Dritte Woche - Siebter Tag
"Vielen Dank meine Liebe." lächelte er Tarry an als sie ihm seinen üblichen schwarzen Kaffee auf den Tisch stellte. Wie wundervoll wenn sein Portemonnaie nicht länger an Granger ausgeliefert war und er endlich das ganze Geld wieder für sich beanspruchen konnte. Wenn der heutige Tag vorbei war, blieben ihm nur noch sieben weitere in sicherer Freiheit. In dieser Zeit nahm er sich fest vor alles zu kaufen wonach ihm der Sinn stand. Danach war der Prozess und auch wenn es so schien als würde alles gut gehen, musste er diese Tage noch genießen. Er hätte es niemals zugegeben, aber er hatte Angst vor dem was passieren würde wenn die Richter gegen ihn entscheiden. Dann würde nämlich das schlimmste mit ihm passieren was einem Zauberer passieren konnte. Er würde von einem Dementor geküsst werden. Er würde ihm jegliche Freude rauben, all die schönen Erinnerungen aus seinem Kopf fressen und lediglich eine seelenlose Hülle übrig lassen.
Allein die Vorstellung ließ ihn schaudern und so fasste er einen Entschluss. Er würde nicht zu lassen dass er jemals so ein Leben führen musste. Sollten alle Stricke reisen und die Richter ihm zu diesem Schicksal verurteilen, würde er dem ganzen ein Ende setzen. Sein Leben war nicht gerade ein Feuerwerk gewesen, doch es war sein Leben und das würde kein anderer für ihn beenden außer er selbst.
"Ich dachte du freust dich." riss ihn eine nur allzu bekannte Stimme aus seinen Gedanken. "Was?" fragte er noch etwas verwirrt und musterte Hermione Granger einen Moment lang so, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. "Ich dachte du würdest strahlen vor Glück da du nun nicht mehr zur Kasse gebeten wirst aber du machst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Wenn du willst kannst du gerne weiter Katelins Lohn übernehmen. Ich habs nämlich nicht übers Herz gebracht sie zu kündigen."
Belustigt zog Draco eine Augenbraue nach oben und wandte sich somit von seinen trüben Gedanken endgültig ab. "Kannst du dir das überhaupt leisten Granger?" fragte er sie und erntete zugleich einen bitterbösen Blick. "Jahaa Malfoy, das kann ich. Das Geschäft läuft zufällig hervorragend, falls es dir nicht aufgefallen ist." sagte sie genervt und machte eine ausschweifende Geste mit ihrem Arm um ihn darauf hinzuweisen, dass so ziemlich jeder Tisch in ihrem Café besetzt war.
"War ja nur eine Frage." meinte er zwinkernd und stupste ihr neckisch auf die Nasenspitze. Daraufhin grinste Granger ihn an, ehe ihr Gesicht wieder ernst wurde. "Malfoy... Ich...wollte mich nochmal für meine Unterstellung entschuldigen. Es ist mir sehr unangenehm dass ich dir vorgeworfen habe mich ausgenutzt zu haben."
Jetzt lag es an ihm zu grinsen. "Heißt das du willst es wieder gut machen?" meinte er zwinkernd was ihr erneut die Röte in die Wangen trieb, bevor sie beinahe schüchtern nickte. Sein Lächeln wurde breiter und er griff unvermittelt nach ihrer Hand. Sanft massierte er ihre kleinen Finger ehe er wieder zu sprechen begann: "Weißt du Granger, mir geht seit einiger Zeit einfach ein gewisses Bild von dir nicht mehr aus dem Kopf. Erinnerst du dich daran wie ich dich überredet habe mit mir in eine Bar zu gehen?"
Unsicher nickte Granger. Draco konnte ihr ansehen das sie nicht wusste worauf er hinaus wollte und so griff er erstmal nach seinem Kaffee um sie noch etwas auf die Folter zu spannen. Innerlich hoffte er darauf dass sie der Idee zustimmte. "An dem Abend hattest du eigentlich etwas anderes vor. Du wolltest einen Film schauen?" er sprach das Wort sehr fragend aus da er sich nicht mehr sicher war ob es wirklich so hieß. Immerhin hatte er an diesem Tag das erste Mal davon gehört. Immer noch schwieg die ehemalige Gryffindor, nickte aber erneut.
