19. Kapitel: Der Schlüssel

Drachenschädel:
Es war unglaublich schummerig in den unterirdischen Gängen der felsigen Insel, durch die wir nun schon seit etwa einer Stunde umherwanderten. Immer darauf bedacht bloß von niemandem bemerkt zu werden, ganz unabhängig davon, ob er nun ebenfalls in diesen Höhlen war, oder nicht. „Mann, wie lange müssen wir denn noch in dieser blöden Finsternis herumlaufen?", meckerte Pranke schließlich. „Solange, bis wir unser Ziel erreicht haben", wies ich ihn scharf zurecht und beschleunigte meine Schritte provokant etwas. „Keine Sorge, ich habe die Karte aus dem Archiv der Gletscherfeste noch ziemlich genau im Kopf und ihr zufolge müssten wir eigentlich so gut wie... da sein", meinte Panzer und blieb ein wenig geschockt vor einer der Wände stehen. „Gibt es etwa ein Problem?", fragte Auge nur in seiner üblich gelassenen Tonlage. „Nun, eigentlich sollte es hier ein Gang in einen kleinen, separaten Raum führen...", murmelte Panzer. „Toll, dann haben wir uns also völlig umsonst mit diesen Höhlen gequält!", murrte Pranke angefressen. „Ruhe!", zischte ich daraufhin, als Panzer noch etwas erwidern wollte. „Der Schlüssel ist hier versteckt worden, als die Seelenkrieger unter der Führung von Onyx den Krieg schon fast gewonnen hatten. Entsprechend dürften unsere Männer damals sehr darauf bedacht gewesen sein dafür zu sorgen, dass niemand ihr Versteck zufällig findet", belehrte ich sie, trat zu der Wand und strich vorsichtig mit den Fingern über das Gestein, was sich irgendwie seltsam anfühlte. 

„Was ist denn?", fragte Auge diesmal eher interessiert. „Diese Wand hier fühlt sich irgendwie nicht an, wie im Rest des Tunnels...", murmelte ich leise. „Pranke, würdest du bitte mal anklopfen?", erkundigte ich mich anschließend in dessen Richtung. „Oh, aber mit Vergnügen!", antwortete er enthusiastisch und zog einen seiner beiden großen Hämmer vom Rücken. Lächelnd trat ich zur Seite, während Pranke sich breitschultrig vor der Wand hinstellte und mit seiner Waffe ausholte, ehe er kraftvoll zuschlug. Krachend laut hallte der Aufprall des schweren Hammerkopfes an der Hand im gesamten Tunnel wider und wie ich es mir schon fast gedacht hatte, zogen sich einige fachdünne Risse durch die Wand. „Nochmal", sagte ich mit fester Stimme und sah Pranke eindringlich an. „Liebend gern", entgegnete dieser und holte direkt zum nächsten Schlag aus. Insgesamt ließ Pranke seinen Hammer noch ganze achtmal gegen die Wand krachen, bevor dessen massiver Kopf glatt das Gestein durchschlug. „Na bitte!", rief Pranke freudig und zog seine Waffe wieder aus dem Loch zu sich, um es danach Schlag für Schlag zu erweitern. Als er auf diese Weise schließlich einen Durchgang geschaffen hatte, durch den sich einer von uns hindurchzwängen konnte, trat er lachend zurück und legte den Stiel seiner Waffe auf der Schulter ab. „Ha, so und nicht anders müssen Türen geöffnet werden, oder Jungs?", fragte Pranke daraufhin lachend. „Hm, na wenn du meinst...", erwiderte Auge bloß schulterzuckend und wandte seinen Blick ab. 

