29. Kapitel: Vergeltung und Unklarheiten
Aliena:
„Das kann doch nicht wahr sein... Niemand könnte sowas überlebt haben", meinte Astrid, nachdem ich ihr und Heidrun von meiner Vergangenheit, sowie natürlich meinem Bruder erzählt hatte. „Ich weiß, aber... er war es. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer", versicherte ich und wandte den Blick leicht ab. Nachdem Atreus mich bewusstlos geschlagen hatte, war ich in dieser Zelle, in der wir drei nun saßen, aufgewacht. „Na schön, aber wie soll er das damals nur überlebt haben?", fragte Heidrun offen in die Runde. „Der Orden des Ewigen Feuers... wie auch immer sie es getan haben, sie haben ihn gefunden und am Leben gehalten... Dann müssen sie ihn irgendwie zu einem der ihren gemacht haben und... den Rest der Geschichte kennen wir ja leider", antwortete ich ihr. „Hm, gut möglich", entgegnete Astrid nachdenklich. „Selbst als unser Dorf zerstört und unsere Eltern tot waren, hat er noch zuerst daran gedacht mich zu beschützen und ich...", murmelte ich ganz leise. „Es ist nicht deine Schuld, du konntest das unmöglich wissen, keine hätte das wissen können", tröstete mich Heidrun. „Hey, Ruhe da drin!", polterte einer unserer Bewacher und schlug mit seinem Steinhammer gegen die Gitterstäbe der Zellentür. „Feigling! Lass mich frei, gib mir eine Axt und kämpfe von Angesicht zu Angesicht!", forderte Astrid zornig. „Keine Sorge, du wirst noch früh genug freigelassen, glaube mir...", meinte unserer Gegenüber in einer ekelhaften Tonlage, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Rowin:
Meine Rüstung hatte man mir abgenommen, genauso wie zuvor meine Waffen, stattdessen trug ich nun Kleidung aus grobem Stoff und eiserne Handschellen, die schmerzhaft tief in mein Fleisch schnitten. „Lauf schneller Abschaum", kam es von dem Sklaventreiber hinter mir und kurz darauf bekam ich mit dessen Knüppel auch schon einen Stoß in den Rücken. Zwar ging ich etwas schneller, aber trotzdem nahm ich meinen Blick nicht von dem Sklavenhändler vor mir, denn ich konnte einfach nicht vergessen, was er über mich gesagt hatte. Du bist vermutlich dein Gewicht in Gold aufgewogen wert. Ansonsten hatte er nichts zu mir gesagt, aber es reichte auch so, damit ich ihn tot sehen wollte. Wenig später hatten wir die Anlegestelle ihres Langschiffes erreicht und ich wurde unsanft von dem Mann hinter mir an Bord gestoßen. „Nur eine falsche Bewegung und du lernst meine neunschwänzige Katze kennen!", drohte er, bevor er sich mit einem dritten Mann an Bord besprach. Schleunigst sah ich mich um und entdeckte bald, dass der an einem Seil befestigte Anker des Schiffs ganz in meiner Nähe lag, weshalb ich vorsichtig danach griff. „Ich will ehrlich mit euch drei sein... ihr befindet euch in schrecklicher Gefahr", meinte ich dann, als ich das Seil fest in den Händen hatte und mich wieder aufrichtete. „Schön, was habe ich eben nochmal gesagt?", fragte der Sklaventreiber und Schritte kamen von hinten auf mich zu. Bevor dieser jedoch die Gelegenheit hatte seine Drohung wahr zu machen, drehte ich mich schwungvoll um und schleuderte ihm den Anker gegen die Seite seines Kopfes. Augenblicklich brach der Mann tot zusammen, was seine Kumpane natürlich dazu veranlasste mich anzugreifen, der eine mit einer Axt, der andere mit bloßen Händen. Ohne zu zögern ließ ich das Seil des Ankers los und fing die Axt mit der Kette meiner Handschellen ab, ehe ich den Mann zwischen mich und den anderen Sklavenhändler brachte.
