11. Kapitel: Ein alter Freund
Atali:
„So, da vorne ist es auch schon", verkündete Jay und deutete auf einen kleinen Höhleneingang im Fels vor uns. „Das ist die Höhle, in der die Flederflügler ihre Jungen aufziehen?", fragte Terek interessiert. „Ganz genau, dort drin versorgen sie ihre Neugeborenen für die ersten Wochen und in dem Waldstück um uns herum ziehen sie sie dann weiter auf. Trotzdem sind alle Flederflügler aber für das erste Jahr ihres Lebens hier in dieser Höhle zuhause", erklärte er daraufhin und streichelte Fangzahn neben sich leicht über den Hals. Ich hielt mich aus dem Gespräch raus und beobachtete die Szene stattdessen nur misstrauisch. Sicher, dieser Jay schien ein großer Freund der Drachen zu sein, aber das machte ihn noch nicht gleich zu unserem Verbündeten, jedenfalls nicht für mich. Bereits im nächsten Moment ging Jay langsam ins Innere der Höhle, wir folgten ihm, wobei ich aufmerksam die Augen offenhielt. Allerdings schien meine Sorge zumindest vorerst grundlos zu sein, wie ich bereits kurz nach dem Betreten feststellen durfte. Denn dort lagen tatsächlich nur ein paar Flederflügler, welche sich alle eng um etwas zusammengekauert hatten. Beim zweiten Blick erkannte ich dann schließlich, dass es sich dabei um wirklich sehr junge Flederflügler von der Größe eines Schrecklichen Schreckens handelte. Obwohl ich dem Ganzen noch immer nicht ganz traute, kam ich doch nicht drum herum mir einzugestehen, wie süß die Kleinen doch waren. Ihr Fell war noch viel kürzer, als bei den vollständig ausgewachsenen Drachen, stellenweise sah ich sogar ihre überraschend verletzlich wirkende Haut darunter.
Außerdem fiel mir auf, dass nicht wenige von ihnen und besonders die ganz Kleinen Jungtiere teilweise scheinbar orientierungslos umhertrotteten. Dabei stießen sie teilweise gegeneinander und auch gegen ihre Mütter, zumindest glaubte ich, dass die Erwachsenen hier Weibchen waren, was mich anfangs noch verwirrte, mir aber schließlich irgendwie bekannt vorkam. „Die sind... blind", wurde es mir schließlich klar. „Allerdings, alle Flederflügler verbringen ungefähr die ersten vier Mondläufe ihres Lebens blind, erst dann sind sie dazu in der Lage ihre Augen zu öffnen", erklärte Jay. „Das ist ja fast genau wie bei den Klingenpeitschlingen", entfuhr es Minden, während sie sich ein paar von den Jungen genauer ansah. „Und niedlich sind diese Kleinen hier genauso", fügte sie dann noch hinzu und klang dabei so, als würde sie mit einem der Babys am liebsten gleich hier kuscheln. „Da stimme ich dir zu, die sind wirklich süß", meinte Nadia neben mir und aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sie über die stählerne Armschiene an ihrer linken Seite streichelte. Ein warmes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich mich daran erinnerte, um was es sich bei den kleinen Erhebungen auf dem Metall handelte. Nämlich keines Wegs um das Ergebnis einer unsauberen Schmiedearbeit, stattdessen war jede einzelne davon ein kleiner Schwanzstachel von einem Klingenpeitschling-Baby. Allesamt über die Zeit ausgefallen und jeder von einem der Jungdrachen, um die sich Nadia gekümmert hatte. Eine stille Erinnerung an jedes kleine Leben, was sie einst großzog.
Wir verbrachten noch den gesamten Rest des Tages dort in der Höhle, wobei die meisten Flederflügler zwar durchgehend schließen, immerhin waren diese nachtaktiv, aber das machte den Anblick nicht weniger putzig. Ganz im Gegenteil, diese kleinen Jungdrachen konnten es in meinen Augen sogar fast mit einem Klingenpeitschling-Baby aufnehmen, aber wirklich nur fast. Trotz allem ließ ich in meiner Wachsamkeit wenig bis gar nicht nach, immerhin war Rowin gegen Mittag mit Heidrun, natürlich auch Windfang, Venatrix und Gunnar aufgebrochen, um einen alten Freund oder so aufzusuchen. Das hieß allerdings auch, dass wir anderen hier auf dieser Insel klar unterlegen wären, wenn dieser Jay uns doch noch übers Ohr hauen wollte, aus jenem Grund hielt ich meine Vorsicht für durchaus angebracht. Mit einem Mal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich ein leises, kaum hörbares Knacken im Gebüsch neben dem Ausgang der Höhle war nahm. Instinktiv wandte ich mich mit erhobenem Speer in die entsprechende Richtung und suchte nach der Ursache des Geräuschs. „Was ist denn los Atali?", fragte auf einmal Terek hinter mir und trat mit misstrauischem Blick neben mich. „Da war ein Knacken... So als wäre irgendjemand auf einen Ast oder sowas in der Art getreten", meinte ich und blickte weiter ins Gebüsch. „Na ja, wir sind hier auf einer zu großen Teilen unbewohnten Insel, da wird es schon das eine oder andere Tier geben, oder meinst du nicht?", bemerkte Jay. „Mhm... Wahrscheinlich hast du Recht", gab ich leicht widerwillig zu und entspannte mich wieder etwas.
