𝟙𝟚𝟙. 𝔻𝕖𝕣 𝕃𝕖𝕘𝕚𝕝𝕚𝕞𝕖𝕟𝕤-ℤ𝕒𝕦𝕓𝕖𝕣
»Harry, können wir endlich üben?«, fragte Hermine. Sie tigerte um Harry herum, welcher auf einem Pult saß und einen Punkt fixierte. Ron bewachte von außen die Tür des Klassenzimmers. Er wollte pfeifen, wenn jemand Anstalten machte, einzutreten.
»Ja, meinetwegen«, brummte Harry. Er setzte sich aufrechter hin.
»Ich kann dir aber nicht versprechen, dass es funktionieren wird«, gab Hermine zu bedenken.
»Mach einfach. Wir werden sehen, was passiert.«
Hermine konzentrierte sich, richtete ihren Zauberstab dann auf Harry und sprach deutlich: »Legilimens!« Sie drang in Harrys Geist ein, sah ihn mit Cho, beim Quidditch, mit Sirius, im Gemeinschaftsraum, bis Harry sie abwehrte.
»Bei dir klappt das besser, als bei Snape«, murmelte er. »Danke, dass du mit mir übst.«
»Dumbledore sagt ja, wie wichtig es ist, also von daher.« Hermine zuckte mit den Schultern.
»Wie hast du das eigentlich geschafft? Der Zauber ist total schwer.«
»Harry, du hast es auch geschafft, einen Patronus zu erschaffen. Außerdem habe ich vorher einmal mit Ginny geübt.«
»Hat es bei ihr auch funktioniert?«
»Die ersten Male nicht, aber es wurde besser. Und nun kriege ich es einigermaßen hin. Können wir weitermachen?«
»Ja. Ich bin froh, dass du das machst. Höchstens Ron würde ich noch in meine Gedanken lassen, aber sonst niemanden.«
»Kein Problem. Bereit?« Harry nickte und sie begannen von vorne. Morgen hatte Harry wieder eine Nachhilfestunde bei Snape und da Harry nicht unvorbereitet erscheinen wollte, half Hermine ihm.
Als Harry und Hermine es ein drittes Mal versuchten, pfiff Ron draußen. Doch Hermine konnte sich nicht losreißen, bis Harry sie abwehrte. Harry aber hatte durch den Pfiff seine Konzentration verloren und schaffte es nicht.
Schließlich stürzte Ron hinein und schubste Harry zur Seite, sodass der Zauber seine Wirkung verlor.
»Oh interessant, was ist denn hier los?« Draco stolzierte mit seinen Anhängseln Crabbe und Goyle in den Raum und betrachtete Harry mit abfälligen Blick.
»Nichts, was dich angehen würde, Malfoy«, fauchte Hermine.
»Zieh ab«, sagte Ron.
»Du hast hier nichts zu suchen«, meinte Harry.
»Ihr doch auch nicht. Sonntag, in einem Klassenraum. Wenn hier seid, dann darf ich auch hier sein. Und ich habe mich gerade dazu entschieden, dass der Raum sehr gut belichtet ist.« Draco legte sich auf zwei Tische. »Hier kann ich ein Weilchen bleiben.«
»Lasst uns gehen«, meinte Hermine. »Wir können auch woanders weitermachen.«
»Auf keinen Fall. Wir lassen uns ständig alles gefallen, was Malfoy gefällt. Er soll verschwinden«, sagte Harry.
»Dann locke ihn weg«, zischte Hermine.
»Jetzt geh, Malfoy, sonst verzaubere ich dich.«
»Ach ja?«
»Keine Lehrer, keine Zeugen«, knurrte Harry.
»Lasst das. Wir können das hier auch friedlich lösen«, sagte Hermine.
»Harry hat recht.« Nun holte auch Ron seinen Zauberstab hervor und drohte mit diesem.
