Feinde vs. Liebe

Es war später Nachmittag, als Hicks mit seinem Drachen einen Erkundungsflug machte. Nach einiger Zeit entdeckte er ein Drachenjägerschiff. Er hatte aus der Geschichte mit Dagur gelernt und wollte gerade zur Klippe zurück, um sich Verstärkung zu holen, als ihn ein Drachenflieger von Ohnezahn riss. Er fiel, wurde aber bald schon von dem Drachenflieger aufgefangen und grob festgehalten. Ohnezahn wollte ihm zur Hilfe kommen, doch auch er wurde von einem weiteren Drachenflieger in einem Netz gefangen. Die Flieger brachten den gefangenen Jungen und seinen Drachen an Bord des Schiffes, wo Hicks mit Ohnezahn in eine Zelle gesperrt wurde. Sofort benachrichtigten die Drachenflieger Krogan, dass es ihnen gelungen war, Hicks und seinen Nachtschattenfreund gefangenzunehmen. Dieser fing an diabolisch zu grinsen: „Wir machen keine Gefangenen... Bringt ihn zur Strecke!". Doch Johann trat aus der Ecke hervor und änderte den Befehl: „Nein! Hicks könnte uns noch sehr nützlich sein" - „Es ist viel zu gefährlich ihn am Leben zu lassen! Das Risiko ist zu hoch" - „Wir brauchen immer noch eine Drachenaugenlinse und seit Viggo tot ist, haben wir niemanden, der uns zu ihr führen kann", entgegnete der Händler. „Bereust du es etwa Viggo getötet zu haben?", fragte der Drachenfliegerchef wütend. Er hatte Viggo gehasst und war froh, dass er nun tot war. „Fakt ist, dass wir nun jemanden brauchen, der Viggos Platz einnimmt und ich wette, dass Hicks für diesen Job mehr als geeignet ist ... Wahrscheinlich sogar besser als Viggo", erklärte Johann ohne eine wirkliche Antwort auf Krogans Frage zu geben. „Wie du meinst ... Lasst den Jungen am Leben ... Vorerst", befahl Krogan genervt. Die zwei Drachenflieger nickten und verließen den Raum.

„Und was sollen wir jetzt tun? Wenn Hicks nicht zurückkehrt werden uns bald seine Drachenreiter und danach ganz Berk auf den Fersen sein", zweifelte Krogan an der Entscheidung. „Da habe ich schon einen Plan", grinste Johann. „Würdest du mich einweihen?!", verlangte Krogan. „Vor kurzem habe ich erfahren, dass unser lieber Hicks hier eine Freundin hat, die seine Stellvertreterin ist, solange er nicht bei seiner Truppe ist. Wenn wir sie dazu kriegen, ihn zu hassen, wird uns keiner der Reiter im Weg stehen", erklärte der Verräter gelassen. „Und wie willst du das anstellen?", Krogan zeigte sich skeptisch, aber interessiert. „Ach die Liebe ... So wunderbar, so zart. Und vor allem ... So zerbrechlich! Sie lässt sich leicht manipulieren. Ein einfacher gefälschter Brief sollte reichen und unser junger Freund hier ist wieder single", sofort setzte sich Johann an den Schreibtisch. „Denkst du nicht, dass sie die fremde Schrift erkennen werden?", moserte der Drachenfliegerchef. „Keine Sorge, ich habe in den letzten Jahren gelernt, die Handschriften meiner Feinde nachzuahmen", beruhigte der Händler ihn und nach einiger Zeit hatte er zwei Briefe verfasst. „Wieso zwei?", wunderte sich Krogan. „Ich dachte mir, dass Hicks vielleicht gefügiger wäre, wenn seine geliebte Freundin mit ihm Schluss machen würde ... In einigen Tagen bringst du Hicks diesen Brief, den Anderen versende ich per Schreckenspost", Johann gab Krogan eine der beiden Rollen und verließ mit der anderen den Raum. Später am Abend besprachen sie noch, was Krogan zu Hicks sagen sollte.

