𝟙𝟛𝟘. 𝔹𝕠𝕕𝕪𝕘𝕦𝕒𝕣𝕕 (𝕋𝕖𝕚𝕝 𝟚)
Hermine hatte ihn aus der Fassung gebracht. Ginny hatte ihn provoziert und schließlich hatte er ohne einen weiteren Gedanken eingewilligt, Hermine für Geld zu beschatten. Dies hatte er getan, sehr zu ihrem Missfallen. Bis sie ihn schließlich geküsst hatte. Es passte nicht zu den Worten und Handlungen des Abends. Sie hatte ihm deutlich gemacht, dass sie ihn nicht leiden konnte. Und dann hatte sie ihre warme Hand an seine kalte Wange geschmiegt. Und sie hatte ihre weichen Lippen auf seine gepresst. War ihm näher gerückt.
Er hatte nicht gewusst, dass er so empfinden könnte. Nie hatte er an einem Mädchen oder Jungen ernsthaftes Interesse gezeigt. Sein Vater erwartete, dass er ein Mädchen aus einer Zaubererfamilie heiraten würde. Er hatte sich darauf eingestellt und nie auch nur den Gedanken zugelassen, an anderen Gefallen zu finden.
Seine Lippen waren ungeküsst gewesen und sie hatte ihm seinen ersten Kuss geschenkt. Er strich über seine Lippen, die sich immer noch warm anfühlten und kribbelten. Dieser Kuss war voller Gefühl gewesen. Hermine hatte etwas in ihm geweckt, was tief geschlummert hatte. Gefühle, die er unterdrückt hatte.
Er hatte nie Interesse an ihr gezeigt, immerhin stammte sie aus einer Muggelfamilie, doch das war ein Fehler gewesen.
Jedes Mal, wenn er sie nun sah, erkannte er ihre innere und äußere Schönheit. Er begann, im Unterricht von braunen Rehaugen und Locken, die sich um seine Finger wickelten, zu träumen. Wenn sie vor ihm das Klassenzimmer verließ, hing ihr betörender Duft noch in der Luft und er hätte diesem am liebsten nachgejagt.
Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Am Mittwoch meinte er, ihre liebliche Stimme zu hören, doch es war nur Einbildung gewesen.
Er war sicher nicht verliebt. So schnell konnte sich niemand verlieren und sicher nicht in das erstbeste Mädchen. Aber sie hatte ihn geküsst und er wollte, dass sie ihn wieder küsste.
Eine Woche verstrich, doch entgegen seiner Hoffnung wurde der Wunsch, mit Hermine zusammen zu sein, mit jedem Tag schlimmer.
So suchte er sie nach dem Unterricht auf und fand sie auf dem Weg zur Bibliothek.
»Hermine.« Sie fror in der Bewegung ein, doch sie drehte sich nicht um. Er eilte zu ihr. »Wie geht es dir?«, fragte er.
»Warum fragst du?«, herrschte sie ihn an.
»Weil ich mich für die Antwort interessiere.«
Das nahm sie ihm nicht ab. »Was ist der eigentliche Grund? Verfolgst du mich schon wieder?«
»Aus freien Stücken.« Er hoffte, sie damit zum Lachen zu bringen, doch ihr Gesichtsausdruck blieb hart.
»Bitte küss mich noch einmal«, flüsterte er.
Hermine war für einen Moment sprachlos. Sie musterte ihn und setzte seinen Körper in Flammen.
»Draco, ich mag dich. Und ich will nicht, dass du mit meinen Gefühlen herumspielst, nur weil du ein männliches Verlangen befriedigen möchtest.«
Mit diesen Worten rauschte sie davon.
Dracos neue Strategie war, Hermine einfach zu vergessen, doch sie schlich sich immer wieder in seine Gedanken. Wenn er sie am Tag erfolgreich verscheuchte, dann besuchte sie ihm im Traum. Ihre Lippen näherten sich seinen, doch nie erreichte er den Moment, in dem sie ihn küsste. Dabei sehnte er sich so sehr danach. Wenn er aufwachte, wollte er Hermines Gesicht sehen. Er wollte, dass sie ihm von all den Lerneinheiten erzählte. Er würde sich dabei nicht langweilen, sondern jedes Wort aufsaugen.
