Ein Missgeschick mit Folgen

Es war ein ruhiger Tag auf der Drachenklippe. Zu ruhig für den Geschmack der Zwillinge. Alle anderen freuten sich über die Entspannung, doch sie fanden es einfach nur langweilig. Gerade saß die Truppe am Waldrand im Schatten der großen Bäume. Hicks und Astrid hatten sich an einen Baum, der dick genug für sie beide war, gelehnt und dösten. Heidrun und Fischbein saßen in der Wiese und redeten. Rotzbakke wollte an seinen Drachen angelehnt schlafen, doch dieser entflammte sich andauernd, was dieses Vorhaben unmöglich machte. Die Zwillinge saßen in einiger Entfernung zu ihren Freunden und grübelten. Womit könnten sie sich wohl die Zeit vertreiben? Ihr Blick fiel zu ihrem Drachen. Einfach nur fliegen war ihnen jedoch zu langweilig. Ein hämisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Sie knallten ihre Köpfe zusammen und murmelten 'Zwillingserleuchtung'. Sofort standen sie auf, stiegen auf ihren Drachen und flogen rüber zu ihrem schlafenden Anführer. Dieser öffnete - genau wie Astrid - die Augen. Doch bevor er irgendwas sagen konnte, packten ihn die Klauen des Drachens und flogen weg. „HICKS", schrie Astrid ihm nach. Auch Rotzbakke, Fischbein und Heidrun war das Drama nicht entgangen und sie rannten hinter dem Nachtschatten her, der in den Wald lief, über den Hicks gerade schwebte. Astrid jedoch hatte bereits auf ihrer Drachendame die Verfolgung aufgenommen.

„Lasst mich sofort los!", befahl Hicks, nachdem er ein Stück weggebracht worden war. „Wie du willst", grinste Taff und gab seinem Kopf ein Zeichen. „Warte! Nicht!", verbesserte sich der Junge, doch es war zu spät. „NEIN!", schrie Astrid, als sie Hicks hinunterfallen sah. Sie wollte ihm nach, doch die dichten Bäume des Waldes versperrten ihr die Sicht. „Was hast du gemacht!?", beschwerte sich nun auch Raffnuss. „Er hat es so gewollt", rechtfertigte sich ihr Bruder. Doch selbst dem Zwillingsmädchen schien das Geschehene nicht sonderlich gefallen zu haben. Kurz darauf tauchte ein Nadder mit einer äußerst wütenden Reiterin vor ihrem Zipper auf. Astrid hatte versucht ihren braunhaarigen besten Freund zu retten, doch es war zwecklos. Der Wald auf der Drachenklippe war viel dichter als der auf Berk. „Was habt ihr getan!?", schrie sie voller Wut, doch auch Angst machte sich in ihr breit. „HILFE!", ertönte plötzlich ein lauter Ruf. Astrid, wie auch die Zwillinge, flogen auf eine Lichtung, wo Fischbein und Rotzbakke standen. „Du hast ihn nicht gefangen?", stellte Fischbein fassungslos fest. „Leider nicht, ich habe ihn aus den Augen verloren", beschämt blickte sie zu Boden. „Wer hat geschrien?", fragte Rotzbakke. „Ich", ertönte Heidruns Stimme. Sie war schneller gewesen und hatte als Einzige der Läufer mit Ohnezahn annähernd mithalten können. Jetzt war sie wieder zu ihren Freunden zurückgekommen. „Was ist passiert?", wollte Fischbein beunruhigt wissen. „Ich habe Hicks gefunden. Kommt!", schluckte sie und begann wegzulaufen. Ohne zu zögern folgten die anderen Reiter ihr.

