35. Kapitel: Legenden sterben nie...

Rowin:
Ein wütendes Glühen, stärker noch als sonst, lag in den Augen von Dragona, als er sich wieder aufrichtete und hasserfüllt zu uns sah. „Also schön... Vielleicht ist dies nicht der Tag, an dem ich meinem Herrn eine neue Armee geben kann, aber es ist ganz sicher der, an dem ich ihm endlich den Kopf eines Nachtschattenkriegers auf einem Tablett servieren kann", knurrte er und zog sein silbriges Schwert blank. Es brauchte mein gesamtes Maß an Selbstbeherrschung, um jetzt nicht erschrocken zu schlucken, Sigfrid dagegen schien diese Aussage komplett kaltzulassen. Dagegen konnte ich aus den Augenwinkeln noch genau erkennen, wie sich Astrids und Alienas Pupillen erschrocken weiteten, sie selbst aber recht still stehenbleiben konnten. Heidrun war von uns allen die Einzige, die es nicht schaffte die Fassung zu behalten, sondern stattdessen erschrocken aufatmete, was sicher mit unserer Beziehung zu tun hatte. Allerdings blieb mir keine Zeit mehr mich auf sowas zu konzentrieren, denn unsere Gegenüber waren in der Zwischenzeit von der Tribüne hinunter in die Arena gesprungen und kamen allesamt mit gezückten Waffen auf uns zu. Dies gab uns indirekt einen Impuls dasselbe zu tun und begleitet von unseren drei Drachenfreunden ließen wir uns also ebenfalls sachte in die Arena hinuntergleiten. „Du doppelzüngiger, hinterlistiger, miese Verräter!", schallte plötzlich Johanns Stimme durch die Arena, während sich auf einmal unzählige Drachenjäger rund um den Rand der Arena herum sammelten. „Männer, tötet sie alle!", befahl ihr Anführer noch wütend, doch bevor sie dem folgen konnten, explodierte plötzlich eine der Türen in der Wand der Arena. Ich hatte mich kaum gefragt, was das wohl gewesen sein könnte, stürmten auch schon unzählig viele Drachen, die wohl für die Arenakämpfe hier gefangen gehalten wurden, den kreisförmigen Platz. 

Zum Glück schienen sie verständlicherweise in erster Linie nur daran interessiert zu sein, ihre ehemaligen Peiniger in Stücke zu reißen, womit sie uns und leider auch Dragonas Leute größtenteils in Frieden ließen. Trotzdem verwandelte sich alles um uns herum binnen Sekundenbruchteilen in das reinste Chaos aus wütenden Drachen und vor Verzweiflung schreienden Drachenjägern. Gerade, als ich dann dachte, die Situation könne nicht noch verrückter werden, trat plötzlich auch noch Viggo mit einem Breitschwert, was er vermutlich einer der Wachen abgenommen hatte, durch das zerstörte Tor. Den Gesichtsausdrücken meiner Freunde nach zu urteilen hatten sie genauso wenig wie ich damit gerechnet, ihn auf diese Weise heute noch wiederzusehen, schon gar nicht mit einem genießenden Grinsen im Gesicht. „Johann, wie mir scheint sind deine Drachen mehr als unzufrieden mit ihrer Behandlung hier... Vielleicht hättest du auf meinen Rat damals hören und sie von Zeit zu Zeit ein klein wenig bei Laune halten sollen", meinte er dann ohne Vorwarnung in Richtung von Angesprochenem und lächelte Selbigem breit zu. Danach wandte er seinen Blick erst zu uns und danach zu Dragona, der gerade wohl mehr als genug damit zu tun hatte, die Situation zu begreifen. „Also schön... Ihr kümmert euch um diese verfluchten Mistkerle, die meinen Bruder auf dem Gewissen haben und ich halte euch solange die Idioten von Johann vom Hals", legte Viggo dann einfach fest, was uns aber doch recht gut entgegenkam. „Gut... Astrid, Aliena und Heidrun, ihr helft Viggo und den wilden Drachen, während Rowin und ich unsere beiden Freunde dort beschäftigen", meinte Sigfrid, als er bemerkt hatte, dass sich die zwei Wachen von Dragona zusammen mit Drachenkralle ein Stück zurückzogen, um das Chaos um sie herum etwas unter Kontrolle zu halten. 