Rowin:
„Lord Rowin, willkommen", begrüßte uns, oder eher mich, eine der Wachen am Turm der Insel, auf der die Seelenkrieger ihren Hauptaußenposten errichtet hatten. „Oh, bitte... Wie oft muss ich denn noch sagen, dass ich mir nichts aus solchen Formalitäten mache und ihr mich nicht mit diesem Titel anzusprechen braucht?", fragte ich leicht genervt, während ich Heidrun neben mir nur leise kichern hörte. „Ganz wie Ihr es wünscht. Darf ich Euch aber in aller Bescheidenheit fragen, was genau Ihr hier wollt? Seid Ihr bloß hier, um Euch etwas auszuruhen und Eure Vorräte aufzustocken, oder Seid Ihr aus einem ganz anderen Grund hergekommen?", fragte der mein Gegenüber anschließend, wobei ich nur leicht seufzte. Egal wie oft ich es ihnen auch erklärte, dass sie mit mir einfach so sprechen sollten, wie mit jedem anderen auch, die meisten Seelenkrieger sahen in mir trotzdem nur den Titel. Noch ein Grund mehr, warum ich die Gesellschaft meiner Freunde und allen voran natürlich Heidrun bevorzugte. Sie kümmerten sich nicht darum, dass ich als Nachtschattenkrieger theoretisch die einflussreichste und mächtigste Persönlichkeit unter den Seelenkriegern war. Wirklich erstaunlich, wie wichtig einem so eine eigentlich ja Selbstverständlichkeit werden konnte, wenn fast jeder um einen herum auf einmal übertrieben stark auf Förmlichkeiten und sowas setzte. „Tatsächlich sind meine Gefährten und ich nicht nur gekommen, um uns auszuruhen, obwohl wir eine kleine Pause dennoch gebrauchen könnten. Allerdings möchte ich persönlich außerdem noch mit Hama sprechen, falls es sich gerade einrichten lässt", beantwortete ich schließlich die Frage.
„Oh, das könnte heute womöglich etwas schwierig werden... Gerade gestern ist nämlich eine wahre Flut an dringlichen Angelegenheit über ihn hereingebrochen, welche Hama als Kriegsminister der Seelenkrieger so schnell wie möglich bearbeiten muss. Aus diesem Grund kann er im Moment keinerlei Besucher empfangen, ich rate Euch daher, dass Ihr und Eure Gefährten hier übernachtet und es morgen nochmal versucht", erklärte die Wache. „Ich denke, er wird mich trotzdem empfangen. Kannst du dich inzwischen um eine Bleibe für meine Frau sowie natürlich ihrem Drachen und meinen restlichen Reisegefährten kümmern?", erkundigte ich mich bei ihm. „Natürlich, ganz wie Ihr es wünscht, Lord Rowin", meinte die Wache und fast hätte ich mich bei der Anrede übergeben müssen. „Gut, dann geht ihr euch bitte schon einmal ausruhen und ich rede in der Zwischenzeit mit Hama", bat ich Heidrun und die anderen. „Hey, was lässt dich bitte glauben, dass ich dem Gespräch nicht beiwohnen will?", fragte Heidrun und knuffte mich leicht verspielt in die Seite. „Liebste, ich bitte dich... Du hast heute allerhöchstens fünf Stunden lang geschlafen, nachdem du über Nacht einen harten Kampf hinter dich bringen musstest. Wir Seelenkrieger können das noch wegstecken, da wir aufgrund unserer Vereinigung mit einer Drachenseele weniger Schlaf benötigen, aber du nicht. Also tu mir den Gefallen und ruh dich aus", bat ich sie so sanft wie möglich. „Na gut... Aber dafür schuldest du mir etwas", lenkte sie zu meiner Erleichterung ein. „Gut, also sagen wir ein romantisches Abendessen bei nächster Gelegenheit?", erkundigte ich mich und lächelte leicht verspielt. „Oh, die Antwort kennst du doch längst", meinte sie und lächelte ebenfalls warm.