Kurze Zeit später waren sie tief im Wald, wo die Bäume sehr eng aneinander standen. Neben einem dicken Baum befand sich Ohnezahn, der seinen bewusstlosen Reiter ableckte. „Hicks", rief Astrid erschrocken und lief zu ihm. „Was ist passiert?", wollte Rotzbakke genau wissen. „Ich bin Ohnezahn gefolgt, konnte aber nicht ganz so gut mithalten. Ich habe dennoch aus einiger Entfernung gesehen, wie Hicks gefallen ist. Er ist mit seinem Kopf auf einen dicken Ast aufgeschlagen und war dann bewusstlos. Aber Ohnezahn war zum Glück rechtzeitig da. Er hat sich mit einigen Flügelschlägen in die Luft erheben können und Hicks in seine Flügel gehüllt, bevor sie zusammen auf dem Boden aufschlugen", berichtete Heidrun ihre Beobachtung. „Dann ist das ja gerade noch mal gut gegangen", freute sich Raff. Die Zwillinge hatten sich bis eben still verhalten, um möglichem Ärger zu entgehen. „Sobald Hicks aufwacht, könnt ihr euch auf was gefasst machen", drohte Astrid. Es fiel ihr schwer ihre Stimme aufrechtzuerhalten, denn die Angst um Hicks machte diese brüchig, aber sie schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen. „Also wenn das alles war, dann ziehen wir uns jetzt mal zurück", versuchte es Taff. „Sturmpfeil", meinte Astrid nur. Sogleich feuerte Sturmpfeil einige Stacheln ab, die direkt vor den Füßen der Zwillinge landeten. „Hey! Dein Drache hat auf uns geschossen", beschwerte er sich daraufhin. „Ich weiß, ich hab's ihr gesagt", meinte die Blondine nur leichtfertig. „Nicht cool, Asti!", stellte Taff klar. „Ihr bleibt hier und helft mit, Hicks in seine Hütte zu bringen", bestimmte die Blondine streng. „Sie entwickelt sich echt zu einer Tyrannin, wenn es um Hicks geht", fand Raffnuss. Dennoch halfen sie mit und alle zusammen brachten sie ihren bewusstlosen Anführer, sowie den, durch den Aufprall leicht benommenen Nachtschatten, welcher etwas Hilfe beim Gehen benötigte, zu Hicks Hütte.

In Hicks Hütte

Mehrere Stunden waren vergangen und Hicks war immer noch nicht aufgewacht. Sie hatten ihn in sein Bett gelegt und Ohnezahn hielt neben seinem Reiter Wache. Vor einer Stunde hatte Heidrun ihre blonde Freundin gezwungen, eine kurze Pause einzulegen, weshalb Fischbein gerade bei Hicks war. Er machte sich ebenfalls große Sorgen um seinen besten Freund. Dennoch fielen dem von den aufregenden Ereignissen müde gewordenen Fischbein irgendwann die Augen zu. So kam es, dass der Mensch im Gegensatz zu dem Drachen nicht bemerkte, wie sich Hicks langsam zu bewegen begann und endlich auch seine Augen öffnete. Schnell war Ohnezahn an seiner Seite, doch das Wiedersehen lief anders als erwartet. „HILFE! Ein Drache", schrie der Braunhaarige, was nun doch auch den anderen Jungen weckte. „Du bist wach!", freute dieser sich. „Der unheilige Sprössling von Blitzschlag und Gevatter Tod", murmelte Hicks. „Wieso sagst du nicht einfach Ohnezahn?", wunderte sich Fischbein schulterzuckend, doch maß dieser Aussage fälschlicherweise keine große Bedeutung zu. „Ohnezahn? Ernsthaft? Halte dieses Monster gefälligst fern von mir!", forderte Hicks gehässig. „Monster?", quietschte Fischbein schockiert und verwirrt gleichzeitig. Selbst als sie auf Berk noch Drachen bekämpft hatten, hatte Hicks nie was Wort 'Monster' für diese Tiere benutzt, höchstens 'Plage', aber nie so eine derartige Beleidigung. Ohnezahn unterdessen war von den Worten seines Reiters verletzt, wusste aber, dass etwas nicht stimmte und es nicht wirklich sein Hicks war, der das gerade gesagt hatte. Hicks rutschte noch etwas näher mit dem Rücken an die Wand, weiter von dem Drachen weg. „Ohnezahn, würdest du ihm bitte etwas Freiraum lassen, damit ich ihn untersuchen kann", bat Fischbein, der versuchte gefasst zu bleiben, mit einem freundlichen Lächeln. Der schwarze Drache murrte, folgte aber der Anweisung und legte sich auf seine Steinplatte. Jedoch ließ er sich nicht davon abhalten, seinen Reiter beunruhigt zu betrachten.

