Hicks ein Held? (Teil 2)
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„Jedenfalls hat er mir einige Probleme bereitet, weshalb ich ziemlich wütend war, immerhin hat er drei meiner Stützpunkte dem Erdboden gleich gemacht. Deswegen habe ich versucht einen Drachen zu fangen, den nicht einmal er befreien kann! Doch auch diesmal hatte ich ihn unterschätzt! Er hat es doch tatsächlich geschafft einen Tiefseespalter, der weit unter der Wasseroberfläche angekettet war zu befreien! Fast wäre er dabei gestorben, aber leider nur fast!", bedauerte es Viggo. „Wie hat er das geschafft? Niemand kann so lange die Luft anhalten", fragte Kotzbakke skeptisch. „Mithilfe eines Tauchapparates, mit dem er auf den Meeresgrund gelangen konnte ... Also der Junge hat Dinge erfunden, von denen können die Meisten nur träumen! Sein Erfindungsreichtum ... Einfach faszinierend!", schwärmte Viggo schon fast.
„Danke! Man könnte fast meinen, dass du mich magst?!", ertönte eine Stimme von oben. Auf einem Felsvorsprung stand Hicks in seiner braunen Rüstung, da er vergessen hatte diese abzulegen, was nun sowieso egal war, da eh jeder von seinem geheimen Leben wusste. „Hicks!?", Haudraufs Stimme ließ Unsicherheit und Schock heraushören. „Mein lieber Hicks! Natürlich mag ich dich ... Wenn du nur auf der richtigen Seite wärst", seufzte Viggo bedauernd. Doch Reiker rümpfte nur die Nase. „Danke für das Angebot, aber das bin ich bereits", wehrte Hicks ab.
Haudrauf konnte es nicht fassen, was soeben passierte und auch Grobian, der Hicks schon kannte seit dieser ein Baby war und er für ihn zur Familie gehörte, war nicht weniger geschockt. „Reiker! Wie geht es deinem Kiefer?", provozierte Hicks. „Sehr witzig! Du hast mir fünf Zähne ausgeschlagen! Aber das wirst du nicht umsonst getan haben, ich werde es dir schon noch heimzahlen!", schwor Reiker grimmig. „Umsonst? Soll das ein Scherz sein? Du wolltest mich umbringen!!", schrie Hicks aufgebracht. „Na und? Du hast es überlebt! Huraa! Uarch!", sagte Reiker sarkastisch. „Hicks ich muss schon sagen, du hast mich wieder mal überrascht! Ich habe meinem Vater damals immer verheimlicht, wenn ich was Schlechtes angestellt habe ... Aber du! Du verheimlichst deinem was du Gutes getan hast und spielst ihm stattdessen vor, dass du ein Versager bist?! Also das war wirklich eine riesen Überraschung", lachte Viggo, doch plötzlich ertönte ein lauter Knall. „Es war wirklich sehr interessant meine Lebensgeschichte aus deinem Mund zu hören, aber ich hatte etwas besseres zu tun! ... Ich an deiner Stelle würde jetzt besser verschwinden ... Entweder du und deine Flotte ziehen sich zurück, oder du darfst den ganzen Weg zu deiner Insel schwimmen", sprach Hicks unbeeindruckt von Viggos kleinem Spielchen. Jedenfalls tat er so! Innerlich fürchtete er sich jetzt schon vor der Reaktion seines Vaters, doch diese Genugtuung wollte er Viggo nicht geben! Er musste erst Berk beschützen!
