Kapitel 19 ~ Lichtblick
~Hermione~
Ich lag immer noch am See. Meine Schluchzer waren abgeebbt, und nach einiger Zeit hatte sich auch mein Zittern eingestellt, welches ich nun wieder spürte. Mein Atem bildete in der kühlen Abendluft kleine Wolken und ich hatte meine Arme um mich geschlungen, um es wenigstens ein klein wenig wärmer zu haben.
Ich wollte noch nicht zurück in den Turm, nur um mich dadurch den verachtenden Blicken meiner Mitschüler auszusetzen. Ich sah fürchterlich aus.
Meine Haare hingen zerzaust über meine Schultern und meine Kleidung war dreckig. Meine Augen waren rot von dem vielen Weinen und meine Hände waren voller Erde.
Einfach gesagt:
Ich sah jämmerlich aus, wie ich da verkümmert auf dem Boden hockte.
Ich wollte einfach hier sitzen, schweigen, nachdenken, weinen und mich von der Welt abgrenzen.
Jedoch wollte mir das Schicksal wohl nicht Gutes, denn kurz vor der Sperrstunde hörte ich plötzlich Schritte hinter mir.
„Bitte, lass mich allein", wimmerte ich, immer noch mit Blick auf das schwarze Gewässer vor mir.
Wie gern würde ich mich einfach in die Fluten stürzen, um meinen Sorgen zu entkommen.
Doch die Person hinter mir schien nicht mal daran zu denken. Und als ich ihre Stimme hörte, wimmerte ich nochmal etwas lauter.
Warum musste sie es sein?
Warum nicht jemand, den oder die ich nicht kannte?
Warum konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?
„Hey, Mione. Alles gut. Ich bin jetzt da. Das wird wie-", flüsterte die Weasley zärtlich, doch ich unterbrach sie.
„Wird es nicht! Lass mich einfach in Ruhe! Du kennst mein Problem ja noch nicht einmal! Wie willst du da wissen, ob alles wieder gut wird? Wie willst DU bitte wissen, wie es MIR geht?!", schrie ich sie nun an und sackte wieder in mich zusammen.
Meine beste Freundin nahm mich in den Arm, und ich schluchzte auf. Tränen liefen über meine Wangen und ich flüchtete mich in diese Umarmung.
„Ich weiß, was passiert ist. Das tut jetzt aber nichts zur Sache. Das einzig wichtige für mich bist jetzt du und dich zu beruhigen. Wir schaffen das. Komm wir gehen jetzt gemeinsam in den..."
Den Rest hörte ich nicht mehr, da ich ins Land der Träume driftete.
~Ginny~
Ich spürte, wie sich meine beste Freundin in meinen Armen entspannte, und dachte schon panisch, sie sei Ohnmächtig, bis ich ihren gleichmäßigen Atem hörte und lächelte.
Sie war eingeschlafen.
Als ich sie von Weitem gesehen hatte, hatte sie nur wie ein lebloser Körper auf mich gewirkt. Sie hatte fröstelnd ihre Arme um sich geschlungen, weshalb ich bereits eine Decke hergezaubert hatte, um sie ihr umzulegen.
Ich lief mit ihr in Richtung Gryffindor-Turm, immer darauf bedacht, so wenigen Leuten wie möglich zu begegnen, was nicht wirklich schwer war, da sich nach der Sperrstunde eigentlich niemand mehr außerhalb des Bettes aufhielt, als mir ausgerechnet meine zwei Brüder entgegenkamen. Fred und George trugen ein Grinsen im Gesicht, als sie mich sahen, welches sich sofort in Sorge wandelte, als sie Hermione erkannten. Sie liefen schneller, rannten eigentlich fast schon auf mich zu, bis sie direkt vor mir zu Halt kamen.
„Was ist denn mit Mione los? Gib mal her!", sagte Fred, und nahm mir meine beste Freundin ab, welche sofort leicht wimmerte.