„Schluss damit, ich geh rein", unterband ich eine weitere Diskussion meiner Kameraden und schnappte mir dann eine Fackel von der Wand. Anschließend stieg ich vorsichtig durch das Loch in den Raum dahinter und sah mich einmal genau um, es herrschte das reinste Chaos. Überall standen alte Fässer und Holzkisten, von denen die Meisten schon ziemlich morsch waren, sowie an der Rückwand auch ein breiter Schreibtisch. Ebenfalls lagen auch noch einige Waffen in dem Geheimzimmer, die aber allesamt ganz schön verrostet waren. Auch insgesamt war alles völlig verstaubt und wirkte auf den ersten Blick ziemlich nutzlos, doch davon ließ ich mich nicht abschrecken. Stattdessen ging ich einfach zum Schreibtisch und begann in zu durchsuchen, da er mir als Versteck für den Schlüssel einfach als erstes in den Sinn kam. Hauptsächlich lagen darauf aber nur komplett vergilbte und zerfledderte Pergamentrollen, die schon fast zerbröselten, wenn ich die nur berührte. Schließlich stieß ich aber auf eine kleine Schatulle mit massiven Metallbeschlägen, der ich einfach den Deckel abriss, anstatt hier nach dem passenden Schlüssel zu suchen. Das heißt, falls er sich überhaupt in diesem Raum befand, was ich irgendwie bezweifelte. Sobald ich daraufhin mit der Fackel in die Kiste leuchtete, wurde ich ein wenig stutzig. Denn darin befand sich scheinbar nicht das von mir gesuchte Objekt, sondern bloß ein Splitter aus dunklem, fast völlig undurchsichtigen Kristall. Als ich diesen jedoch herausnahm, hellte sich meine Stimmung sofort wieder auf, denn tief im Herzen des Steins eingebettet befand sich doch noch etwas. 

„Und, hast du ihn gefunden?", fragte Pranke schließlich. „Ich denke schon", antwortete ich und drehte mich wieder zu meinen Kumpanen um. „Allem Anschein nach, hat man den Schlüssel zum weiteren Schutz in einen Mantel aus Kristall gehüllt", murmelte ich, während ich durch das Loch zurück in den Hauptgang trat. „Ah, dann gib mal kurz her, ich krieg das Ding da schon raus", meinte Pranke und streckte bereits seine Hand aus. „Nein, das könnte uns durchaus noch zugutekommen, deshalb befreien wir den Schlüssel erst, wenn wir wieder in der Gletscherfeste unseres Herrn sind", gab ich zurück und blickte ihn dabei scharf an. „Mhm, na wenn du meinst...", entgegnete Pranke bloß enttäuscht, während ich mich an Panzer wandte und ihm den Schlüssel hinhielt. „Bewache ihn mit deinem Leben", befahl ich ihm dabei. „Willst du ihn nicht tragen?", erkundigte er sich überrascht, nahm den Kristallbrocken aber dennoch an. „Das wäre zu riskant. Sobald wir die Höhlen verlassen haben, geht ihr Drei mit dem Schlüssel direkt zu unserem Schiff in der kleinen Felsenbucht", erklärte ich ihnen. „Und was machst du solange?", wollte Panzer wissen. „Ich gehe zum Festplatz und hole Fänge, aber wenn wir es 10 Minuten nach eurer Ankunft nicht geschafft haben, dann übernimmst du das Kommando und ihr fahrt ohne uns", erwiderte ich eiskalt. „Verstanden", meinte Panzer nickend, hielt daraufhin aber kurz inne und drehte seinen Kopf in die Richtung des Ganges, aus dem wir gekommen waren. „Was ist?", fragte ich sofort, da er sich so meistens verhielt, wenn er in der Nähe irgendeine Gefahr wahrnahm. Eine Gabe von ihm, die uns schon oft bei Missionen geholfen hatte. 

