It's raining men

Es war eine düstere Nacht. Astrid saß am Küchentisch des kleinen Hauses, welches sie mit ihren Eltern bewohnte. Sie saß still da und löffelte die Suppe, die ihre Mutter für sie zubereitet hatte. Von draußen hörte man das Kampfgetöse, doch was die Fünfjährige weitaus mehr interessierte war der Streit ihre Eltern im Wohnzimmer. Leise tapste sie zur Tür, um der Diskussion der Erwachsenen besser folgen zu können. „Das ist schon der achte Angriff innerhalb von zwei Wochen, so kann das nicht weitergehen", beschwerte sich ihre Mutter. „Keine Sorge, wir finden das Nest sicher bald", versuchte ihr Vater sie zu besänftigen. „Ich bitte dich, du weißt, dass es unmöglich ist das Nest zu finden! Diese Drachenangriffe häufen sich und ich bin nicht dazu bereit, weiterhin auf einer so gefährlichen Insel zu leben", entgegnete Frau Hofferson. „Schatz, mach dich nicht lächerlich! Wir sind Wikinger, so ist das eben. Ich passe schon auf, dass mir nichts passiert und du bist die stärkste Frau, die ich kenne. Wir Zwei werden doch wohl mit einigen feuerspeienden Reptilien klarkommen", sah ihr Mann es nicht ein. „Und was ist mit unserer Tochter? Ich will sie nicht in diesem gefährlichen Umfeld großziehen! Sie soll nicht auf einem ständigen Kriegsplatz aufwachsen müssen! Was, wenn ihr etwas zustößt? Willst du dieses Risiko wirklich eingehen?", redete sie ihm ins Gewissen. Herr Hofferson schwieg für einige Zeit. Dann aber seufzte er und nickte einsichtig: „Du hast recht, Astrid hat es verdient an einem sicheren Ort zu leben" - „Die Ingermans und Thorstons haben beschlossen, dass sie Berk morgen verlassen werden und sogar die Jorgensons haben sich vorhin angeschlossen. Sie wollen auf die Berserkerinsel ziehen. Anscheinend trauen sich die Drachen dort nicht hin. Sie fliegen nie ins Dorf hinab, so als würde sie etwas davon abhalten näher zu kommen. Wir sollten mit ihnen gehen", erzählte Frau Hofferson ihrem Mann von dem Plan. „Na schön, ich teile Haudrauf unseren Entschluss mit. Packst du währenddessen unsere Sachen?", willigte er schweren Herzens ein. „Natürlich, sei vorsichtig", küsste die Frau ihren Ehemann, bevor dieser aus dem Haus ging. Nach kurzem Zögern lief Astrid zu ihrer Mutter und fragte verunsichert: „Ziehen wir wirklich weg?" - „Ja, mein Schatz! Es ist hier einfach nicht sicher", lächelte ihre Mutter, als ihr klar wurde, dass ihre Tochter alles mitgehört hatte. „Ist es meine Schuld? Ich kann noch härter trainieren, wenn es an mir liegt", fürchtete sie. „Oh, nicht doch, es liegt nicht an dir! Du wirst sicher mal eine mutige und starke Kriegerin!", versicherte ihr ihre Mutter, hob sie hoch und kitzelte sie. „Aufhören!", kicherte Astrid. „Aber nur, wenn du mir im Gegenzug dabei hilfst die Sachen zu packen", bot die Frau lächelnd an. „In Ordnung, Mami", willigte Astrid ein. Frau Hofferson ließ ihre Tochter wieder runter und eilig stieg das Mädchen die Stufen hinauf, um einige ihrer Sachen zu holen, die unbedingt mit sollten. „Sie wird es dort besser haben", murmelte Frau Hofferson zu sich selbst.

Auf der Berserkerinsel

Astrid lief mit ihren Freundinnen Heidrun und Raffnuss durchs Dorf. Heidrun war die Schwester des Häuptlings, Dagur. Dieser hätte sie in seiner Jugend beinahe ausgesetzt, konnte sich aber im letzten Moment glücklicherweise noch zurückhalten, sodass seine Schwester auf der Berserkerinsel aufgewachsen war. Astrid und Raffnuss hingegen waren vor dreizehn Jahren zugezogen und hatten sich schnell mit ihr angefreundet. Obwohl sie sich nicht daran erinnerten, wie das Leben auf ihrer Geburtsinsel - von welcher sie praktisch gar nichts mehr wussten - gewesen war, waren sie glücklich, dass sie hergezogen waren. Heute war es wunderbar warm und die drei Freundinnen genossen den herrlichen Sommertag in vollen Zügen. Sie liefen einen schmalen Pfand entlang bis zu einem hohen Punkt der Insel hinauf, da sie dort die Aussicht genießen wollten. Kurz vor ihrem Ziel begegneten sie Fischbein, welcher gerade einige Pflanzen untersuchte. „Hey, Liebling", begrüßte Heidrun ihren Freund. „Hallo, Engel! Schon wieder Mädelstag?", erkundigte er sich. „Ja, wir wollten gerade zur Wiese hoch", informierte die Schwarzhaarige ihn und entfernte sich von ihren Freundinnen, um mit ihrem Partner ein wenig zu reden. Unterdessen unterhielten sich Astrid und Raffnuss eine Weile. Zumindest solange, bis Rotzbakke zu ihnen stieß. „Hallo, da seid ihr ja! ... Ähm, könnte ich vielleicht einen kurzen Moment mit Raffnuss alleine reden?", fragte er unsicher. Raff schaute Astrid fragend an. „Na klar, ich warte hier", genehmigte Astrid es und schaute zu, wie auch noch ihre zweite Freundin sie verließ.