„Besser so?", drehte sich der rundliche Junge zu seinem Freund. „Ja, danke, ... Ähm ... Dir", offensichtlich hatte Hicks keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte. Fischbein schluckte nervös. Erst nannte Hicks Ohnezahn ein Monster und jetzt kannte er den Namen seines besten Menschenfreundes nicht mehr? Das war kein gutes Zeichen! „Also, woran erinnerst du dich?", erkundigte sich der Blonde zaghaft. Kurz überlegte der Befragte, doch fand bald heraus, dass er nichts wusste: „An nichts". Schockiert zog Fischbein die Luft ein, doch konzentrierte sich bald wieder auf das Problem. „Du meinst, dass du keine Ahnung hast, was vorgefallen ist!? Aber du weißt schon noch, wer ich bin, richtig?", hoffte Fischbein, dass dies der Fall war. Wieder überlegte der Braunhaarige kurz: „Tut mir leid, sollte ich das?" - „Das ist nicht gut, das ist überhaupt nicht gut!", stellte Fischbein fest und versuchte nicht zu hyperventilieren. „Okay, gibt es irgendwas, an das du dich noch erinnerst? Bitte, irgendwas?", bat er dann. „Meinen Namen, ich heiße Hicks! Und ... Ähm, ich bin 18 Jahre alt", sagte dieser. „Na schön, wenigstens ein Anfang", versuchte sich der Gronckelreiter selbst Mut zuzusprechen. „Ich weiß, welche Hobbys ich habe und mein Lieblingsgericht, meine Lieblingsfarbe, ...", ergänzte der braunhaarige Drachenreiter nach und nach. „Also du weißt noch, wer du bist ... Das ist schon mal gut", freute sich Fischbein. „Das hilft aber nicht, wenn ich mich an sonst nichts erinnere", verzweifelte Hicks für einen Moment. Ohnezahn hatte sich vorsichtig näher zum Bett geschlichen. Liebevoll stupste er die vom Bett hängende Hand seines Reiters an. Erschrocken zog dieser sie zurück. Traurig gurrte Ohnezahn. Doch dann änderte der Junge seine Meinung. Ohne wirklich zu wissen wieso, streckte Hicks seine leicht zitternde Hand erneut in Richtung des Drachens. Dieser verlor keine Sekunde und drückte sogleich seinen Kopf dagegen. „Warte mal! Ich erinnere mich an etwas ... Natürlich, Ohnezahn!", rief Hicks plötzlich. Daraufhin hopste besagter Drache erfreut neben dem Bett seines Reiter.„ Es tut mir so leid, Kumpel! Ich weiß auch nicht, was da vorhin über mich gekommen ist", entschuldigte sich der Junge und umarmte seinen fröhlich gurrenden Drachen.

„Wie hast du dich so plötzlich daran erinnert?", auch Fischbein freute sich darüber, dass Hicks sich wenigstens an seinen geliebten Drachen erinnern konnte. „Ich weiß nicht, er ist irgendwie ein Teil von mir!", zuckte er mit den Schultern. „Erinnerst du dich sonst noch an etwas?", versuchte es der Blonde erneut. „Nein, leider immer noch nicht", schüttelte Hicks den Kopf. Es tat ihm wirklich leid, diesen für ihn fremden Jungen enttäuschen zu müssen, denn es war offensichtlich, dass sich dieser Wikinger um ihn sorgte. „Wie heißt du?", wollte Hicks nun endlich erfahren. „Fischbein", antwortete dieser etwas niedergeschlagen. „Fischbein!? Freut mich dich kennenzulernen ... Erneut", lächelte Hicks und streckte ihm die Hand hin, welche sein Freund leicht lächelnd ergriff. Hicks wusste einfach, wie man Leute aufmuntern konnte. Wenigstens ein bisschen. Für Fischbein war es beruhigend zu wissen, dass Hicks selbst ohne Erinnerungen ganz er selbst war. „Also, was ist mit mir los, dass ich mich plötzlich nicht mehr an Dinge oder Leute erinnere, die ich eigentlich kennen müsste?", fragte der Junge nach. „Ich vermute, dass du bei deinem Zusammenstoß mit dem Ast nicht nur dein Bewusstsein, sondern auch dein Gedächtnis verloren hast ... Warum du dich nur an Ohnezahn und dich selbst erinnern kannst, ist mir allerdings ein Rätsel", gab Fischbein offen zu. „Besser als nichts", versuchte Hicks positiv zu bleiben. „Ich glaube, wir sollten ins Clubhaus zu den Anderen gehen und ihnen sagen, dass es dir soweit gut geht ... Mit Ausnahme deiner kleinen Gedächtnislücke", verharmloste der Blonde es. Fischbein ging voraus, da Hicks sich ja nicht an den Weg erinnern konnte. Brav folgte ihm der Braunhaarige, an wessen Seite sein treuer Drache war. So machte sich das Trio also auf den Weg zur Gemeinschaftshütte.

