie gefahren? Gestern konnte sie gar nicht genug von ihm bekommen und jetzt wurde sie plötzlich ganz kühl. Hat er etwas verpasst? 

"Was ist denn los?" fragte er nun ernst und stützte eine Hand an seiner Schläfe ab. Granger zuckte nur mit den Schultern und sah stur gerade aus. "Nichts. Du hast ja jetzt was du wolltest, ich will dich nicht länger aufhalten." 

Er verstand kein Wort von dem was sie von sich gab. "Sag mal, was redest du denn? Du hältst mich nicht auf. Eigentlich würde ich gerne da weiter machen wo wir gestern aufgehört haben." meinte er zwinkernd und versuchte noch einmal näher an sie ran zu kommen. Doch die Einzige Reaktion die er darauf bekommt war ein Schnauben, während sie gleichzeitig die Decke noch etwas fester an ihren Körper presste. 

Draco stöhnte genervt auf. Warum musste sie auch so verdammt stur sein? Wo hat sie denn diese Stimmungsschwankungen her? Jedes andere Mädchen wäre froh um seine Aufmerksamkeit, er kannte allein schon vier Stück die darum regelrecht bettelten und was tat Granger? 

"Von mir aus, wenn du es so willst." sagte er nach einer Weile gleichgültig und stand schamlos aus dem Bett auf. Er registrierte ihren entsetzten Blick als er sich vor ihr in all seiner Männlichkeit präsentierte und wartete absichtlich ein paar Sekunden ehe er seine Boxershort vom Boden auffischte und sie wieder anzog. Dann ging er ohne ein weiters Wort aus dem Schlafzimmer, sammelte seine Sachen vom Flur auf und knallte laut die Haustür hinter sich zu. 

Warum tat sie das ständig? Immer wenn er glaubte das sie völlig verrückt nach ihm war, wies sie ihn wieder ab und er musste von vorne anfangen. Er war sich so sicher das diese verletzliche Art bei ihr ziehen würde. Immerhin war sie mit Weasley zusammen gewesen und der Typ war echt ein Waschlappen. Er war einer dieser lass-uns-über-Gefühle-reden Männer. Obwohl die höchsten seiner Gefühle wohl seinem Essen galten. Was hatte der eigentlich an sich das sie so auf ihn stande? Der Typ war doch ein Versager!

Hätte sie nicht einfach manipulierbar bleiben können? Warum machte sie es ihm so schwer seine Freiheit zu erlangen? Hätte er gewusst das Granger so ein harter Brocken war, wäre er wohl nie auf den Gedanken gekommen sie rum zu kriegen. Doch dafür war es jetzt leider zu spät. Er musste sich etwas einfallen lassen, denn eines war mittlerweile sicher: Sie würde zu seiner Verhandlung eingeladen werden. Immerhin hatte er bereits zwanzig Tage am Stück in ihrem Café gesessen. 

***

Er hasste ihn! Er hasste ihn so sehr und am liebsten würde er jeden Tag in sein dümmliches Gesicht einschlagen. Warum wurde er verschont? Warum? Er war ein Todesser wie alle anderen, er hatte Leben auf dem Gewissen.

Immer wieder sah er die oliv-grüne Farbe an seinen Augen vorbei zischen, sah wie der Blitz hemmungslos und kalt in den kleinen Körper des Mädchen einschlug und wie nur Sekunden später alles Leben aus ihren Augen wich. Sie war doch noch so jung gewesen! Es war als hätte man ihn mit einem Cruciatus getroffen. Nein, es war schlimmer. Er erinnerte sich genau an den Schmerz den er verspürte als ihre Leiche vollkommen starr auf dem Boden lag, als nichts an ihrem Körper auch nur noch von einem Hauch an Leben zeugte. Sein Herz war in Millionen Fetzen gerissen worden. Es war als hätte jemand mit einem alten, rostigen Nagel immer wieder hinein gestochen und Stück für Stück herausgeschnitten. 

Doch damit sollte es nicht genug sein, denn kurz nachdem er ihm seine Tochter genommen hatte, tötete er seine Frau. Er erinnerte sich daran als wäre es gestern gewesen, er sackte zusammen auf den kalten, staubigen Boden, den Blick auf die zwei Menschen gerichtet die ihm alles bedeutet hatten, die sein Leben waren, seine Zukunft und die nun regungslos im Staub zurück gelassen wurden.

Niemals würde er das Gesicht des Mörders vergessen. Niemals würden diese kalten, grauen Augen aus seinen Träumen verschwinden und dieses zufriedene Grinsen. Er war skrupellos, zeigte nicht die geringste Reue für das, was er soeben zwei wundervollen Menschen angetan hatte. Nein, ganz im Gegenteil, er strahlte eine derartig perverse Zufriedenheit aus dass ihm schlecht wurde. 

Er hasste ihn und er würde ihn dafür bezahlen lassen dass er seine Familie zerstört hatte. Er hatte ihm sein Leben genommen und darüber gelacht und das Gleiche würde er mit ihm tun. Er würde dafür sorgen dass dieser Mistkerl dorthin kommt wo er hin gehört. Nach Askaban zu den Dementoren. Er ergötzte sich an dem Gedanken wie ihm jegliches Glück aus den Poren gesaugt wurde, wie er qualvoll und langsam vor sich hin vegetieren würde bis ihm der Tod schöner vorkommt, als dieses hoffnungslose Leben das er führen würde. Er wollte sehen wie jeglicher Glanz auch aus seinen Augen verschwindet und damit auch sicherstellen, dass er niemals wieder für jemanden eine Gefahr darstellte. 

"Mr. Botjev. Was tun Sie denn heute hier?" riss ihn eine verwunderte Stimme aus seinen Gedanken. Detke stand mit weit aufgerissenen Augen vor ihm und starrte ihn an. "Es ist Sonntag mein Lieber, Sie sollten nicht arbeiten." erklärte er weiter als der große Mann mit dem schwarzen Haar nicht reagierte. 

"Außerdem ist das der Arbeitsplatz von Mr. Malfoy." meinte der Dicke grüblerisch und tippte sich dabei ans Kinn. Endlich konnte er sich aus seiner Starre reisen und meinte leicht lächelnd: "Oh ich habe gestern vollkommen vergessen den Angestellten die neuen Zaubertrankbestellungen zu bringen. Das ist mir vorhin eingefallen deswegen bin ich hier." Dann drückte er sich an dem Kahlköpfigen vorbei durch die Türe. 

"Wir sehen uns dann morgen, Mr. Detke." verabschiedete er sich höflich und ließ den Mann völlig verwirrt zurück.

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