Da stand Astrid also ganz alleine. Sie sah zu, wie ihre zwei Freundinnen fröhlich mit den Jungs redeten und fühlte sich dadurch noch einsamer. Natürlich würde sie das nie vor jemandem zugeben, aber sie fand es nicht gerade angenehm keine Aussichten auf einen potenziellen Partner zu haben. Fischbein war lieb und intelligent. Eigenschaften, die sie sehr schätzte, aber er war nicht ihr Typ, daher hatte sie sich riesig gefreut, als Heidrun sich ihn geschnappt hatte. Rotzbakke auf der anderen Seite war weder charakterlich noch vom Aussehen etwas für sie. Sie war nun mal kein Fan von dem angeberischen Machowikinger. Daher hatte sie ihm so oft eine Abfuhr erteilt, bis er es endlich begriffen zu haben schien. Nun versuchte er offenbar sein Glück bei Raffnuss, welche dem Schwarzhaarigen wesentlich mehr zugeneigt war als man es vermuten würde. Der einzige Kandidat ihrer Freundesgruppe, der folglich für Astrid in Frage kommen würde, war Taffnuss, welcher ihr ebenfalls nicht gefiel. Ebenso wenig hatte die Blondine Interesse an anderen Jungen aus dem Dorf. Immer hatte sie irgendwas an ihnen auszusetzen. Unzählige Male hatten ihre Freundinnen schon versucht sie zu ermutigen, jemandem wenigstens eine Chance zu geben. Aber das wollte Astrid einfach nicht. Sie meinte stets, dass sie eine Kriegerin sei und ihr Liebe demnach nicht wichtig war, doch das Argument zog nicht mehr seit Heidrun, die gemeinsam mit Astrid die beste Nachwuchskriegerin des Dorfes war, sich verliebt hatte. Um ehrlich zu sein war das sowieso eine Lüge gewesen. Schließlich schlossen sich Liebe und eigene Stärke nicht aus. Zumindest hätte Astrid keinesfalls was dagegen einen Partner zu finden, denn sie hatte längst eingesehen, dass Liebe etwas wunderschönes war. Doch anscheinend war es nichts, was für sie vorbestimmt zu sein schien.

Schnell verbannte Astrid diese Gedanken wieder aus ihrem Kopf. Sie hoffte, dass ihre Freundinnen bald fertig mit den Gesprächen sein würden, damit sie nicht mehr so alleine und verlassen warten musste. Anscheinend wurde ihre stille Bitte erhört, denn Heidrun küsste Fischbein schnell auf den Mund und kam zurück zu ihr. „Hab noch einen schönen Tag, Engel", rief ihr Freund hinterher. „Werde ich! Bis später, Schatz", winkte sie zurück. „Sag bloß du hast später noch ein Date?!", grinste Astrid. „Ja, das habe ich in der Tat ... Äh, wo ist denn Raff?", wunderte sich Heidrun. „Rotzbakke hat sie gerade entführt, um etwas mit ihr zu bereden", antwortete die Blondine. „Dann warten wir wohl einfach. Bin schon gespannt, was er wieder wollte", meinte Heidrun. Wenig später lief Raff auch schon freudestrahlend auf die beiden Mädchen zu. Da das Trio nun wieder vollständig war, setzten sie ihren Weg fort. „Da strahlt aber jemand! Hat das zufälligerweise mit einem gewissen schwarzhaarigen Jungen zu tun?", hinterfragte Heidrun das fette Grinsen auf Raffs Gesicht. „Ja, er will heute Abend mit mir ausgehen", gestand Raff, während ihre Wangen ganz rosig wurden. „Oh bei Thor! Ich freu mich riesig für dich", war Heidrun ehrlich erfreut. „Wow, ich hätte nicht gedacht, dass er sich traut zu fragen. Schön für dich", versuchte Astrid enthusiastisch zu klingen, doch es fiel ihr ziemlich schwer. Sie konnte nur daran denken, dass sie dann heute Abend ganz alleine sein würde und keine Freundin hatte, mit der sie was unternehmen könnte, wie sie es üblicherweise tat. Und bei dem Gedanken, dass, wenn das Date von Raff und Rotzbakke gut lief, es dann nur eine Frage der Zeit wäre, bis die Zwei ein Paar würden und dann wäre Astrid endgültig allein. Sie war es immerhin schon von Heidrun gewöhnt. Diese hatte seit sie mit Fischbein zusammen gekommen war oft die Mädchentreffen abgesagt, weshalb Astrid und Raff häufig alleine was unternommen hatten. Wirklich sauer waren sie natürlich nicht, immerhin gönnten sie es Heidrun und Fischbein und es war ja nicht so als würden sie ihre Freundin nicht mehr sehen. Sie verbrachten schon noch relativ viel Zeit zusammen, aber eben nicht so viel, wie es vor der Beziehung gewesen war. Und wenn Astrid jetzt daran dachte, wie es wohl sein würde, wenn sowohl Heidrun, als auch Raffnuss sie versetzen würden ... Sie wäre ganz alleine. Zumindest, wenn man von Taffnuss mal absah, was Astrid definitiv tat.

