Kapitel 18 ~ Liebesdramen ala Löwen

~Blaise~

Ich sah sie an und bemerkte, dass sich innerhalb weniger Sekunden der Ausdruck in ihrem Gesicht von Wut und Trauer zu Dankbarkeit aber auch Unglaube verändert hatte. Plötzlich konnte ih nicht mehr an mich halten, sprang aus dem Bett in das ich mich eben erst gelegt hatte und lief auf ihr Bett zu. Sie hatte ihr Buch verwundert weggelegt und sich wegen meiner abrupten Bewegung leicht aufgesetzt. In meinem Kopf protestierte etwas, als ich vor ihrem Bett stand, doch eine andere Stimme, und diese war viel lauter, schrie pausenlos und so, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte: "KÜSSEN, KÜSSEN, KÜSSEN!" Ich kam der Stimme nach und legte meine Lippen auf ihre.

~Ginny~

Was machte Blaise den da? Ich legte mein Buch weg und setzte mich etwas auf, um zu sehen, was er tat. Er lief auf mein Bett zu, blieb kurz vor mir abrupt stehen und ging dann in die Hocke, wodurch er mit mir auf Augenhöhe war. Plötzlich lagen seine Lippen auf meinen.

WOW! Kann der gut küssen! Und diese weichen Lippen!

Ich hatte ihn zwar schonmal geküsst, aber da war es eine reine Pflichtaufgabe und ich hatte nicht so wirklich darauf geachtet.

Der Kuss wurde schnell leidenschaftlicher, doch plötzlich stand er auf und setzte sich zu mir auf die Bettkante, um seine Hände noch weiter in meinem roten Schopf zu vergraben und mich wieder zu küssen, doch genau in diesem einem Moment, in dem seine Lippen kurz nicht die meinen berührten, schaltete sich mein Hirn wieder ein und mein schlechtes Gewissen schrie mich an, um im nächsten Moment laut die Tür seines imaginären Zimmers zuzuschmeißen.

Dieser eine Moment brachte mich dazu, schon nach wenigen Sekunden den Kuss zu beenden.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht?! Noch vor wenigen Stunden hatte ich Mione die Ohren vollgeheilt, weil Harry mit mir Schluss gemacht hat und jetzt sitze ich hier, in meinem Bett, halb auf dem Schoß eines Slytherins und küsse diesen leidenschaftlich!

LEIDENSCHAFTLICH!!!

Sowas gab es bei Harry und mir nie!

Klar, wir hatten rumgeknutscht, aber sonst nichts. Und es war nie wild sondern immer ruhig und zärtlich, was nicht bedeutete, dass es schlecht war. Es war nur auf Dauer etwas...Langweilig?

Blaise sah mich an und ich wurde somit wieder in die Gegenwart katapultiert.

„Alles okay?"
„Ja, es ist nur..."
„Was ist? Hab ich was falsch gemacht?"
In seinen Augen lag Sorge, und ich musste leicht schmunzeln, als ich das sah. Der konnte ja richtig süß sein...
„Nein, nein, ich habe was falsch gemacht. Ich hätte nicht erwidern dürfen... ich bin doch erst seit wenigen Stunden wieder Single..."
Plötzlich wurde ich traurig und begann haltlos zu weinen.
Blaise rutschte unter die Bettdecke und ich kuschelte mich an ihn, während er beruhigend über meinen Rücken strich und mir nette Worte zumurmelte.
„Sch...alles ist gut. Du bist nicht daran schuld. Ich hätte dich nicht küssen dürfen. Alle ist gut."
Langsam beruhigte ich mich und meine Tränen versiegten.

Was ich nicht sah, waren die kleinen Tränen der Verzweiflung, die sich auch in seinen Augen gebildet hatten. Noch etwas anderes lag darin. Enttäuschen.

Das letzte was ich hörte war ein leise gemurmeltes „Ich liebe dich", bis ich ins Land der Träume driftete.

