Kapitel 19
Draken hatte die Augen geöffnet und fixierte Mikey, um sicher zu gehen, keine Ohrfeige zu kassieren.
"Hahhh...?!" Takemichi trat überrascht einige Schritte zurück. Damit hatte er auf seinem Weg von Chifuyu zu sich nach Hause absolut nicht gerechnet.
Als er vor einigen Wochen zurück in der Zukunft war, hatte er seinen Augen nicht trauen können.
Es war die erste und einzige Zukunft bisher gewesen, in welcher Toman nicht länger existierte.
Direkt nachdem er seine Augen wider geöffnet hatte, sah er erneut in das Gesicht seines braunhaarigen Bosses. Sie war so genervt von ihm wie eh und je.
Nach der Arbeit folgte er seinem ersten Instinkt. Er musste Naoto anrufen und sicher gehen, dass es Hina gut ging.
Es war die erste Zukunft gewesen, in der ihr Leben nicht in Gefahr war. Als solche hatte Takemichi eigentlich vorgehabt sie nicht weiter zu verändern. Alles war perfekt. Alles war so, wie es sein sollte.
Doch änderte sich seine Auffassung, nachdem er sich mit dem Draken der Zukunft getroffen hatte, um wirklich sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war.
Draken saß nicht im Gefängnis. Allerdings war er auch nicht auf freiem Fuß unterwegs. Er befand sich in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie.
Takemichi war nervös. Eigentlich hätte er ihn gar nicht besuchen dürfen.
Bevor Takemichi zu ihm durfte, wurde er am ganzen Körper durchsucht. Spitze Gegenstände, so wie jegliche Getränke und Flüssigkeiten durfte er nicht mit nehmen.
Draken würden sie nach dem Gespräch noch einmal um einiges genauer unter die Lupe nehmen.
Für Takemichi war dies alles Neuland. Eigentlich, so sollte man meinen, Unterschied sich die geschlossene nicht wirklich von dem Gefängnis. Doch diese Vermutung war falsch. Hier stand nicht die physische Gesundheit der anderen Gefangenen und Wärter auf dem Spiel. Hier stand Drakens Gesundheit auf dem Spiel.
Takemichi wusste noch nicht weshalb Draken sich auf der geschlossenen befand. Doch dies würde er wohl gleich herausfinden.
Er betrat den Raum. Die Wände und Stühle waren weiß. Der Tisch war weiß. Selbst die Becher waren weiß.
Wenn man nicht bereits verrückt dort eingeliefert wurde, kam man verrückt wieder heraus. Dies dachte sich Takemichi, als er sich in dem minimalistisch eingerichteten Raum um sah, welcher sich zwischen zwei Stationstüren befand, die zu jeder Zeit abgeriegelt waren und nie zur gleichen Zeit aufgemacht werden durften.
Draken betrat fünf Minuten später den Raum.
Er sah anders aus. Drakens Haare waren an den Seiten gewachsen. Sein Tattoo, auf welches er früher noch so stolz war, war nun unter den Haaren nicht mehr wieder zu erkennen.
Den langen Zopf hatte er sich abgeschnitten. Seine Haare reichten ihm nun etwas unter die Schulter.
"Takemichi."
Damit zog er dessen Aufmerksamkeit auf sich. Draken trug eine lange Hose und ein Shirt. Er trug keine Schuhe, sondern nur Socken. Er lief leicht gebückt und wirkte nicht mehr im Ansatz so Selbstbewusst wie früher.
"Hallo, Draken-kun"
"Den Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört." Für den Bruchteil einer Sekunde lächelte er leicht. Jenes wirkte allerdings mehr gezwungen als aufrichtig. Doch jenes Lächeln verschwand so schnell wieder wie es gekommen war.
Draken ließ sich noch vor Takemichi auf einem der Stühle nieder.
"Du hast dich lange nicht mehr gemeldet. Ich war überrascht zu hören, dass du dich überhaupt noch an mich erinnerst."
Takemichi sah auf die weißen Fließen.
"Es tut mir leid."
"Wegen was denn? Mir sollte es leid tun."
Damit lag Takemichis Blick wieder auf Draken. "Wegen mir hast du schließlich deinen Posten verloren..."
"Meinen.... Posten...?"