„Ganz ehrlich, ihr Zwei? Nehmt euch ein Zimmer...", kam es auf einmal von Gunnar und sofort mussten wir alle lachen. „Komm, gehen wir lieber und lassen uns von dem netten Herrn hier unsere bescheidene Unterbringung zeigen, bevor sich die beiden Turteltauben hier gar nicht mehr trennen können", schlug Venatrix vor und sofort wurden meine Wangen ein wenig heiß. „Also... Dann bringe ich Eure Begleiter einmal auf ihre Zimmer, wenn es genehm ist, in Ordnung?", fragte die Wache. „Natürlich, den Weg zu Hamas Arbeitskammer finde ich auch allein", erwiderte ich ihm und ging anschließend ohne weiteres einfach an ihm vorbei ins Innere der Burg.
Laut hallten die Schritte meiner schweren Stiefel in den größtenteils leeren Gängen des Turmes wider. Von Zeit zu Zeit lief mir irgendein Bediensteter über den Weg, aber ich ignorierte sie alle gekonnt. Zum Glück war das auch nicht sonderlich schwer, da sie mir immer sofort höflich Platz machten, weshalb ich sie alle einfach nur mit einem schnellen Gruß abspeiste, ohne auch nur anzuhalten. So kam ich relativ schnell zu einer immer wieder beeindruckend großen Tür, an der ich kurz klopfte und nach einem lauten Herein den Raum dahinter betrat. Was ich jedoch auf der anderen Seite sah, brachte mich augenblicklich zum Schmunzeln, denn dort saß an einem mit Pergamentpapieren überladenen Schreibtisch ein ziemlich genervter Hama. Als er allerdings aufsah und mich erblickte, hellte sich seine Gesichtszüge augenblicklich auf. „Rowin, meine Güte wie lange mag es her sein, dass wir uns außerhalb einer dieser schrecklich vornehmen Feiern gesehen haben?", fragte mein alter Lehrmeister, während er aufstand und auch mich zulief. Von seiner freundlichen Art einmal mehr erheitert lächelnd kam ich ihm entgegen und nahm den Handschlag, den Hama mir anbot, gerne an. Zu meiner Überraschung zog er mich anschließend noch näher zu sich und legte seinen freien Arm um mich, ich tat es ihm instinktiv gleich. „Bitte sag mir, dass du meinen Rat in einer dringenden Angelegenheit brauchst, sonst muss ich mich weiter mit diesem Papierkram abplagen", flüsterte er mir dabei ins Ohr und ich musste mich zusammenreißen, um nicht sofort loszulachen. „Keine Sorge, ich zu deinem Glück könnte ich einen kleinen Ratschlag im Moment tatsächlich sehr gut gebrauchen", flüsterte ich zurück. „Danke", meinte er nur zurück und ließ mich wieder los, ehe er sich an einen seiner Diener wandte, der schräg hinter dem Schreibtisch stand. „Bereitest du die restlichen Sachen bitte soweit vor, dass ich nur noch zu unterschreiben brauche?", fragte er ihn und erhielt fast sofort ein bestätigendes Nicken.
„Gut, ich bin dann im Kaminzimmer, falls irgendetwas sein sollte, allerdings würde ich es vorziehen nur gestört zu werden, wenn der Turm in Flammen steht", meinte Hama dann noch, als er schon zur Tür lief, ich folgte ihm. Eilig führte er mich anschließend in den oberen Teil des Turmes, wo sich ein gemütliches Zimmer mit Kamin, mehreren Sitzgelegenheiten und einem kleinen Holztisch befand. Dazu waren die Wände vollständig hinter bis zum Bersten gefüllten Bücherregalen versteckt, was mich jedes Mal aufs Neue zum Schmunzeln brachte. „Darf ich dir etwas anbieten? Einen Brandwein vielleicht?", fragte er schließlich und lief schon in Richtung der einen Wand, welche nicht zugesellt war. Von meinem letzten Treffen hier mit ihm wusste ich, dass sich hinter der Holzvertäfelung eine Art Geheimfach befand, in dem er immer ein paar Getränke aufbewahrte. „Gerne, aber keinen allzu Starken", antwortete ich ihm und ging derweil zum Kamin, um ihn anzufeuern. Immerhin neigte sich der Tag langsam seinem Ende zu und somit schwand auch die Wärme langsam aber sicher dahin. „Lässt sich einrichten. Du weißt ja, dass ich persönlich niemals ein großer Freund des Alkohols gewesen bin, deshalb trifft es sich auch sehr gut, dass wir Seelenkrieger jetzt Handel mit den Menschen treiben. Da ihre alkoholischen Getränke für uns Seelenkrieger in der Regel ja viel zu schwach sind, bieten sie die perfekte Alternative für jemanden wie mich, der nur für den Geschmack trinkt", meinte Hama leise schmunzelnd und zauberte eine Flasche, sowie zwei hohe Kristallgläser aus dem Fach hervor. Letztere hatte er eindeutig aus dem Seelenreich mitgebracht. „Stimmt, ich erinnere mich daran", erwiderte ich ihm und entzündete den Kamin.