Weitere Schiffe explodierten, da die Drachenreiter, sowie Dagur und Heidrun die ihnen zur Hilfe gekommen waren, begonnen hatten diese anzugreifen, was Hicks während Viggos Rede geplant und ihnen aufgetragen hatte. Viggo sah, dass er am Verlieren war, woraufhin er sein Schwert zückte und auch Hicks griff instinktiv nach seinem Flammenschwert und entzündete es. Reiker zerrte seinen sich streubenden Bruder in das kleine Boot und plötzlich tauchten einige Schrecken der Meere auf, die es pfeilschnell zum Hauptboot zurückzogen. Das berkianische Volk konnte ihren Augen nicht trauen. Hicks hatte sich total verändert! Haudrauf war überwältigt von Gefühlen - Erleichterung, dass sein Sohn doch kein Versager war; Wut, dass er ihn drei Jahre lang belogen hatte; Stolz, dass Hicks Berk beschützte und ein erfolgreicher, verantwortungsvoller Anführer war; Angst, dass seinem Sohn etwas zustoßen könnte - außerdem wusste er nicht wie er zu den zahmen geflügelten Reptilien stehen sollte.
Grobian war hingegen einfach nur fasziniert von dem Flammenschwert seines Lehrjungen: „Ist das ein Flammenschwert?! Das galt doch immer als unmöglich umsetzbar!" - „Für Hicks gibt es kein unmöglich!" - „Das Einzige was für ihn unmöglich ist ist die Unmöglichkeit selbst!", sagten die Zwillinge auf ihrem Zipper sachlich. „Raff, Taff ihr solltet doch Astrid Deckung geben!", schimpfte Hicks. „Ja, deswegen sind wir hier! Sie wurde gefangen genommen", berichtete Raff traurig. „Und die restlichen Schiffe ziehen sich gerade zurück", gab Taff auskunft. „Bei Thor!", rief Hicks und sprang von der Klippe. Die Berkianer, besonders Haudrauf, erlitten beinahe einen Herzinfakt, doch da zischte ein schwarzer Drache vorbei, der den jungen Drachenreiter auffing. Auch Rotzbakke und Fischbein, sowie die Berserkerdrachenreiter waren nun zurückflogen. „Ihr bleibt hier! Ich hole Astrid!", rief Hicks noch schnell, bevor er sich auf den Weg machte. „Ganz alleine?", fragte Rotzbakke teils froh, teils gekränkt und teils fassungslos. „Das ist viel zu gefährlich!", piepste Fischbein noch, doch Hicks konnte sie nicht mehr hören.
Er flog direkt auf das Schiff zu, auf dem er Sturmpfeil sah und griff es an. Sturmpfeil war schnell befreit, doch von ihrer Reiterin war keine Spur zu sehen. Hicks jedoch weigerte sich die Rettungsaktion aufzugeben, sprang von seinem Drachen und lief direkt unter Deck, welches der wohl gefährlichste Ort auf einem feindlichen Schiff war. „Das kann doch nicht sein Ernst sein? Will der sich umbringen?", fragte Dagur, der auf seinem Drachen nun auch am Steg gelandet war, so wie die Drachenreiter. „Anscheinend schon. Hoffentlich geht das gut!", flehte Heidrun ängstlich. Einerseits wollten sie etwas unternehmen, doch sie wussten, dass sie keine sonderliche Hilfe gewesen wären und so recht trauten sie sich auch nicht in diese unglaublich gefähliche Zone. „Ist das überhaupt noch mutig oder schon komplett wahnsinnig?", erkundigte sich Dagur. „Vermutlich beides", meinte Fischbein, welcher Hicks bester Freund war. „Wie kommt es, dass Hicks sich das einfach so traut?", fragte Rotzbakke interessiert. „Eigentlich müsste er das 'In gefährliche Situationen geraten und dabei fast draufgehen' schon langsam satt sein! Oder er hat sich daran gewöhnt und ihm ist es mittlerweile egal", mutmaßte Raff. „Ein normaler Wikinger wäre schon längst gestorben! Und Hicks hat noch nicht einmal einen kleinen Kratzer! Ob er wohl ein Gott ist?", staunte Taff im Grübeln. „Hicks ist kein Gott! Aber vermutlich der größte Glückspilz den die Welt jemals sehen wird", kicherte Heidrun, als sie sich erinnerte, was ihr Anführer schon alles überlebt hatte. „Irgendwie zieht Hicks diese Todessituationen förmlich an!", meinte Rotzbakke fast belustigt.