Im Clubhaus

„Mach dir keine Sorgen, Astrid! Ich bin sicher, dass Hicks nicht ernsthaft verletzt ist", versuchte Heidrun das Mädchen zu beruhigen. „Aber er ist ziemlich tief gefallen. Was, wenn er innere Verletzungen hat?", meinte diese. „Übertreibst du da nicht ein wenig? Ohnezahn hat ihn doch aufgefangen!" - „Außerdem hat Hicks schon Schlimmeres überstanden, weißt du noch der Rote Tod? Der Sturz war viel heftiger!", warfen die Zwillinge ein. Tatsächlich konnte Astrid den Zwei da nur Recht geben. „Hey, Leute", meldete sich plötzlich Fischbein schüchtern zu Wort und trat durch die Tür. Sofort lag alle Aufmerksamkeit auf ihm, jedenfalls bis Hicks eintrat. „Hicks!", freute sich Astrid und lief ihrem Freund in die Arme. Dieser war jedoch etwas verdutzt von den vielen neuen Gesichtern, weshalb er die Umarmung nicht erwiderte, was Astrid erstmal jedoch nicht allzu sehr störte. Doch als er selbst nach einiger Zeit noch nicht zurückumarmte, löste sie sich etwas enttäuscht. Hicks hatte ihr vorher noch nie eine Umarmung verweigert! Sonst ging er immer darauf ein! „Zum Glück! Wie geht es dir?", wollte Heidrun von dem Braunhaarigen wissen. Dieser war jedoch etwas in die Enge getrieben und fühlte sich in der ganzen Situation unwohl. Also schritt Fischbein ein: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht, welche wollt ihr zuerst ..." - „Ist dieser Satz nicht voll klischeehaft?", unterbrach Taffnuss gelangweilt. „Total", stimmte Raff zu. „Was ist das Problem, Fischbein?", erkundigte sich Heidrun besorgt. „Ich habe Hicks untersucht und Thor sei Dank, er hat keine ernsthaften Verletzungen, nur einige leichte Prellungen ... Allerdings ist es irgendwie möglich, dass er sich an niemand anderen als an Ohnezahn und sich selbst erinnern kann", den letzten Teil nuschelte Fischbein ziemlich schnell, doch man konnte es gerade noch so verstehen. Mit großen, erschrockenen Augen blickten die Jugendlichen nun zu ihrem Anführer. Hicks schaute bedrückt zu Boden. Es tat ihm wirklich leid sie so enttäuschen zu müssen. „Das ist ein Scherz, richtig?", hoffte Rotzbakke. Ja, sogar er machte sich Sorgen! „Leider nicht", gab Fischbein zu. „Hey, Hicks ... Es ... Es tut uns echt schrecklich Leid. Wir wollten das nicht! Es war ein furchtbares Missgeschick", entschuldigten sich die Zwillinge aufrichtig, denn diesmal fühlten sie sich wirklich sehr schuldig. „Ich weiß zwar nicht, was, aber das ist schon in Ordnung", verzieh Hicks ihnen leichtfertig. Dass Hicks ihre Entschuldigung angenommen hatte, machte es jedoch nicht besser, denn sie wussten, dass sie diesmal wirklich etwas sehr, sehr Schlimmes angestellt hatten. Selbst der Entfall ihrer Bestrafung konnte es nicht besser machen.

