8. Kapitel: Die Maske fällt...
Atali:
„Na, komm schon", presste ich es zwischen meinen ganz fest zusammengebissenen Zähnen hervor. Bereits seit einigen Minuten versuchte ich krampfhaft den rötlichen Wurfstern, den mein Peiniger zum Glück neben mir in der Wand hatte stecken lassen, mit dem Ellenbogen loszustoßen. Zu meinem Unglück steckte die Metallscheibe ziemlich fest in dem Stein, was meine bisherigen Versuche alle im Keim erstickt hatte. Allerdings war ich noch nicht bereit aufzugeben und probierte es deshalb immer wieder voller Entschlossenheit, bis die kleine Waffe schließlich anfing sich etwas zu lockern. Voller Erleichterung atmete ich kurz auf, ehe ich vorsichtig und nun deutlich zielgerichteter weitermachte, bis sich die kleine Waffe endlich aus der Wand löste. Leider sehr deutlich hörbar klappernd fiel die Wurfscheibe anschließend zum Boden, woraufhin ich für einige Minuten erstarrte. Nichts passierte. Er hatte mich wohl nicht gehört. Befreit atmete ich erstmal ein paar Male tief durch und versuchte anschließend das dünne Metallteil mit dem Fuß so hoch zu hebeln, dass ich es irgendwie in die Hand bekam. Dieser Versuch scheiterte zwar, aber dafür gelang es mir das kleine Ding zwischen meinen Knieen einzuklemmen, was fast genauso gut war. Zugegeben, es war ziemlich anstrengend und nicht gerade einfach meinen Körper an den gefesselten Händen so nach oben zu wuchten, dass ich die Füße gegen die Wand stemmen und mir so den Wurfstern schnappen konnte, aber... Schlussendlich gelang es mir doch. „Na bitte, es geht doch. Also jetzt nur noch...", murmelte ich verbissen, als ich wieder auf dem Boden saß. Anschließend fädelte ich eine der beiden dünnen Spitzen der kleinen Stahlscheibe in das Schlüsselloch von einer meiner Eisenschellen ein und drehte es sachte.
Rowin:
„Mir gefällt nicht, wie es hier aussieht...", raunte mir Gunnar leise zu, während er mit gespanntem Bogen durchs Unterholz schritt. „Ich weiß, mir ja auch nicht, aber wir müssen Atali finden und das bedeutet, dass wir zuerst einmal dieses Ding aufspüren müssen", antwortete ich ihm. „Trotzdem... Seid ihr euch denn sicher, dass seine Spur auf diese Insel führt?", erkundigte sich Terek, der neben Blitzgeist lief. „Ja, ziemlich sicher sogar. Immerhin haben wir mit dem Wurfstern eine gute Duftprobe und mit der Seelenschwester von Venatrix einen erstklassigen Spürdrachen", antwortete Heidrun und nickte dabei leicht zu Genannter, die als Nadder ein Stückchen vor uns lief und leise krächzte. „Wenigstens ist dieses Ding zu etwas gut...", murrte Minden leise von hinten, was ich voll und ganz nachvollziehen konnte. Die Wunde von dem Ding war zum Glück nicht sonderlich schwer, aber schmerzhaft allemal. Auf der anderen Seite verstand ich aber auch Tereks Missmut, immerhin hatte uns die Spur unseres Freundes jetzt schon auf die Größte der Inseln hier geführt, aber gefunden hatten wir bisher nichts. Plötzlich blieb Venatrix stehen, sog ungewöhnlich viel Luft ein und schüttelte sich dann auf einmal, ehe sie etwas zurückwich. „Was ist los?", fragte sofort Gunnar mit einem besorgten Unterton. „Es riecht nach Tod...", meinte die Seelenkriegerin und deutete mit ihrer Schnauze auf einen Baum mit einem sehr dichten Blätterdach genau vor uns. „Na großartig... Ich sehe mal nach", gab Heidrun zurück und schritt, ihre Doppelaxt fest in den Händen und Windfang dicht hinter sich, auf den Baum zu. Schnell hatte sie unten um die Wurzeln alles abgesucht, aber nichts gefunden, woraufhin sie den Stamm hochkletterte. Bereits nach kurzer Zeit war sie hinter den dichten Blättern verschwunden, was uns in einer eher unangenehmen Spannung des Wartens zurückließ.
