Dritte Woche - sechster Tag
Pünktlich auf die Sekunde klopfte es zaghaft an seiner Tür. Lächelnd öffnete er diese und ließ die rothaarige Kellnerin eintreten. "Tarry, wie schön dich zu sehen! Wie geht es dir?" fragte er gut gelaunt und musterte sie. Sie strahlte ihn an und brachte dabei ihre Augen zum leuchten.
"Danke Draco mir geht's wunderbar. Vor allem nach deiner Eule gestern. Es hat mich wirklich gefreut von dir zu hören." schnurrte sie und trat näher auf ihn zu. Der ehemalige Slytherin grinste und legte behutsam zwei Finger unter ihr Kinn. "Wie schön. Kannst du mir dann auch erklären warum du immer noch nicht wieder arbeitest?" Plötzlich war all die Wärme aus seiner Stimme verschwunden und lediglich ein bedrohliches Knurren war zurück geblieben. Sofort wich der strahlende Ausdruck aus Tarrys Gesicht. "Ähm, tut mir leid." meinte sie so leise dass er es beinahe nicht gehört hätte. Draco lachte spöttisch und verdrehte die Augen.
"Von deinem tut mir leid kann ich mir leider nur nichts kaufen. Damit das klar ist, du fängst da besser früher als später wieder an." zischte er ihr zu und stieß sie leicht von sich. "Ja ich rede heute gleich mit Hermione versprochen." versicherte sie ihm und kaute unsicher auf ihrer Unterlippe umher. "Gut, das wars." erwiderte er darauf nur und wandte sich von ihr ab.
"Wie? Du hast mich nur zu dir geholt um mir zu sagen dass ich wieder arbeiten soll?" frage sie fassungslos und stemmte sich die Hände in die Hüften. "Ganz recht." kam es von Draco, der die Arme verschränkte und sie ansah. Sie hatte den Mund leicht geöffnet und musterte ihn mit einem Blick, der eine Mischung aus Unverständnis und Frustration darstellte. Außerdem spiegelte sich deutlich der Schmerz aufgrund seiner Worte in ihren Augen wieder und Draco konnte erkennen, wie sie versuchte ein paar Tränen zu unterdrücken.
Warum mussten Frauen denn alles immer so hart nehmen? Konnten sie nicht einfach mal ihre Gefühle zu Hause lassen und ohne ein emotionales Chaos bei ihm auftauchen? Das war so furchtbar kompliziert und nervenaufreibend. Er hatte definitiv besseres zu tun als sich ständig um sie zu kümmern.
Doch da er nicht wollte dass sie erneut so aufgewühlt mit Granger sprach und diese sie vermutlich noch länger in den Urlaub schicken würde, ruderte er etwas zurück und meinte, nicht ohne dabei kurz die Augen zu verdrehen: "Natürlich nicht nur deswegen Liebes."
Er streckte die Arme ein wenig aus und lief auf sie zu. Sachte umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und sah ihr tief in die Augen. Sofort hielt sie die Luft an. Draco näherte sich langsam ihren Lippen, ehe er seine eigenen darauf legte und sie in einen leidenschaftlichen Kuss zog.
"Und jetzt geh. Ich hab noch ein bisschen was zu erledigen." sagte er so wehmütig wie er konnte und war ziemlich zufrieden mit sich als er sah, wie Tarry lächelnd seine Wohnung wieder verließ. Kurz davor rief er ihr noch zu: "Und kein Wort über uns zu Granger ist das klar?" worauf die Rothaarige nur nickte. Unheil abgewendet. Dachte er sich und ließ sich dann auf sein Sofa fallen.
***
Hell klingelte die Glocke in ihrem Geschäft und verkündete Hermione damit, dass ein neuer Gast das Lokal betreten hatte. Innerhalb der letzten drei Wochen hatte sich so viel in ihrem Leben verändert, sie hatte angefangen den Typen zu mögen der sie jahrelang tyrannisiert hatte, war mit ihm auf ein wundervolles Date gegangen, hatte eine ihrer Kellnerinnen wegen ihm in den Zwangsurlaub schicken müssen, eine Aushilfe engagiert die sich in besagten Kerl verliebt hatte, hätte beinahe mit ihm geschlafen und zweifelte sogar die einst so klaren schwarzen und weißen Seiten des Krieges an. Nur eine Sache hatte sich in dieser Zeit nicht verändert: Das Läuten der Klingel über ihrer Türe.
Also setzte sie ein bezauberndes Lächeln auf, versuchte nicht an Malfoy zu denken oder das verfluchte Herzklopfen, das sie wegen ihm bekam und schritt hinter dem Tresen hervor um ihren Gast zu begrüßen. Doch auch dieses Mal schien ihr Leben sie nicht einfach zur Ruhe kommen zu lassen. Denn die Person die gerade ihr Café betreten hatte, war ausgerechnet Mr. Botjev.