Doch zu Astrids Pech war ihren Freundinnen der traurige Unterton in ihrer Stimme nicht entgangen. Als sie an ihrem Zielort angekommen waren, entschieden sie sich schließlich dazu, ihre Freundin darauf anzusprechen. „Was ist los?", war Heidrun besorgt. „Es ist nur, ihr beide habt jemanden gefunden, was ich wirklich schön für euch finde, nur ... Es bedeutet, dass ich dann oft alleine sein werde", gestand sie sogleich, da sie längst gelernt hatte, dass der Versuch ihre Freundinnen anzulügen gnadenlos zum Scheitern verurteilt war. „Hey, wir bleiben beste Freundinnen und wir werden uns weiterhin treffen, versprochen! Daran kann kein Kerl was ändern", versicherte nun Raffnuss ihrer flachshaarigen Freundin. Astrid lächelte ihr dankbar zu, blieb jedoch insgeheim skeptisch. „Weißt du, jetzt, wo ich mit Fischbein zusammen bin und Raffnuss ebenfalls einen Freund in Aussicht hat, da brauchen wir nur noch einen Partner für dich", fand Heidrun schelmisch grinsend. „Sehr lustig! Was soll ich denn tun? Der perfekte Mann wird ja wohl kaum vom Himmel fallen!", regte sich Astrid über diese Aussage auf. Doch kurz darauf erkannte sie ihren Fehler. „Oh oh, nein, bitte, nur das nicht!", flehte sie, doch es war bereits zu spät. Heidrun und Raffnuss hatten ein riesen Grinsen auf dem Gesicht und tauschten nur kurz einen Blick, bevor sie zusammen lauthals einen ganz bestimmten Ausschnitt eines Liedes sangen, welches sie Thor weiß wo aufgeschnappt hatten und seither ihr absolutes Lieblingslied war.

It's raining men! Hallelujah!
It's raining men! Amen!
I'm gonna go out to run and let myself get
Absolutely soaking wet!

„Ist das euer Ernst?!", seufzte die Blondine.

It's raining men! Hallelujah!
It's raining men! Every specimen!
Tall, blonde, dark and lean
Rough and tough and strong and mean

„Ja ja, schon gut. Sehr witzig", meinte Astrid nur gelangweilt und hoffte, dass Heidrun und Raffnuss es gut sein lassen würden. Natürlich wurde sie enttäuscht.

God bless Mother Nature, she's a single woman too
She took off to heaven and she did what she had to do
She taught every angel and rearranged the sky
So that each and every woman could find her perfect guy

„Könntet ihr jetzt bitte aufhören!?", verlor sie langsam die Geduld. Doch ihre Freundinnen wollten ihr diesen Gefallen nicht tun.

It's raining men! Hallelujah!
It's raining men! Amen!
It's raining men! Hallelujah!
It's raining men! Amen!

„It's not raining men!", schrie Astrid schließlich genervt dazwischen. Tatsächlich hörten ihre Freundinnen mit einem Mal auf zu singen. Doch der Grund dafür war nicht etwa Astrid, sondern vielmehr ein schreiendes Etwas, das vom Himmel fiel und knapp über Astrids Kopf hinwegsauste und hinter einer Hecke aufschlug. „Was bei Thor war das?", wunderte sich diese und ging vorsichtig ein paar Schritte näher zu den Büschen, wobei sie sich innerlich darauf vorbereitete, ihre Axt zu zücken. „Au! Also daran muss ich definitiv noch arbeiten", stöhnte da jemand. Verwundert näherte sich Astrid noch etwas und staunte, als ein gutaussehender Junge, welcher wohl kaum älter als sie sein dürfte, aus dem Busch heraustrat. Mit einer lässigen Bewegung fuhr er sich durch seine strubbeligen haselnussbraunen Haare, um die Blätter, welche sich in selbigen verfangen hatten, erfolgreich abzuschütteln. Danach schaute er mit seinen leuchtend grünen Augen direkt in Astrids strahlend blaue und schenkte ihr ein herzerwärmendes Lächeln, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. „Es tut mir unglaublich leid, mein Fluganzug ist noch in der Testphase", entschuldigte er sich aufrichtig und reumütig, während er sich nervös und peinlich berührt mit der Hand am Hals rieb. Astrid spürte plötzlich ein Kribbeln in ihrem Bauch, als sie seine wohlklingende Stimme hörte und seine verunsicherte, aber liebenswerte Geste sah.