~:o:~

Das erste, dass ich hörte, nachdem ich wach wurde, war eine quietschende Mione, welche wild im Zimmer umhersprang und neben mich starrte.
Was war denn jetzt schon wieder los? Liegt Merlin persönlich etwa neben mir?

Plötzlich bewegte sich neben mir etwas und ich drehte mich langsam auf die Seite, um zu sehen, was es war.
„Bei Merlin, BLAISE?!"
„Morgen, Gin", nuschelte er und kuschelte sich noch mehr in die Decke.
Langsam, aber sicher kamen meine Erinnerungen an gestern Abend wieder und ich spürte, wie mir augenblicklich die Röte in die Wangen schoss.
„Äh, Blaise, ich glaube du solltest jetzt besser gehen..."
„Was, warum- oh"
Im selben Moment hatte er Mione gesehen und auch auf seinen dunklen Wangen kroch die Röte empor.
Es dauerte fünf Minuten, welche er im Bad verbrachte, um sich wieder anzuziehen.

Die Zimmertür hatte sich erst wenige Sekunden geschlossen, als meine Freundin auch schon wieder begann, wild quietschend um mich herum zur hüpfen.

„Ginny ist verliebt, Gin-Gin ist verliebt", sang sie wie eine Erstklässlerin.
Ich musste lachen, was auch die kleine Streberin vor mir zum Grinsen brachte.

Irgendwann lagen wir, mit Lachtränen in den Augen, auf dem Boden und kugelten hin und her, während wir uns den Bauch hielten. So soll es immer sein, dachte ich. Seit Mione mit Draco(ja Draco!) zusammen war, sah sie viel glücklicher. Ich hätte das wahrscheinlich nie laut gesagt, aber er tat ihr ungemein gut.

~Hermione~

„Na Mädels- oh... was macht ihr den da?", fragte Harry belustigt, welcher soeben bei uns im Gemeinschaftsraum angekommen war.
Sofort sah ich, wie sich etwas in Ginny versteifte und ihr Lachen schlagartig abebbte. Nicht mal ein Grinsen lag mehr auf ihren Zügen und ich konnte sie nur zu gut verstehen. Um die Stimmung etwas aufzulockern und Harry zu zeigen, dass Gin über ihn hinweg war (Was ich zumindest glaubte), begann ich zu sprechen: „Na ja, also Gin-" Ich endete mitten im Satz, da ich den flehenden Blick meiner Freundin gesehen hatte. Nur wenige Sekunden später hörte ich auch schon ihre Stimme in meinem Kopf.

»Hermione, bitte nicht.«

Ich und die jüngste Weasley hatten es geschafft, das Kopf-Zu-Kopf-Reden zu erlernen und nutzten es manchmal. In Stunden, in welchen wir gemeinsam Unterricht hatten, nutzte sie unseren kleinen Trick, um mich still und heimlich etwas zu fragen. Manchmal nervte es, aber ich konnte meinen Lieblings-Rotschopf ja nicht einfach hängen lassen.

„-hat mir eben nur einen Witz erzählt.", beendete ich den Satz noch schnell, damit er keinen Verdacht schöpfte. Er schüttelte nur den Kopf und als ein paar Minuten später durch den Eingang zu unserem Gemeinschaftsraum lief, atmeten wir erleichtert aus.
Nochmal Glück gehabt!

Wir quatschten noch eine Weile über Merlin und die Welt, bis Ginny sich verabschiedete. Sie musste noch mit Blaise sprechen und auch mir stand ein Treffen mit Draco bevor. So trennten sich unsere Wege.

Ich stand am schwarzen See und wartete. Es war kalt und ich fröstelte leicht, doch das machte mir nicht wirklich etwas aus. Ich war so vertieft in meinen Gedanken, dass ich garnicht mitbekam, wie sich mir jemand näherte.
Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um meine Taille und ich schreckte leicht zusammen.
Dracos Lachen erklang und er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, während er sich weiterhin an mich kuschelte.