Sie stockte noch im Gehen und ihr Gesicht versteinerte sich auf die Sekunde als sie ihn erblickte. Verdammt! Den hatte sie ja total vergessen. Was sollte sie denn jetzt nur sagen? Immerhin hatte sie die Verabredung mit ihm platzen lassen, zwar war das nicht ihr Verdienst gewesen aber sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass Malfoy es irgendwie geschafft hatte das Date zu sabotieren. Denn selbst wenn er ihr das glauben würde, würde er sie danach auf ein Weiteres einladen und das wollte sie aus irgendeinem Grund nicht.
"Hermione, wie schön dich zu sehen." meinte er höflich und nahm an einem Tisch am Fenster platz. "Mr. Botjev." sagte sie knapp und lächelte verkrampft. "Würdest du mir einen Cappuccino bringen und dich einen Moment zu mir setzen? Ich würde dich gerne etwas fragen." seine Stimme klang ruhig und entspannt und so nickte die ehemalige Gryffindor und brachte ihm seinen Kaffee.
Sie hatte absolut keine Ahnung was sie sagen sollte. Sie wollte nicht unfreundlich sein, immerhin war dieser Mann immer sehr nett zu ihr gewesen und zudem auch noch ihr Zaubertranklieferant. Sie durfte sich nicht falsch verhalten, sie wollte sich nicht eine neue Firma suchen müssen. Es war zwar alles vollkommen legal was sie tat, aber dennoch brachte es ihr den ein oder anderen verurteilenden Blick ein. Sie wollte nicht dass das publik macht und das würde es zweifelsfrei, wenn sie diese Sache den falschen Leuten anvertraute. Sie arbeitete schon sehr lange mit Hexmix zusammen und das immer reibungslos. Das sollte auch so bleiben.
Sie versuchte sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen als sie das Heißgetränk vor Mr. Botjev abstelle und ihm gegenüber Platz nahm. "Was kann ich für Sie tun?" sagte sie charmant und faltete die Hände auf dem Tisch. Ein leichtes Lächeln zierte die Lippen des gutaussehenden Mannes und er meinte: "Wie wäre es zu aller erst wenn wir die Förmlichkeiten beiseite lassen? Mein Name ist Christian, ich würde mich freuen wenn du mich auch so nennst."
Er klang absolut freundlich, doch irgendwie umgab ihn auch eine gefährliche Aura. Hermione konnte beim besten Willen nicht sagen woran es lag und so schob sie es auf ihre innerliche Unruhe. Sie hatte noch nie einen Mann versetzt und fühlte sich in dieser Situation äußerst unwohl. "Okay, Christian. Was kann ich für dich tun?" setzte sie erneut an und dankte Merlin dafür, dass sie so selbstsicher klang.
Er lächelte und entblößte so eine Reihe strahlend weißer Zähne. "Habe ich dich in Bedrängnis gebracht?" fragte er direkt heraus weshalb Hermione kurz der Atem stockte. Als sie ihm nicht sofort antwortete führte er die Frage weiter aus. "Ich wollte wirklich nicht dass du dich gezwungen fühlst mit mir auszugehen. Ich dachte nur es wäre eine gute Idee, ich finde dich äußerst ansprechend. Du bist intelligent und schön und ich dachte wir wären vielleicht auf einer Wellenlänge. Allerdings wollte ich dich keinesfalls zu etwas drängen. Und, wenn ich ganz ehrlich mit dir bin, ich hätte doch eine Absage mit etwas mehr Stil von dir erwartet, immerhin habe ich den ganzen Abend nach deiner Eule ausschaugehalten. Ich würde gerne wissen was genau ich falsch gemacht habe."
Sie merkte ganz genau wie das Blut vor Scham in ihre Wangen stieg. Sie erkannte durchaus die tadelnden Worte und was er ihr damit sagen wollte, nämlich dass sie ihm die Zeit gestohlen hatte. Nur war das nicht ihre Schuld gewesen. Verlegen räusperte sie sich einmal. "Es tut mir sehr leid, ich habe es einfach vergessen." antwortete sie ausweichend da ihr nichts besseres einfiel.
Verwirrt sah Mr. Botjev sie an und tat dann etwas, was so gar nicht zu seinem Auftreten passte. Er lachte einmal laut auf und verzog amüsiert das Gesicht. "Vergessen?" fragte er und zog dabei eine seiner dichten Augenbrauen nach oben. "Also, ich muss schon sagen, ich habe wohl einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen."
Aus irgendeinem Grund musste nun auch Hermione lachen. Verlegen fuhr sie sich mit den Fingern ein paar Mal durch die lockigen Haare und sah ihn dann wieder an. "Es tut mir wirklich leid. Am nächsten Tag habe ich mich so dafür geschämt dass ich mich nicht getraut habe dir zu schreiben." dichtete sie ihr Lügenkonstrukt weiter und sah sich dabei auf die gefalteten Hände.