Heidrun und Raffnuss hingegen erwarteten bereits, dass Astrid ihn anschreien würde, wie unverantwortlich sein Verhalten war und dass er sie um ein Haar erwischt hätte, so wie sie es sonst tat, wenn ein Junge Mist gebaut hatte. Doch diesmal sollten sie von ihrer Freundin überrascht werden. „Schon gut, es ist ja nichts passiert", fuhr sich Astrid verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. Sogleich fiel Heidrun und Raff die Kinnlade runter, bevor sie sich einander einen ahnenden Blick zuwarfen und grinsend den vielsagenden Blickkontakt zwischen dem Jungen in Lederrüstung und ihrer besten Freundin verfolgten. „Ich glaube, ich sollte jetzt besser wieder los. Und nochmals Entschuldigung für die Störung", meinte der Junge verlegen, als er aus seiner Trance erwachte. Schnell verschwand er wieder hinter der Hecke, um tiefer in den Wald zu gelangen. Astrid schaute ihm nur verträumt nach, bis sie den Sichtkontakt verlor. Sie hörte nur noch ein Pfeifen und einige Sekunden später ein Rascheln in den Baumkronen. Mit leicht geröteten Wangen drehte sie sich schließlich zu ihren Freundinnen um, welche sie verschmitzt angrinsten. „Was denn?", war Astrid noch immer nicht ganz bei der Sache. Sogleich fingen ihre Freundinnen erneut an triumphierend ihr Lieblingslied zu singen.

It's raining men, hallelujah
It's raining men, amen
It's raining men, hallelujah
It's raining men, amen
It's raining men, hallelujah
It's raining men, amen
It's raining men, hallelujah

Astrid war es leid sich das von ihren Freundinnen anzuhören und mit dem Wissen, dass diese es nicht lassen würden, ging sie einfach an ihnen vorbei und machte sich auf den Rückweg ins Dorf. Wie Astrid geahnt hatte, verbrachte sie den Abend alleine. Doch anders als sie vermutet hatte, dachte sie nicht an ihre Freundinnen, die sie alleine gelassen und vermutlich viel Spaß hatten, sondern an den Jungen, welchen sie heute auf höchst merkwürdige Art kennengelernt hatte. Sie wunderte sich schon, wie es sein konnte, dass er ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Innerlich hoffte sie sehr, dass sie ihn irgendwann wiedersehen würde.

In der Großen Halle

Astrid stand in der Halle und wartete auf das Oberhaupt, welches sie zu sich rufen hatte lassen. Ihre Freundinnen gesellten sich kurz darauf zu ihr. „Hey, Raff, Heidrun, wie lief das Date?", erkundigte sie sich bei den Beiden. „Schön, Fischbein hat gekocht und dann sind wir noch ein wenig spazieren gegangen und haben uns die Sterne angeschaut", berichtete Heidrun. „Super! Ihr werdet es nicht glauben, aber Rotzbakke kann sich tatsächlich anständig verhalten", teilte Raff mit und brachte damit alle zum Lachen. „Also siehst du ihn wieder?", grinste die Schwarzhaarige. „Ja, schon. Aber was hast du eigentlich gestern noch so getrieben, Astrid? Hast du deinen vom Himmel geregneten Traumjungen wiedergefunden?", lenkte Raffnuss grinsend von sich ab. „Sehr lustig. Er ist offensichtlich nicht aus dem Dorf, sonst würde ich ihn ja wohl kennen und er ist fort, also wie soll ich ihn bitte wiedergesehen haben?", war Astrid nicht amüsiert. „Aber du würdest gerne!?", erkannte Heidrun verschmitzt lächelnd. „Was? Wie kommst du denn darauf?", versuchte das Hofferson Mädchen die Vermutung der Schwarzhaarigen absurd klingen zu lassen. „Das hat man dir angehört. Du bist enttäuscht, dass du ihn nicht wiedersehen wirst", erklärte Raff. „Ich bitte euch, das ist lächerlich!", stritt Astrid es sogleich ab. „Das Einzige was lächerlich ist, ist, dass du es leugnest", fand die gebürtige Berserkerin. „Jetzt hört schon auf!", wollte Astrid das Thema beenden. Zum Glück kam Dagur in den Saal und so mussten ihre Freundinnen wirklich aufhören sie damit zu belästigen.

„Also, Bruder, was gibt es so Dringendes?", erkundigte sich Heidrun ernst. „Ich muss nach Berk segeln, um dort den Friedensvertrag zu erneuern und wollte fragen, ob ihr vielleicht Lust habt mitzukommen", erklärte er sein Anliegen. „Berk? Das kommt mir irgendwie bekannt vor! Aber woher?", murmelte Astrid vor sich hin. „Hast du das nicht schon vor zwei Jahren oder so erledigt?", wunderte sich seine Schwester. „Jaha, es wäre möglich, dass ich das damals vergessen habe", gab Dagur peinlich berührt zu. „Nicht dein Ernst!?", tadelte Raffnuss ihn. „Also was ist jetzt, wollt ihr mit?", hatte der Häuptling keine Lust auf weitere Vorwürfe. „Wieso solltest du uns mitnehmen wollen?", war Astrid misstrauisch. „Ich dachte, dass Heidrun als meine Schwester dabei sein sollte und sie vielleicht Lust hätte ihre Freundinnen mitzubringen, damit ihr nicht so langweilig ist", sagte er. „Wen versuchst du hier zu täuschen? Wir wissen, dass das nicht der Grund ist! Also raus mit der Sprache! Was steckt wirklich hinter deiner Einladung?", traute Heidrun dem Angebot nicht. „Na gut, du hast mich erwischt! Aber der Häuptling ist wesentlich älter als ich und das wird so langweilig. Außerdem ist dessen Sohn ein unglaublich schwacher Versager und da brauche ich jemanden, der ihn mir vom Leib hält", rückte Dagur dann doch mit der Wahrheit raus. „Aha, daher sollen also meine Freundinnen mitkommen. Du willst, dass ich dir beistehe, während sie den Häuptlingssohn beschäftigen ... Vergiss es!", meinte Heidrun eingeschnappt. „Ach, komm schon, Schwesti! Ich brauche dich! Und deine Freundinnen sind zu Zweit, sie kommen doch wohl mit einem schwachen, langweiligen Jungen klar", argumentierte er. „Du solltest damit aufhören Menschen so zu verurteilen", fand Astrid das nicht gut. „Wieso, das macht doch wesentlich mehr Spaß", war Raffnuss der Meinung des Jungen. „Raff!", ermahnten sie die anderen zwei Mädchen sogleich. „Also, kommt ihr bitte mit?!", flehte Dagur. „Ich weiß nicht, wie seht ihr das, Mädels?", erkundigte sich dessen Schwester. „Ich hätte nichts dagegen mal von der Insel runterzukommen", gestand Astrid, obwohl ihr der eigentliche Grund für die Reise mehr als nur missfiel. „Einige Tage ohne meinen idiotischen Bruder bedeutet erholsame Ferien. Ich bin auch dabei!", stimmte Raffnuss ebenfalls zu. „Dann habe ich wohl keine Wahl", erkannte Heidrun, die es nicht ganz so toll fand, dass ihr Bruder damit tatsächlich durchkam. „Danke! Wir segeln gegen Mittag los", freute sich Dagur und verließ eilig die Halle, bevor die Mädchen es sich anders überlegen konnten.

