20. Erste Hilfe

Dass Rubeus Hagrid den Lehrposten für die Pflege der magischen Geschöpfe übernommen hatte, löste nicht nur bei einigen Schülern, sondern auch im Schulrat, angeführt von Lucius Malfoy, für Unruhe.
Auch Junior Draco Malfoy tat seiner Meinung offen kund.
Wie auch jetzt, wiedereinmal bei einer Stunde des Lehrerneulings Hagrid, welcher voran schritt und den herumranzenden Malfoy erklärte, dass man das Buch nur durch Streicheleinheiten öffnen konnte, während Neville fast davon aufgefressen wurde.

Warum Malfoy sich immer aufspielte, um Harry zu demütigen hatte Hermine noch nie verstanden. Das Ende vom Lied war, dass Malfoy feixend mit seinen beiden Gorillas Harry für seinen kleinen Aussetzer im Zug auslachte, und Hermine wiedermal eingreifen musste, bevor die Lage noch eskalierte. An den Blick, den Malfoy ihr bei ihrem Abgang Zuwarf, errinerte sie sich noch heute. Er hatte gelacht, und sie dabei so intensiv angesehen, dass es ihr glatt in mehreren Schauern den Rücken hinunter lief, hatte jedoch nicht mehr lange darüber spekulieren können, da Hagrid in seiner großen, klobigen Präsenz, den Unterricht startete.

Ein Hippogreif, das war das Thema, welches der Halbriese als Seidenschnabel vorstellte. Mit einem großen Eimer randvoll gefüllt mit Fleischbrocken warnte er alle anwesenden Schüler vor den schnell beleidigt werdenen Tieren, wärend er ihm hin und wieder mal einen Brocken Fleisch zuwarf. Malfoy aß nebenbei desinteressiert einen Apfel und sah sich viel lieber Hermine an, die eifrig alles mitschrieb. Sie konnte gerade noch zurücktreten, als Hagrid alle dazu aufforderte vor zu schreiten, um dem Hippogreif Hallo zusagen.
Hermine sah mitleidig und Malfoy schadenfroh zu Harry, als dieser als einziger vorne stand. Noch ehe dieser wusste wie ihm geschah, hatte Hagid ihn nach vorne zu dem Tier gedrängt, und so konnten alle anderen mitansehen, wie Harry von dem Tier akzeptiert wurde, und wenige Momente später mit Seidenschnabel schon in der Luft war. Einige Meter weg von Hermine entfernt schnaubte Draco missbilligend und zog über den ''Wunderjungen'' her.
Hagrid jedoch ließ sich davon nicht beirren und erzählte allen begeistert von Harrys toller Arbeit, und Draco sah weiterhin aus, als würde er wortwörtlich in den sauren Apfel beißen.

Und das Übel hatte seinen Höhepunkt erreicht, als Harry von seinem kleinen Rundflug wieder landete, und Malfoy sich wutschnaubend einen Weg durch die Schüler nach vorne bahnte. ,,Du bist überhaupt nicht gefährlich, du hässliches Mistvieh!" spie er aus und noch bevor Hagrid ihn warnen konnte, hatte sich das im Stolz gekränkte Tier auf seine Hinterbeine gestellt und ihn mit einem heftigen Hieb auf den feuchten Waldboden befördert.
Schmerzverzerrt schrie er auf und fasste sich an den Arm, an dem er getroffen wurde. Vor Schock und Angst davor seinen Posten als Professor schon am ersten Tag zu verlieren, stand der Halbriese unfähig etwas zu tun da. Auch die Anderen hatten den Atem angehalten, nur Hermine kam als einzige zu Malfoy in die Mitte gestürmt und rief Hagrid im vorbei gehen zu: ,,Er muss sofort in den Krankenflügel!"

Nicht nur sein Arm hatte ordentlich was abbekommen, auch sein Hinterkopf hatte sich vom Aufprall rot gefärbt, was Hermine nur noch mehr beunruhigte. Hagrid, der langsam aus seiner Strarre erwacht war, fuhr sich nervös durch den krausen Bart und stammelte: ,,Bring ihn in den Krankenflügel, Madame Pomfrey wird sich das bestimmt mal ansehen... und, eh.. die anderen schlagen bitte die Seite, bei Merlin, macht einfach irgendwas!"
Hagrid tat Hermine schon irgendwie leid, doch das half dem am Boden liegenden Malfoy auch nicht weiter, und trotz den lauten Rufen von Harry und Ron sprach sie einen Schwebezauber auf den weggetretenen blonden Jungen, und machte sich auf direktem Weg in den Krankenflügel.