Erleichtert grinste Draco und setzte dann einen unglaublich süßen Hundeblick auf. "Können wir das machen? Einen Film zusammen sehen?"
Nun fing sie an zu lächeln. Wenn er sie so fragte konnte sie ihm nichts abschlagen, außerdem musste sie zugeben dass sie sich einen Abend auf der Couch mit Malfoy sehr gut vorstellen konnte. Und da er nicht wusste was 'einen Film sehen' in der Muggelwelt wirklich bedeutete, würde das vermutlich ein netter Abend werden. Das war die Gelegenheit ihn in entspannter Umgebung nochmal besser kennenzulernen.
"Sehr gern." sagte sie deshalb und drückte seine Hand um ihre Worte zu unterstreichen. Der Hundeblick verschwand von seinem Gesicht und ein listiges Grinsen blieb zurück. "Und obwohl ich ein stolzer Slytherin bin, hätte ich nichts dagegen wenn du diesen hübschen Gryffindorpulli anziehst." meinte er zwinkernd und konnte dabei zusehen wie ihr Gesicht eine leichte rosa Färbung annahm. "Du bist doof." meinte sie verlegen.
"Na dann ist das ja geklärt. Ich komm später zu dir." erklärte er schmunzelnd und wandte sich zum gehen. "Moment." sprang sie beinahe zeitgleich auf. "Heute kann ich nicht." Skeptisch zog Draco eine Augenbraue nach oben. "Warum nicht?"
Suchend sah sich das Mädchen nach einer Ausrede um. Seit wann war sie denn so wortkarg geworden? Doch wieder fand sie nichts passendes und so sagte sie schlicht: "Das ist ein Geheimnis. Bist du nicht spät dran?" und ohne eine weitere Erklärung schob sie ihn aus dem Café und setzte ihn mit einem gehetzten: "Bis morgen" vor die Tür.
Als Draco realisierte wie ihm geschah war diese bereits wieder geschlossen und er starrte fragend darauf. Das muss ja ziemlich interessant sein, was sie da vor hatte, wenn sie gleich dermaßen ausweichend reagierte.
***
Erst vor kurzem hatte sie total unsicher in den Spiegel gestarrt und sich einfach nicht für ein Outfit entscheiden können. Heute stand sie erneut davor, war ziemlich zufrieden mit ihrer schwarzen Hose, dem weißen Top und der blauen Jeansjacke, doch hatte überhaupt keine Lust auf ihr Date. Es war so typisch für sie in Situationen wie diese zu geraten.
Sie hatte es bei Malfoy erneut geschafft. Wie erbärmlich war es gewesen ihm zu erzählen es sei ein Geheimnis was sie heute vor hatte? Es würde sie nicht wundern wenn er in kürze vor ihrer Tür auftauchen würde um zu sehen was genau das für ein Geheimnis war. Und ihr Schicksal würde ihr natürlich einen Strick draus drehen, dass sie mit zwei Männern auf ein Date geht und in dem Moment Mr. Botjev auftauchen lassen. Sie konnte schon ganz genau Malfoys Blick sehen, wenn er seinen Chef an ihrer Wohnung antreffen würde. Er war aus einem ihr unbekannten Grund sowieso schlecht auf diesen Mann zu sprechen. Das würde vermutlich alles schief laufen.
Seufzend drehte sie sich um und griff nach ihrer Tasche. Kurz darauf hörte sie ein leises, aber dennoch bestimmtes Klopfen an ihrer Tür und bildete sich bereits ein, Malfoy davor atmen zu hören. Doch so war es nicht. Denn als sie diese öffnete stand tatsächlich Mr. Botjev davor und lächelte sie charmant an.
"Hermione, du siehst bezaubernd aus." begrüßte sie ihr Zaubertranklieferant und hielt ihr einen Arm zum unterhacken hin. Diesen ergriff sie sogleich und ohne etwas zu sagen liefen sie die Treppe nach unten. "Ich kenne ein wundervolles Restaurant in das ich dich gerne entführen würde. Es ist gleich hier um die Ecke."
Und tatsächlich, nachdem sie zwei Straßen weiter einmal rechts abgebogen waren, stand da ein sehr edles Lokal welches auf Hermione einen unglaublich teuren Eindruck machte. Augenblicklich überkam sie erneut ein schlechtes Gewissen. Dieser Mann hatte sich extra die Mühe gemacht sie schick auszuführen und sie hatte im Grunde überhaupt kein Interesse an ihm.