Mit zusammengebissenen Zähnen stieß ich schließlich die Axt zur Seite und schlug meinen Gegenüber mit dem Ellenbogen nieder, woraufhin mich sofort der Letzte Mann angriff und gegen die Reling stieß. Dabei bemerkte ich, dass neben mir eine Fußfessel mit Kugel lag, bei der mir auf einmal eine waghalsige Idee durch den Kopf schoss. Mein Gegner hatte inzwischen eine kleine Axt von seinem Gürtel gezogen und holte mit ihr zum Schlag aus, dem ich nur knapp ausweichen konnte, weshalb die Waffe in der Reling steckenblieb. Blitzschnell griff ich anschließend nach der Fußfessel, befestigte die Schelle am Handgelenk meines Gegenüber und trat ihn über Bord, bevor er reagieren konnte. Anschließend warf ich ihm noch die schwere Kugel hinterher, wodurch er gurgelnd in den Tiefe des Ozeans versank, zum Glück für mich fiel der Meeresgrund hier ziemlich steil ab. Mit gehetztem Blick sah ich wieder zu dem Mann zurück, denn ich vorhin niedergeschlagen hatte, und stellte erleichtert fest, dass dieser noch dabei war, sich irgendwie aufzuraffen. So ging ich zu ihm, drehte ihn mit einem Fußtritt auf den Rücken und trat ihm auf die Brust, damit er nicht mehr aufstehen konnte. „Dragona... wird dich lebendig...", keuchte er noch, bevor ich seinen Hals packte und ihn ohne größere Probleme erwürgte. „Das werden wir noch sehen", meinte ich und griff mir den Schlüssel zu meinen Handschellen, den sich der Sklavenhändler um den Hals gehängt hatte, um mich aus Selbigen zu befreien. Anschließend sah ich mich auf dem Nähe nach der besten Waffe um und musste mich schließlich mit der grün, roten Axt des Mannes, den ich mit dem Anker niedergeschlagen hatte, zufriedengeben. Mit entschlossenem Blick schlenderte ich dann also über den Steg zurück auf die Insel, direkt in Richtung des Drachenjägerlagers. Nach kurzer Zeit hörte ich dann aber ein nur allzu bekanntes Geräusch, nämlich Eisen, das auf Eisen traf. Interessiert folgte ich dem Geräusch und fand auf einer kleinen Lichtung zu meiner Überraschung schließlich Sigfrid vor, der gerade einen letzten Drachenjäger erstach, um ihn herum lagen noch vier weitere Tote.
„Sigfrid! Was beim Seelenstein machst du denn hier?", fragte ich erfreut. „Nun ja, nachdem meine Verletzungen verheilt waren, habe ich mich mal etwas umgehört, um mehr über dieses Bündnis zwischen den Drachenjägern und dem Orden herauszufinden. Dabei bin ich dann zufällig darauf gestoßen, dass sie hier eine groß angelegte Operation planen und dachte mir, ich sollte mal vorbeischauen. Aber was ist denn deine Ausrede dafür, dass du hier so ganz ohne Rüstung und gute Waffen stehst?", erkundigte er sich nach seiner Erzählung zurück. „Dragona hat mich und meine Freunde reingelegt und wollte mich dann als Sklave verkaufen... dafür wird er später noch mit dem Leben bezahlen!", stellte ich eiskalt fest. „Mir gefällt deine Einstellung, aber leider hat der Kerl die Insel bereits mit einem Großteil der Flotte verlassen. Nur ein Schiff liegt noch hier vor Anker, aber dafür müssten sich deine Freunde und ihre Drachen noch hier befinden. Letztere