Jene Stille wurde aber schlagartig unterbrochen, als Heidrun plötzlich aufschrie und auf einem recht dicken Ast in unsere Richtung gehastet kam. „Heidrun, was ist denn los?!", fragte ich ebenso erschrocken, ansonsten brachte sie doch so leicht nichts aus der Fassung. „Na ja... Das hier", meinte sie nur und hieb mit ihrer Axt einige Äste ab, welche nun den Blick auf das dahinter freigaben. Dort in dem Baum hing an einer Schlinge der offensichtlich tote Körper eines Menschen in einem völlig zerfledderten Kapuzenmantel. Er musste dort bereits eine ganze Weile hängen, jedenfalls zeigte sich die Verwesung bereits deutlich und an zahlreichen Stellen hatten ihn auch schon wilde Tiere angeknabbert. Das unheimlichste war aber die Tatsache, dass ihm jemand sauber die Kehle aufgeschlitzt hatte, womit er bereits tot gewesen sein musste, als man ihn hier aufhängte. „Also schön, ich gebe es ja zu... An der Sache mit dem Fledermaus-Menschen scheint doch etwas mehr dran zu sein", gestand ich geschockt, während meinen Blick von der Leiche löste. Den anderen gelang das noch nicht ganz so schnell, sie starrten immer noch wie gebannt auf diesen schrecklichen Anblick. Mit einem Mal hörte wir alle ein lautes Knacken aus dem Unterholz, was ziemlich schnell näherkam, dazu gesellten sich bald hektische Atemgeräusche. Schleunigst wandten wir uns alle in die entsprechende Richtung um und hoben kampfbereit unsere Waffen, während alle unsere Drachen sowie auch Venatrix eine angriffslustige Stellung einnahmen. Allerdings konnten wir aufgrund der fortgeschrittenen Nacht kaum etwas sehen, sogar ich musste mehrfach blinzeln, um zumindest im Geäst zu entdecken, trotz meiner besseren Augen. Bereits nach einigen wenigen Sekunden war unsere Zeit zur Vorbereitung jedoch auch schon vorbei, dann nämlich brach die Person, die ich ehrlich gesagt am wenigsten erwartet hätte, durch das Unterholz.
„Atali?", fragte ich überrascht und scheinbar ging es den anderen relativ ähnlich, zumindest hörte ich einige leise aufatmen. „Rowin, Minden... Äh, wow... und alle anderen", entgegnete sie nur und schien es wohl mindestens genauso wenig erwartet haben uns hier zu treffen, wie wir sie hier so schnell erwartet hatten. „Atali, was ist denn nur mit dir passiert? Und wo warst du?", fragte Heidrun, als sie ihre Axt senkte, wir anderen taten es ihr gleich. „Na ich... Ich bin entkommen", stammelte die Anführerin der Flügelmädchen nur noch immer völlig überrumpelt. „Entkommen? Wem denn?", erkundigte sich Minden, obgleich ich und sehr wahrscheinlich auch sie da schon eine Theorie hatte. Gerade als Atali antworten wollte, hörten wir plötzlich ein leicht verrücktes Gelächter aus den Baumkronen über uns, sowie das Rascheln einiger Blätter. „Genau dem da...", meinte sie daraufhin nur und sah sich hektisch um. Ich folgte ihrem Beispiel natürlich sofort, aber trotz aller Anstrengungen konnte ich kaum etwas erkennen, es war einfach viel zu dunkel in den Baumkronen. „Atali, hier fang", meinte plötzlich Terek und warf Angesprochener ihren Speer zu, den er aus ihrem Zelt mitgenommen hatte. „Danke", erwiderte die junge Frau lächelnd, als sie ihre Waffe mit geübter Hand auffing. Es folgte erneut eine fast unheimliche Stille, so als hätte sich unser Freund schon wieder verzogen, doch daran glaubte ich nicht im einmal Geringsten. Meine Annahme bestätigte sich umgehend, als ich plötzlich ein leises Klicken oder so aus den Baumkronen vernahm, welches meinen Blick sofort in die entsprechende Richtung lenkte. Sehr schwach und eher schemenhaft erkannte ich dort auf einem der Äste sitzend eine dunkle Gestalt, die einen langen Gegenstand in der Hand hielt und damit... auf Heidrun zielte!