„Es kommt jemand. Feste Stiefel, aber leichte Schritte, also schonmal keiner der Verbannten. Außerdem auch keiner von uns, obwohl er seinem Gang nach zu urteilen eindeutig weiß, wie man sich möglichst lautlos bewegt", zählte Panzer rasch auf, was ihm seine Sinne alles mitteilten. „Wie weit weg?", hakte ich nach. „Hm, vielleicht 100 Meter? Genauer kann ich es leider nicht sagen", gab er zurück. „Na schön. Auge, lass dich zurückfallen und halte ihn entweder davon ab uns weiter zu folgen, oder bring ihn um. Was sich gerade anbietet", befahl ich und schaute Genannten dabei eindringlich an. „Hm, das wird nicht lange dauern...", meinte er bloß und zog einen Pfeil aus dem Köcher an seinem Rücken, um ihn an die Sehne seines Bogens zu legen. „Das möchte ich hoffen, denn für die gilt dieselbe Zeitbegrenzung, wenn du also nicht 10 Minuten nach Panzer und Pranke auf dem Schiff bist, dann fahren sie ohne dich", erklärte ich noch und wandte mich anschließend von ihm ab.

Hicks:
Inzwischen hatte sich unser Kampf gegen die Angreifer vom Festplatz aus auf das gesamte Umfeld der Insel ausgeweitet. Zwar war es den Verbannten gelungen, den Gefängnisteil der Insel soweit abzusichern, dass keiner der Eingekerkerten entkommen konnte. Das hätte uns in dieser Situation gerade noch gefehlt. Glücklicherweise war auch Ohnezahn zu mir gestoßen und hielt mir den Rücken frei, was mir zumindest ein wenig Sicherheit versprach. Vor allem, weil ich keine wirklich Rüstung, sondern nur meinen Reitanzug aus Leder trug und als Waffe bloß mein neues Feuerschwert bei mir hatte. Eine Tatsache, die mich aber verwirrte, waren die Klingen unserer Feinde, bei denen es sich eindeutig um jene handelte, die dieser Orden des Ewigen Feuers schmiedete. Doch diese Männer in den schwarzen Roben verfügten kein Stück über die übermenschlichen Fähigkeiten, wie Atreus sie zum Beispiel noch besaß. Also wie waren sie dann an diese Waffen gekommen? Meine Überlegungen wurden jedoch mit einem Schlag unterbrochen, als auf einmal insgesamt drei weitere, ganz in schwarz gehüllte Gestalten auftauchten. Bis eben gerade hatte ich den schmalen Höhleneingang, der sich in das niedrige Felsenkliff schmiegte, noch gar nicht bemerkt. Hektisch musterte ich die drei Männer, wie ich annahm, von oben bis unten, zwei von ihnen waren etwa normal groß, während es sich bei dem Dritten um einen wahrhaften Riesen handelte. Sie alle trugen ähnliche Kleidung aus schwarzem Stoff und dunklem Leder, sowie auch einige stählerne Rüstungsteile. Mit am schwersten gerüstet war dabei einer der beiden Kleineren, welcher einen runden Schild bei sich trug, aber der Riese stand ihm nicht unbedingt nach. 

Am meisten beunruhigten mich aber die Masken, mit denen sie alle ihre Gesichter verbargen. Dabei waren die des Größeren und die des Schildträgers noch aus Metall, während der Dritte hingegen eine aus bleichem Knochen trug. Mehr Zeit zum Überlegen blieb mir jedoch nicht, denn schon hatten die Neuankömmlinge ebenfalls die Lage überblickt und ihre Waffen gezogen. Anschließend warfen sie sich unter einem Schlachtruf ins Getümmel und verbreiteten binnen Sekunden erheblichen Schrecken unter den Männern. Der Riese schlug sich dabei brüllend mit insgesamt zwei schweren Hämmern durch die Reihen unserer Krieger, während der scheinbare Anführer mit der Knochenmaske als Waffe eines dieser silbernen Schwerter trug. Am meisten erschreckte mich aber der Schildträger, denn obwohl er augenscheinlich der Defensivste von ihnen war, richtete er doch das größte Gemetzel an. Offenbar hatte er nämlich die Kante seines Schildes scharf geschliffen, sodass sie ganz einfach Körper durchtrennte, wie ein heißes Messer Yak-Butter. Schließlich nahm diese Verwüstung jedoch ein vorläufiges Ende, als sich Leyla und Sigfrid dem Riesen sowie auch dem Schildträger entgegenstellten. Somit blieb nur noch jener Mann mit der Maske aus Knochen übrig, der sich weiterhin durch die Menge unserer und seiner Krieger bewegte, um dabei einen nach dem anderen niederzustrecken. Schlussendlich konnte ich dem aber nicht mehr einfach bloß zusehen und eilte in dessen Richtung. Gerade noch rechtzeitig, um einen seiner Schwerthiebe zu blockieren, der ansonsten einen von Alvins Männern sauber enthauptet hätte. Schon im selben Moment bewegte mein Feind seinen Kopf herum und musterte mich aus seinen rotglühenden Augen heraus. 