sind natürlich auf dem noch hier verbliebenem Schiff und Erstere im Haupthaus des Lagers, schätze mal die wollen gleich einen ganzen Außenposten errichten", erklärte mein Freund nur. „Gut, dann hole ich Aliena, Astrid und Heidrun da raus, kümmere du dich inzwischen darum die Drachen zu befreien, wir werden danach sehr schnell verschwinden müssen", meinte ich daraufhin. „Ha, Rampensau! Du willst die Rettung der drei doch nur übernehmen, damit sie in den anschließenden Liedern, die die Wikinger ja so gerne schreiben, nur von dir erzählen!", scherzte Sigfrid breit grinsend. „Na gut, dann stürme ich eben über den Strand, der zum Schiff führt, strecke dabei gut zwei Dutzend Männer nieder, rette all die Drachen aus ihren Käfigen und warte mit hoch erhobenem Haupt darauf, das ihr Vier dann irgendwann eintrudelt... Ganz wie du möchtest alter Freund", ging ich auf sein Spiel mit ein. „Oh nein, nein! Ich werde das Schiff übernehmen, dort ist es weitaus gefährlicher... befreie du in der Zwischenzeit deine Freundinnen aus dem Haupthaus", lenkte Sigfrid ein und bückte sich nach einem noch relativ intaktem Holzschild der niedergestreckten Jäger. „Hier, sein letzter Besitzer wird dafür wohl keine Verwendung mehr haben", meinte er dann und reichte mir den Schild. „Danke, viel Glück", wünschte ich ihm, als ich das Geschenk annahm. „Dir auch", meinte Sigfrid noch und ging in Richtung des Strands.
Das Lager zu finden war zum Glück wesentlich leichter, als ich es befürchtet hatte, denn eigentlich musste ich nur der Spur von gefällten Bäumen und sonstigen Baumaßnahmen folgen. „Drachenjäger, die reinsten Trampel", murmelte ich abfällig, während ich dieses Chaos betrachtete. Nach einigen weiteren Minuten Fußmarsch kam ich schließlich bei einem kleinen Fuhrwerk vorbei, was ich nur mit einem abfälligen Blick bedachte. „Nicht einmal bauen können diese Einfallspinsel richtig", meinte ich leise und ging weiter in die Richtung, in der sich das Lager im Aufbau befinden mehr. Wenig später kam ich am Ziel an und betrachtete die Bauten meiner Feinde abschätzend, während ich mir bereits einen Angriffsplan zurechtlegte. Insgesamt gab es nur das Hauptgebäude, ein paar Zelte, die darum verteilt waren, und einige Katapulte, welche in Verteidigungsstellungen rund um das Lager verteilt waren. „Also gut...", murmelte ich leise und ging zielstrebig auf die feindlichen Stellungen zu. Es dauerte natürlich nicht lange, bis die Wachen mich entdeckten und sich sofort kampfbereit mit gezogenen Waffen vor mir aufstellten. „Ich komme wegen meinen Freunden und nur ihretwegen...", erklärte ich mit dunkler Stimme, während ich Axt und Schild hob, „zieht euch zurück und ich lasse euch am Leben!" Wie ich es fast schon erwartet hatte, taten meine Gegenüber genau das natürlich nicht... stattdessen hielten sie es, wohl für eine gute Idee, mir unter Kampfschrei enentgegen zu rennen. „Na schön... dann fühlt nun einmal den Schmerz", murmelte ich leise, während ich gedanklich schon die Reihenfolge festlegte, in der ich die Kerle ausschalten würde.