Auf der Drachenklippe

Astrid hatte ihren Freund gestern gar nicht mehr gesehen und machte sich langsam Sorgen um ihn. Sie hatte kaum schlafen können und war nun sehr früh wach. Gleich nachdem sie aufgestanden war, lief sie zu seiner Hütte und musste feststellen, dass diese weiterhin verlassen war. Nun machte sie sich umso mehr Sorgen. Wieso war Hicks nicht schon zurück? War im etwas zugestoßen? Sie brauchte dringend jemanden zum Reden, doch ihre beste Freundin Heidrun war gerade bei ihrem Bruder auf der Berserkerinsel. So musste sie schweren Herzens warten bis ihre Freunde auch wach wurden. Schließlich erschien einer nach dem anderen zum Frühstück im Clubhaus. „Leute, Hicks ist noch nicht zurück", fing sie sofort an. „Vielleicht hat er was Interessantes gefunden und die Zeit vergessen. Er ist bestimmt bald zurück, mach dir keine Sorgen", versuchte Fischbein sie zu beruhigen. „Aber was, wenn er in Gefahr ist?", gab sie nicht nach. „Würde mich wundern, wenn es nicht so wäre ... Das ist Hicks! Der gerät doch alle zwei Minuten in Gefahr", lachte Rotzbakke. „Nicht hilfreich", meinte der rundliche Reiter sauer. „Rotzbakke hat aber schon recht! Hicks gerät wirklich dauernd in Gefahr und trotzdem passiert ihm niemals wirklich was ... Er kriegt nicht mal nen Kratzer, obwohl er vorher noch in Lebensgefahr war", meinte Taff gelassen und aß ein Stück Brot. „Ja, der ist zäh ... So leicht stirbt der nicht, also mach dir keine Gedanken", stimmte Raff zu. Seufzend gab Astrid nach und begann mit einem unguten Gefühl ebenfalls zu essen. Plötzlich landete ein kleiner grüner Schrecklicher Schrecken neben ihr und brachte ihr eine Schriftrolle. „Der ist von Hicks!", freute sie sich schon und entrollte aufgeregt das Papier, um es zu lesen:

Astrid,

ich weiß, dass du mich liebst und deswegen fällt es mir nicht leicht dir das jetzt zu schreiben. Ich hatte auch mal Gefühle für dich, doch die sind nun weg. Bitte nimm es nicht so schwer! Du findest bestimmt jemanden, der deine Gefühle erwiedern kann, doch ich bin es nicht! Versuche erst gar nicht mit mir zu reden, denn das wird meine Meinung nicht ändern! Ich habe da jemanden kennengelernt. Besser gesagt ein Mädchen. Sie ist echt nett und ich glaube sie mag mich auch. Vermutlich werde ich schon bald eine neue Freundin haben, aber du hast nichts falsch gemacht. Außerdem übertrage ich dir dauerhaft das Kommando über die Drachenreiter, denn ich werde nicht mehr zurückkommen, weil ich nun ein Drachenjäger bin! Ja ich weiß, dass das unerwartet kommt, aber ich konnte mich einfach nicht von diesem Mädchen trennen und sie hat mir gezeigt, dass die Drachenjäger eigentlich gut sind. Ich werde mit ihr gehen und ein neues Leben beginnen! Leb wohl!