„Einverstanden", lenkte Astrid ein und stieg auf Sturmpfeils Rücken. „Pass auf dich auf, Rowin", meinte Heidrun, was mich dann doch mehr berührte, als es hier gerade passte. „Nur damit das klar ist, keiner von euch rührt meinen Bruder an, das regeln ich und Ayla alleine", erinnerte uns Aliena nochmal. „Oh, da habe ich nichts gegen", erwiderte Astrid nur und Heidrun stimmte ihr mit einem kurzen Nicken zu. „Welchen nimmst du?", fragte Sigfrid, als Dragona und Kelbek langsam näher zu uns traten. „Dragona", antwortete ich bestimmt. „Bist du dir sicher damit? Immerhin dürfte er mit Sicherheit der Gefährlichere von Beiden sein", hakte mein Freund besorgt nach. „Ja... Er wird sich sowieso auf mich fokussieren, also ist das unsere beste Chance ihn irgendwie zu beschäftigen", erklärte ich ihm und hob meine Klinge wie einen Schild vor mich. „Wie du meinst... pass gut auf dich auf", bat mich Sigfrid noch, ehe er Kelbek entgegentrat. Ein letztes Mal schienen wir alle noch durchzuatmen, bevor wir auch schon aufeinander zustürmten und sich unsere Klingen mit einem leicht schrillen Ton kreuzten. „Auf diesen Tag habe ich gewartet... Seit ich vor bald 400 Jahren das erste Mal von Onyx besiegt wurde, habe ich von nichts anderem träumen können, als daran einen Nachtschattenkrieger zu töten!", fauchte mein Gegenüber zornig und trieb mir damit einen kalten Schauer über den Rücken. „Nun, dann tut es mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich werde es dir in diesem Punkt nicht besonders leicht machen", erwiderte ich ihm so selbstsicher wie möglich. Diese Aussage brachte Dragona aber nur ein kurzes Grinsen ab, ehe er meine Waffe mit seiner ganz einfach zurückstieß und zu einer furiosen Offensive ansetzte. All die Angriffe abzuwehren kostete mich meine gesamte Konzentration und mein ganzes Können im Schwertkampf, da die Schläge meines Gegners schneller und kräftiger denn ja waren. 

Schon bei unserer letzten Begegnung in den Höhlen unter einem von Johanns Stützpunkten hatte Dragona mit meinen gesteigerten Fähigkeiten mehr als gut mithalten können, aber jetzt... Jetzt hatten sich all seine körperlichen Eigenschaften durch den Nachtschattenring um ein Vielfaches verstärkt, womit er meine Stärke, Schnelligkeit und Reaktionszeit sogar um ein kleines Stück überbieten konnte. Schnell hatte er mich in Schwierigkeiten und damit an den Rand der Verzweiflung gebracht, immerhin musste ich ihn ja noch ein paar Minuten länger beschäftigen. Noch dazu kam die Tatsache, dass ich ja eigentlich auch hier war, um ihn den Ring wieder abzunehmen, aber das würde wohl nichts mehr werden, wenn es so weiterging. Das einzig Positive war, dass ich nun immerhin wusste, dass Dragona den Ring tatsächlich selbst am rechten Zeigefinger trug, aber das half mir ja herzlich wenig dabei, ihn zu besiegen. Immer weiter drängte er mich zurück, bis er mich schließlich mit einem Tritt in den Bauch gegen eine zweite Person stieß, die ich auf eine kurze Drehung meines Kopfes als Sigfrid erkannte. „Willst du jetzt vielleicht tauschen?", fragte er, ohne von Kelbek, der mit gezücktem Schwert und Dolch vor ihm stand, aufzusehen. „Na schön, er gehört ganz dir...", lenkte ich ein und gab ihm mit der rechten Schulter einen leichten Stoß gegen seine Linke. Sofort verstand mein Freund, was ich damit sagen wollte, und drehte sich genauso wie ich nach rechts um, womit wir unsere Positionen nun vertauscht hatten. Kelbek zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und hinter mir hörte ich Dragona abfällig schnauben, aber bevor die Beiden noch weiter hierdrüber nachdenken konnte, stürmten Sigfrid und ich auch schon auf sie zu.