„Ich hab sie gefunden. Sie war am See eingeschlafen. Hat wahrscheinlich zu lange gelernt...", log ich, und war erleichtert, als ich sah, wie meine Brüder sich entspannten.
„Na gut, dann helfen wir dir mal, sie in den Turm zu-"
„Draco, nicht!", murmelte meine beste Freundin da plötzlich und bewegte sich in den Armen meines Bruders. Eine einzelne Träne rollte ihr über die Wange.
Mist! Das war schon mal schiefgegangen.
„Morgen", sagte ich erschöpft, nachdem ich den fragenden Blick von Fred und George sah. Sie nickten nur leicht, und gaben mir so zu verstehen, dass sie nicht weiter fragen würden.
Ich hätte sie am liebsten dafür abgeknutscht, dass sie im Richtigen Moment immer wussten, was zu tun war.
Wir liefen schweigen in die Richtung unseres Turms, begegneten auf dem Weg niemandem, außer einer Maus, welche sich bei dem Licht unserer Zauberstäbe in einer Ritze verkroch.
Ich legte Hermione auf ihr Bett, suchte einen Pyjama für sie aus dem großen Kleiderschrank und weckte sie dann vorsichtig, damit sie sich wenigstens umziehen konnte.
Als sie nicht reagierte bekam ich Panik.
„Mione, bitte! Wach auf!", flehte ich meine Freundin an. Ich überprüfte ihren Herzschlag. Etwas holprig, aber stabil.
Ich atmete erleichtert aus. Ich probierte es noch zweimal ohne Magie, und als bis dahin immer noch nicht wach wurde nahm ich meinen Zauberstab zur Hand und weckte sie mit Hilfe eines Weck-Zaubers („Surgit").
Benommen blinzelte sie vor sich hin. Ich entschuldigte mich bei ihr und erklärte ihr, was sie zutun hatte. Daraufhin schlurfte sie mit dem Schlafanzug, den ich für sie rausgesucht hatte, in ihr Badezimmer.
Sie hatte ihr Zimmer, und so auch ihr Bad für sich allein, da es mit ihren vorherigen Mitbewohnerinnen immer wieder Streit gab. Und weil meine Mione ja keine Unbekannte in der Zaubererwelt ist, bekam sie, auf Nachfrage, sofort ihr Einzelzimmer.
Es brachte schon Vorteile, berühmt zu sein...
Nach zehn Minuten kam meine Freundin wieder aus dem Bad. Sie hatte sich geduscht und ihre Haare gewaschen. Außerdem trug sie nun nicht mehr ihre dreckigen Klamotten, sondern einen wolligen Pyjama.
Sie warf sich auf ihr Bett und war innerhalb von einer Sekunde eingeschlafen. Ich deckte sie zu und verließ dann leise ihr Zimmer.
Ich putzte meine Zähne, zog mich um und legte mich dann in mein Bett, wo ich sofort einschlief.
~Hermione~
In meinem Nacken kitzelten die ersten Sonnenstrahlen und ich stand grummelnd auf, schlüpfte ich ins Badezimmer und duschte.
Langsam spürte ich, wie sich meine verspannten Muskeln lösten und ich seufzte.
Wie sollte ich diesen Tag nur durchstehen?
Als ich aus meinem Badezimmer kam, wartete Ginny schon auf mich und ich beeilte mich, mich fertigzumachen.
Ich streifte mir meine Schuluniform über und schlüpfte in meine Ballerinas.
~:o:~
Ich saß neben meiner besten Freundin am Gryffindortisch und stopfte mir gerade ein Schoko-Crossaint in den Mund, als ich ihn durch den Eingang der großen Halle gehen sah.
Mich überkam eine große Traurigkeit, welche sich innerhalb von Sekunden in Wut verwandelte.
Parkinson klebte an seinem Arm und es schien so, als würde ihn das nicht wirklich stören.
Neben Draco lief auch Blaise, welcher aufgebracht mit seinem besten Freund flüsterte.
