Drei Haselnüsse für Astrid (Teil 2)
Der Häuptlingszug fuhr zurück nach Berk. Hicks und seine Freunde, die gerade aus dem Wald flogen, sahen dies und schlossen sich wieder an. Hicks wurde natürlich umgehend von seinem Vater zu sich gewunken. „Schämst du dich denn nicht, dich wie ein kleiner Junge zu benehmen? Ich in deinem Alter habe schon längst ..." - „Die Bürde der Regierung auf meinen Schultern getragen", sprach Hicks die Worte seines Vaters mit. Wie oft er diesen Satz schon gehört hatte! „Dir wird schon der Kamm herunterfallen, wenn ich dich verheiraten werde. Dann wirst du zahmer werden", glaubte Haudrauf.
'Als ob ich mich jemals ändern würde! Und selbst wenn ich heirate, dann sicher nur eine Frau, die mich versteht und mit mir und Ohnezahn auf Abendteuersuche geht! Niemals würde ich mich für eine langweilige Prinzessin entscheiden', lachte Hicks in Gedanken darüber.
„Deine Erfahrungen schätze ich sehr", nahm er seinen Vater nicht ernst und flog weiter voraus. „Darüber können wir uns doch Zuhause unterhalten. Ohne Zeugen", tadelte Valka. „Meine Herren, ich habe gehofft, dass ihr eure Aufmerksamkeit eher der Diplomatie, dem vornehmen Benehmen und der Hofetikette widmen werdet", wendete sich Haudrauf an Rotzbakke und Taffnuss, die ebenfalls neben dem Häuplingspaar gelandet waren und nebendran herritten. „Chef, wir bemühen uns mit allen Kräften keine Minute zu verlieren", säuselte Taffnuss. „Und diese Studium ist gewiss eines der Schwierigsten, Chef. Und äußerst mühsehlig", fügte Rotzbakke nicht weniger einschleimend hinzu. „Wo habt ihr den Herrn Preceptor gelassen, hmm?", schaute sich das Oberhaupt um. „Sicher hat er sich wieder verlaufen", vermutete der Blonde. „Wenn ihm nur nichts zustößt", hoffte Rotzbakke scheinheilig. Sie versuchten beide so unwissend wie möglich zu erscheinen. Kotzbakke versuchte im Wald unterdessen verzweifelt wieder auf seinen Drachen aufzusteigen, der darauf gerade keine Lust hatte: „Bleib doch stehen, du unnützes Reptil".
Hicks flog nun zu der Seite des Wagens, wo seine Mutter saß. „Hat er nur so gedroht oder will er mich wirklich verheiraten?", wollte er flüsternd erfahren. „Nein. Diesmal meint er es wirklich ernst", gab diese ihm Auskunft. Mit einem Mal war Hicks ganz anders. Er konnte doch nicht einfach irgendeine Frau heiraten, die er nicht liebte! Er war doch erst 18, das war für seinen Geschmack noch viel zu früh, aber leider auf ihrer Insel normal. Er konnte nur hoffen, dass sein Vater es sich noch anders überlegen würde. So ritten sie also schweigend auf ihren Drachen zurück nach Berk.
Mala hingegen hörte gar nicht auf zu reden, so lang war die Liste, die sie Grobian zur Besorgung diktierte: „Und von der Seide nimm gleich eine ganze Rolle. Außerdem zwei Spulen goldenen Zwirn. Außerdem 30 Ellen Samt, damit er auch für die Schleppe reicht, äh, am Besten dunkelblau" - „Aber Mama, ich will keinen Samt, sondern ein Kleid aus Atlas" - „Ach, Raffnuss, der Samt ist doch für mich! Und, Grobian, 40 Ellen des besten und teuersten Atlasses, himmelblauen" - „Aber 40 Ellen ist doch zu wenig" - „Nimm also 50 und ... Siehst du, fast hätt ich's vergessen, eine breite goldene Borte, 10 Ellen" - „Und ich brauche noch silberne Spangen für meine Tanzstiefel" - „Und der Schneiderin richte aus, dass du sie übermorgen abholen kommst, der Ball ist schon ziemlich bald! Hast du nichts vergessen?". Grobian brummte nur ständig ein unverständliches 'ja ja' und zum Schluss ein 'nö nö' und spannte seinen Drachen vor den Karren. Er setzte sich hinein und Muffel schlenderte los.