Sigfrid:
Ich hatte zwar schon erwartet, dass dieser Dragona ein sehr guter Kämpfer sein würde, immerhin hatte er gut 400 Jahre Erfahrung, aber er überrumpelte mich dennoch. Mit seiner zweifellos durch den Ring gestärkten Kraft und Schnelligkeit war seine Offensive mehr als einfach nur gefährlich und dazu kam noch sein unglaublicher Wille. Nichts schien ihn von seinem Ziel, mich zu töten, abbringen zu können, was mich angesichts des Fluchs, der auf ihm lastete, aber auch nicht wirklich wunderte. „Das ist also aus den Seelenkriegern geworden, wie erbärmlich! Frühere Mitglieder deines Volkes haben mich vor ihrem Tod noch an den Rand meines Könnens getrieben, aber du schaffst es ja kaum mein Blut in Wallung zu bringen!", spottete Dragona plötzlich und brachte mich damit fast aus dem Konzept, was sicher tödlich geendet hätte. „Ach ja", entgegnete ich ihm möglichst gelassen, „du magst früher vielleicht ein stolzer Krieger gewesen sein, aber jetzt bist du nur noch eine Figur auf dem Brett eines Wahnsinnigen! Am Ende werden dir alle getöteten Seelenkrieger des Inselreichs nichts nützen und du gehst trotzdem in die Geschichte ein als Knecht des Dämonenkönigs!" Es war sicher riskant Dragona so zu konfrontieren, aber mit etwas Glück würde er dann auch schlechter kämpfen und ich hätte eine Chance ihn zu besiegen. „Ich bin kein einfacher Knecht, oh nein... Ich bin der Anführer der mächtigsten Armee, die diese Welt in 400 Jahren jemals gesehen hat!", schrie mir mein Gegenüber entgegen. Mit diesen Worten stieß er mich ein gutes Stück zurück und machte er eine ausweifende Geste in Richtung seiner beiden Gehilfen, welche danach sofort auf mich zustürmten. 

Zu meinem Glück waren diese Beiden nicht auf dem Niveau eines Seelenkriegers, weshalb ich den Schlag des Ersten sehr leicht ablenken und ihn im Anschluss mit einem gezielten Stich zu töten. Dem Zweiten erging es nicht wirklich besser, den als ich mein Schwert gerade wieder aus seinem Mitstreiter herauszog, drehte ich mich schnell um die eigene Achse, stieß dabei sein Schwert zur Seite und machte ihm mit einem einzigen Streich ebenfalls ein Ende. Anschließend wandte ich mich mit einer weiteren Drehung blitzartig wieder zu Dragona um und kam gerade rechtzeitig, um einen weiteren Hieb von ihm zu parieren. „Du führst doch nur eine Armee ohne jede Art von Glauben und auch ohne wahre Loyalität, nichts weiter als versklavtes Fleisch! Was hast du neben dem Dienst an deinem Herrn vorzuweisen, was du in diesem Krieg zu gewinnen hast?", fragte ich mit genug Nachdruck, um einen Kiesklops umzuhauen. „Leben... Wenn ich euch besiege und meinem Herrn gut diene, dann erweist er mir ihm Gegenzug die Freundlichkeit seine neue, bessere Welt zu sehen", meinte Dragona entschlossen und führte seine Angriffswelle sogar noch wütender als zuvor fort. Zwar konnte mich Dragona damit sogar weiter an den Rand meines Könnens bringen, aber der Nachteil für ihn war auch, dass er nun fast überhaupt keine Selbstkontrolle mehr hatte. Diese Schwäche nutzte ich dann auch bei nächster Gelegenheit aus, indem ich ihn bei einem Angriff, in den er nun deutlich zu viel Kraft gesteckt hatte, einfach an mir vorbeilaufen ließ. In Kombination mit einem schnellen Tritt in den Rücken landete der Mistkerl dann in einem Haufen kämpfender Drachen und Drachenjäger, was ihn erstmal beschäftigen sollte. Hektisch drehte ich mich stattdessen zu Rowin um, der scheinbar einige Probleme mit Kelbek hatte, weshalb ich eilig zu ihm rannte. 