Als er wieder einmal von solch einen Traum aufwachte, schlich er kurzerhand aus dem Schlafsaal und zu dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Er würde warten, bis Hermine auftauchte, um zum Frühstück zu gehen.
Leider kam Filch ihm in die Quere und hätte ihm eine Strafarbeit aufgedrückt, wäre Draco ihm nicht entwischt.
»Du bist doch total verknallt«, bemerkte Blaise am Frühstückstisch. »Wer ist es?«
Draco antwortete nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, Hermines glänzendes Haar zu betrachten und ihre Mundwinkel, die sich zu einem Lächeln verzogen und dann dieses Lachen. Er stellte es sich vor, diesen wundervollen Klang und sah zu, wie ihre Schultern bebten.
»Sag nicht, du hast doch noch Gefallen an Potter gefunden«, murmelte Blaise. »Ganz ehrlich, das hätte ich nicht erwartet. Oder warte, ist es Weaslette?«
»Beleidige sie nicht«, sagte Draco abwesend. Er hatte sich Hermines Worte zu Herzen genommen. Es schien, als würde er sich an jedes einzelne Wort, das sie zu ihm gesagt hatte, erinnern können.
»Also ist es Kleinweasley.«
»Nein.« Draco schnaubte.
»Also ist sie noch frei?« Blaise zog neugierig eine Augenbraue nach oben.
»Behandle sie mit Respekt.«
»Es ist ihre beste Freundin. Granger.«
Darauf erwiderte Draco nichts.
»Sag es ihr.«
»Sie ist nicht gut auf mich zu sprechen.«
»Warum das?«
Draco wandte dem Blick von Hermine ab und suchte Blaises Blick.
»Weil sie Angst hat, dass ich auf ihren Gefühlen herumtrete.«
»Hat sie dafür einen Grund oder nimmt sie an, dass du einfach ein Arsch bist?«
Draco verspürte das Bedürfnis, den Tisch zu verlassen, um dieser Unterhaltung zu entgehen.
»Sie mag mich und hat mich geküsst und sie denkt, dass ich sie nicht mag.«
»Stimmt das?«
Draco schwieg eine Weile. Was würden seine Eltern sagen, wenn -?
»Meine Eltern wären nicht einverstanden mit ihr, also –« Draco biss sich auf die Lippe. »Ach weißt du was, egal. Ich werde es ihr sagen.«
»Vor allen Leuten?«, fragte Blaise, doch Draco war schon aufgestanden und hörte ihn nicht mehr.
Er lief zum Gryffindor-Tisch hinüber. Als Hermine ihn bemerkte, verfinsterte sich ihre Miene und sie drehte sich weg. Er glitt neben sie auf die Bank und drehte ihr Gesicht sanft wieder zu sich.
»Ich werde nicht mit deinen Gefühlen spielen, wenn du mir versprichst, dass du auch nicht mit meinen spielst«, raunte er.
Hermines Augen weiteten sich. »Was soll das bedeuten?«
»Ich mag dich«, sagte er. »Und ich möchte, dass du mich noch einmal küsst.«
Hermines Blick fand seinen. Sie hielt ihn fest, doch er schaute nicht weg.
»Bitte«, fügte er hinzu.
»Warum küsst du mich denn nicht?«, fragte sie keck.
Er musste lächeln.
»Darf ich? Hier vor deinen Freunden? Vor allen?«
Hermine schaute sich um, als schien sie erst jetzt zu bemerken, wo sie sich befanden.
»Lieber nicht«,murmelte sie.
»Ich würde dich dabei gerne gegen eine Wand drücken, so wie du es getan hast.«
»Mein Kuss war spannender. Ich hatte das Überraschungselement auf meiner Seite und -«
Dracos Lippen pressten sich auf ihre, seine Hand schmiegte sich an ihre Wange.
»Ich kann auch überraschen«, murmelte er gegen ihre Lippen, doch sie drückte ihn nur noch näher zu sich und ließ ihn verstummen.
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