Astrid befand sich gerade an einem kleinen See im Wald und wusch dort die Wäsche im eiskalten und stellenweise gefrorenen Wasser. Kein Wunder, denn es war mitten im Winter. Ihre Hände waren schon ganz rot von der Kälte, aber das war für sie kein Grund mit ihrer Arbeit aufzuhören. Da kam Grobian an dem kleinen See vorbei. Als er sie erblickte, hielt er an. „Astrid, du wirst erfrieren. Hat dir das die Herrin befohlen?", rief er ihr zu. „Wer denn sonst!?", antwortete sie missmutig. „Und du willst nichts? Soll ich dir nichts aus der Stadt mitbringen?", erkundigte Grobian sich. „Ein Diadem mit Perlen und dazu ein langes Kleid. Ich seh sie schon im Geist vor mir, wie sie mich zum Ball einladen", machte sie sich lustig, wobei sie ihre Traurigkeit nicht verbergen konnte. Gerade hatte sie erfahren, dass ihre Stieffamilie nach Berk auf den Ball eingeladen war. Sie jedoch nicht. Und das, obwohl sie sich das so sehr gewünscht hatte. Sie würde wohl nie in einem traumhaften Kleid mit ihrer geheimen Liebe auf dem Ball tanzen. „Deshalb brauchst du doch nicht zu weinen! Und wenn es nach mir ginge, dann würde ich dir alles mitbringen, was du dir wünscht, das kannst du mir glauben", versicherte Grobian ihr. Astrid wischte sich die Tränen weg und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Dann bring mir das mit, was dir auf deinem Weg vor die Nase kommt", wünschte sie sich. „Ist gut, das mach ich", versprach Grobian und Muffel setzte sich wieder in Bewegung. Astrid winkte ihm noch nach und widmete sich dann erneut ihrer Arbeit. Grobian war ein guter Freund, aber dennoch hatte er sie nicht wirklich aufmuntern können.
'Keiner kann mich verstehen! Mit dem Häuptlingssohn auf dem Ball zu tanzen ist mein größter Traum. Aber dieser Traum wird nunmal nicht für mich wahr. Raff ist es, die die Gelegenheit dazu bekommt mit ihm zu tanzen', dachte sie traurig bei sich.
Ihre Stiefschwester würde vielleicht mit ihrer großen Liebe tanzen. Sie fühlte sich so furchtbar! In Berk erging es Hicks gefühlsmäßig auch nicht gerade besser, als er die Gästeliste hörte. Er schaute nur aus dem Fenster und zeigte seinen Freunden mit einer Handgeste an, dass er gleich kommen würde. Danach ging er zu seinen Eltern und hörte sich an, wer noch alles zum Fest erscheinen würde. Ihm war schon jetzt klar, dass keine von den eingeladenen Mädchen sein Herz erobern würde. „Ich habe gedacht wir laden zum Ball ein, aber mir erscheint es unter einer Treibjagd", konnte Hicks es sich bald nicht länger verkneifen. „Sohn, deine Naseweisheit ist hier ganz fehl am Platze", stand Haudrauf von seinem Thron auf. „Ich bitte meine Offenheit zu entschuldigen, aber ich wurde dazu erzogen. Darf ich jetzt gehen?", erkundigte er sich. Haudrauf schickte kopfschüttelnd die Diener weg, die ihm die Gästeliste vorgelesen hatten. „Zuerst wirst du anhören, was ich auf dem Herzen habe", entschied er dann. „Verzeih, Vater, aber ich wusste nicht, dass der Familienrat so lange dauern würde. Es ist nur, der Preceptor und meine Begleiter warten auf mich. Soll ich ihnen absagen?", erzählte Hicks. „Was habt ihr denn so furchtbar Wichtiges zu tun, hm?", erkundigte sich sein Vater. „Das Studium der Historie. Dann wollten wir noch den Stammbaum der Häuptlinge durchnehmen, worauf sie mich noch mit einer Stunde des vornehmen Benehmens und der geistreichen Konversation quälen wollten", behauptete Hicks.