Jetzt hatten auch die Drachen der anderen Reiter mitbekommen, dass Hicks wach war und wollten ihn begrüßen, denn jeder von ihnen hörte auf den Drachentrainer. Manche - wie Hakenzahn - manchmal sogar mehr als auf ihren eigenen Reiter. Beim Anblick der fünf Drachen, die ihn umringten, schreckte Hicks jedoch zurück. Ohnezahn stellte sich schützend neben ihn und bildete mit seiner Schwanzflossen eine Art Sicherheitskreis um seinen Reiter, der als zusätzliche Warnung galt. Auch wenn Ohnezahn wusste, dass von den Drachen keine Gefahr ausging, so waren ihm gerade die Gefühle seines Reiters wichtiger, weshalb er leicht anfing zu Knurren. Dies hielt seine Artgenossen tatsächlich davon ab, sich weiter zu nähern. Doch weggehen wollten sie nicht. „Windfang, lass Hicks etwas Platz", ordnete Heidrun ruhig an. „Sturmpfeil, komm her, Süße", befahl nun auch Astrid. „Engelchen", sagte Fischbein bloß. „Kotz, Würg, habt ihr ihm nicht schon genug angetan?", schimpfte Raff. „Hey, gib unserem Drachen nicht die ganze Schuld", tadelte ihr Bruder. „Stimmt, sorry, Kotz und Würg! ... Ich gebe dir die ganze Schuld, Taff", stellte sie wütend klar. „Was hab ich getan?" - „Du hast ihnen gesagt, sie sollen ihn fallen lassen! Von alleine hätten sie das ja wohl nicht getan", erklärte das Mädchen ihre Schuldzuweisung. „Aber es war deine Idee, ihn zu entführen", versuchte Taff es. „Nein, wir hatten sie gleichzeitig! Wir sind Zwillinge", argumentierte Raff. „Das reicht jetzt! Rotzbakke, könntest du Hakenzahn zu dir rufen?", unterbrach Heidrun. „Hicks, der große Drachenbezwinger, hat Angst vor einem Riesenhaften Alptraum ... Ich wünschte ich könnte diesen Moment irgendwie festhalten! Schnell, wer kann gut zeichnen?", lachte dieser. „Ich bin dir bereits voraus", hielt Taffnuss stolz ein hingekritzeltes Bild hoch. „Ich meinte jemand, der auch etwas Talent hat", verbesserte sich der Jorgenson. „Frechheit!", beschwerte sich der Thorston beleidigt. Als Astrid Hicks hilfesuchenden Blick sah, schaute sie Rotzbakke streng an. „Schon gut! Haki, komm her", gab dieser nach. Hicks war deutlich erleichtert, nun, da er nicht mehr von fremden Drachen umringt war. „Was machen wir jetzt?", fragte Astrid traurig, als ihr das Problem wieder in den Sinn kam. „Ich würde sagen, dass wir noch ein paar Tage warten, vielleicht kommen die Erinnerungen ja von ganz alleine zurück. Wenn es sich jedoch nicht bessert, sollten wir ihn zu Gothi bringen, sie weiß bestimmt mehr als ich", schlug Fischbein vor und so wurde es auch beschlossen.