Hicks

Astrid hatte bereits seit sie begonnen hatte den Brief zu lesen Tränen in den Augen, doch nun konnte sie diese nicht mehr zurückhalten. Schluchtzend rannte sie aus dem Gemeinschaftshaus und schloss sich in ihrer Hütte ein. Die übrigen Reiter blickten ihr verwundert nach, bevor sie den von ihr liegen gelassenen Brief lasen. „Hicks ein ... Ein Drachenjäger?", stammelte Fischbein fassungslos. „Ich wusste, dass das mit ihm und Astrid nicht funktioniert", meinte Rotzbakke etwas schadenfroh. „Arme Astrid, so etwas hat sie nicht verdient", bemitleidete Raff ihre flachshaarige Freundin. „Ich hätte nie gedacht, dass Hicks Astrid wegen einer Anderen stehen lassen würde! Sie schienen so glücklich miteinander zu sein", meinte Taff verwirrt. „Wie kann Hicks nur all das hier aufgeben? Die Drachenreiter waren immerhin seine Idee, sein Leben! Er hat das hier alles aufgebaut und nun wirft er das einfach weg?", Fischbein konnte einfach nicht begreifen wie sein Freund sowas nur tun konnte. „Aus Liebe macht man verrückte Dinge ... Das ist wohl so eine", meinte der Schwarzhaarige. „Wie kann man sich denn so schnell in ein anderes Mädchen verlieben?", wunderte sich Taff. „Vielleicht hat er Astrid nie geliebt und wer weiß wie lange das schon so geht", sagte Rotzbakke. „Aber die Drachen ... Er hat sie gezähmt, beschützt und nun jagt er sie? Wie kann das sein? Das macht doch gar keinen Sinn!", protestierte der Gronkelreiter. Er weigerte sich das zu glauben. „Ich verstehe das zwar auch nicht, aber sollten wir jetzt nicht lieber für Astrid da sein, bevor wir uns überlegen, wie wir mit dieser dramatischen Wendung umgehen!?", schlug das Mädchen vor. Die Freunde stimmten zu und anstatt sich um Hicks zu sorgen, kümmerten sie sich nun um Astrid.

Auf dem Schiff

Nun saß er schon seit einer ganzen Woche hier fest und bis auf die Wärter, die ihm sein Essen gebracht hatten, hatte ihn keiner besucht. Hicks fand es schon etwas seltsam, dass seine Feinde ihn weder töten noch mit ihm reden wollten. Irgendwas hatten sie vor, doch er wusste einfach nicht was das sein könnte. Doch am selben Abend schaute schließlich Krogan bei ihm vorbei. Hicks war sich fast sicher, dass er gekommen war, um seinem Leben ein Ende zu bereiten, doch zu seiner Verwunderung hatte Krogan das nicht vor. Er überreichte ihm lediglich einen Brief und verschwand mit einem dreckigen Grinsen und einigen gemeinen Worten, die Hicks böses ahnen ließen: „Hallo Hicks! Hoffe du fühlst dich wohl, denn du wirst noch einige Zeit hier bleiben müssen ... Ich bin nur kurz hier um dir etwas zu geben ... Eigentlich wollten wir dich gegen eine kleine Gegenleistung freilassen, doch es ist anders gekommen als gedacht. Normalerweise dürftest du das Antwortschreiben auch nicht lesen, aber Johann dachte sich, dass du es erfahren solltest". Sobald er sicher war, dass Krogan wirklich weg war, entrollte Hicks schnell das Stück Papier und begann zu lesen:

Johann und Krogan,

wir haben euere Forderung erhalten und uns dagegen entschieden. Wir werden euch keine Drachenaugenlinse geben! Ihr könnt Hicks behalten, wir brauchen ihn nicht mehr. Das haben wir einstimmig entschieden. Dank euch sind wir ihn endlich losgeworden. Ich war sowieso nur mit ihm zusammen, weil er der Anführer war und das zukünftige Oberhaupt Berks geworden wäre, doch das hat sich ja nun erledigt. Da ich nun selbst die Kontrolle habe und nicht mehr die Gefährtin dieses Versagers spielen muss, werden ich und meine Truppe euch im Bezug auf Hicks nicht in die Quere kommen. Ihr könnt mit ihm machen was ihr wollt, das ist nun nicht mehr mein Problem! Meinetwegen könnt ihr ihn umbringen, hauptsache er steht mir nicht im Weg. Noch viel Spaß mit eurem Gefangenen und danke, dass ihr ihn uns vom Hals geschafft habt!