Inzwischen waren einige Minuten vergangen und Viggos gesammte Flotte war nun fort, bis auf das Schiff, in dem Astrid und nun auch Hicks sich aufhielten. Sturmpfeil und Ohnezahn waren bereits zum Steg geflogen, da sie nichts mehr für ihre Besitzer tun konnten und die Berkianer begannen langsam sich um die beiden Jugendlichen Sorgen zu machen. „Sinkt das Schiff etwa?", fragte Grobian in die Runde. Tatsächlich, es sank! Und auch noch rasend schnell! „Wir müssen ihnen helfen!", schrie Heidrun, doch sie wurde am Arm festgehalten. „Nicht! Wir würden nie rechtzeitig ankommen", entgegnete ihr Bruder. Ihnen blieb nichts übrig als zuzusehen wie das Schiff in den Fluten versank.
Erste Tränen bildeten sich auf den Wangen mancher Wikinger und Ohnezahn fizierte beunruhigt gurrend und ängstlich die Stelle, wo das Boot untergegangen war. Das Meer war ruhig und nichts deutete mehr auf den Kampf hin, der eben noch hier stattgefunden und zwei Wikinger mit sich gerissen hatte. „Nein! Mein Sohn!", Haudrauf war den Tränen nahe. Auch Grobis Herz wurde schwer und er senkte andächtig seinen Kopf. „Meine süße Astrid!", weinte die Mutter des Mädchens. Auch der Rest senkte nun traurig die Köpfe um die Verstorbenen zu gedenken. Plötzlich bemerkte Ohnezahn etwas und stupste Rotzbakke, der ihm am Nächsten war, an. „Hä?! Warte, Leute seht ihr das?", fragte dieser unsicher. Im Wasser schwamm Hicks und in seinem Arm hatte er Astrid, die sich an ihn klammerte. „Bei Thor! Das ist Hicks!", schrie Fischbein erleichtert. „Und er hat Astrid!", jubelte Heidrun glücklich. Sofort sprang Ohnezahn ins Wasser und trug die beiden halb Ertrunkenen auf seinem Rücken zurück zum Steg, was für einen Drachen ja ein Kinderspiel war.
Das ganze Dorf jubelte ihnen schon von weitem zu. Endlich waren Hicks und Astrid wieder in Sicherheit! „Sohn!", glücklich und erleichtert umarmte Haudrauf seinen Jungen. „Astrid!, auch Astrids Eltern umarmten ihre Tochter mit Tränen in den Augen. Schließlich konnten sich Hicks und Astrid erneut einander zuwenden. „Hicks, du hättest sterben können!", sagte Astrid fassungslos und doch gerührt von dessen Tat. „Ach was du nicht sagst!", lachte Hicks nur, da er seine Aktion kein bisschen bereute. „Das ist nicht lustig! Du hättest das nicht für mich tun müssen", versuchte sie es. „Ich weiß! Und trotzdem habe ich es getan! Und ich würde es immer wieder tun", entgegnete er. „Das hatte ich mir irgendwie gedacht! ... Aber du hast wieder mal recht, ich hätte genau dasselbe für dich getan, egal ob ich mich in Gefahr gebracht hätte!", gestand Astrid und Hicks nickte stumm. Doch schon kurz darauf küssten sie sich und schlossen sich danach erleichtert in die Arme. Deren Eltern konnten ihren Augen kaum trauen! Damit hatten sie nicht gerechnet, aber sie waren eh schon den ganzen Tag lang überrascht worden.