Auf Berk

Nach einer langen Reise sahen sie endlich die Zielinsel vor sich. „Die Fahrt hat ewig gedauert. Ich kann echt kein Wasser mehr sehen", nörgelte Raff. „Wir sind ja gleich da", ermutigte Astrid sie. „Und wie willst du dann in Zukunft was trinken?", fragte hingegen Heidrun mit einem amüsierten Grinsen. „Ich schau einfach weg, ist doch wohl klar!?", lautete die Lösung des Zwillingsmädchens. Kichernd schüttelten die anderen Mädchen den Kopf über diesen komischen Vorschlag ihrer Freundin. Tatsächlich dauerte es nicht allzu lange, bis sie am Steg anlegten. Dort wartete bereits ein großer blonder Mann mit einem Holzfuß und einer Hakenhand auf die Gäste. „Schön, dass ihr da seid! Haudrauf wartet vor der Großen Halle auf euch. Ich bin Grobian, der Dorfschmied, ich soll euch hinbringen", stellte er sich vor. Bereitwillig folgten die Neuankömmlinge dem Dorfbewohner. Nach einem kurzen Marsch sahen sie schon die Halle. Sie stiegen die Stufen empor und trafen einen breitschultrigen, rothaarigen Mann, welchen sie ohne Zweifel für den Häuptling hielten. Dieser Vermutung bestätigte sich wenig später. „Ah, Dagur, schön dich endlich auf meiner Insel begrüßen zu dürfen! Wie ich sehe hast du Begleitung mitgebracht", begrüßte sie das Oberhaupt. „Ja, tut mir leid, dass ich den letzten Termin versäumt habe. Das hier sind meine Schwester Heidrun und ihre zwei besten Freundinnen Astrid und Raffnuss", stellte er die Mädchen vor. „Ach, das macht doch nichts. Ich bin sicher, du hattest viel zu tun ... Freut mich euch kennen zu lernen", versicherte Haudrauf und hieß dann auch die Wikingerinnen willkommen. Einen Augenblick später lief ein Junge auf sie zu. Sie hatten ihn gar nicht bemerkt, bis Haudrauf sie darauf aufmerksam machte: „Ah, da kommt er ja! Das hier ist mein Sohn Hicks". Sofort schauten sie in die Richtung, in die das berkianische Oberhaupt deutete. Doch was sie da erblickten konnten sie absolut nicht fassen. Mit offenen Mündern sahen sie zu, wie sich Hicks neben seinen Vater stellte. Die Mädchen identifizierten ihn natürlich sofort als den mysteriösen Jungen, der damals vom Himmel gefallen war. Astrid unterdessen konnte nicht vermeiden etwas rot zu werden, als sie an die zurückliegende Begegnung mit ihm dachte.