In der Kuppel

Mittlerweile war eine ganze Woche vergangen und Hicks geistiger Gesundheitszustand hatte sich noch immer nicht gebessert. Nur Ohnezahn ließ der Junge wirklich an sich heran. Er fürchtete sich zwar etwas weniger vor den Drachen seiner Freunde und fühlte sich in der Gruppe nicht mehr so unwohl wie am Anfang, doch erinnern konnte er sich weiterhin nicht. Also hatten Fischbein, Heidrun, Astrid, Rotzbakke und die Zwillinge beschlossen, dass es an der Zeit wäre, nach Berk zu fliegen und Hicks von Gothi untersuchen zu lassen. Hicks hatten sie ihr Vorhaben verschwiegen, denn er war immer noch extrem nervös und ängstlich, wenn es darum ging, neue Leute oder Drachen kennenzulernen. Mit den vielen auf der Klippe angesiedelten Drachen, welche ihrem Trainer Hicks gewöhnlich hin und wieder einen Besuch abstatteten, war das ja schon ein Problem gewesen. Wie würde das dann erst auf ihrer Heimatinsel sein? Auf einer Insel voller Berkianer, die ein natürliches Interesse an ihrem zukünftigen Oberhaupt hatten? Sie würden ihn definitiv bedrängen! Und was würde Haudrauf sagen? Wie sollten sie dem Vater bitte beibringen, dass sein eigener Sohn keine Erinnerungen an ihn hatte? Keiner freute sich auf die Heimreise, doch es war nötig, da waren sie sich einig! „Also, wo fliegen wir hin? Wieso macht ihr so ein großes Geheimnis daraus?", erkundigte sich Hicks, der von den Anderen in die Kuppel bestellt worden war. „Wir machen eine kleine Reise ... Zur Entspannung", log Heidrun. „Ja, wir dachten, dass dir etwas Ruhe dabei helfen würde, deine Erinnerung zurückzubekommen", ergänzte Rotzbakke. Die Übrigen nickten in Zustimmung. So wirklich glaubte der Braunhaarige ihnen nicht, doch er setzte sich trotzdem auf Ohnezahn. Ihm vertraute er und Ohnezahn hatte ihm gezeigt, dass er einverstanden war, mit was auch immer seine sogenannten Freunde vorhatten. „Wie ihr meint, einen Versuch ist es wert", ergab sich Hicks und sie flogen los. Als sich schließlich die Umrisse von einer - deutlich erkennbar - bewohnten Insel vor ihnen zeigten, wusste Hicks, dass sie ihn reingelegt hatten. „Was soll das? Ihr habt doch gesagt, ihr wärt meine Freunde, also warum tut ihr mir das an? Ihr wisst genau, dass ich mich unwohl gegenüber Fremden fühle!", rief er empört. „Es tut uns leid, aber sonst wärst du doch nie mitgekommen", rechtfertigte sich Raffnuss. „Hicks, wir sind deine Freunde und als deine Freunde wollen wir, dass es dir gut geht! Deshalb bringen wir dich nach Berk, zu einer richtigen Heilerin", erklärte Astrid. „Und technisch gesehen ist Berk deine Heimatinsel, also sind das keine Fremden", meinte Taff. Dieses Argument zog jedoch nicht besonders, da für Hicks jeder gerade ein Fremder war. „Wir landen in der Bucht und warten bis es dunkel wird, dann bringen wir Hicks zu Gothi. So dürften wir möglichst wenigen Leuten begegnen und Hicks ist nicht dem ganzen Druck ausgesetzt", schlug Fischbein vor. Auch diese Idee erhielt viel Zuspruch.

In Gothis Hütte

Nach einer etwas längeren Schlafpause als geplant hatten sie sich zu Fuß auf dem Weg zu Heilerhütte gemacht. Ihnen war es dann auch gelungen, ungesehen durch das Dorf zu gelangen. Gothi war zwar nicht besonders erfreut über die nächtliche Störung gewesen, doch als sie ihr die Lage erklärt hatten, hatte sie es verstanden. Schnell widmete sich die Heilerin der Untersuchung. Hierzu durften nur Hicks - als Patient - und Fischbein - als Übersetzer - bleiben. Alle Anderen wurden rausgeschickt. Inzwischen ging auch schon die Sonne auf. „Was machen wir jetzt?", erkundigte sich Rotzbakke. „Also die Untersuchung wird bestimmt noch etwas länger dauern", meinte Heidrun. „Vielleicht sollten wir Haudrauf suchen und ihm erzählen, was passiert ist", schlug Astrid vor. „Ja, gute Idee, geht ihr schon mal vor, wir kommen dann nach", wollte Raff gehen. „Versucht ihr euch etwa davor zu drücken?!", erahnte Heidrun es bereits. „Was? Wir? Niemals! Ich meine, warum sollten wir uns davor drücken wollen, Haudrauf dem Stoischen zu beichten, dass wir seinen einzigen Sohn über einem Wald fallen gelassen haben und er deshalb sein Gedächtnis verloren hat?", meinte Taffnuss überaus verdächtig und gezwungen lächelnd. „Ihr habt also Angst davor, dass Haudrauf sauer auf euch sein wird", erkannte Astrid. „Also erfreut wird er ja wohl kaum sein", stellte Raff genervt fest. „Ihr werdet sowieso Ärger bekommen, also bringt es doch lieber jetzt hinter euch! Vielleicht ist er euch ja weniger böse, wenn ihr ihm von alleine die Wahrheit sagt und euch nicht versucht aus der Verantwortung zu ziehen", machte die Schwarzhaarige ihnen als Vorschlag. „Na schön, wir haben ja eh keine andere Wahl", gaben die Geschwister auf. Also trotteten sie ihren Freunden hinterher. Hoffentlich würde ihnen Haudrauf Gnade erweisen!

Fortsetzung folgt ...

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