Das Paar wurde kurz darauf von einer Gruppenumarmung ihrer Freunde unterbrochen, die sie mehr oder weniger angenehm fanden. „Du hast dir aber echt einen tollen Partner ausgesucht", flüsterte Heidrun ihrer Freundin zu. „Ich weiß, den Besten", grinste diese glücklich und lehnte sich an Hicks. „Das war also alles wahr, was Viggo erzählt hat? Hicks ist ein Held?", fragte Kotzbakke ungläubig. „Wovon hat er denn erzählt?", fragte Astrid nervös. „Das Zähmen eines Nachtschattens, der Kampf mit dem Roten Tod, die Schlachten, das Gold, das Kopfgeld, ...", Grobian wollte schon gar nicht mehr aufhören zu reden. „Das reicht schon Grobi! Und ja, das Meiste davon stimmt vermutlich", gab Hicks unsicher zu. „Soso ... Du bist also tatsächlich ein richtiger Anführer und hast auch noch eine Freundin ohne es mir zu erzählen?", fragte Haudrauf und versuchte seinen Stolz zu verbergen. „Ein fantastische Anführer sogar!", lobte Fischbein, der sofort die Zustimmung der Anderen erhielt. „Und ein unglaublich toller fester Freund!", stimmte auch Astrid ein, wobei sie Hicks anschaute. „Danke, Freunde ... Freundin", als Hicks das Letzte sagte musste Astrid kichern und kuschelte sich noch näher an ihn, da ihr eh noch kalt von ihrem ungewollten Bad im Meer war. „Sohn, ich bin unglaublich stolz auf dich!", gab Haudrauf schließlich zu. „Danke Vater!", er war wirklich erleichtert über dessen positive Reaktion.
„Du musst mir unbedingt sagen, wie du dieses Schwert gemacht hast und die Rüstung! Und ..." - „Grobi, lass gut sein! Dafür ist auch morgen noch Zeit", unterbrach Haudrauf den Schmied. „Also wenn dir mein Feuerschwert gefällt, wirst du das hier auch lieben ... Hast du zufällig ein Schwert das du nicht mehr brauchst?", fragte Hicks. „Äh ja, wieso", fragte Grobi und hielt das Schwert hoch. Hicks schlug einmal zu und Grobis Schwert war in zwei Teile gebrochen. „Gronkeleisen! Leichter und stabiler als normales Eisen", erklärte Hicks und reichte Grobi sein Schwert, damit er sich selbst davon überzeugen konnte. „Unglaublich! Hast du noch mehr?", wurde sein ehemaliger Lehrmeister noch neugieriger. „Ja, unter anderem einen Fluganzug und ein Schild", sagte Hicks. „Fluganzug? Hört sich interessant an! Aber ein Schild? Was ist daran so besonderes?", fragte er. „Oh, unterschätze nie Hicks Waffen! Nie! Das wäre ein genau so großer Fehler wie ihn selbst zu unterschätzen", gab Dagur dem einarmigen, einbeinigen Wikinger als Ratschlag. Hicks musste sofort anfangen zu lachen, genau wie Dagur, immerhin erinnerten sich beide noch an ihren ersten Kampf auf der Dracheninsel, wo Dagur Hicks Schild unterschätzt hatte.
Eine Woche später hatten alle Wikinger die Drachen akzeptiert und auch ihre Einstellung Hicks gegenüber hatte sich vollkommen geändert. Hicks und Astrid ging es inzwischen wieder gut und sie genossen jede freie Minute zusammen, die Hicks nicht damit verbringen musste irgendwelche Pflichten zu übernehmen, die sein Vater ihm nun zutraute oder er sich um die neugierigen Dörfler kümmern musste. In einigen Tagen wollten sie zurück zur Drachenklippe, um sich dort etwas auszuruhen. Vielleicht wollte Haudrauf sogar mit, um die eigene Insel seines Sohnes zu sehen! Schließlich hatte sich doch noch alles zum Guten gewendet und Viggos Plan Hicks bei seinem Volk zu verraten war wohl das Beste, was den Drachenreitern hätte passieren können!
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