Die neue Anführerin der Drachenreiter Astrid

„Nein, nein ... Das ... Das kann nicht wahr sein", sagte Hicks fassungslos. Ohnezahn kam zu ihm und wollte ihn aufmuntern, doch das funktionierte kaum. Hicks saß alleine mit seinem Drachen in einer nur spärlich beleuchteten Zelle und würde vermutlich sterben, seine Freundin - wohl eher Exfreundin - war froh in los zu sein und würde nichts unternehmen, um ihn zu retten. Er war verloren. Seine große Liebe hatte ihm nur vorgespielt ihn auch zu lieben, um an die Kontrolle zu kommen? Das verletzte Hicks mehr als es eine Folterung je könnte. Er hatte alles verloren. Sein Zuhause, seine Freunde, seine Liebe und seine Freiheit. Nur Ohnezahn war ihm geblieben, doch das würde sich bestimmt bald ändern. Hicks saß noch die ganze Nacht lang in einer Ecke seiner Zelle und vergoss einige Tränen. Er weinte nicht oft, doch er konnte es gerade nicht ändern. Er konnte nicht mehr stark sein, er wollte es auch nicht. Zärtlich streichelte er Ohnezahns Kopf: „Ich habe alles verloren! Aber dich werde ich nicht verlieren ... Dich nicht, Kumpel! Wir müssen hier weg, bevor sie dir auch noch etwas antun wollen und das werden sie früher oder später, aber das werde ich nicht zulassen! ... Du bist der Einzige auf den ich mich immer verlassen kann! Dir wird nichts geschehen, das schwöre ich dir! Ich überleg mir was". Sein Drache schaute zu ihm auf und gurrte, was so viel bedeutete wie 'Ich werde auch niemals zulassen, dass dir etwas geschieht' und schleckte dann aufmunternd über das Gesicht seines Reiters. Danach versuchte Hicks zu vergessen, wie verletzt er von Astrids Brief war und konzentrierte sich darauf, einen Ausweg aus diesem Gefängnis zu finden. Irgendwann überkam ihn dann die Müdigkeit und er schlief in den Flügeln seines Drachens eingewickelt ein. Morgen würden sie fliehen, das stand für Hicks fest.

Auf der Drachenklippe

Nach mehreren Tagen hatte Astrid sich schweren Herzens wieder den Anderen angeschlossen. Sie war nun die Anführerin und hatte damit auch die Pflichten einer Anführerin. Ihr fiel es schwer, denn auch wenn sie gerne das Kommando übernahm, sobald Hicks weg war, so war sie doch auch immer froh gewesen, dass sie nicht ständig die Verantwortung tragen musste. Viel lieber als die Kontrolle zu haben mochte sie es, ihren Freund bei seinen Aufgaben zu unterstützen und ihn zu beraten, denn da konnte sie mitentscheiden ohne die ganzen Sorgen eines Anführers auf sich lasten zu haben. Sie hatte gesehen, wie schwer das für Hicks oft war, immerhin musste er für die Sicherheit seines Teams, Berks und ihrer Verbündeten sorgen, was mit gerade mal 18 Jahren unglaublich viel Verantwortung war. Wie sollte sie das nur schaffen? Doch viel schwerer als die permanente Zuständigkeit für alles war für sie, dass sie ihre große Liebe für immer verloren hatte und nichts dagegen tun könnte. Sie liebte Hicks so unglaublich und selbst obwohl er nun ein Drachenjäger war und er sie gegen eine Andere eingetauscht hatte, so konnte sie ihn nicht hassen oder gar vergessen. Sie würde immer noch alles für ihn tun und dass sie ihn vielleicht nie wieder sehen würde, machte ihr schwer zu schaffen. Ihr Herz war gebrochen und sie fühlte sich einfach nur leer. Etwas fehlte und das war Hicks und seine Liebe zu ihr. Doch das schien nun endgültig vorbei zu sein. Sie wusste weder, wie sie damit umgehen sollte, noch wie ihre Zukunft nun aussehen würde. Sie bezweifelte, dass sie jemals einen anderen Mann als ihn lieben könnte. Niemals könnte sie über Hicks hinwegkommen, denn dafür war ihre Liebe zu aufrichtig und stark!