"Nun, wenn das so ist und ich im Grunde nichts falsch gemacht habe, würde ich dich gerne erneut auf ein Date einladen." meinte er dann in einer samtig tiefen Stimme und Hermione hob den Blick. Mist. Sie hatte sich da gerade selbst rein geritten. Warum konnte sie denn nicht einfach nein sagen? Sie hätte einfach sagen sollen, dass sie nicht auf diese Weise an ihm interessiert ist und deshalb nicht geschrieben hat. Sie hatte es vergessen, was war das denn für eine Ausrede? Das war erbärmlich! Doch nun hatte sie es bereits gesagt und konnte es nicht mehr rückgängig machen. Deswegen schaute sie ihm in die dunkelbraunen fast schwarzen Augen und sagte: "Ja sehr gerne."
Zufrieden zuckten seine Mundwinkel nach oben. "Wie wäre es denn schon mit morgen Abend? Ich führe dich zum Essen aus okay? Nur nenn mir diesmal bitte gleich die Adresse, dann kann das mit der Eule nicht erneut passieren."
"Es ist gleich hier über dem Café." antwortete sie und schaute kurz darauf verwirrt zur Türe als die Glocke erneut einen hohen Ton anschlug. Doch auch dieses Mal war es kein normaler Gast. Es war Tarry die fröhlich auf sie zuging. "Hermione, da bist du ja. Können wir kurz reden?" fragte sie lächelnd und die ehemalige Gryffindor war dankbar für diese Unterbrechung. "Ähm ja natürlich." sagte sie zu der Rothaarigen, dann wandte sie sich zu Mr. Botjev und bat ihm um Verzeihung.
"Oh keine Ursache, ich wollte sowieso gerade gehen. Also dann bis morgen um sieben." Und damit war er aufgestanden und hatte den Laden verlassen. Tarry starrte ihm noch ein paar Sekunden hinterher, dann fing sie an wie ein Teenager zu grinsen und wackelte mit den Augenbrauen. "Uhh, hast du etwa ein Date?"
Hermione sah ihm noch einige Zeit nach ehe sie antwortete: "Ähm ja, ich denke schon. Was mach ich denn jetzt?" Sie stützte sich die Hände an die Schläfen und drehte sich verzweifelt im Kreis. "Ich würde sagen du suchst dir ein passendes Kleid aus, hast einen schönen Abend und schreibst danach verliebt immer wieder seinen Namen auf ein Blatt Pergament." grinste Tarry und kassierte prompt einen freundschaftlichen Faustschlag auf ihren Oberarm. "Das ist nicht witzig. Ich will gar nicht mit ihm ausgehen." klagte die ehemalige Gryffindor und ließ sich erneut auf die Bank fallen, an der sie eben noch mit Mr. Botjev gesessen hatte.
Die Rothaarige musterte sie verwirrt. "Du willst nicht mit ihm ausgehen? Sag mal hast du dir den Kerl mal angeschaut? Er ist groß, hat glänzende braune Haare, einen perfekt sitzenden drei Tage Bart, eine wahnsinnig samtig, dunkle Stimme, wundervolle breite Schultern und ich wette mit dir, er ist auch sonst nicht schlecht gebaut. Wenn du verstehst was ich meine." zwinkerte sie und kassierte somit den zweiten Schlag auf den Oberarm.
"Tarry!" rief Hermione aus und wurde dabei knall rot. Die Rothaarige kicherte und schlagartig wurde der Brünetten bewusst, dass mal wieder die Aufmerksamkeit des ganzen Cafés auf ihr lag. Deswegen beugte sie sich über den Tisch und zischte ihr zu: "Es ist mir egal wie gut er gebaut ist. Ich glaube einfach dass wir nicht zusammen passen. Er ist zu glatt."
"Süße, deine Freundin hat recht, dieser Mann hat Klasse genau wie du, ihr würdet prima zusammen passen." mischte sich nun Katelin in das Gespräch mit ein und einmal mehr wünschte sich Hermione im Boden zu versinken. Sie konnte weder Katelin noch Tarry sagen das sie eigentlich mehr Interesse an einem anderen Typen hatte, einem der nicht so perfekt war wie Mr. Botjev. Einem mit wundervollen grauen Augen. Doch zu ihrer Schande hatten sich beide ihrer Kellnerinnen in den gleichen Kerl verliebt. Sie würden ausrasten wenn sie wüssten das sie ein Date mit ihm hatte und beinahe mit ihm geschlafen hätte.
Da sie nicht weiter über dieses Thema reden wollte, wechselte sie es. "Tarry, warum bist du hier?" Die beiden Mädchen beendeten ihre Unterhaltung und richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf Hermione. "Mir geht es wesentlich besser und ich hätte gerne meinen Job zurück." meinte Tarry und lächelte sie an. Das Grinsen auf Katelins Gesicht gefror schlagartig. "Sie ist die Kellnerin weswegen ich hier bin oder?" fragte sie traurig als sie realisierte das sie damit überflüssig war.
Hermione nickte. "Ja das ist sie, aber keine Sorge. Wir kriegen das schon hin." meinte sie und führte dann beide nach hinten in ihr kleines Büro.
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