„Das ist der schwache, langweilige Versager, von dem du geredet hast?", flüsterte Heidrun ihrem Bruder ungläubig ins Ohr. „Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe war er das", sah Dagur ein, dass sich so einiges geändert hatte und seine Aussage vermutlich nicht mehr zutraf. „Na sieh mal einer an, unsere liebe Astrid schnappt sich gleich einen Häuptlingssohn", kicherte Raffnuss so leise, dass es nur ihre Freundinnen hören konnten. „Raff!", ermahnte diese sie wütend, doch ihre Wut verflog schnell, als Hicks sich ihr zuwandte. „Schön dich wiederzusehen", strahlte er regelrecht. „Freut mich auch", lächelte sie zurück. „Wiederzusehen? Habe ich da etwas verpasst?", wunderte sich Haudrauf. „Ich bin letztens unterwegs gewesen und hatte eine kleine Bruchlandung, dabei bin ich ihr begegnet", erklärte er seinem Vater. „Uns übrigens auch, aber vermutlich hast du uns nicht bemerkt, du schienst schließlich etwas ... Abgelenkt", grinste Heidrun und schaute verschmitzt zu Astrid. „Wenn ihr euch schon kennt, umso besser! Also, Dagur, ich nehme an, wir sollten jetzt die traditionelle Inselbesichtigung durchführen. Wenn ihr Mädchen euch für irgendwas anderes interessiert, bin ich sicher, dass mein Sohn euch gerne für eine Sonderführung bereit steht", bot Haudrauf an und sein Junge nickte bereitwillig. „Oh, ich und Raffnuss kommen gerne mit auf die normale Tour. Aber für unsere liebe Astrid hier wäre die Sondertour sicher eine bessere Wahl", grinste Heidrun verschmitzt und legte einen Arm um die Schulter der besagten Blondine. In einem unbemerkten Augenblick stieß Astrid ihrer schwarzhaarigen Freundin für diese Aussage den Ellenbogen in die Seite. Heidrun zog ihren Arm zurück und biss die Zähne zusammen, um sich ein schmerzvolles Stöhnen zu verkneifen. „Natürlich! Sohn, würdest du dich um Astrid kümmern?", erkundigte sich Haudrauf. „Sicher, Vater. Hast du Lust mit mir zu kommen?", schlug Hicks an Astrid gerichtet vor. „Sehr gerne", stimmte diese zu und schloss sich ihrem eigenen Inselführer an, wobei sie sich innerlich dafür hasste, dass sie das von Heidrun inszenierte Treffen ganz ohne Widerstand angenommen hatte und sich sogar über die kommende Zeit mit dem Jungen freute. „Schnapp ihn dir", flüsterte Raff ihr ins Ohr, als Astrid an ihr vorbeilief. „Viel Spaß!", wünschte Heidrun und winkte ihr nach. „Was sollte das denn eben?", hinterfragte Dagur das merkwürdige Verhalten der Mädchen, als sie ihre eigene Tour begonnen hatten. „Ach, weißt du, Astrid hat sich gewissermaßen freiwillig dazu bereit erklärt persönlich dafür Sorge zu tragen, dir Hicks vom Leib zu halten", erklärte seine Schwester. „Aber der Plan war doch, dass sie das mit Raff machen würde", war der Berserker verwundert. „Ich wäre ihr bloß im Weg", meinte genannte Wikingerin. „Wieso im Weg?", war Dagur verwirrt. „Du kapierst echt gar nichts, Bruder", tadelte Heidrun ihn. „Zu blind, um das offensichtliche zu erkennen", stimmte Raff ein. Dagur jedoch hatte weiterhin keinen blassen Schimmer. Die Mädchen brachte er damit natürlich zum Kichern.

Bei Astrid

„Also, wo würdest du gerne hin?", erkundigte sich Hicks. „Du kennst dich hier aus, nicht ich", entgegnete Astrid. „Wie wäre es, wenn wir einen Waldspaziergang machen? Ich kenne eine Stelle, wo die Bäume sich perfekt dafür eigenen Äxte zu werfen", überlegte er sich. „Woher weißt du, dass ich das gerne mache?", war das Mädchen überrascht. „Die Axt auf deinem Rücken ist nicht gerade unauffällig", lachte der Junge. „Oh, na klar", kam sie sich sogleich dumm vor. Also gingen die Zwei in den Wald und kamen auch bald am Ziel an. „Die Stelle ist wirklich perfekt", war Astrid begeistert. „Na dann, tob dich ruhig aus", ermutigte Hicks sie. Das ließ sich Astrid nicht zwei Mal sagen. Sogleich ergriff sie ihre Axt und warf diese einige Male, bis sich eine schöne Furche im Zielbaum befand. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Hicks am Boden saß und in ein kleines Buch zeichnete. Umgehend beschloss sie ihm Gesellschaft zu leisten und setzte sich neben ihn. „Was machst du da?", erkundigte sie sich interessiert. „Ähm ... Also", stotterte er und versuchte das Buch zu schließen. Doch Astrid war schneller. Sie schnappte es sich und betrachtete die Skizze. Diese war noch nicht großartig ausgearbeitet, doch die Umrisse eines Mädchens, welches eine Axt in der Hand hielt, welche sie zusätzlich auf ihrer Schulter auflehnte, waren klar zu erkennen. „Bin ich das?", wollte sie wissen. „Ja", gestand Hicks und schaute beschämt zu Boden. „Wow, es hat noch nie jemand eine Zeichnung von mir angefertigt", fühlte sie sich geschmeichelt. „Wirklich nicht?", konnte Hicks es nicht glauben. „Nein, du bist der Erste", wiederholte sie. Da Astrid anscheinend nichts dagegen hatte, lächelte er. Astrid wollte nicht schon wieder vor ihm rot anlaufen. Aber das jemand so einen ungewohnten Effekt auf sie hatte war für sie unbekanntes Territorium und obwohl es sich irgendwie schön anfühlte, passte es so gar nicht zu ihrem normalen Verhalten, was sie sehr verunsicherte. Um wieder klar denken zu können, beschloss sie, ihre vorherige Tätigkeit fortzuführen.