Takemichi wusste nicht wovon er sprach.
"In Toman natürlich."
Draken wandte den Blick ab.
"Wegen mir hat sich schließlich die ganze Gang aufgelöst..."
Nun setzte sich auch Takemichi auf einen der Stühle.
"Warum bist du hier?"
Genervt blickte Draken auf das Glas Wasser.
"Wie kommt man wohl in die geschlossene? Ein gescheiterter Suizidversuch."
Takemichi musste Schlucken. Draken hatte versucht Suizid zu begehen? Er bekam Schweißperlen auf der Stirn. Vielleicht war diese Zukunft doch nicht die ideale.
"Warum?"
Draken ließ die Frage im Raum stehen. Er hatte keinerlei Intentionen darauf zu Antworten und so ignorierte er die Frage einfach.
"Wo ist Mikey?", ergriff Takemichi schließlich nach einigen Sekunden der Stille wieder das Wort.
Der würde dies schließlich nie zulassen. Ganz egal was Draken getan hatte, Mikey würde nicht zulassen, dass sich Toman auflöste und schon gar nicht wegen Draken. Außerdem würde er nicht zulassen, dass Draken versuchte sich das Leben zu nehmen. Niemals würde er dies zulassen.
Angesprochener hob seinen Kopf und sah Takemichi direkt in die Augen. Es wirkte beinahe, als wollte er in seine Seele sehen.
Der schwarzhaarige musste sein bestes geben das Verlangen zu unterdrücken seinen Kopf zu senken und so den Blickkontakt abzubrechen.
"Du warst doch dabei gewesen."
Über Takemichis Kopf schwebten mehrere Fragezeichen.
Draken brachte dies zur Weißglut. Wie konnte er so etwas vergessen?! Er musste sich abregen. Er durfte nicht auf ihn los gehen.
"Auf Mikeys Beerdigung."
Takemichis Augen weiteten sich. Er konnte nicht glauben, was er da zu hören bekam. Mikeys Beerdigung?! Mikey war tot?
Unter dem Tisch begannen seine Hände zu zittern.
Aber das konnte doch nicht sein! Mikey würde doch niemals-
"Mikey würde doch niemals gegen irgendwen verlieren!"
Genervt verengte Draken die Augen.
"Natürlich würde er das nicht."
"Wie ist er dann gestorben?"
Takemichi konnte von Glück reden, dass der Raum überwacht wurde. Andernfalls hätte Draken ihn bereits unter die Erde befördert.
"Hattest du ne Gehirnerschütterung?"
Warum kam er mit diesen Fragen überhaupt zu ihm? Ausgerechnet zu ihm?!
"Nein..." Takemichis Stimme war nun leiser und glich mehr einem flüstern.
"Wir haben uns gestritten. Mehrmals. Kazutora hatte Wind davon bekommen, dass wir miteinander schliefen und-"
"Ihr habt wa-?!" Sofort hielt sich Takemichi die Hand vor den Mund. "Verzeihung. Ich wollte dich nicht unterbrechen."
Draken atmete aus und fuhr daraufhin fort.
"Nachdem wir uns nach einem Treffen heftig zerstritten hatten, sind wir unterschiedliche Wege gelaufen. Sie haben mich überwältigt und entführt."
Draken verengte die Augen etwas.
"Sie haben mich als Köder für Mikey benutzt. Sie meinten sie würden mich gehen lassen, wenn sich Mikey das Leben nahm und er-"
Draken konnte nicht weiter reden. Seine Augen wurden glasig. Er hielt sich die Hand über die Augen. Er wollte sich nicht daran erinnern.
Draken ging auf Takemichi los, wurde aber keine Sekunde später von den Betreuern fest gehalten.
"Lasst mich endlich hier heraus! Warum könnt ihr mich nicht einfach in den Todestrakt stecken?! Verdammte scheiße!"
Draken schlug um sich, bekam allerdings kurz darauf eine Spritze verabreicht, welche ihn fast auf der Stelle müde machte.
"Sie sollten jetzt gehen.", meinte die Schwester zu Takemichi, während die zwei Männer Draken zurück durch die andere Stationstür trugen. Takemichis Herz setzte kurzzeitig aus. Sein Blick haftete auf Draken, welcher von den Männern zurück auf die Station geschliffen wurde.
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