Pans schien den beiden nicht wirklich zuzuhören und tätschelte nur weiterhin mit ihren widerlichen Händen den Arm meines Freu-
Ex-Freundes!
In der Halle ertönte ein lautes Scharren, das ich anscheinend ausgelöst hatte, den alle Köpfe drehten sich in meine Richtung.
Mit vor Scham geröteten Wangen stand ich auf, und versuchte, dabei so wenig Lärm wie möglich zu machen. Die Schüler widmeten sich wieder ihren Gesprächen (und Ron sich seinem Essen).
„Mione, ist alles in Ordnung?", fragte mich Ginny, und sah mich besorgt an.
„Ähm, ja. Ich hab bloß keinen Hunger mehr. Wartet nicht auf mich, ich finde allein zum Klassenraum."
Mit diesen Worten verließ ich die Halle und spürte den mitleidigen Blick meiner besten Freundin in meinem Rücken.
Sobald ich in einem menschenleeren Gang angekommen war, begann ich zu rennen. Tränen rannen über meine Wangen und ich sah nicht mehr wirklich, wohin ich lief.
Meine Beine trugen mich in den Gryffindorturm, wo ich auf einem der Sofas m Gemeinschaftsraums schluchzend zusammensank.
„Mione?", hörte ich da eine Stimme hinter mir.
Sie gehörte Neville.
„Alles okay bei dir? Warum weinst du? Was ist den passiert?", fragte er, setzte sich neben mich und tätschelte, etwas unbeholfen, meinen Rücken.
„A-Alles gut. Ich... mir geht es nur nicht so gut...", murmelte ich erschöpft.
„Ich wollte gerade zum Frühstück gehen. Kommst du mit?"
Und dann brach es einfach aus mir heraus. Ich erzählte ihm alles, das in der letzten Woche (ja, es war eine ganze Woche!) geschehen war und er saß einfach nur da und hörte zu.
Als ich geendet hatte, schwieg er. Auch ich hielt meinen Mund.
Irgendwann, ich weiß nicht wie lang er mich einfach nur nachdenklich angestarrt hatte, begann er zu sprechen. Seine Stimme war wie immer. Ohne Abscheu, Wut oder Hass. Was er sagte, machte mich, warum auch immer glücklich.
„Soll ich dir was mitbringen?", fragte er und auf meinen fragenden Blick hin fügte er noch ein „Was zu essen mein' ich" hinzu.
Ich war in der ersten Sekunde einfach nur baff.
In der zweiten hatte ich meine Arme auch schon um ihn geschlungen und ihn erleichtert umarmt.
„Danke! Danke Neville, dass du mich nicht hasst! Danke, dass du mich nicht dafür verachtest! Ich bin froh, dass du mich verstehst, oder es zumindest versuchst!"
Nochmal umarmte ich ihn überschwänglich und er begann leise zu lachen. Ich stieg in sein Lachen mit ein, und nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, sah er mir ernsten die Augen.
„Ich verstehe dich. Besser als du denkst. Ich muss dir auch etwas sagen. Ich bin auch verliebt. In Luna.
Ich weiß zwar, dass Ravenclaw für die anderen, im Gegensatz zu Slytherin, noch ganz okay wäre, aber als ich es Dean erzählt habe, hat der mich nur verachtend angeschaut."
„Bei Merlin, wie ich dieses Getue hasse! Die soll'n ihre Köpfe in Hypogreifen-Kacke wälzen, dann sehen sie, wie der Mist stinkt, den sie da erzählen!
Und, ich finde es toll, dass du es mir anvertraut hast. Wir schaffen das schon!", sagte ich aufmunternd und lächelte ihn an. Er lächelte zurück und nach ein paar Momenten des Schweigens begann er wieder zu sprechen.
„Also, soll ich dir jetzt was mitbringen?"
„Nein! Ich komme selbst mit! Danke nochmal. Ich gehe nur schnell in mein Bad und mir das Gesicht waschen. Ich sehe wahrscheinlich schrecklich aus!"
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