Haudrauf war während der Rede seines Sohnes zum Fenster getreten und hatte rausgeschaut. Schmunzelnd erkannte er, dass sein Sohn nichts dergleichen vorhatte, sondern Taffnuss und Rotzbakke schon in ihrer Jagdmontur auf Hicks warteten. „Studie der Historie, geistreiche Konversation? Willst du mich zum Narren halten?", trat er zurück zu seinem Jungen und stellte sich vor ihn. „Ich dich? Zum Narren halten? Ach, das würd ich nicht wagen", beteuerte dieser. Zeitgleich kam draußen ihr Lehrer Kotzbakke zu Taffnuss und Rotzbakke: „Ich werd's euch schon beibringen!". Er nahm ihnen die Armbrüste ab und reichte sie einem Diener. „So, hier", dann gab er den Männern schwarze Umhänge und legte Taffnuss einige Bücher in die Arme. „Und du, bring die Drachen weg", wendete sich Kotzbakke an einen anderen Wikinger. „Wozu also diese Armbrüste? Ein schönes Studium! Warum sollte er auch heiraten wollen, wo er doch jetzt den ganzen Tag mit der Armbrust rumtollen kann", seufzte Haudrauf drinnen. „Armbrust? Herumtollen? Wieso?", verstand Valka es nicht. „Bitte", Haudrauf ergriff die Hand seiner Frau und führte sie zum Fenster.
'Oh nein, das wird nicht gut gehen!', schluckte Hicks.
Doch als seine Mutter aus dem Fenster schaute, sah sie nur Kotzbakke, der Rotzbakke und Taffnuss, die beide ihr Studiegewand trugen und Bücher in den Händen hatten, einen Vortrag hielt: „Diese Landstreicherei hört mir jetzt auf! Ihr Studium ist schließlich von staatlichem Interesse. Die Späße der jungen Herren dulde ich nicht mehr". Valka trat also vom Fenster zurück und schaute ihren Ehemann an: „Ich begreife nicht". Sogleich schaute er selbst nochmal aus dem Fenster und musste sich geschlagen geben. „Und vergiss nicht, die Tanzfiguren zu üben, damit du mir beim Ball keine Schande machst. Und merke dir, dass ich in deinem Alter auf einem Ball ..." - „Drei Paar Stiefel durchgetanzt habe", sagte Hicks wiedermal gleichzeitig mit seinem Vater und verschwand. Er hatte nochmal richtig Glück gehabt und machte sich daher schnell aus dem Staub. „Wirklich?", war Valka skeptisch, was die Aussage ihres Mannes betraf. „Das war ehe wir einander kennenlernten, selbstverständlich", behauptete Haudrauf. „Aber bei mir hast du dich damals entschuldigt, es sei dein erster Tanz im Leben ... Als du mir auf meine Stiefel getrampelt bist", musste sie lachen. „Damit werde ich doch wahrhaftig nicht vor meinem Sohn prahlen. Das wirst du doch wohl verstehen?", gab das Oberhaupt zu. „Er ist dir doch sowieso in allem schier unglaublich ähnlich ... In allen wesentlichen Dingen", fand Valka grinsend. „Nein", weigerte sich Haudrauf. „Ja", ließ seine Frau sich jedoch nicht beirren.
Hicks und seine Freunde hatten sich natürlich nicht dem Studium irgendwelcher Künste gewidmet. Zumindest, solange man Herumalbern von den Künsten ausschloss. Gerade waren sie wiedermal am Waldrand, nahe von Berk. Rotzbakke tanzte mit einem hohlen Ast, den er wie ein Musikinstrument hielt und dazu ein Lied summte. Hicks und Taffnuss tanzten ebenfalls, doch kurz darauf landeten sie beide im Schnee. Sogleich eilte Rotzbakke zu ihnen und machte eine Verbeugung, was Hicks ebenfalls nachahmte. „Und nach der Tanzstunde etwas Konversation", verstellte der Schwarzhaarige seine Stimme. „Oh, ja, ja, ja", stimmte der Braunhaarige ebenfalls gekünstelt zu. Rotzbakke reichte ihm die Hand zum Kuss, wie eine Dame es machen würde. Hicks hingegen tat so als ob er ihm in den Daumen beißen würde. Sie mussten kurz lachen, setzten dann aber ihr Schauspiel fort. „Anführer, ich habe dich dazu auserwählt, dass du mich um meine Hand bitten wirst ... Bist du einverstanden?", stellte Rotzbakke seine Stimme höher. „Mitnichten, schöne Countess, ich verehre ihre rühmlich bekannte, uralte Familie und bin ein Anbeter ihrer Schönheit, aber ich habe mein Herz für immer dem Waldwerk und den Drachen verschrieben, sodass sie sich leider nach einer anderen Partie umsehen müssen", spielte Hicks mit. Rotzbakke machte währenddessen eine handwedelne Bewegung, als ob er sich Luft zufächern würde, um nicht von den gesäuselten Worten in Ohnmacht zu fallen. Zum Schluss ließ er sich nach hinten kippen und sowohl er wie auch Hicks landeten im Schnee. Selbstredend wurde daraus eine Schneeschlacht.