"Ist alles okay mit dir?" riss Mr. Botjev sie aus ihren Gedanken. Sie war so vertieft gewesen dass sie gar nicht bemerkt hatte dass sie bereits vor ihrem Tisch standen. Zuvorkommend zog er ihren Stuhl heran sodass sie sich setzten konnte, dann nahm er ihr gegenüber platz. "Ja, alles bestens." log Hermione und biss sich verlegen auf die Unterlippe.
Skeptisch musterte Mr. Botjev sie dann fragte er erneut: "Wirklich? Bist du vielleicht nervös?" Auf die Frage hätte die ehemalige Gryffindor am liebsten aufgelacht. Ja, natürlich war sie nervös. Nervös weil sie gerade ein Date hatte das für ihn vermutlich mehr bedeutete als für sie. Nervös weil er vielleicht raus finden könnte, dass sie nur hier ist weil sie nicht nein sagen kann und nervös weil sie Angst hatte wie Malfoy hiervon denken könnte. Allerdings meinte er das ganz bestimmt nicht. Er bildete sich vermutlich ein dass sie seine Gegenwart nervös machte und damit lag er vollkommen daneben.
"Nein es ist wirklich alles bestens. Ich bin es nur nicht gewöhnt in solch edler Umgebung zu essen das ist alles." meinte sie schließlich und schenkte ihm ein Lächeln. Damit gab er sich wohl zufrieden, denn nach einem weiteren abschätzenden Blick winkte er den Kellner heran.
"Entschuldigen Sie bitte, wir hätten gerne den Hummer. Dazu einen einfachen Salat mit Essig und Öl und ohne Gurken, ein Kräuterbaguette ohne Knoblauch und Röstkartoffeln. Und könnten Sie mir bitte ein paar ihrer besten Weine zum probieren bringen? Bitte nur die Roten." forderte er den Kellner auf noch ehe die Brünette überhaupt einen Blick in die Karte werfen konnte.
Ungläubig sah sie den hübschen Mann vor sich an. Sie hasste es wenn jemand ihr essen für sie bestellte. Vor allem wenn die Person sie gar nicht kannte. Sie hasste Hummer, er war kompliziert zu essen, starrte einen mit diesen schwarzen Knopfaugen vorwurfsvoll an und schmeckte ihr auch einfach nicht. Und warum bei Merlin ein Salat ohne Gurken? Das war doch eine der besten Sachen darin. Und überhaupt woher wollte er denn wissen ob sie nicht gegen irgendeine der Speisen allergisch war?
"Ich hoffe es ist in Ordnung dass ich bestellt habe? Ich wollte dir heute das beste bieten und der Hummer hier ist delikat." lächelte er charmant worauf Hermione antwortete: "Ich bin kein Fan von Meeresfrüchten aber ich gebe dem eine Chance. Aber könnte ich vielleicht lieber ein Wasser statt dem Wein bekommen? Ich muss morgen arbeiten." Abschätzend starrte Mr. Botjev sie an, dann nickte er kurz darauf und lächelte dünn. "Aber natürlich, bitte entschuldige."
Die Zeit schien still zu stehen während sie aßen. Sie hatten immer mal wieder typische Smalltalk Gespräche, doch es war bei weitem nichts besonders. Er war definitiv sehr nett und er sah gut aus, doch viel spannender war er leider nicht. Er hatte eine gradlinige Karrierelaufbahn, ein gutes Elternhaus und bekannte Freunde, doch nichts was in Hermione ein Kribbeln oder eine gewisse Aufregung entfachte. Er war nicht wie Malfoy.
Und als hätte er ihre Gedanken gelesen kam er plötzlich auf dieses Thema zu sprechen. "Wie hast du eigentlich Mr. Malfoy kennengelernt?" fragte er, wieder mit diesem feinen Lächeln auf den Lippen und trank einen Schluck Wein. Hermione lachte. "Wir sind im gleichen Jahrgang gewesen und mussten uns den ein oder anderen Unterricht teilen."