„Also, fällst du öfters vom Himmel?", scherzte Astrid, als sie ihre Axt aus dem Baum zog. „Um ehrlich zu sein häufiger als es gut für mich ist", gestand er. „Wie kommst du so hoch? Kletterst du auf einen Berg und benutzt dann diesen komischen Anzug, von dem du geredet hast?", erkundigte sie sich. „Das ist ein Fluganzug, er ermöglicht es mir durch die Luft zu gleiten", verbesserte er und umging dabei bewusst die erste Frage. „Ich habe noch nie davon gehört. Woher hast du den?", fragte sie nach. „Ich hab ihn selbst erfunden und gebaut. Aber er ist noch in der Testphase", antwortete er. „Wow, dann bist du wohl sehr kreativ und talentiert", stellte sie fest. „Naja, die Meisten halten meine Einfälle eher für verrückt", musste er zugeben. „Ich bin sicher, dass du ihnen am Ende zeigen wirst, dass sie falsch lagen", schmunzelte sie. „Und woher weißt du das?", wollte er wissen. „Ich hab das im Gefühl", sagte sie. „Na dann muss es ja stimmen", lächelte er. Sie redeten noch eine ganze Weile und lernten einander besser kennen. Schließlich setzte sich Astrid erschöpft neben ihn ins Gras. Obwohl für eine Weile keiner ein Wort sagte, fühlten sich die Beiden geborgen und genossen die angenehme Stille zwischen ihnen. Sie freuten sich einfach über die Gesellschaft des anderen. Wie lange waren sie wohl schon hier? „Die Anderen müssten inzwischen schon mit der Tour durch sein. Ich bin sicher es gibt gleich Mittagessen", grübelte Hicks nach einiger Zeit. „Dann sollten wir wohl langsam zurück", erkannte Astrid leicht enttäuscht. „Wenn du willst, dann kann ich dir später den Rest der Insel zeigen, immerhin hast du ja noch nicht so viel gesehen", schlug der Junge nervös vor. „Das fände ich toll", strahlte sie sogleich. „Klasse, dann sind wir also verabredet ... Äh, ich meine ... Nicht so wie ein Date ... Außer natürlich du würdest gerne ... Tut mir leid, das war eine dumme Idee", stotterte Hicks verlegen. „Date klingt gut", beruhigte sie ihn kichernd. „Wirklich?", war der Junge erfreut. „Ja, wirklich", grinste sie. „Heute Abend? Dann zeige ich dir die Insel auf eine Weise, wie du sie noch nicht kennst", kündigte er mysteriös an. „Mit dieser Aussage hast du meine Erwartungen ziemlich hoch angesetzt. Pass bloß auf, dass du mir keine falschen Hoffnungen machst", neckte sie ihn. „Glaube mir, ich halte meine Versprechen", versicherte er ihr aufrichtig. „Da bin ich aber gespannt", sagte die Blondine.

Zusammen machten sie sich auf den Rückweg zur Großen Halle. Tatsächlich standen Heidrun und Raffnuss schon vor dem Eingang und redeten miteinander. Astrid wollte schnell zu ihnen gehen, doch Hicks hielt sie kurz am Arm fest. „Was hast du?", wollte sie verwirrt wissen. „Ich muss mich da noch um was kümmern", meinte er bedauernd. „Das heißt, dass du nicht mit uns isst?", befürchtete sie. „Nein, tut mir leid", musste er sie enttäuschen. „Schade", war Astrid ein wenig traurig. Sie hätte ihn gerne ihren Freundinnen richtig vorgestellt. „Aber wir sehen uns später, ja? Ich hole dich kurz vor Sonnenuntergang ab", versuchte er sie aufzumuntern. „Ja, ich freu mich schon", lächelte sie. „Hier, das ist für dich", reichte er ihr noch einen kleinen gefalteten Zettel. Neugierig schaute sie auf das kleine Papier in ihren Händen und entfaltete es sorgsam. Als sie es vollständig geöffnet hatte erkannte sie, was es war. Auf dem Blatt war die fertige Zeichnung von ihr, welche Hicks anscheinend während ihres Axtwurf-Trainings vollendet hatte. „Wow, das ist fantastisch", staunte sie. Doch als sie mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht hochschaute war Hicks bereits verschwunden. Verwirrt schaute sie sich um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Lächelnd betrachtete sie erneut die fabelhaft gelungene Zeichnung von sich, bevor sie das Blatt vorsichtig zusammenfaltete und sich mit dem Papier in der Hand zu ihren Freundinnen begab. „Hey, Astrid! Da bist du ja", sah Raffnuss sie herbeikommen. „Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr", kicherte Heidrun. „Wo hast du denn deine Begleitung gelassen?", erkundigte sich das Zwillingsmädchen. „Er musste noch was erledigen", sagte sie. „Nicht so schlimm. Dann können wir wenigstens gleich Klartext reden. Also, wie lief die Rundführung mit deinem vom Himmel gefallenen Mr. Perfect?", wackelte Heidrun mit den Augenbrauen. Astrid verdrehte daraufhin nur genervt die Augen. „Wir wollen Details", drängte Raff zusätzlich. „Es war nichts Besonderes und hört auf mich verkuppeln zu wollen", spielte sie es runter. „Wieso? Er ist der erste Junge für den du dich interessierst. Nein, in den du dich Hals über Kopf verliebt hast und das schon nach wenigen Minuten", argumentierte die Schwarzhaarige. „Hör auf das zu sagen!", verlangte Astrid, welcher es peinlich war. „Was? Dass du verliebt bist? Dass du mehr als nur verschossen in Hicks bist? Das soll ich nicht sagen?", zog Heidrun sie spaßeshalber auf.