Heidrun:
Inzwischen bot Aliena einen traurigen Anblick, die Ärmste war in einer Ecke unserer Zelle zusammengesunken und man hätte glatt denken können, dass sie bewusstlos geworden war. Allerdings waren ihre stark geröteten Augen und ein leises Schluchzen von Zeit zu Zeit deutliche Hinweise darauf, dass sie noch bei Bewusstsein war. Unsere Bewacher hatten zum Glück mittlerweile genug davon, sich über uns lustig zu machen und sich deshalb an einen hinten in der Hütte stehenden Tisch gesetzt. Zwar konnte ich es von hier aus nicht genau sehen, aber es klang ziemlich stark danach, dass sie eine Flasche Alkohol entkorkt hatten, vielleicht auch zwei... Mit einem Mal drangen jedoch ohne Vorwarnung die unverwechselbaren Geräusche eines Kampfes, der sich draußen zutragen musste, an meine Ohren. „Was ist denn das?", fragte einer der beiden Wachen leicht lallend. „Ich sehe mal nach", antwortete der andere und ging Richtung Tür. Noch bevor er jedoch die Klinge hinunterdrücken konnte, wurde das massive Stück Holz jedoch einfach aus den Angeln geschleudert und begrub ihn unter sich. Mindestens genauso erschrocken wie ich und meine Freundinnen es waren sprang der zweite Drachenjäger auf und starrte auf den jetzt leeren Türrahmen. Darin stand zu meiner Überraschung ein stolz aufgerichteter Rowin, mit einer Axt in der einen und einem Schild in der anderen Hand. Vollkommen ruhig, dafür aber mit einem finsteren, todbringendem Blick trat er über die am Boden liegende Tür in den Raum hinein. „Lass die Schlüssel zu der Zelle, sowie deine Waffen fallen und renn fort, dann lasse ich dich mit deinem Leben davonkommen", stellte Rowin klar und die eiskalte Ernsthaftigkeit seiner Worte machte mir etwas Angst.
Schluckend beobachtete ich also, wie der schon etwas betrunkene Drachenjäger natürlich nicht auf dieses Angebot einging und meinen Freund stattdessen mit seinem Steinhammer auf ihn losging. Schnell und einfach hatte Rowin die Sache jedoch geklärt, indem er seine Waffe mit dem Schild ab, wobei Holz hörbar krachte, ehe er den Mistkerl mit der Axt erschlug. „Abschaum!", knurrte der Seelenkrieger noch dunkel, als er sich den Schlüsselbund vom Gürtel des Wächters schnappte und zu uns eilte. „Also das... das hatten die Kerle irgendwie ja verdient", murmelte Astrid neben mir leise, aber wohl doch geschockt von der Brutalität Rowins. „Sie alle haben das verdient... zumindest seit sie sich mit den Dienern des Feuers zusammengetan haben", meinte der Seelenkrieger nur entschlossen, während er das Schloss der Tür entriegelte. „Danke, aber was sollen wir jetzt machen? Immerhin werden wir hier ja wohl kaum rausspanzieren könne, ohne dass es unseren Freunden da draußen nicht mitbekommen?", fragte ich angestrengt nachdenkend. „Doch, das können wir... sie sind alle tot", antwortete Rowin nur trocken, während er sich im Raum nach unserer Ausrüstung umsah. „Sie sind...", ehe ich den Satz vollenden konnte, brach meine Stimme ab, als ich das wahre Ausmaß von diesen Kampfgeräuschen und Rowins Aussage verstand. „Ja... und jetzt lasst uns gehen", riet mein Freund und drehte sich wieder um, da er meine Axt gefunden hatte.
Drachenkralle:
Schweigend saß ich in einer kleinen Schmiede auf einem ziemlich unangenehmen Stuhl und wartete darauf, dass meine metallene Armschiene repariert wurde. Zwar hatte sie im Vergleich zu meinem linken Arm nicht sonderlich viel abbekommen, aber ein paar Dellen wies sie schon auf. Mit einer ausdruckslosen Miene sah ich auf meinen rechten Arm, welcher von einer riesigen Brandnarbe entstellt wurde. Bis hin zum Ellenbogen war kaum noch ein Fleck an glatter Haut mehr zurückgeblieben. Nur konnte ich mich nicht wirklich darauf oder auf die um mich herum werkelnden Männer konzentrieren, da ich ständig irgendwelche Bilder vor den Augen hatte. Es fühlte sich aus einem mir unbekannten Grund so an, als wären mir diese Szenen vertraut, aber gleichzeitig schienen es doch die Erinnerungen eines anderen zu sein.