„Runter!", schrie ich in ihre Richtung und zog meine Frau zum Boden, ehe nur eine Sekunde später auch bereits ein lauter Knall durch den düsteren Wald hallte und irgendetwas Kleines, aber unfassbar Schnelles, knapp über unseren Köpfen durch die Luft flog. „Da oben!", rief auf einmal Gunnar so laut er konnte und schoss seinen ersten Pfeil ungefähr auf die Stelle, wo ich unseren Angreifer vorhin noch gesehen hatte. Augenblicklich folgten Blitzgeist, Windfang und auch Venatrix seinem Beispiel und richteten ihre Feuerstöße sowie Blitze auf die Stelle, welche davon geradezu zerfetzt wurde. Unglaublich laut klang die Explosion durch den Wald, welcher durch das entstandene Feuer zumindest einmal gut erleuchtet wurde, und überall flogen brennende Holzteile herum. „Könnt ihr dieses Ding hier irgendwo sehen?", fragte Minden, während ich und Heidrun uns wieder aufrappelten. „Nein, ich nicht", gab Atali zurück. „Ich genauso wenig, wir scheinen ihn wohl verfehlt zu haben", meinte Terek und blickte sich in den Baumkronen um. Allerdings nur, damit er einiger Sekunden später bereits von eben solch einem unheimlichen Geschoss in den Rücken getroffen wurde, vor dem ich Heidrun gerade noch gerettet hatte. Die Wucht des Aufpralls war erschreckenderweise so stark, dass Terek glatt von den Füßen gerissen wurde und der Länge nach auf den Boden fiel. „Da!", schrie Gunnar so laut er nur konnte und schoss einen weiteren Pfeil, dem genau wie zuvor ebenfalls ein wahrer Sturm aus Drachenfeuer folgte, in die Baumkronen. Doch schon wieder hatte es den Anschein, als wenn wir unseren schattenhaften Angreifer nicht einmal gestreift hatten, jedenfalls konnten wir keine Spur von ihm ausmachen. „Verdammt, wo versteckt sich dieser Kerl bloß?!", fluchte Terek, welcher sich gerade wieder aufrichtete. „Keine Ahnung... Es wirkt fast so, als wäre er ein Geist, der sich zwischen den Bäumen versteckt", gab Minden nervös zurück und sah mindestens genauso angestrengt ins Blätterdach über uns, wie ich es tat.
„Er verbirgt sich in den Bäumen...", murmelte auf einmal Heidrun neben mir, „Windfang, fäll sie alle!" Augenblicklich leistete die silberne Drachin Folge und ließ ihren stachelbesetzten Schweif durch alle Baumstämme in ihrer Nähe gleiten, was diese natürlich zu Fall brachte. Leider fiel unser Freund noch immer nicht zu Boden, oder gab wenigstens irgendein Laut als Reaktion von sich. „Na los, einfach immer weiter, früher oder später musst du ihn ja erwischen!", ermutigte meine Frau ihren Drachen, was sich dieser nicht zweimal sagen ließ. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich beim nächsten Versuch zumindest ein überraschtes Keuchen hörte, ehe unser Angreifer schließlich aus seiner Deckung getrieben wurde. Beim Sturz aus der Krone des gefällten Baumes machte er natürlich unsanft die Bekanntschaft mit einigen Ästen, wodurch er auch diesen länglichen Gegenstand verlor, mit dem er vorhin noch auf Heidrun gezielt hatte. Konzentriert kniff ich die Augen fest zusammen und versuchte alle Details an seiner Gestalt genau zu erfassen, wo ich ihn jetzt endlich einmal in gutem Licht sah. Er war... kleiner und deutlich schmaler gebaut, als ich es bei all diesen Geschichten über den Geflügelten Bluträuber erwartet hätte. Dazu schien mir seine Rüstung, verglichen mit denen der Seelenkrieger, zwar von erstaunlich guter Machart, aber dennoch von eher ungeübter Hand geschmiedet worden zu sein. Ähnliches galt für den schwarzen Umhang, welcher wohl tatsächlich aus Drachenhaut gemacht worden war, was schlagartig eine ungemeine Wut in mir weckte. Am meisten verwunderten mich aber die schweren Atemgeräusche unseres Gegenübers, der sich inzwischen natürlich wieder aufrichtete und wohl die für ihn eher missliche Lage begriff.