Im nächsten Moment sprang Crabbe hinter Draco hervor, richtete seinen Zauberstab auf Ron und schrie »Rictusempra!«, weshalb Ron zu Boden fiel und sich vor Lachen den Bauch hielt.
»Das wirst du bereuen!«, rief Harry und wandte sich Crabbe zu. Draco sprang vom Tisch auf, stellte sich nah an Hermine, doch er bedrohte nicht sie. Stattdessen richtete er seinen Zauberstab auf Harry. Goyle fixierte Hermine, die ganz spontan handelte, erhob ihren Zauberstab, hielt ihn an Dracos Stirn und rief »Legilimens!« wie vorhin bei Harry. Schon drang sie in Dracos Gedanken ein.
Sie sah Kleindraco, dessen Vater ihm eintrichterte, auf ihn zu hören. Dann, wie Kleindraco zum ersten Mal Kontakt mit dunkler Magie hatte. Kleindraco auf dem Gleis Neundreiviertel, wie er ein Mädchen anstarrte. Hermine erkannte sich selbst. Doch es lag keine Feindseligkeit in seinem Blick, sondern Neugier. Sie sah Kleindraco, wie er durch den Hogwarts-Express lief, einen großen schwarzen Koffer hinter sich herschiebend, der vor einem Abteil stehenblieb. Hermine sah sich selbst mit Neville, der ihr vom verlorenen Trevor erzählte. Kleindracos Hand lag auf dem Türgriff, doch dann erinnerte er sich daran, dass er nur mit Reinblütern reden sollte. Er kannte alle Reinblüterfamilien. So lief Kleindraco weiter und blickte durch die Scheiben in das Abteil, in dem Harry und Ron saßen und sich unterhielten. Harry, ein Halbblut, aber sehr wichtig, hätte sein Vater gesagt, Weasley, ein Blutsverräter. Zögerlich ging Kleindraco weiter.
Hermine hörte, wie Draco von Slytherin sprach, doch Draco selbst wollte lieber nach Ravenclaw oder Gryffindor. Er wollte nicht so werden wie sein Vater und all die anderen bösen Zauberer und Hexen.
Hermine erkannte, dass Draco Harry nicht hasste, weil er sein Feind war, sonst weil er eifersüchtig auf ihn und Ron war. Er wollte gerne in Gryffindor sein und er wollte gerne mit Hermine Granger befreundet sein. Und die Chancen verstrichen. Draco schaffte es nicht, Hermine anzusprechen, auch wenn er sie heimlich beobachtete und von ihr träumte. Nach Jahren wollte er nicht mehr nur befreundet mit Hermine sein, er wünschte sich, mit ihr zusammen zu sein.
Plötzlich wurde der Gedankenstrom abgeschnitten. Draco stolperte nach vorne und fiel in Hermines Arme, die sich am Tisch abstützte. Mochte Draco sie? Hatte er alles nur getan, weil er eifersüchtig auf ihre besten Freunde war?
Hermine lächelte.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte sie zu den anderen. »Draco will eigentlich gar nichts Böses. Könntet ihr uns alleine lassen?«
Misstrauisch verließen Harry, Ron, Crabbe und Goyle das Klassenzimmer. Draco mühte sich aufzustehen.
»Es tut mir leid.«
»Was genau tut dir leid?«, fragte Hermine.
»Dass ich dich nie angesprochen habe. Ich bereue es seit Jahren, aber es war zu spät. Du hasst mich.«
»Harry hasst dich, was ja auch kein Wunder ist. Ron auch. Ich finde, du hast vor allem Harry unfair behandelt.«
»Es tut mir wirklich leid.«
»Dann mach es wieder gut.«
»Und wie?«
»Zeig Harry, dass du nicht wirklich so bist, wie er denkt.«
»Und wie?«
»Mach etwas, was er von dir nicht erwartet.«
»Zum Beispiel dich küssen?«
»Äh, ja, zum Beispiel. Zeige ihm, dass du mich liebst. Erkläre dich. Vielleicht wird es dann etwas.«
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