Innerhalb weniger Sekundenbruchteile schien er sämtliche Details an meiner Gestalt sowie Ausrüstung zu erfassen, ehe er auch schon zum Gegenschlag ansetzte. Blitzartig riss er seine Waffe wieder nach oben, wobei sich der Griff meiner Hände um die meine kurzzeitig lockerte. Ein Fehler, welcher augenblicklich bestraft wurde, indem mein Gegenüber zu einigen schnellen Schlägen ansetzte. Voller Schreck wich ich ein gutes Stück nach hinten und konzentrierte mich vorerst lieber darauf, wieder sicheren Halt um den Griff meiner Waffe zu bekommen. „Schädel, der Schlüssel!", durchbrach plötzlich ein verzweifelter Ruf das Schlachtgetümmel und rettete mir indirekt das Leben. Denn anstatt den vermutlich entscheidenden Schlag gegen mich zu richten, drehte mein Gegenüber den Kopf zum Rufer herum. Dabei handelte es sich wohl um den Schildträger, welcher es in der Zwischenzeit mit Sigfrid zu tun bekommen hatte. Nun schielte er jedoch fast schon verzweifelt zum Grund eines schmalen Tals neben der Klippe, wo ich allerdings nur einen unscheinbaren Kristallsplitter sehen konnte. „Holt ihn zurück, sofort!", schrie die Gestalt vor mir, welche scheinbar auf den Namen Schädel hörte. Augenblicklich versuchten sich die beiden anderen von Sigfrid und Leyla zu lösen, was ihnen aber zum Glück nicht wirklich gelang. Daraufhin stöhnte dieser Schädel nur leise und wollte sich von mir abwenden, allerdings dachte ich nicht im Traum daran, ihn einfach so gehen zu lassen. 

Stattdessen schlug ich wieder in schneller Abfolge mit meiner brennenden Klinge auf ihn ein, leider fasste sich mein Gegner binnen Sekundenbruchteilen wieder. So konnte er all meine Angriffe ganz locker abwehren und mich erneut nach hinten stoßen, diesmal hatte ich dies jedoch erwartet, wodurch ich mich ganz gut hielt. Nachdem ich kurze Zeit später wieder sicher stand, hörte ich ein leises Knurren neben mir hörte, was mich darauf aufmerksam machte, dass Ohnezahn an meine Seite getreten war. „Danke für die Hilfe Kumpel", meinte ich lächelnd in seine Richtung, was er mit einem leisen Fauchen zur Kenntnis nahm. Schädel auf der anderen Seite blieb erstaunlich ruhig, obwohl er es sicher nicht gewohnt war einen Nachtschatten vor sich zu haben. „Na schön mein Freund, hol ihn dir!", erlaubte ich ihm schließlich, worauf er sicherlich schon gewartet hatte, seit er bemerkt hatte, wie sehr mich Schädel in Schwierigkeiten brachte. Laut brüllend stürzte sich Ohnezahn anschließend mit gebleckten Zähnen nach vorne, um unserem Gegenüber offenbar die Kehle durchzubeißen. Schädel allerdings blieb wie zuvor ganz gelassen, ließ meinen Drachen näherkommen und wich im erst im letzten Moment mit einer Drehung um die eigene Achse aus. Dabei bewegte er sich auf dessen linke Seite und ganz kurz dachte ich, dass er sich den Druckpunkt an Ohnezahns Hals zunutze machen wollte, um ihn für einige Zeit kampfunfähig zu machen. 