Für die zwei Freunde war es offensichtlich, dass Hicks nicht heiraten wollte. Hicks war nunmal ein Abenteurer, den niemand bändigen konnte. „Oder wie meine Erbtante sagt, dieser Bock ist nicht zu melken", erfand Taff ein neues Familienmitglied, wie er es so oft schon getan hatte. „Oder wie das kleine Mädchen gesagt hat, da kannst du warten, bis zu schwarz wirst", lachte Hicks und warf einen Schneeball zielsicher auf den Blonden. „Da", unterbrach dieser plötzlich das Gelächter und deutete in die Ferne. „Meine hochwohlgeborenen Herrn, warten sie! Hochwohlgeborenen Herrn", war Kotzbakke ganz außer Atem, wie er so durch den Schnee eilte. „Schnell weg", meinte Rotzbakke und die drei Jungen verschwanden auf ihren Drachen. „Das ist kein Lehramt, sondern eine Strafe", stellte Kotzbakke fest, als er seine Schüler davonfliegen sah. Ganz außer Atem lehnte er sich erschöpft an einen Baum.
Wenig später hielten die drei Freunde an, schnappten sich ihre Armbrüste und stapften durch den Wald, auf der Suche nach einem Ziel. Dieses fanden sie auch, als ein schlafender Mann in einem von einem Drachen gezogenen Karren vorbeifuhr. Hicks zielte im geeigneten Moment auf ein Vogelnest, welches deswegen von einem Ast hinabfiel und direkt in den Armen des Mannes landete, wodurch dieser sogleich hochschreckte. Verwundert schaute er sich um, doch sah niemanden, denn die Schuldigen hatten sich bereits aus dem Staub gemacht. Als er erneut das kleine Nest betrachtete, erblickte er einen kleinen Zweig mit drei Haselnüssen, die daran hingen. „Mädchen, dich hätt ich fast vergessen", schnell steckte er die Nüsse ein und warf das Nest weg. Danach setzte er seinen Weg fort und gelangte auch bald darauf zurück ins Dorf. Dort gab er die besorgten Stoffe der Herrin. Diese legte einen besonders feinen Stoff sogleich ihrer Tochter um, die ihn begeistert betrachtete. Auch Astrid war in dem Raum, doch sie kehrte am Boden kniend die Asche auf. Kurz blickte sie zu ihrer Stiefschwester hinauf, die sich so an dem teuren Stoff erfreute. „Lümmle nicht herum, mach, dass du fertig wirst", keifte Mala sie sofort an. Natürlich befolgte Astrid diesen Befehl und kehrte weiter. „Schön", fand Raffnuss, als sie sich im Spiegel betrachtete. Ihre Mutter nickte ihr zu.
Grobian schlich sich an den zwei Frauen vorbei und trat zu Astrid. „Astrid, sie sind mir wirklich gerade auf die Nase gefallen. Eben als ich träumte, wir wären auf deiner Hochzeit", erzählte er und überreichte ihr den Zweig mit den drei Haselnüssen. „Was hast du ihr hier gegeben? Zeig mal her!", mischte sich Mala streng ein. Zögerlich gab ihr Astrid das Geschenk, welches sie eben erhalten hatte. „Ein hübsches Geschenk. Wie für ein Eichhorn", machte Mala sich lustig und warf es ihr zurück. Astrid fing es auf und war einfach froh, dass sie es zurückerhalten hatte. „Hier müsste jetzt noch die Spitze drauf und hier ... Mami. Mami, du hast vergessen mir die Spitze zu kaufen. Und was ist mit der Halskette? Und den Ohrringen?", fuhr Raffnuss fort, als sie sich erneut im Spiegel begutachtete. „Äh, Grobian", rief Mala sofort. „Ja, Herrin", meldete sich dieser sogleich. „Aber Mami, du wirst doch nicht Grobain schicken, damit er für uns ... Damit er für uns Spitzen und Schmuck kauft", wandte Raff ein. „Du hast recht, wir werden selber in die Stadt fahren", entschied Mala. „Grobian" - „Ja, bitte?" - „Lass einspannen", befahl sie und Grobian machte sich sofort daran. „Astrid, möchtest du mit uns in die Stadt fahren?", erkundigte sich Raffnuss schadenfroh. Diese nickte nur leicht, doch Raff lachte: „Ausreißen würden die Leute vor dir" - „Du faulenzt ja schon wieder. Aufkehren sollst du", fuhr Mala ihre Stieftochter an. Astrid nahm einen kleinen Handbesen und machte die ihr befohlene Arbeit. Doch auch das war ihrer Stiefmutter nicht recht: „Ordentlich hab ich gesagt, verstanden!?". Also stand Astrid auf und ergriff einen richtigen Besen. Trotzig fing sie an zu kehren, wobei sie bewusst viel Schmutz aufwirbelte, der durch den ganzen Raum flog und eine Staubwolke bildete.