„Das ist also der sogenannte Dämon, der auf dieser Insel leben soll... Ehrlich gesagt hatte ich etwas mehr erwartet", meinte ich spöttisch und auch ein wenig genießend in seine Richtung. Ein eiskalter Schauer fuhr mir über den Rücken, als der Angesprochene nur wieder leicht verrückt lachte und sich zu uns umwandte. „Du willst also... einen Dämon sehen?", fragte er in einer fast schon erfreuten Tonlage. „Dann will ich dich mal nicht enttäuschen... Fangzahn!", schrie er daraufhin noch und augenblicklich zerriss ein fürchterliches Kreischen die Luft. Sekunden später waren wir bereits von unzähligen Bestien umzingelt, die entfernt an Fledermäuse erinnerten... allerdings von der Größe eines Nadders! Ihre unheimlichen, perlweißen Augen starrten uns aus dem, wie der Rest ihrer Körper, mit gräulichem Fell umrahmten Gesicht heraus an, als wollten sie uns damit durchbohren. Währenddessen leckten sie sich fast schon ein wenig vorfreudig über die vermutlich rasiermesserscharfen Fangzähne und gruben ihre genauso gefährlich wirkenden Klauen tief in die Erde. Zusätzlich peitschten ihre kurzen, aber deswegen nicht weniger kräftig aussehenden Schwänze über den Boden, wie bei einem Raubtier, was sich nicht entscheiden konnte, wen von uns es zuerst fraß. Den unheimlichsten Anblick lieferte jedoch die Kreatur, die direkt neben unserem Freund landete, schon allein deswegen, weil sie etwa die Größe eines Riesenhaften Albtraums hatte. Mit dazu gesellten sich noch ein Fell so schwarz wie die Nacht, blutig rote Augen, die einem glatt ein Loch durch die Seele brannten, und bernsteinfarbene Klauen, die auch dieses Exemplar fest in die Erde grub. Außerdem war sein Schwanz noch wesentlich länger sowie mit zahlreichen Stacheln besetzt, die sicherlich zu mehr als nur der Schönheit beitrugen.
(Eine kleine Zeichnung von @DevGre5, alle Rechte daran liegen bei ihm, ich habe lediglich seine Erlaubnis, es hier zu verwenden.)
Ich hatte gerade all diese Eindrücke verarbeitet, als diese Drachen, wie ich einfach einmal annahm, uns auch schon angriffen, was uns innerhalb von Sekunden in ziemliche Schwierigkeiten brachte. Von einem einzigen Moment auf den anderen wurden Blitzgeist, Windfang und Venatrix völlig von diesen Viechern belagert, während wir anderen praktisch überrannt wurden. „Atali, Minden, bleibt hinter mir!", schrie Gunnar aus voller Kehle, während einer seiner Pfeile an mir vorbeiflog und einen der Drachen im rechten Flügelmuskel traf. Einen Wimpernschlag später war das Vieh wie erstarrt und konnte bloß noch seine Augen bewegen, als wäre er von einem Schnellen Stachel erwischt worden. „Guter Schuss", lobte ich ihn, während ich einem anderen Angreifer die flache Klinge meines Schwertes gegen den Schädel rammte, was ihn vorerst besinnungslos ins Reich der Träume schickte. „Danke, aber lange halten wir das nicht durch", rief der Seelenkrieger nur zurück, während er einen weiteren Pfeil in eine Gruppe von diesen Drachen schoss. Augenblicklich quoll eine hellblau leuchtende Nebelwolke von der Einschlagstelle hervor und lähmte einen Großteil der Drachen. „Schön, dann lass es eben mal krachen!", gab ich zurück und trat aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Am Rande meines Sichtfeldes bekam ich noch mit, wie Gunnar gleich zwei Pfeile aus seinem Köcher zog und den Ersten davon an die Sehne seines Bogens legte. Diesen schoss er präzise in die für den Moment dichteste Gruppe dieser Drachen, was eine vergleichsweise große Wolke an Zipper-Gas freisetzte. Sofort legte er danach den zweiten Pfeil, von dem ich aus Erfahrung wusste, dass dieser beim Aufschlag in Flammen aufging, und schickte ihn ebenfalls in diese Wolke, oder zumindest hatte er das vor.