Gerade noch rechtzeitig kam ich schließlich bei ihm an, um einen vermutlich tödlichen Schwertstreich von Kelbek zu parieren und im gleichen Moment auch zu entwaffnen. Dabei segelte die silbrige Klinge noch ein gutes Stück durch die Luft in Dragonas Richtung, ehe sie klappernd auf dem Boden landete. Zu meiner mittleren Überraschung gab sich unser Gegenüber noch nicht so einfach geschlagen, sondern trat nur einige Schritte zurück, um mit der rechten Hand einen langen Dolch vom Gürtel zu ziehen. Mit ihm und dem vergleichsweise kurzen Messer, was er schon die ganze Zeit in seiner linken Hand gehabt hatte, ging er nun wieder auf mich los. Geschickt wehrte ich alle seine Angriffe ab und versuchte ihn dabei auf Distanz zu halten, um die geringere Reichweite seiner Waffen auszunutzen, was sich tatsächlich recht schwierig gestaltete. Denn mit seinem akrobatischen und schnellen Kampfstil schaffte es Kelbek trotzdem immer wieder meiner Klinge auszuweichen und gefährlich nah an mich heranzukommen. Mal wieder einer der Momente, wo ich wirklich froh war, dass meine Rüstung gerade für so kleine Waffen fast völlig undurchdringlich war. Trotzdem würde ich am Ende auch irgendwann zurückschlagen müssen, nur konnte ich Kelbek bei seinen schnellen Bewegungen ja kaum treffen. So stieg seit langer Zeit in einem Zweikampf einmal wieder die Furcht in mir hoch, ich könnte meinem Gegenüber doch unterliegen, was in diesem Fall sicherlich tödlich für mich ausgehen würde. Letzten Endes kam es aber nicht soweit, auch wenn ich diesen Erfolg wohl nicht für mich beanspruchen kann, denn eigentlich war es eher so, dass ich wirklich keinen Ausweg mehr wusste und Rowin mich retten musste. Mein alter Freund hatte Kelbeks Ablenkung durch unseren Zweikampf einfach ausgenutzt und war so in den Rücken meines Gegenübers getreten, um ihn von dort aus zu erstechen. Nicht die ehrenhafteste Art zu kämpfen, aber immer noch besser als der Tod, weshalb ich diesmal gerne über sowas hinwegsah. 

„Danke...", murmelte ich leise und atmete vor Erleichterung aus. „Du hättest doch dasselbe für mich getan", erwiderte Rowin und zog seine Waffe wieder aus Kelbeks Brustkorb. Mit einem Ausdruck der Erleichterung in den Augen, sah ich anschließend dabei zu wie unser Gegner kraftlos auf die Knie sank. Wir hatten es fast geschafft, jetzt mussten wir nur noch einen unserer Feinde ausschalten. Ein entsetztes Keuchen aus Dragonas Richtung lenkte meine Aufmerksamkeit auf ihn, er hatte seine letzten Spielgefährten wohl wieder loswerden können und starrte nun seinen Waffenbruder ungläubig an. Dieser wiederum konnte nur zurückstarren, während eine kleine, kaum sichtbare Träne aus seinem rechten Auge lief. Sofort im Anschluss sackte Kelbek auch schon endgültig zusammen und Rowins Stich forderte nun seinen letzten Tribut, als er sich das Leben des Mannes holte. „Nein... Kelbek...", hörte ich Dragonas Stimme murmeln. Noch immer stand er unverändert da. Ganz kurz schien ich sogar so etwas wie echte Trauer in seinen Augen zu sehen, aber das schwang so plötzlich, wie es gekommen war, wieder um. Nun leuchteten Dragonas Augen erneut in diesem wütenden Rot und knurrend richtete er sich schließlich an uns. „NEIN!", schrie er darauf aus voller Kehle und stürmte in unsere Richtung. Dabei bückte er sich kurz, um das zuvor fallengelassene Schwert seines Freundes mitten im Laufen aufzuheben und griff uns so mit zwei Klingen bewaffnet im nächsten Moment auch schon an. Nur mit Mühe schafften wir es diesen wutgeladenen Angriff abzuwehren, denn auch in zahlenmäßiger Überlegenheit blieb Dragona ein unglaublich starker Gegner. Besonders durch das zweite Schwert wurde es um einiges schwieriger gegen ihn anzukommen, auch weil unser Feind offensichtlich eine Menge Übung in dieser Disziplin hatte. Bereits wenige Zeit später trat Dragona Rowin mit voller Wucht in den Bauch, womit er weit zurück und gegen eine Wand geschleudert wurde. 