Ich stand auf einem Langschiff, das von einer kleinen Bucht aus auf den offenen Ozean zusteuerte und vor mir sah ich dieses Mädchen, das ich inzwischen bereits zweimal töten sollte. Mit einem Mal erblickte ich ein gewaltiges Schiff, welches ich sofort als eines des Ordens erkannte, am Horizont und eine Sekunde später wurde bereits eine Feuerkugel auf unser Boot geschossen. Instinktiv umschlag ich das Mädchen vor mir und warf sie so schnell es ging auf der vom Angriff abgewandten Seite über Bord, um sie vor der Wucht des Einschlags zu retten. Dafür jedoch erwischte mich dieses Schicksal, was mich von den Füßen riss und gleichzeitig meinen rechten Arm bis zum Ellenbogen unter in Brand gesteckten Holztrümmern begraben. Mit einem Aufschrei des Schmerzes rappelte ich mich wieder auf, zog meinen Arm wieder unter dem Holz hervor und sprang ebenfalls über Bord. Als ich in das eiskalte Wasser eintauchte, wurde ich fast sofort von einer Strömung erfasst und einfach davongespült, was mich um mein Bewusstsein brachte.
Als nächstes schien ich an einem Strand zu liegen und drei Männer, ganz in schwarz gehüllt standen über mir. „Sieht aus als hätte es eine Ratte geschafft das untergehende Schiff zu verlassen", hörte ich einen der Männer sagen und daraufhin zog dieser auch schon einen gekrümmten Dolch. „Nein, er hat es geschafft etwas zu überleben, was die meisten Menschen umgebracht hätte, somit könnte er noch nützlich für uns werden... Nehmt ihn mit, versorgt seine Wunde und tut alles in eurer Macht Stehende, um ihn am Leben zu halten", befahl ein anderer und legte seine Hand auf den Schwertarm des vorigen Sprechers. Bei diesen Worten wanderte mein Blick auf meinen rechten Arm, der ab dem Ellenbogen vollkommen verbrannt und entstellt war.
Danach schoben sich Bilder vor meine Augen, bei denen ich anscheinend auf einem Bett tief im Bauch eines Schiffes lag. Um mich herum standen mehrere Leute, die ich als Mitglieder meines Ordens erkannte und die meine Brandwunde so gut es ging versorgten. Dabei gossen sie bestimmt unzählige Liter an Hochprozentigem über das verletzte Fleisch, was höllisch brannte und mir einige Schrei abrang.
Mit einem Mal war ich wieder in der Wirklichkeit und sah mich etwas konfus um. Offenbar waren die Schmiede mit ihrer Arbeit inzwischen fertiggeworden und hatten nun damit angefangen, mir den Handschuh wieder überzuziehen. Ich konnte mich jedoch kaum darauf konzentrieren, da meine Gedanken schnell wieder zu diesen Bildern abschweiften.
Mit einem Mal lag ich wieder in einem Bett und starrte auf meinen entblößten Oberkörper, sowie den stählernen Handschuh an meiner Rechten. Um mich herum standen schon wieder unzählige Mitglieder vom Orden des Ewigen Feuers und beäugten mich scheinbar interessiert, was mir doch irgendwie Angst einjagte. „Drachenkralle...", sprach schließlich einer von ihnen, der zu meiner rechten Seite stand, „du bist der Auserwählte des Einen. Du wirst ab jetzt die neue... Pranke des Dämonenkönigs sein." Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund machte mich diese Aussage so wütend, dass ich dem Sprecher mit den Krallen meines Handschuhs schlagartig die Kehle aufschlitze. Danach gingen sofort die anderen auf mich los und versuchten mich festzuhalten, doch ich riss mich einfach von ihnen los und schlug daraufhin dem Nächstbesten den Schädel ein. Leider schafften es meine restlichen Gegner anschließend mich auf die Matratze zu drücken und ehe ich irgendwie reagieren konnte, trat auf einmal jemand hervor, der alle anderen überragte. Dieser jemand trug eine pechschwarze Schlachtrüstung, sowie einen Umhang in derselben Farbe, der ihm ausladend über die Schultern fiel. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte er sich zu mir nach vorne geschoben und mir die Spitze seines rechten Zeigefingers genau zwischen die Augen gedrückt. Obwohl es das eigentlich nicht sollte, schmerzte diese bloße Berührung ungemein an der Innenseite meines Schädels, was mir einen gepeinigten Schrei abverlangte. Wenig später wurde mir dann auch schon schwarz vor Augen, nur fand ich mich diesmal lediglich in einer dunklen Leere wieder.