Dabei spürte ich die Ungeduld von Feuerblitz in meinem Geist wie ein brennendes Jucken unter den Fingernägeln. Lustigerweise sah mein Seelenbruder es überhaupt nicht gerne, wenn ich ein Feuer auf die normale Weise entfachte, wo ich dies doch theoretisch mit einem Plasmastrahl abkürzen konnte. Doch zu seinem Unglück war dieses Zimmer mit deutlich zu vielen Möbeln eingerichtet, als dass ich mich hätte verwandeln können, also mussten wir uns so behelfen. „Also, wie ist es dir so ergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?", fragte er schließlich, nachdem das Feuer schön brannte, wir uns gesetzt und beide ein Glas Brandwein in der Hand hatten. „Eigentlich ganz gut, Heidrun und ich kommen soweit zurecht, obwohl wir natürlich noch ein paar Kleinigkeiten in unserer neuen Beziehung zueinander klären müssen. Allerdings ist das nichts, was uns jetzt direkt großartig behindern würde. Dazu kommen wir auch mit unseren Pflichten im Bündnis auch sehr gut klar", erzählte ich und nippte vorsichtig an dem Getränk. Definitiv von den Wikingern gekeltert, also für Seelenkrieger völlig harmlos und nur für den Geschmack zu gebrauchen, genau wie Hama versprochen hatte. „Freut mich für dich, bei mir läuft es leider... weniger gut. Viel zu viele Verpflichtungen als neu ernannter Kriegsminister der Seelenkrieger... Ich sehne mich inzwischen einfach nur noch nach den Tagen, an denen ich mich um meine Schüler kümmern oder auch ihre Fortschritte begutachten konnte", erzählte mein alter Meister und blickte leicht getrübt auf sein Glas. „Tut mir leid, aber da musste ich anfangs auch durch, als das Bündnis gerade erst gegründet worden war. Falls du irgendwann einmal Tipps für einen kleinen Ausflug zum Ausspannen brauchst, dann sag bescheid und ich zeige dir das Inselreich hier", bot ich ihm an und nahm derweil einen etwas größeren Schluck von meinem Getränk.
„Ein durchaus reißvolles Angebot, ich werde sicher noch darauf zurückkommen... Allerdings, du bist doch nicht nur wegen einem netten Gespräch und dem Brandwein gekommen, oder?", fragte Hama vorsichtig und zog die Augenbrauen hoch. „Nein, dass bin ich in der Tat nicht", gestand ich ihm und erzählte anschließend von der Begegnung mit Jay. „Hm, eine sehr interessante Geschichte... Und dann auch noch eine, die der Wahrheit entspricht. Aber so wie du dich vorhin ausgedrückt hast, bist du dir schon ziemlich sicher damit, dass dieser Jay nicht unser Feind ist, also was möchtest du von mir?", erkundigte er sich danach. „Um ganz ehrlich zu sein, wollte ich schon auch noch deine Meinung zu Jay, da ich mir einfach nicht ganz sicher bin, was diese ganze Sache angeht... Allerdings hatte ich auch gehofft, du könntest mir vielleicht bei seinem Schwert weiterhelfen, es ist nämlich wie schon gesagt dazu in der Lage eine Klinge von uns Seelenkriegern zu parieren. Entsprechend muss Jay also auch eine solche führen, da neben den Klingen des Ewigen Feuers keine anderen Waffen dazu in der Lage sind. Nur bleibt dann die Frage offen, wie er an dieses Schwert gekommen ist", erklärte ich und trank einen weiteren Schluck. „Ah, ich verstehe... Du fürchtest, dieses Schwert könnte in dieser Zeit von unserem Volk geschmiedet worden und dass Jay somit einen Seelenkrieger getötet hat, um an es zu gelangen", fasste Hama besser zusammen, als ich es im Moment gekonnt hätte. „Ganz genau, deshalb komme ich ja auch zu dir. Du bist der Kampfmeister unseres Volkes und kennst dich somit nahezu perfekt mit praktisch allen Waffen aus, welche zu deinen Lebzeiten geschmiedet wurden. Davon einmal abgesehen, dass du auch viele berühmte Klingen aus der vergangenen Geschichte der Seelenkrieger kennst", zählte ich auf. „Danke, danke. All diese Komplimente nehme ich gerne an", meinte Hama und grinste schelmisch.