Auf dem Schiff

„Krogan ... Es wird langsam wirklich Zeit den König der Drachen zu finden! Hol den Jungen und sag ihm, was wir von ihm verlangen", befahl Johann finster. „Du hast ihn gehört ... Bring den Gefangenen her!", schrie Krogan zu einem seiner Flieger. Sofort veschwand der Angesprochene und ließ die beiden Anführer alleine. „Wie willst du ihn bitte dazu kriegen uns die letzte Linse zu besorgen? Er wird bestimmt nicht einfach so einwilligen! Er glaubt doch ohnehin schon, dass er alles verloren hat. Mit was sollen wir ihm also noch drohen?", meckerte der Drachenfliegerchef. „Er hat noch nicht alles verloren! Hast du etwa seinen schwarz-geschuppten besten Freund vergessen? Ich wette, er würde alles dafür tun, um das letzte Lebewesen, das ihm treu ergeben ist, zu beschützen ... Denkst du nicht auch?", Johann grinste hinterlistig und auch Krogan grinste nun. In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und der Flieger trat atemlos ein: „Der ... Der Junge, er ... Er ist weg!" - „WAS?", schrie der Händler. „Wie kann das sein?", wollte der Drachenfliegeranführer wütend wissen. „Ich ... Ich weiß es nicht", gab der Angestellte kleinlaut zu. „DU ... DU VERSAGER ... Na warte", Krogan zog seine Axt, doch Johann hielt ihn auf. „Dein ach so toller Plan ist fehlgeschlagen! Ich habe dir doch gesagt, dass wir Hicks gleich umbringen hätten sollen!", schrie Krogan seinen Partner wütend an. „Schweig! Vielleicht ist es nicht ganz so gelaufen wie geplant, aber immerhin haben wir einen Keil zwischen Hicks und seine Drachenreiter getrieben", meinte Johann. „Und in wie fern ist uns das von Nutzen?", wollte er skeptisch wissen. „Bis sie die Missverstndnisse aus dem Weg geräumt haben und Hicks wieder vertrauen wird es lange dauern und dadurch gewinnen wir Zeit, um nach der Linse zu suchen! Also hör auf zu reden und schick deine Flieger los ... Wir suchen weiter!", befahl der Verräter. „Arch ... Gut! Dieses Mal bist du noch davon gekommen, aber enttäusche mich nie wieder, verstanden!?", gab Krogan nach und der Flieger verschwand dankbar, aber eilig.

Hicks war in der Zwischenzeit schon ein gutes Stück weit geflogen. Er war erfolgreich ausgebrochen und nun außer Gefahr. Außerdem fühlte er sich schon ein wenig besser, da er bei seiner Flucht einen Drachenjäger bewusstlos schlagen hatte müssen, um nicht aufzufliegen und seine Wut rauszulassen hatte ihm gut getan. Obwohl es ihm schon etwas leid tat, dass dem Drachenjäger nun fünf Zähne fehlten, immerhin konnte der ja nichts dafür, dass Astrid sich von ihm getrennt hatte. „Was machen wir denn jetzt, Kumpel?", fragte Hicks seinen Freund. Dieser schaute ihn nur ratlos an. „Zur Klippe können wir nicht ... Ich kann Astrid einfach nicht in die Augen schauen! Ich wüsste gar nicht, wie ich mit ihr umgehen sollte, geschweige denn mit den anderen. Anscheinend sind sie auch froh darüber mich los zu sein! ... Hach, aber nach Berk können wir auch nicht! Mein Vater würde nicht locker lassen, bis er die ganze Wahrheit kennt und ich möchte gerade wirklich nicht mit ihm darüber reden. Außerdem könnten die Anderen jederzeit auf Berk auftauchen und was dann? ... Aber wo können wir sonst hin?", verzweifelt legte sich Hicks auf den Rücken seines besten und anscheinend einzigen Freundes. Plötzlich hatte Ohnezahn einen guten Einfall und wechselte selbstständig die Flugrichtung. „Du hast eine Idee, Kleiner?", fragte Hicks und Ohnezahn gurrte zustimmend. Hicks holte eine kleine Karte aus seiner Satteltasche und überlegte wohin ihn sein Drache brachte. „Die Insel der Berserker! Natürlich ... Du bist ein Genie! Bei Dagur bin ich bestimmt willkommen, immerhin bin ich gewissermaßen sein Bruder! Er ist der Einzige, der fast nur hinter mir steht und nicht hinter den anderen Drachenreitern. Auch wenn wir früher unsere ... Naja Differenzen hatten, so konnte ich mich seit wir Frieden geschlossen haben immer voll und ganz auf ihn verlassen! Um ehrlich zu sein bin ich ziemlich froh, dass ich Dagur habe! Er ist mir echt ein toller Freund geworden! ... Auf geht's, Kumpel", lächelte Hicks und beschleunigte das Tempo. Das ließ sich Ohnezahn nicht zweimal sagen und flog in rasend schneller Geschwindigkeit über das Meer, wobei er ab und zu ein paar Kunststücke machte, was Hicks zum Lachen brachte: „Danke, Ohnezahn! Du weißt immer, wie du mich aufheitern kannst! Du bist einfach klasse!".