'Ganz wie du willst, Stiefmutter!", war Astrid in Gedanken mit ihrer Tat zufrieden.
„Hör sofort auf!", hustete Mala daraufhin. Der ganze Staub war zu ihr gelangt und bedeckte die schönen neuen Stoffe. Astrid hatte ihre Freude daran. Langsam hatte sie keine Lust mehr sich von ihrer Stiefmutter so behandeln zu lassen. Eigentlich hätte sie die Herrin des Dorfes werden sollen. Doch nun war es Mala. Selbst nach Malas Tod würde Astrid den Hof, auf dem sie seit ihrer Geburt lebte, nicht erben. Raffnuss würde dies mit Sicherheit tun. Bei dem Gedanken brauchte Astrid jetzt dringend frische Luft und Ablenkung. Als ihre Stieffamilie endlich das Haus verlassen hatte, konnte Astrid zu ihrem Drachen. Sturmpfeil spielte gerade mit dem kleinen blauen Schrecken auf der schneebedeckten Wiese hinter dem Stall. Astrid brachte einen Korb Fische für die Drachen. „Kasperle, sei ruhig", wollte sie von dem kleinen Schrecken, welcher quängelnde Laute machte. „Warte einen Moment, ich will nur sehen, was Rosalie macht", bat sie Sturmpfeil, die bereits gesattelt war. Also verschwand Astrid in der kleinen Hochhütte.
Traurig seufzend näherte sie sich dem kleinen Nachtschrecken. „Meine liebe Rosalie. Du kannst fliegen wohin du willst. Ich darf jetzt nicht mehr vom Gut. Und ich würde so gerne wissen, wo ich ihn wiedersehe". Verträumt starrte sie in die Luft und dachte an den gutaussehenden, brauhaarigen jungen Mann in dem roten Hemd und der ledernen, braunen Rüstung darüber. „Aber kann ich denn so gehen?", betrachtete sie skeptisch ihre Kleidung. Sie trug ein schmutziges braunes, langes Kleid mit Ärmeln. Das Oberteil des Kleides war jedoch in einer Graufarbe hervorgehoben. Dazu trug sie fleckige, dunkelgraue Stiefel. Um ihre Hüfte hatte sie eine völlig verdreckte Schürze gebunden. Kein Vergleich zu dem edlen Gewand des Häuptlingssohnes. Sie ergriff die Schachtel und holte den Haselnusszweig aus ihrer Tasche, um die Nüsse zu ihrer kleinen Schatzsammlung hinzuzufügen. Die braune Nachtschreckendame gurrte aufmunternd. Mit großen Augen betrachtete der Drache das Mädchen. Da fiel plötzlich eine der drei Nüsse von dem Zweiglein. Astrid hob sie vom Boden auf und erkannte verwundert, dass sie einen Riss hatte, aus dem etwas Komisches hervorlugte. Kurz schaute sie zu Rosalie, bevor sie an dem hervorlugenden Etwas zog. Je mehr sie daran zog, desto mehr kam es zum Vorschein. Schließlich weitete sich der Riss und die Nuss brach, sodass Astrid zwei Nussschalenhälften hielt. Doch das viel Interessantere war, dass auf dem Boden ein kompletes Outfit lag. Erstaunt betrachtete sie die Kleidung und dann die aufgebrochene Nuss. Wie gelante das in eine Nuss? Und wie konnte es dort überhaupt hineinpassen? Überglücklich beugte sie sich hinab und betrachtete das Jagdoutfit, welches dort lag. Ein Helm mit Hörnern, war auch dabei. Sie hob ihn hoch und strich andächtig darüber. „Das soll alles mir gehören?", freute sie sich und schaute glücklich Rosalie an.
Fortsetzung folgt ...
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