‡‡

Im Krankenflügel war es brechend voll. Die Erstklässler hatten ihre erste Flugstunde gehabt, und wie es nicht anders kommen sollte, hatten es drei Spezialisten aus Slytherin und einer aus Gryffindore als Aufforderung angesehen, ein Rennen zu veranstalten.
Im Endeffekt endete es jedoch damit, dass sie sich gegenseitig gerammt hatten und einer von ihren auf seine schaulustigen Mitschüler gefallen war.

So war das ganze Krankenzimmer gefüllt von wehleidigen Klagelauten, und einer völlig verzweifelten Madame Pomfrey, die mehr als alle Hände voll zu tun hatte.
Nur im vorbeigehen, schien sie Hermine und den verletzten Malfoy - der mittlerweile ausgenockt in ihrem Schwebezauber hing - zu bemerkten, und winkte sie auf eine der Krankenbetten.
Nach wenigen Minuten kam sie mit einigen Fläschchen und Tuben wieder und stellte sie auf dem kleinen Beistelltisch ab. Ihre Gesichtszüge wirkten gestresst, und dennoch bewunderte Hermine ihre Gutmütigkeit sich für jeden ihrer Patienten Zeit zu nehmen.

,,Lass mich raten, ihr kommt von Hagrid?" Doch bevor Hermine erwidern konnte, redete sie schon weiter.
,,Hätte ich mir ja denken können, Ärger, jawohl nur Ärger macht das. Nicht nur für den armen Mister Malfoy, sondern auch für mich! Ich kann es mir schließlich nicht leisten neben jedem der Neuen noch ein Fehlversuch von einem Hagrids Kreaturen hier zu haben, mir hilft hier schließlich keiner!“
Sie wischte sich mit einem Ärmel über die schweißnasse Stirn.
,,Miss Granger, tun sie mir einen Gefallen und verabreichen Mister Malfoy diese Tränke, jeweils zwei Tropfen, und reiben seinen Arm und den Hinterkopf bitte mit diesen Salben ein und warten, bis er wieder zu sich kommt. Dann sagen sie mir bitte bescheid."
Ohne eine Antwort abzuwarten rauschte die alte Medihexe wieder davon, und ließ die Gryffindor überfordert an dem immernoch bewusstlosen Malfoy stehen.

Irritiert machte sich Hermine an die Arbeit und verfolgte Madame Pomfreys Anweisungen, ihm die Tränke in den Mund zu träufeln, doch bei den Salben zögerte sie. Vorsichtig hob sie seinen verletzten Arm hoch und legte diesen frei, um sich den Bruch anzusehen. Merlin, das sah ganz und garnicht gut aus. Schnell machte sie sich daran die streng riechende Salbe großflächig darauf zu verteilen. Doch sie stockte, seine Haut war warm und weich, und sie konnte eindeutig die angedeuteten Muskelansätzte spüren. Sie biss sich auf die Lippe und hob vorsichtig seinen Kopf an. Auch seine Haare, als sie diese zur Seite schob, waren seidig weich. Gedanken verloren strich sie ihm durch die platinblonden Haare, auch noch nach dem auftragen der Tinktur.

Komischerweise gefiel es ihr irgendwie hier bei ihm zu sein, genoss es sogar irgendwie. Beruhigend fuhr sie auch über seinen Arm und als sie ihre Augen schloss, ertastete sie auch die Venen die sich leicht von der hellen Haut abhoben.

Erschrocken fuhr Hermine hoch. Verdammt, sie war einigeschlafen, doch was wahr das? Ihr Kopf lag nicht etwa auf der Matratze, nein, es war warm und bewegte sich. ,,Gut geschlafen, Granger?" hörte sie da auch schon Malfoys Stimme.

,,Wohl nicht viel besser als du, stimmt oder hab ich recht?!" Gab sie schnippisch, aber mit einem Grinsen auf den Lippen wieder. Doch er Lächelte nur zurück, was sie irritiert stutzen ließ.
Doch noch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, kam Madame Pomfrey angerauscht und begann Malfoys Arm abzutasten.

Wärend dessen beobachtete er sie eindringlich, was ein eigenartiges, fremdes Gefühl in ihr auslöste.
Doch das einzige was sie wusste war, dass es sich irgendwie gut anfühlte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top