"Seit wann war er denn so verkuschelt?" fragte ich mich, ließ es jedoch zu. Ich hatte eine solche Kuscheleinheit dringend nötig, wurde mir bewusst, während ich mich gegen ihn lehnte und meine Augen schloss.

Langsam löste er sich von mir und die Wärme, die er ausstrahlte, verschwand sofort. Ich seufzte leise.

Wieso ich?

Das fragte ich mich schon seit einiger Zeit.
Warum wollte er mich?
Um mich aufzuziehen?
Weil ich eben grad die war, mit der er gewettet hatte?
Spielte er nur mit mir?
Machte er mir das alles nur vor?

Nein!
Das würde er nicht tun!

„Prinzessin?", unterbrach er da die angenehme Stille, welche eben noch zwischen uns geherrscht hatte.
„Mh?", machte ich nur und forderte ihn somit auf, weiterzusprechen.
Er stockte. Sein blick war auf das Wasser gerichtet, und auch als ich ihn ansah, blickte er weiterhin schweigend auf den See.

„Willst du mit mir auf...den Ball gehen?", nuschelte Draco. Seine Augen blickten nun direkt in meine.

Als mich endlich der Sinn des Satzes erreichte, sah er schon wieder beschämt in Richtung Boden.
„Tut mir leid, ich hätte nicht-", sagte er immer noch in Richtung Erde.
„Doch! Ja, ich will!", schrie ich schon fast, und als ich mitbekam, dass das sehr nach einem Eheversprechen klang, fügte ich hinzu: „Ja, ich will mit dir auf den Herbstball gehen!"
Nun blickte er mich wieder an, und ich konnte so etwas wie Erleichterung in seinem Blick erkennen.
„Aber-"
Sofort verdunkelte sich sein Blick und ich beeilte mich, weiterzusprechen.
„-was ist, wenn uns jemand erkennt? Ich meine, deine Haare sind jetzt nicht grad unauffällig...und mich starren sowieso immer alle an.", sagte ich und Draco grinste.
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich könnte sagen, dass es mir schlecht geht und mich dann, mit Hilfe von Vielsafttrank, in jemand anders verwandeln.", sagte er.
An sich war es eine gute Idee, nur mein Gewissen könnte das nicht mitmachen. Ich würde es nicht schaffen, Harry, Ron und den anderen Gryffindors eine Lüge zu erzählen, was meinen Tanzpartner angeht. Das sagte ich zu meinem Gegenüber, und plötzlich spiegelte sich Wut in seinem Blick.
„Könntest du nicht einmal an etwas anderes denken, als an das Wiesel und Schlotter?! Ich will mit dir zu diesem Ball gehen, du willst mit mir hin, also warum gehen wir nicht einfach zusammen dahin?! Als wir, nicht als jemand anderes!", schrie er mich schon fast an und ich konnte meine leichte Angst vor ihm leider nicht verbergen und ging, als er einen Schritt auf mich zu machte, einen Schritt zurück. Das war der Moment, in welchem der Malfoy völlig ausflippte.

„Aha! Jetzt hast du auch noch Angst vor mir! Gib es doch einfach zu, ich weiß es eh schon!", schrie er.
„Draco, was-", stotterte ich, ohne zu wissen, was er meinte.
„Du gehst mit Weaslbee auf den Ball! Ehrlich, ich hab keine Lust mehr! Es ist aus! Was auch immer das war!"

Damit rannte er in Richtung schloss. Ich war zu verdattert und traurig, um ihm hinterherzurennen. Stattdessen brannten nun Tränen in meinen Augen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal, wie in der zweiten Klasse, wegen Draco Malfoy weinte. Und schon garnicht, weil er Schluss macht! Ein paar Sekunden blieb ich noch regungslos stehen, bis ich, laut schluchzend, auf dem kalten Boden zusammensackte. Ein Schluchzer nach dem anderen überrollte mich und ich hätte mich am liebsten im See ertränkt.
Woher meine plötzliche Anfälligkeit auf den Malfoyerben kam, wusste ich nicht.