Dadurch sah ich mich gezwungen alleine gegen ihn anzutreten, was hauptsächlich so ablief, dass ich versuchte all seine furiosen Schläge zu überleben und auf eine Gelegenheit zum Konter zu hoffen. Als jene Chance schließlich kam, wartete ich nicht länger auf eine offizielle Einladung und nutzte sie sofort aus. Doch zu meinem Entsetzen blockte Dragona die Hiebe ab, auch als ich nachsetzte und versuchte unsere Rollen zu vertauschen, es gelang mir nicht. Bereits Sekunden später hatte sich mein Gegner aus seiner Zwickmühle befreit und drängte mich zurück in die Defensive. Das zeigte mir mehr als deutlich seine Strategie auf, obwohl er in der Verteidigung durchaus ernst zu nehmen war, griff er lieber an, um den Gegner in die unfreiwillige Verteidigung zu zwingen. Trotzdem war ich noch nicht bereit aufzugeben, weshalb ich ihm bei der nächsten Gelegenheit in den Bauch trat und gleichzeitig mit meinem Schwert gegen seine linke Klinge schlug. Dadurch war mein Gegner gezwungen sie fallenzulassen, aber besiegt war er noch lange nicht. Sofort vollführte er nämlich einige schnelle Hiebe, die mich an den Rand meiner Fähigkeiten brachten. Ohne Vorwarnung griff er dann mitten im Schlagabtausch nach meinem Hals, drückte ihn zusammen und schleuderte mich mit aller Kraft gegen eine nahe Arenawand. Der Aufprall presste mir sämtliche Luft aus der Lunge, nichtsdestotrotz bemerkte ich, wie Dragona mit einem hohen Sprungangriff nachsetzte. Um diesem zu entgehen, sprang ich selbst etwa drei Meter in die Höhe und kam entgegen aller Widrigkeiten unbeschadet auf dem Boden auf. Im nächsten Augenblick setzte ich ohne zu zögern einen weiteren Angriff nach, in der Hoffnung mein Gegner hätte sich noch nicht dagegen gewappnet. Leider hatte er das. Nun waren wir Beide theoretisch wieder genau da, wo wir angefangen hatten, Dragona griff an, ich wehrte ab, ich kontere, Dragona wehrte ab und setzt sofort seine Angriffe fort. 

Schnell wurde mir eines klar, nämlich dass unsere Kräfte viel zu ausgeglichen waren und dieser Kampf noch bis in alle Ewigkeiten so weitergehen könnte, wenn keiner einen Fehler macht. Etwas später kam dann einer dieser Fehler, leider von meiner Seite aus. Durch eine unglücklich geführte Parade konnte Dragona meine Waffe in einen ungünstigen Winkel bringen und mir mit dem nächsten Hieb aus der Hand schlagen. Erschrocken taumelte ich gerade noch rechtzeitig zurück und riss den Ehedolch von meinem Gürtel, nicht meine bevorzugte Waffe, aber es musste reichen. Voll auf die Bewegungen meines Gegenübers konzentriert blockte ich die nächsten Streiche gezielt zur Seite um mich herum ab und ging schließlich aufs Ganze. Mit einer Drehung versuchte ich nach einem der Hiebe hinter seinen Rücken zu kommen, um ihm die Klinge meines Dolches in den Schädel zu treiben. Ich sah noch wie Dragona sich ebenfalls um die eigene Achse drehte und mein Ziel immer näher rückte, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz in meiner linken Seite spürte. Wenige Millimeter vor dem Gesicht meines Kontrahenten stoppte ich also gezwungenermaßen meinen Angriff und starrte keuchend an mir hinunter. Mitten in meiner linken Körperseite steckte die silberne Klinge von Dragonas Schwert, welches er wohl schneller, als ich erwartet hatte, an seinem Körper vorbeigeführt hatte. Verzweifelt rief ich meine letzten Kräfte ab und versuchte ihn trotzdem noch zu erstechen, aber er trat einfach einen Schritt zurück und zog dabei seine Waffe aus meinem Körper. Ein Stöhnen entwich meiner Kehle, während meine Beine einknickten und ich vor Dragona auf die Knie fiel. „Ja, so ist es recht. Verbeuge dich vor deinem Meister!", befahl er, kurz bevor ich auf dem Boden aufschlug, den Ehedolch noch immer fest im Griff. Meine Sicht verschwamm langsam, dennoch erkannte ich, wie mein Gegner über mir seine hungrige Klinge für einen letzten, vernichtenden Schlag hob. Mein Ende akzeptierend schloss ich daraufhin die Augen und wartete einfach nur noch auf den kommenden Gnadenstoß.

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