Erstaunlicherweise tat er aber genau das nicht, stattdessen schlug er meinem Freund einfach brutal mit dem Knauf seines Schwertes gegen die Seite seines Kopfes. Sofort taumelte Ohnezahn benommen und brach schließlich in sich zusammen, woraufhin sich Schädel wieder an mich wandte. „Gib auf und nimm dein Leben zusammen mit dem deines Drachens, solange ich noch gnädig bin, oder stirb mit ihn", stellte er mich mit beunruhigend gelassener Stimme vor die Wahl. „Tut mir ja leid, aber... das ist nicht wirklich unser Stil", erwiderte ich bloß und griff ihn wieder an, so schnell ich konnte. Schädel jedoch blockte meine Klinge weiter ab, als würde er nur mit mir spielen und setzte zu einigen Gegenschlägen an, bei denen ich froh war, dass Astrid viel mit mir trainiert hatte. Anderenfalls wäre ich jetzt sehr wahrscheinlich in mundgerechte Stückchen geschnitten worden. Trotzdem wusste ich, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde, weshalb ich lieber auf das zweite Ass in meinem Ärmel zurückgriff. Also riss bei der nächstbesten Gelegenheit der Griff meiner Waffe herum, drückte auf einen verborgenen Knopf und sprühte ihm eine Ladung Zipper-Gas direkt ins Gesicht. Keuchend wich Schädel daraufhin zurück, keine Sekunde zu spät, denn schon hatte ich die grünliche Wolke mit meiner Flammenklinge gestreift und damit zur Explosion gebracht. Zu meinem Pech war dieser Kerl gerade noch rechtzeitig weit genug weggekommen und schien nun ein paar Male tief durchzuatmen. Als würde er genau wissen, wie hochgiftig dieses Zeug war und dass man es besser nicht einatmen sollte. 

„Na gut... Das hat mich jetzt überrascht", murmelte Schädel in meine Richtung und kurz war ich ein wenig irritiert, da ich glaubte einen Hauch Bewunderung in seiner Stimme zu hören. Bereits eine Sekunde später musste ich aber am eigenen Leib erfahren, dass Schädel das wohl nur gesagt hatte, um meine Aufmerksamkeit zu unterbrechen. Denn genau in diesem Augenblick preschte er nach vorne und griff mich erneut an, was ich kaum abwehren konnte. Somit hatte er mir schnell mein Schwert aus der Hand geschlagen und einige Schnittwunden zugefügt. Zu meiner Überraschung setzte er meinem leben jedoch kein Ende, sondern packte mich bloß am Hals, um mich zu würgen. Kurze Zeit danach wurde mir auch klar, wieso er das getan hatte, denn als er sich wieder umdrehte, erkannte ich wie Ohnezahn sich wieder aufgerichtet hatte. Da ich mich nun aber in Schädels Griff befand, zögerte er jedoch ihn anzugreifen, was sicherlich auch der Zweck dahinter gewesen war. „Los, fang deinen Reiter...", hörte ich Schädel dann auf einmal an Ohnezahn gewandt murmeln. Bevor ich auch nur darüber nachdenken konnte, was genau dieser Mistkerl damit meinte, hatte er mich auch schon mit übermenschlicher Kraft über eine Klippe in der Nähe geworfen, unter der sich nur Wasser befand. Schon in der Sekunde, in der ich durch die Luft segelte, hörte ich auch schon meinen Drachen verzweifelt kreischen und hinter mir herspringen.