Aber ich musste es mir eingestehen.

Ich war verliebt.

In Draco Malfoy.

~Ginny~

Ich saß, an Blaise gelehnt, auf seinem Bett. Wir hatten uns ausgesprochen. Ich hatte ihn auf diesen letzten Satz, bevor ich eingeschlafen war, angesprochen.

"Ich liebe dich"

Das hatte er gesagt.
Und er hatte das, wie sich herausstellte, auch so gemeint.

Ich kannte ihn erst seit ein/zwei Tagen, und trotzdem musste auch ich mir eingestehen, dass ich mehr als Freundschaft für ihn empfand.

So schnell war das bei Harry nicht gegangen.

Ach was, ich würde meinen Ex doch nicht mit meinem festen Freund vergleichen.

Ja, fester Freund!

Es war sehr schnell gegangen. Wie es in ekelhaften Liebesschnulzen immer hieß. "Liebe auf den ersten Blick", und sowas.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ein wütendaussehender Draco in das Zimmer gestürmt kam. Und nicht nur das:
Bei genauerem Hinsehen erkannte ich sogar Tränen in seinen Augen!

„Was ist passiert?!", fragte Blaise und guckte erschrocken zu seinem besten Freund, welcher uns auch erst jetzt bemerkte.

„Geht euch 'n Scheißdreck an!", herrschte Draco uns an, und sofort wusste ich, was geschehen war.
Oder ich hatte zumindest eine Ahnung.

„Hermione?", fragten ich und Blaise wie aus einem Mund.
„Ja, Granger!", grummelte der Malfoy nur und weitere Tränen rannen über seine Wange.

Oje, da musste ja einiges passiert sein. Sie hatte doch nicht etwa...

„Was hat sie getan?"
„Ach nichts, sie hat mich nur gekorbt, als ich sie fragte, ob wir zusammen auf den Ball gehen wollen und mir dann auch noch unter die Nase gerieben, dass sie schon mit jemand anders hingeht", sagte Draco übertrieben freundlich und fügte leise hinzu: „War ja klar, dass das nichts wird... mit uns..."
„Was?! Sie hat Schluss gemacht!?", fragte ich entsetzt.

Wenn sie das getan haben sollte, dann-

„Nein Weaselette, ich habe Schluss gemacht! Und so schlimm kann das für sie ja nicht sein, es war ja eh alles nur wegen der Wette!"
Das hatte ich jetzt nicht erwartet. Ich sah Blaise an und wusste sofort, was er sagen wollte.
„Vielleicht... sollten wir dich erstmal in Ruhe lassen... ähm, wenn du uns suchst, wir sind im Gemeinschaftsraum.", stotterte er da schon und ich sprang auf, um ihm durch die Tür zu folgen.

Wir setzten uns auf eines der grünen Sofas und schwiegen eine Weile. Plötzlich sagte Blaise: „Das geht so nicht! Die beiden gehören doch zusammen! Wir müssen etwas unternehmen!"

„Und was?"

„Weiß nicht..."

„Das ist doch schonmal ein super Ansatz."

Wir kicherten etwas, und suchten danach weiterhin nach einem Lösungsweg, doch wir kamen zu dem Schluss, dass, egal was wir taten, eigentlich die beiden sich aussprechen mussten. Wenn wir Botschafter spielen würden, wäre das ja auch keine Möglichkeit, sie Auge inAuge miteinander sprechen zu lassen.
Also nahmen wir uns vor, die beiden nicht zu drängen und ihnen einfach nur beizustehen.

Nachdem ich mich mit einem Kuss bei meinem Freund verabschiedete, ging ich in Richtung See. Ich hatte zwar keine großen Hoffnungen, Hermione dort vorzufinden, aber einen Versuch war es Wert.

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