„Gerne doch, also hilfst du mir jetzt mit dem Schwert?", hakte ich nach und konnte mir ein amüsiertes Lächeln dabei einfach nicht verkneifen. „Natürlich, kannst du es mir nochmal genau beschreiben?", fragte er zurück und stellte nebenbei sein Glas auf dem Tisch vor sich ab. „Gerne", antwortete ich und berichtete ihm alle Details der Waffe, an die ich mich noch erinnern konnte. „Hm, sehr interessant... Ich kann schonmal mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ein solches Schwert, wie du es beschreibst, nicht in den letzten 30 Jahren von uns Seelenkriegern geschmiedet worden ist. Allerdings kommt es mir dennoch bekannt vor, so wie du es beschrieben hast, nur kann ich mich beim besten Willen nicht entsinnen, ein solches Stück bereits gesehen zu haben... Was genau hattest du gesagt? Eine glutrote Klinge, mit einem pechschwarzen Griff?", hakte er nochmal nach. „Genau, wobei ich beim zweiten Mal überlegen wohl eher sagen würde, dass die Klinge blutrot ist", berichtigte ich mich selbst und augenblicklich hellten sich Hamas Augen auf. „Warte kurz...", murmelte er und ich konnte seine Gedanken förmlich rasen hören, als er aufstand und zu einem der Regale hinüberging. Dort zog er ein ziemlich dickes Buch aus der Reihe und blätterte einige Zeit lang darin herum, während er langsam wieder zu mir kam. Schließlich musste er wohl gefunden haben, was er suchte, denn Hama tippte mit einem Finger mehrfach gegen eine Seite und überbrückte dann den restlichen Abstand zu mir. „Ähnelt dieses Schwert vielleicht dem, was du bei Jay gesehen hast?", erkundigte er sich und zeigte mir eine Zeichnung in dem Buch. „Bis ins allerkleinste Detail", antwortete ich bereits nach einigen Sekunden. „Wie überaus interessant... Scheint so, als wäre dein neuer Freund im Besitz von Blutmond, einer durchaus sehr berühmten Klinge des ersten großen Krieges, den unser Volk bestreiten musste", meinte Hama, während er das Buch wieder zu sich selbst drehte.
„Laut diesen Aufzeichnungen wurde sie einst von einem Fürsten der Seelenkrieger, welcher im Kampf gegen den Orden des Ewigen Feuers dutzende Feinde ohne Mühe neiderstreckte. Jener Fürst soll ein solch mächtiger Widersacher für den Dämonenkönig gewesen sein, dass er sich seinem Tod persönlich annahm. Allerdings hatte man sein Schwert niemals gefunden, nur noch eine Leiche, oder eher was davon übrig war", erklärte er und überflog den Text auf den Seiten. „Dann hat Jay dieses Schwert also tatsächlich nur gefunden", fasste ich nochmal zusammen und war aus irgendeinem Grund zutiefst erleichtert. „Scheint so, bei genauerem Nachdenken ist es auch gar nicht mal mehr so unglaubwürdig. Immerhin gibt es mit Sicherheit noch mehr als genug vergessene Schlachtfelder, auf denen die Relikte alter Kriege zwischen vermengten Knochen und Ascheflocken vergraben liegen", grübelte Hama laut vor sich hin. „Verstehe, danke für das Gespräch, alter Freund. Ich gehe jetzt aber wohl besser zu Heidrun, bevor sie noch beleidigter ist, dass ich sie hiervon ausgeschlossen habe... Aber was soll man machen, wenn sie die letzten Tage deutlich zu wenig geschlafen hat und es nicht einsehen will?", erkundigte ich mich scherzhaft, woraufhin Hama nur leise schmunzelte. „Bin ich froh, dass ich niemals des Reiz verspürt habe, mir ebenfalls die Fesseln der Ehe anzulegen", meinte er daraufhin und lachte kurz.
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