"Mussten?" fragte Mr. Botjev neugierig und zog eine Augenbraue nach oben. "Naja, weißt du früher waren wir nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen." Interessiert lehnte er sich nach vorne. "Aber jetzt schon?" Augenblicklich wurde Hermione rot, dann griff sie schnell zu ihrem Glas um etwas Zeit zu schinden. Was sollte sie denn jetzt nur sagen?
"Ja das würde mich auch interessieren. Wie bist du jetzt auf mich zu sprechen?" drang da unvermittelt die Stimme von Draco Malfoy hinter ihr hervor, wodurch sie sich an ihrem Wasser verschluckte und hart husten musste. Verdammt! Was bei Merlin tat er nur hier? Sie wusste das so etwas passieren würde!
"Mr. Malfoy. Ich erinnere mich nicht Sie eingeladen zu haben." sagte Mr. Botjev kühl und funkelte ihn an. Die Spannung die zwischen den beiden Männern herrschte war so frostig das Hermione sofort ihre Oberarme mit ihren Händen umschlung. "Und ich erinnere mich nicht Ihnen erlaubt zu haben meine Freundin zu daten." sagte er sauer und ging bedrohlich ein paar Schritte nach vorne. Botjev stand auf und verschränkte die Arme.
"Ach? Ihre Freundin? Das hat sie gar nicht erwähnt." meinte er schmunzelnd und warf einen Blick auf Hermione. Diese wurde genau in dem Moment verräterisch rot. Seine Freundin? Dachte sie sich und ihr Herz fing an schneller zu klopfen. "Lassen Sie die Finger von ihr!" knurrte der Blonde darauf nur und zerrte kurz darauf Hermione unsanft von ihrem Stuhl und hinaus in den Abend.
"Was denkst du dir nur dabei mit diesem Vollidioten auszugehen? Hab ich dir nicht oft genug gesagt das der Kerl ein Arschloch ist? Warum hörst du nicht auf mich?" fragte er wütend und schleifte sie mit sich. Der Griff um ihren Arm war so stark das er ihr das Blut abschnürte. Die Brünette wand sich etwas. "Was findest du an dem? Kannst du mir das mal erklären?"
Hermione wand sich noch mehr, doch der Blonde hielt eisern seinen Griff. Irgendwann rief sie: "Lass mich los Malfoy, du tust mir weh!" Augenblicklich verschwand der Druck um ihren Arm und der Slytherin war stehen geblieben. Einige Minuten war es still, dann fand Hermione ihre Stimme wieder und meinte leise: "Deine Freundin?"
Malfoy wich ihrem Blick aus. "Ich..." meinte er stammelnd und scharrte mit dem Fuß auf dem Boden. Die Wut war plötzlich wie verflogen. "Ich bring dich jetzt nach Hause." sagte er schließlich und griff diesmal nach ihrer Hand. "Nein, so nicht. Ich will das jetzt wissen." protestierte Hermione und blieb einfach stehen. Malfoy stöhnte.
"Können wir das nicht morgen besprechen? Ist etwas spät oder?" sagte er ausweichend und zog sie wieder ein Stück nach vorne. Doch auch jetzt rührte sie sich nicht von der Stelle. "Entweder du sagst jetzt was los ist, oder ich geh da wieder rein." meinte sie todernst und ließ seine Hand los um ihre Arme zu verschränken.
Verlegen schaute er in der Gegend umher und sagte kein Wort. Langsam wurde Hermione sauer. Gut, dachte sie sich, dann eben nicht. Ohne darüber nachzudenken machte sie auf dem Absatz kehrt und lief zurück zu dem Restaurant. Doch noch in der selben Sekunde griff Malfoy erneut nach ihrer Hand, drehte sie schwungvoll zu sich und versiegelte ihre Lippen mit den seinen. Sofort fing Hermiones Herz wieder an schneller zu schlagen und obwohl sie es lange geleugnet hatte, wusste sie das es genau das war, was sie wollte. Die kalte Luft umspielte ihre Körper und machten den Kuss umso heißer. Dann lösten sie sich keuchend voneinander und sahen sich in die Augen.
"Meine Freundin." bestätigte Malfoy nur die Aussage und küsste sie erneut. Das Mädchen konnte deutlich das Lächeln auf seinen Lippen spüren. Seine Freundin... dachte sie glücklich. Dann ließ sie sich ohne Widerworte von ihm nach Hause begleiten.
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