Auf der Berserkerinsel

Schließlich konnten Hicks und Ohnezahn schon die Umrisse der Berserkerinsel sehen. „Gleich sind wir da", freute sich Hicks. Endlich landeten sie nach einem langen, anstrengenden Flug auf der Zielinsel. Doch da fiel Hicks ein kleines Problem auf, das er nicht bedacht hatte: „Hey ist das nicht ein Klingenpeitschling? ... Oh nein! Ich habe ganz vergessen, dass Heidrun ihren Bruder besucht! Heidun ist Astrids beste Freundin ... Am Besten wir verschwinden wieder". Er wollte schon abheben, als ihn jemand ansprach: „Bruder, was machst du den hier? ... Komm steig mal ab, ich will dich umarmen". Widerwillig stieg Hicks ab und ließ sich von Dagur drücken. „Hallo Hicks! Ist was passiert?", fragte Heidrun. „Pa ... Passiert? Was ... Was soll den passiert sein?", stammelte Hicks. „Wieso bist du nicht auf der Klippe? ... Und wo sind die Anderen?", legte sie nach. „Ähm ... Also ... Ich bin alleine hergekommen ... Ähm ... Auszeit sozusagen", lächelte er verräterisch und hoffte, dass sie sich damit abfinden würde. Doch die Berserker hatten bereits gemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmte. „Äh ... Hicks kann ich dich mal kurz sprechen?", und schon zog Dagur ihn zur Seite. „Also was ist los?", fragte er dann. „Los? ... Was soll den los sein?", erneut war Hicks kein bisschen überzeugend. Dass diese Leier nicht funktionierte wurde ihm schon durch Dagurs Blick klar: „Was ist denn jetzt? Komm schon, ich weiß, dass dich etwas belastet! Du kannst es mir sagen!". Zögerlich reichte Hicks ihm den Brief, den er mit sich genommen hatte. „Tut mir leid für dich Hicks Bruder", meinte Dagur ehrlich, nachdem er ihn gelesen hatte.