Da ihre Freundin etwas zu laut für Astrids Geschmack redete und sie nicht wollte, dass es das ganze Dorf erfuhr, schlug sie ihrer Freundin auf den Arm. Doch dabei war ihr bedauerlicherweise der Zettel aus der Hand gerutscht, was Raffnuss nicht entgangen war. „Was hast du denn da?", interessierte sie sich sogleich dafür und hob das kleine Ding auf. „Nein, Raff! Gib es mir zurück!", versuchte Astrid es sich wieder anzueignen, doch Heidrun unterstützte Raff, sodass bald der entfaltete Zettel von den Mädchen beäugt wurde. „Wow, das Bild ist aber schön!", gab Raffnuss erstaunt zu. „Woher hast du es? Sag bloß du hast es von ihm!?", vermutete Heidrun grinsend. „Ja gut, ihr habt recht. Hicks hat es gezeichnet und mir geschenkt", gestand Astrid verlegen. „Das ist so süß! Und er hat dich richtig gut getroffen! Wie lange hat er dafür gebraucht?", staunte Heidrun über die detaillierte Zeichnung. „Er hat es gezeichnet, während ich Äxte geworfen habe. Also ungefähr so lange wie eure Tour gedauert hat", vermutete Astrid. „Ist das dein Ernst? Wir organisieren dir ein Treffen mit dem Jungen deiner Träume und du trainierst und ignorierst ihn?", konnte Raff es nicht fassen. „Natürlich habe ich ihn nicht ignoriert! Wir haben die ganze Zeit miteinander geredet", beruhigte Astrid ihre Freundinnen. „Das klingt schon besser!" - „Und jetzt rück endlich die Infos raus!" - „Siehst du ihn wieder?", waren die zwei Mädchen überaus neugierig. „Natürlich, immerhin ist das hier sein Dorf und wir sind zu Besuch, also werde ich ihn sicher nochmal sehen", verheimlichte Astrid das bevorstehende Date. Sie wollte nicht, dass ihre Freundinnen ihr noch mehr damit auf die Nerven gingen. Eigentlich war es ja ganz lieb, wie sehr ihre Freundinnen ihr helfen wollten, aber irgendwie gingen sie da etwas zu weit und mischten sich zu sehr ein. Für Astrid stand fest, wenn sie und Hicks tatsächlich dazu bestimmt waren ein Paar zu werden, dann würden sie das schon ohne fremde Hilfe hinkriegen! „So hatten wir das nicht gemeint", war Raffnuss nicht amüsiert über diese Aussage. Doch das Glück war abermals auf Astrids Seite. Dagur kam aus der Halle. „Wo bleibt ihr denn so lange? Das Essen wird kalt", rief er ihnen zu. „Das Gespräch ist noch nicht beendet", kündigte Heidrun in einem drohenden Flüsterton an.

Jedoch gingen die drei Mädchen dann ohne das Thema zu vertiefen in die Große Halle und aßen. Astrid hatte es den restlichen Tag mit Müh und Not vermieden das Thema Hicks erneut aufkommen zu lassen und bald würde die Sonne untergehen. Für Astrid der perfekte Zeitpunkt, um sich von ihren Freundinnen loszueisen und sich auf ihr Date vorzubereiten. Daher überlegte sich die Blondine fieberhaft, welche glaubwürdige Ausrede sie verwenden könnte. „Also, was meinst du, Astrid?", riss Heidrun sie plötzlich aus ihren Überlegungen. „Ähm, ja ... Ich meine, nein ... Äh, könntest du die Frage wiederholen?", bat sie. „Na, wo du mit deinen Gedanken wohl gerade warst", kicherte Raffnuss. „Wir wollten einen Mädelsabend auf dem Schiff machen und dort übernachten. Also, bist du dabei?", erkundigte sich Heidrun. „Oh, tut mir leid, aber nach so langer Zeit auf dem Schiff würde ich lieber mal wieder in einer richtigen Hütte zu schlafen", lehnte Astrid sogleich ab. „Ist es das Wasser? Ich wette, es ist das Wasser! Ich kann es auch nicht mehr sehen, aber was soll's!? Mädelsabend geht vor!", meinte Raff sogleich. „Okay, aber du kannst ja dennoch zur Party kommen, selbst, wenn du dann nicht zum Übernachten bleibst", schlug Heidrun als Kompromiss vor. „Eigentlich gerne, aber ich bin so müde von dem anstrengenden Tag heute, dass ich schon früh ins Bett gehen wollte. Außerdem würde ich euch so schläfrig wie ich bin nur die Party vermiesen", weigerte sich Astrid. „Schade", fanden ihre Freundinnen, akzeptierten die Entscheidung jedoch. „Wir holen das nach", versuchte Astrid die Enttäuschung ihrer Freundinnen abzumildern. „Worauf du dich verlassen kannst", meinte Raff. So gingen Heidrun und Raffnuss den Steg hinab zum Schiff, während sich Astrid zügig auf den Weg zu dem ihr vom Oberhaupt zugeteilten Gästehaus machte.

Fortsetzung folgt ...

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