Drachenschädel:
Nachdem ich mich diesem überraschend erfindungsreichen Wikinger und seinem Drachen entledigt hatte, drehte ich mich wieder zu Panzer sowie Pranke um. Leider waren sie immer noch in einem Kampf mit diesen beiden Seelenkriegern verstrickt und schienen sich nicht so bald daraus lösen zu können. Aus den Augenwinkeln sah ich einen von diesen Verbannten mit einer Lanze bewaffnet auf mich zukommen, aber ich durchtrennte den hölzernen Stiel einfach knapp hinter der Spitze mit meinem Schwert. Zwei Bewegungen später hatte ich meinen Gegner schließlich um seinen Kopf erleichtert und meine Klinge wieder in eine Position gebracht, aus der ich sie schnell überall hinbewegen konnte. „Na schön, Schluss mit diesem Kinderkram!", rief ich frustriert und ließ mich in die schmale Schlucht hinabgleiten, in die der Schlüssel gefallen war. „Dann hole ich ihn mir eben selbst!", fügte ich noch hinzu und marschierte auf den Splitter aus dunklem Kristall zu. Als ich jedoch den halben Weg zurückgelegt hatte, ließ sich auf einmal noch jemand von oben vor mich fallen und hob drohend seine Axt mit doppeltem Schneideblatt. Was mir sofort auffiel, war seine vergoldete Gürtelschnalle, die mit dem Wappen der Berserker verziert war, obwohl er ja offensichtlich zu den Verbannten gehörte. „Geh mir sofort aus dem Weg. Ich bin nicht wegen dir oder deinen Kameraden hier, sondern nur wegen diesem kleinen Stück Kristall. Also haben wir beide kein Problem, wenn du einfach nur zur Seite trittst", stellte ich unsere Situation dar. 

„Ha, nur über meine Leiche!", antwortete der Berserker lachend und hob seine Waffe. Da hatte ich allerdings bereits mit der linken Hand das Messer aus der Scheide an meinem rechten Unterarm und warf es nach meinem Gegner. Keuchend zuckte dieser zusammen, als sich die silbrig bleiche Klinge in seine Brust bohrte und er seine Axt fallenließ, woraufhin ich den letzten Abstand zwischen uns überbrückte. „Du solltest deine Worte mit mehr Bedacht wählen", erteilte ich ihm die vermutlich letzte Lektion seines Lebens, während ich den Griff meiner Waffe umfasste und sie wieder herauszog. Schlaff sackte der leblose Körper des Mannes in sich zusammen und nachdem ich den kleinen Dolch weggesteckt hatte, bewegte ich meine Klinge ruckartig. Nach zwei schnellen Schwertstreichen hatte den Gürtel des wohl ehemaligen Berserkers an zwei Stellen sauber durchtrennt und somit die Schnalle vom Rest gelöst. Schmunzelnd bückte ich mich und hob die goldene Zierde auf und steckte sie in meinen Gürtel, ehe ich mich aufrichtete. Unbemerkt hatte sich eine weitere, eindeutig weibliche Gestalt in Kleidung aus dunklem Leder und schwarzen Haaren vor mir in die Schlucht hinabgleiten lassen. 

Nun bückte sie sich fast schon ein wenig anmutig und hob den Kristallsplitter auf, um ihn ein paarmal spielerisch in die Luft zu werfen sowie danach wieder aufzufangen. „Oh, tut mir leid... Wolltest du das hier etwa wieder zurück zum Schiff bringen?", fragte sie lächelnd. „Ach Fänge... Ich hätte den Schlüssel schon beinahe gehabt", erwiderte ich darauf nur und trat einige Schritte näher zu ihr. „Nun ja, jetzt habe ich ihn aber, wie du siehst", gab sie nur kichernd zurück und steckte sich den Kristall hinten in den Gürtel, der ihren vergleichsweise kurzen Rock hielt. „Schön, solange er am Ende nur auf unserem Schiff landet, ist es mir egal, wer von uns beiden ihn nun genau dorthin bringt, in Ordnung?", erkundigte ich mich leicht genervt. „Natürlich, warum denn nicht gleich so?", fragte sie scherzhaft lächelnd und drehte sich bereits in Richtung des Hafens um, wo unser kleines Schiff vor Anker liegen sollte. „Panzer, Pranke! Wir verschwinden!", rief ich noch an die Beiden gewandt, ehe ich ihr folgte.

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