Erneut fand ich mich ganz plötzlich wieder in der Wirklichkeit auf dem Stuhl in der kleinen Schmiede sitzend wieder. Doch da ich von diesen seltsamen Bildern noch immer vollkommen verwirrt war, wandte ich mich an einen der Jäger und schlug ihm mit meiner Metallfaust den Schädel ein. Augenblicklich richteten sich sämtliche Waffen im Raum auf mich, weshalb ich mich langsam wieder setzte und meine Hände so hielt, dass ich nicht so einfach damit zuschlagen konnte. Einige Minuten später kam schließlich Dragona in den Raum, stellte sich genau vor mich und sah mich eindringlich an. „Bericht, was ist mit dir los?", fragte er mit Nachdruck, ich antwortete zunächst nicht. Das veranlasste Dragona dazu den Abstand zwischen uns zu überbrücken und mir eine Schelle auf die linke Wange verpasste. „Sag mir sofort, was mit dir los ist!", verlangte er anschließend. „Ich sehe Bilder... Erinnerungen... Nicht wirklich meine, sondern mehr die... eines anderen, obwohl... sie mir so seltsam vertraut vorkommen...", erklärte ich schließlich. „Du warst bisher nur selten so lange wach... vielleicht bringt dein Verstand jetzt langsam Traum und Realität durcheinander", mutmaßte Dragona. „Das klingt... logisch... Aber es erklärt eine Tatsache noch nicht...", gab ich ihm zu bedenken. „Welche?", wollte mein Gegenüber sofort wissen. „Dieses Mädchen, das ich auf meinen letzten beiden Einsätzen umbringen sollte... Sie war dort... Sie war in diesen Erinnerungen und es scheint mir so, als ob ich sie... als ob ich sie kennen würde", murmelte ich daraufhin leise. „Das ist nicht wichtig, du weißt doch noch, was wirklich wichtig ist, oder?", fragte Dragona nachdrücklich. „Der große Plan des Dämonenkönigs... Die Wiedererschaffung der Welt, die noch vor der Entstehung dieser Welt hier zerstört wurde...", meinte ich stockend zur Antwort.
„Ganz genau... Denn diese Welt hier ist nichts weiter als ein tragischer Fehler, eine Laune der Natur, die dazu geführt hat, dass eine ganze Welt voller Stärke gegen eine voller Schwäche getauscht wurde... Die meisten Menschen begreifen das nicht und halten dumm, wie sie es nun mal sind, weiter an ihrer Existenz fest, doch wir gehören zu den Wenigen, die es besser wissen. Wir sind diejenigen, die dem Dämonenkönig dabei helfen werden, jenen garstigen Fehler wieder geradezurichten, indem wir diese Welt brennen lassen... Doch das geht nur, wenn die von Johann auf unseren Vorschlag in die Wege geleiteten Drachenspiele genau wie geplant ablaufen und dazu brauchen wir deine Hilfe", trug mir mein Herr vor. „Aber ich glaube, ich... ich habe sie damals wirklich gut gekannt...", murmelte ich leise. Ein unzufriedener Ausdruck legte sich über Dragonas Züge und ohne noch ein Wort zu sagen, trat er wieder zurück zu einem weiteren Mitglied des Ordens. „Mein Herr, er war bisher noch nie so lange am Stück wach, deshalb könnte sein Zustand noch weiter instabil werden", meinte der Mann zu Dragona. „Dann schickt ihn nochmal schlafen und weckt ihn erst kurz vor den Drachenspielen wieder auf... Anschließend können wir mit seiner Instruktion nochmal von vorne anfangen", befahl mein Herr daraufhin. Mit einem Nicken nahm sein Gegenüber das Gesagte zur Kenntnis und blickte anschließend in meine Richtung, während ich nur von diesen Bildern völlig verwirrt auf den Boden starrte.
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