Doch da trat Heidrun schon zu ihnen, die vor Neugierde nicht mehr warten hatte wollen. „Ist das nicht Astrids Handschrift? ... Zeig mal her!", und schon entriss sie ihrem Bruder den Brief. „Was? Das hat Astrid geschrieben? Das glaub ich nicht!", Heidrun war fassungslos. Das hätte sie Astrid gar nicht zugetraut. Hatte sie sich so in ihrer besten Freundin geirrt? „Komm wir gehen in den Speisesaal und essen etwas. Da erzählst du uns erst einmal die ganze Geschichte in Ruhe", schlug Dagur vor und so machten sie es auch. „Also du warst eine ganze Woche gefangen und Johann war bereit dich gegen eine Drachenaugenlinse einzutauschen, aber Astrid hat es verweigert, weil sie dich loswerden wollte und du ihr egal bist? ... Und alle waren damit einverstanden?", fasste es die Schwarzhaarige verständnislos auf. „Ja", seufzte Hicks, wobei er niedergeschlagen auf den Boden schaute. Den Schmerz konnte man dabei deutlich hören. „Ich fass es nicht, dass Astrid sowas tut! Wie kann sie nur? Und Fischbein ... Offensichtlich hatte er ja auch nichts dagegen, sonst wäre die Entscheidung ja nicht einstimmig und er hätte dich gesucht! Ich hatte ihn und Astrid ganz anders eingeschätzt! Vor allem Astrid, denn sie scheint hier die treibende Kraft hinter all dem zu sein. Also ...", schließlich brach Heidrun ihre Rede ab, da ihr Bruder wie wild herumgestikulierte, um ihr zu zeigen, dass sie es endlich gut sein lassen sollte.

Erst jetzt fiel Heidrun auf, was ihre Worte angerichtet hatten. Hicks ging es miserabel und sie hatte es eben noch schlimmer gemacht: „Oh Hicks! Es ... Es tut mir so leid, das ... Das wollte ich nicht! Entschuldige bitte" - „Schon gut, es ist nicht deine Schuld", meinte dieser betrübt. „Also genug Trübsahl geblasen! Ich werde dich etwas aufmuntern, Hicks! Was du jetzt gebrauchen kannst ist eine schöne, lange Reise mit jemandem, der dir bestimmt nicht in den Rücken fällt ... Morgen fliegen wir los! Nur du und ich ... Was sagst du Bruder?", meinte Dagur. „Aber die Drachenjäger ..." - „Astrids Problem" - „Und deine Insel?" - „Heidruns Problem" - „Hey", unterbrach Heidrun die beiden Jungs. „Tut mir leid Schwester! Würdest du hier die Verantwortung übernehmen, bis ich zurück bin?", fragte das Oberhaupt der Berserker nun höflich. „Klar mache ich das", willigte diese sofort ein. Auch sie wollte Hicks damit unterstützen. Und ihr Bruder hatte sich die Auszeit ohnehin mal verdient. „Bist du dir sicher, Dagur? Ich will dir nicht zur Last fallen ... Du bist verlobt, hast eine eigene Insel! Ich kann dir da doch nicht im Weg stehen", warf Hicks ein. „Papalapapp! Seit du vorhin gekommen bist und gesagt hast, es sei eine Auszeit, habe ich schon Lust darauf mir mal ein paar Monate Ferien zu gönnen! Außerdem ist Mala für drei Monate auf einer Reise, um irgendeinen Drachen zu retten ... Leider durfte ich sie nicht begleiten und ich habe mir eh schon überlegt wie ich es so lange Zeit ohne sie aushalten soll! Da kommt mir eine drei monatige Reise mit meinem Bruder gerade richtig", beseitigte er Hicks Zweifel.

Auch wenn Hicks drei Monate ziemlich lang vorkamen, war er nun überzeugt, dass diese Reise tatsächlich genau das Richtige für ihn und sein gebrochenes Herz sein würde: „Danke Dagur! Du bist echt ein toller Freund ... Ein toller Bruder! Ich bin froh, dass ich dich habe". Dagur freute sich riesig darüber, dass Hicks ihn Bruder genannt hatte, denn das tat er sonst nie: „Immer doch! Du weißt, dass du dich stets auf mich verlassen kannst! Also ich lasse uns nur noch kurz einige Vorräte einpacken und dann können wir morgen in aller Frühe los". Während Dagur die Vorbereitungen traf, durfte Hicks sich ausruhen. Die Gefangenschaft hatte ihm ziemlich zugesetzt, weshalb er sogleich einschlief. Heidrun ging inzwischen der Zettel nicht mehr aus dem Kopf, also schlich sie sich in Hicks Hütte und nahm den Brief, der angeblich von Astrid war und machte sich auf den Weg zur Drachenklippe.

Fortsetzung folgt ...

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