Zu unserem großen Entsetzen kreischten die Drachen der Gruppe auf einmal unheimlich laut, woraufhin sich die Wolke schlagartig auflöste und der zweite Pfeil irgendwo im Busch landete. „Verdammt, diese Dinger sind ja schlauer, als sie aussehen!", fluchte Gunnar, während er bereits nach dem nächsten Pfeil griff. Gleich in der nächsten Sekunde mischte sich auch schon das größere Exemplar in den Kampf ein, indem es Windfang überfiel und sich fürchterlich in ihr verbiss. Zwar schützte ihr fast schon stahlharter Panzer sie vor den allerschlimmsten Verletzungen, aber sehr lange würde auch sie sich nicht mehr halten können. Verzweifelt sah ich mich um auf der Suche nach einem Ausweg, irgendeinem... und fand ihn schließlich in Form unseres einfach nur dastehenden Freundes. „Ah, versucht diese Viecher so lange wie möglich aufzuhalten... Ich knöpfe mir solange ihren Meister vor!", rief ich zu den anderen und stürmte los. Zwar musste ich immer wieder einen dieser zornigen Drachen abwehren, aber schlussendlich gelang es mir zu dem schwarz Gerüsteten durchzubrechen. Dieser wollte bereits nach irgendetwas an seinem Gürtel greifen, doch ich war schneller und stieß ihn mit voller Wucht ins nächstbeste Gebüsch weg vom Kampf. Geschickt rollten wir beide uns ab, kamen wieder perfekt auf den Füßen auf und zogen fast zeitgleich unsere Schwerter, wobei mir ganz kurz der Atem stehenblieb.
Die Klinge meines Gegenübers war anders... sie war in ein fast schon unheilvolles Blutrot getaucht und glänzte im Schein des nahen Feuers bedrohlich. Ganz kurz standen wir uns einfach nur gegenüber und musterten den jeweils anderen, wobei ich endlich einmal einen genauen Blick auf ihn werfen konnte. Wer auch immer er war, er schien tatsächlich eine Art Rüstung zu tragen, die mitten auf der Brust das Symbol einer völlig rot getauchten Fledermaus zeigte. Zusätzlich schienen seine Augen ebenfalls in ein blutiges Rot getaucht worden zu sein, sicher konnte ich mir aber nicht sein, da der Helm mit den spitzen Ohren an den Seiten kaum etwas davon sehen ließ. Es schien mir sogar, dass er eine Art gläsernes Visier oder so vor den Augen besaß, was ihn noch einmal ein wenig unheimlicher machte. Vor allem beunruhigte mich aber der rote Schein in den Augen, immerhin war dieser ja bezeichnend für die Diener des Dämonenkönigs.
(Noch eine kleine Zeichnung von @DevGre5 mit demselben Spiel: Alle Rechte daran gehören ihm, ich darf es nur hier verwenden.)
Nun jedoch war der Moment der Ruhe vorbei, denn mein Gegner eröffnete, ohne jedes Vorzeichen, den Kampf. Dazu reihte er eine fast schon unermessliche Zahl an verschiedensten Schlägen aneinander und ließ sie in schneller Abfolge auf mich niedergehen. Allerdings bezog sich dies eher auf die Maßstäbe eines Menschen, wodurch ich die Angriffsserie relativ leicht abblocken konnte und nun einfach eine kurze Zeit lang abwartete. Es änderte sich nicht, mein Gegner steigerte das Niveau seiner Angriffe in keiner Weise, bis ich ihn schließlich meine Klinge kraftvoll gegen seine drückte und ihn so zurückdrängte. „War das schon alles?", fragte ich ihn daraufhin und grinste breit unter meinem Helm. „Wieso willst du das wissen?", fragte eine leicht zischende Stimme zurück. „Nun, weil... ich mich langweile", antwortete ich ihm gespielt gelassen und führte im nächsten Augenblick einen kraftvollen Hieb gegen seine Waffe aus, mit dem Ziel die blutige Klinge in zwei Teile zu schlagen. Zu meinem großen Entsetzen hielt sie jedoch stand, wodurch ich für den Bruchteil einer Sekunde innehielt, danach aber sofort weiterkämpfte, was meinen Gegenüber weit zurückschlug. Er schien keine Chance für einen Konter zu sehen, was ich schamlos ausnutzte, um ihn immer weiter in die Defensive zu drängen. Allerdings war er auch definitiv noch nicht geschlagen, denn mitten in unserem heftigen Schlagabtausch nahm er einmal die linke Hand von seinem Schwertgriff und kratzte damit nach mir. Zwar konnte ich auf diese Aktion noch rechtzeitig reagieren, da ich aber nicht mit sowas gerechnet hatte, blieb mir dennoch nur übrig meinen rechten Arm zur Abwehr zu heben.
