𝟙𝟚𝟡. 𝔹𝕠𝕕𝕪𝕘𝕦𝕒𝕣𝕕 - 𝕋𝕖𝕚𝕝 𝟙

»Was machst du hier?«, fauchte Hermine ihn an.

»Beruhige dich. Ich habe nicht einmal ein Wort gesagt und schon fährst du mich an«, beschwerte sich Draco.

»Warum hast du mich verfolgt?«, fragte Hermine.

»Ich habe dich nicht verfolgt«, verteidigte sich Draco.

»Ach nein? Warum bist du dann nach mir aus der Großen Halle gegangen und den ganzen Weg bis nach Hogsmeade hinter mir her gelaufen?«, fragte Hermine und stemmte ihre Hände in die Hüften.

Draco seufzte ergeben. »Weil ich musste.«

»Du musstest?« Hermine zog eine Augenbraue nach oben und betrachtete ihn abschätzend. Ihr Blick wanderte von seinen grauen Augen über seinen langen Hals bis zu seinen starken Armen.

»Ich wurde dazu beauftragt?«

»Wozu genau? Mich zu verfolgen?

»Mehr oder weniger.« Draco lehnte sich gegen eine Hauswand und verschränkte seine Arme vor der Brust. Hermine presste die Lippen aufeinander, um nicht den Mund aufzureißen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, fand sie den Slytherin recht attraktiv. Ginny hatte sie als total verknallt bezeichnet, auch wenn die Rothaarige nicht wusste, in wen Hermine verschossen war. Sie wahrte es wie ein Familiengeheimnis, trug es mit sich herum und ließ es niemanden erahnen. Das einzige Problem war Draco. Er war immer so unnahbar und unfreundlich. Wenn sie ihm gestand, dass sie ihn mochte, würde er ihre Gefühle nicht erwidern.

»Lass mich in Frieden. Es reicht mir, wenn ich dich im Unterricht sehen muss. Da kann ich in meiner Freizeit auf deine Anwesenheit verzichten.« Sie fand ihn durchaus ansprechender, wenn er schwieg und sie ihn beobachten konnte.

»Das kann ich nicht«, sagte er. »Wohl oder übel werde ich dich begleiten, wohin auch immer du gehst.«

»Wer sagt das?«, wollte sie wissen.

Draco seufzte. Doch Hermine blickte ihm so lange an, bis ihm die Antwort schließlich doch entschlüpfte.

»McGonagall.«

»Professor McGonagall? Warum sollte sie das wollen?«

»Sie meinte, irgendwer lauert da draußen herum und du besäßest anscheinend wertvolles Wissen. Deshalb seist du in Gefahr.«

Hermine schnaubte. »Professor McGonagall sollte wissen, dass ich mich gut selbst verteidigen kann.«

»Auch ohne Zauberstab?«, hakte Draco nach. Damit spielte er auf seinen muskulösen Körper an.

»Warum hat sie nicht mit mir gesprochen?«, entging Hermine geschickt seiner Frage.

Draco brauchte zu lange für eine Antwort und er strich sich hastig über das Kinn.

»Ich fasse es nicht. Du lügst!«, erkannte sie.

»Ich – nein.«

Hermine wandte sich ab und lief weiter die Gasse entlang. Erste Schaulustige hatten sich zu einem Halbkreis um sie gebildet. Sie flüchtete in eine Nebengasse. Draco folgte ihr leider.

»Die kleine Weasley hat mich geschickt«, gab er zu.

Sie blieb stehen und drehte sich überrascht um.

»Ginny? Warum sollte sie das tun?«

»Sie will nicht, dass du nachts alleine herumläufst. Sie will, dass jemand auf dich aufpasst. Falls es dich tröstet: Ich bin auch nicht gerade begeistert von dieser Aufgabe.«

»Warum machst du es dann?«, fragte Hermine und blickte in seine grauen Augen.

Er erwiderte nichts, was sie verwunderte. Sie dachte an Ginny, die manchmal sehr raffiniert und überzeugend sein konnte. Wie hatte sie Draco überzeugen können, den Bodyguard für sie zu spielen?

»Wirst du bezahlt?«, fragte sie, doch sie kannte die Antwort. Sie kannte die Antwort und brauchte das Nicken nicht als Bestätigung.

»Ich bringe sie um«, murmelte sie. »Ich bringe sie um.«

»Ich wusste gar nicht, was alles in dir steckt«, meinte Draco.

»Du weißt vieles nicht über mich«, erwiderte Hermine und machte sich auf den Weg. »Ich wollte nur ein paar neue Federn kaufen. Da brauche ich keinen Babysitter.«

»Hey, das sehe ich als Beleidigung an.«

»Das kümmert mich nicht im Geringsten«, sagte sie, doch im Wahren befürchtete sie, ihn verletzt zu haben. Sie drehte sich um und sah, dass er es mit Humor nahm. Auf seinem sonst so finsterem Gesicht zeigte sich ein breites Grinsen.

»Hermine.« Er umfasste ihr Handgelenk. »Gib Weaslette nicht die Schuld. Ich war es, der das Geld angenommen hat.«

Hermine hatte den letzten Teil überhört. So sehr sie ihn auch mochte, er hatte ihre beste Freundin beleidigt.

»Was hast du gerade gesagt?«, fragte sie und kam einen Schritt auf ihn zu. Er wich zu einer Hauswand zurück. An so eine hatte er sich vorhin angelehnt.

»Du sollst mir die Schuld geben und nicht Weaslette.« Hermines Gesicht wurde rot vor Wut. Draco konnte nicht mehr zurückweichen. Plötzlich war sie ihm so nah. Ihre Hand schwebte vor seinem Gesicht, bereit, ihm eine reinzuhauen. Doch dann schmiegte sie ihre Hand an seine Wange und verschloss seinen Mund mit ihrem. Sie hatte nicht vorgehabt, ihn zu küssen, aber einmal angefangen konnte sie nicht mehr damit aufhören. Draco wand sich überrascht, doch er drängte sie nicht zurück. Stattdessen verlor er sich in dem Kuss, vergrub seine Hand in ihrem Haar und zog sie näher zu sich. Hermines Welt verschwamm. Wie hatte sie in einer Welt leben können, ohne diese Lippen je berührt zu haben? Diese Lippen, die sich im Einklang mit ihren bewegten.

Weil er sie nicht mochte. Die Wahrheit dämmerte ihr so plötzlich wie ein Schlag ins Gesicht. Sie löste sich und trat ein paar Schritte zurück.

»Beleidige meine Freunde bitte nicht mehr«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Und bitte verfolge mich nicht.«

Dann rauschte sie davon, um Federn zu kaufen.

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Der zweite Teil kommt voraussichtlich nächste oder übernächste Woche Sonntag online. Ich hoffe, der erste hat euch gefallen. Ihr könnt ja raten, wie es weitergeht. ^^

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