So hinterließen die doch beeindruckenden Klauen lediglich vier überraschend tiefe Schrammen in meiner rechten Armschiene, konnten aber mich selbst nicht verletzen. Allerdings fiel mir dabei noch etwas auf, nämlich dass mein Gegner seine Finger an der linken Hand ganz kurz ein wenig ungewöhnlich bewegte, ehe sich die Krallen wieder einzogen. „Das ist gar kein Dämon... Das ist ein Mensch in einer schicken Rüstung", schoss mir die Erkenntnis durch den Kopf und machte mir schlagartig neuen Mut. Unter dieser neuen Entschlossenheit setzte ich meinen Angriff fort und trieb ihn praktisch nur noch vor mir her, bis er schließlich ein weiteres Mal von mir zurückgestoßen wurde. „War das schon alles, was du kannst?", fragte ich daraufhin und lachte leise, aber spöttisch. „Natürlich nicht!", fauchte mein Gegenüber aufgebracht und stürzte sich geradezu auf mich. Ich allerdings nahm das ziemlich gelassen hin, wich extra erst im letzten Moment aus und schlug ihm dabei noch den Griff meines Schwertes ins Kreuz, was ihn mit einem dumpfen Ton zu Fall brachte. „Steh wieder auf!", verlangte ich und warf mein Schwert dabei provokant zur Seite. Knurrend raffte sich der Kerl auf und hieb ein weiteres Mal mit all seiner Kraft nach mir. Ich jedoch wartete erneut bis zu dem Moment, in dem er kurz davor war mich zu treffen, ehe ich auswich, nach dem Knauf seiner Waffe griff und sie so seiner Hand entwand. Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, hatte ich mich auch schon um meine eigene Achse gedreht und ihm das massive Heft der blutroten Klinge mit einem deftigen Aufwärtshaken unters Kinn geschlagen. Laut stöhnend wurde mein Gegner davon einige Meter durch die Luft geschleudert, aber darum kümmerte ich mich im Moment eher weniger. Viel mehr sprang mir ins Auge, wie der Lederriemen am Helm des Möchtegerndämons schnappend zerriss und er, von meinem Schlag deutlich eingedellt, ins Unterholz des Waldes flog.
Schmerzvoll keuchend landete mein Gegenüber auf dem Bauch im Unterholz des Waldes, wo er tatsächlich liegenblieb. Mit einem unerbittlichen Blick in den Augen setzte ich ihm nach und trat ihm seitlich gegen die linke Schulter, um ihn umzudrehen, womit ich das erste Mal sein Gesicht sehen konnte. Zu meiner mittleren Überraschung sah er überhaupt nicht mehr bedrohlich, oder auch wie ein Diener des Dämonenkönigs aus. Vor mir lag ein Junger Mann, der etwa in unserem Alter war, mit einer hellen Haut, dunkelbraunem sowie wuscheligem Haar und grün, blauen Augen. „Warum willst du uns umbringen?!", fragte ich schließlich mit mehr als genug Nachdruck, um einen Dachen umzuhauen, und hielt ihm die Spitze seines eigenen Schwertes an die Kehle. Ganz kurz zuckte der Blick meines Gegenübers zur Klinge seiner Waffe, doch schon in der nächsten Sekunde fixierte er mich wieder mit einem Todesblick. „Dieselbe Frage könnte ich dir gerade auch stellen!", gab er nur messerscharf zurück.
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