Die Mordanklage
Es war noch früh am Abend, doch bald würde die Sonne untergehen. Berk war in das langsam verschwindende Licht der Sonne getaucht und wirkte friedlich und harmonisch. Wenn man nun mit einem Boot den Steg der kleinen Insel erreicht hätte, wäre man sicherlich nicht darauf gekommen, was sich am heutigen Tag für eine grausame Tat abgespielt hatte. Wenn man sich als Fremder auf dem leeren Dorfplatz umgesehen hätte, würde man sicherlich denken, dass die Berkianer zur Abendszeit ihre Arbeit niedergelegt hätten und zusammen den restlichen Tag fröhlich ausklingen lassen würden. Doch wenn man am heutigen Tage Berk erreichen würde, wäre dieser erste Eindruck immens verfälscht!
Alle Wikinger waren in der Großen Halle versammelt worden. Astrid, Fischbein, Rotzbakke, Raffnuss und Taffnuss saßen unruhig auf ihren Stühlen. Vor ihnen hatte sich Haudrauf der Stoische aufgebaut. Hinter ihnen war ganz Berk versammelt. „Ihr seid hiermit des Mordes an meinem Sohn, Hicks dem Hünen, angeklagt. Dieser Prozess soll den Schuldigen ausfindig machen und das Ausmaß seiner Strafe bestimmen", verkündete Haudrauf. Alle wussten, dass es stimmte. Hicks war tot. Ermordet. Und einer von ihnen war der Täter. Keiner konnte es fassen, dass Hicks von einem seiner Freunde umgebracht worden war, aber die Beweislage war erdrückend. Jeder von den Angeklagten hatte ein Motiv. Und jeder von ihnen war kurz vor der Tat zu Hicks gegangen. Aber wer von ihnen war es? Die fünf Angeklagten konnten die ganze Situation noch gar nicht richtig begreifen. Erst vor wenigen Stunden hatte Hicks noch gelebt. Doch nun saßen sie hier als Angeklagte und potenzielle Mörder ihres Freundes und Anführers. Es fiel ihnen allen schwer hier zu sein, anstatt sich ihrer Trauer zu widmen. Auch Haudrauf hatte Mühe jetzt stark zu sein, aber es war nötig. Er wollte den Täter so schnell wie möglich ausfindig machen. Für seinen Sohn.
„Ich weiß zwar nicht, wer von euch es war, aber glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich das herausfinden werde, egal wie lange es dauern mag. Keiner von euch Fünf wird diesen Raum verlassen, ehe der Schuldige gefunden und verurteilt ist! Und eins will ich ihm raten, der Täter sollte besser einen mehr als nur triftigen Grund gehabt haben, wenn er oder sie auch nur etwas Erbarmen und Nachsicht bei der Bestrafung erwartet", fuhr das Oberhaupt wütend fort. Die Teenager waren bereits jetzt mehr als nur eingeschüchtert. „Grobian, würdest du uns bitte den wahrscheinlichen Tathergang schildern", bat der Chef. Sogleich trat dieser zu ihm und sprach: „Heute morgen hatte Hicks sich in seine Hütte zurückgezogen, um sich von dem weiten Flug von der Drachenklippe hierher zu erholen. Geplant war, dass er sich mit seinem Team gegen Nachmittag in der Arena treffen sollte, doch dazu kam es leider nicht. Denn einer von den heute Angeklagten hat ihn vorher ermordet. Hicks wurde in seinem Zimmer mit einem Schwert von hinten erstochen. Und als ob das noch nicht genug wäre, wurde seine Leiche anschließen auch noch fortgeschafft. Aber zur genaueren Beschreibung würde ich vorschlagen, dass die Angeklagten selbst ihren Standpunkt darlegen". Damit zog Grobian sich auch schon wieder auf seinen Platz zurück.
Haudrauf nickte einsichtig. „Astrid, schildere uns doch bitte deine Sichtweise", bat er. Sogleich stand diese von ihrem Platz auf und atmete noch kurz durch. „Wir waren gerade gelandet. Da wir alle ziemlich erschöpft waren, meinte Hicks, dass wir erstmal frei haben, uns aber später in der Akademie treffen. Hicks ist dann in seine Hütte. Ich bin in den Wald und habe Äxte geworfen. Zur verabredeten Zeit bin ich in die Akademie. Ich fand es komisch, dass Hicks noch nicht da war, da wir zwei eigentlich immer vor allen Anderen da sind, aber ich dachte, dass er sicher noch kommen würde. Doch als er auch nach einer halben Stunde nicht erschienen war, obwohl sogar die Zwillinge gekommen waren, haben wir uns Sorgen gemacht und sind zu ihm gegangen. Wir haben an die Tür geklopft, aber keiner hat geantwortet. Nach dem dritten erfolglosen Klopfen sind wir dann alle zusammen rein und hoch in Hicks Zimmer. Dort ... Dort haben wir ihn gefunden. Auf dem Boden ... Mit dem Schwert ... In seinem Rücken ... Überall Blut ... So viel Blut", weinend brach sie ihren Bericht ab. Sie konnte nicht mehr. Sie war mit den Nerven am Ende. „Na gut, das ... Reicht erstmal. Danke, Astrid. Hat jemand etwas hinzuzufügen? ... Nein!? Schön, dann würde ich gerne von den Übrigen wissen, was sie in ihrer Freizeit getan haben. Fischbein, wie hast du deine Pause verbracht?", erkundigte sich das Oberhaupt, das sich selbst zusammenreißen musste, um nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen.
„Ich habe ein Buch gelesen. Mehrere, um genau zu sein" - „Rotzbakke?" - „Schönheitsschlaf, was sonst!?" - „Urgh! Wie sieht es mit euch aus, Raffnuss und Taffnuss?" - „Wir waren in unserer Hütte und haben uns unterhalten", lauteten die jeweiligen Antworten. „Die ganze Zeit? Bis ihr zur Akademie seid? Ohne etwas anderes zu tun?", vergewisserte sich Haudrauf, wobei der die Teenager skeptisch musterte. „Ja", lautete die Antwort von allen. „Einer von euch lügt!", schlug Haudrauf seine Faust auf einen Tisch, welcher neben ihm stand. Sogleich zuckten alle Anwesenden zusammen. „Hmm, Raffnuss und Taffnuss, ihr habt also bloß geredet? ... Tut nicht so, ich weiß von dem Streichverbot, das Hicks euch auferlegt hat! War das der Grund? Wolltet ihr ihm einen Streich spielen? Einen letzten Streich?", trat er näher zu den Zwillingen. „Hey, das ist unfair! Ja, wir haben schon viel angestellt und ja, vielleicht haben wir über Hicks gelästert, als wir in unserer Hütte saßen, aber ihm aus Spaß einen tödlichen Streich zu spielen, das geht nun wirklich zu weit!", beschwerte sich Raff. „Ja, wieso sind immer wir die Schuldigen!? Was ist denn mit Rotzbakke? Er hatte ein viel besseres Motiv als wir! Er wollte Rache! Rache dafür, dass Hicks ihn vor einer Woche geschlagen hat und er dabei drei Zähne verloren hat", beschuldigte Taff den Schwarzhaarigen. „Hey! Das ist echt lächerlich! Hicks wegen so einer kleinen Auseinandersetzung umzubringen wäre total albern. So tief bin ich nun wirklich nicht gesunken! Außerdem, wie steht es mit Astrid? Sie war total wütend auf Hicks! Seit zwei Tagen, nachdem Hicks herausgefunden hat, dass sie ihm das mit Heidrun verheimlicht hat, hat er sie ignoriert. Er hat sie die ganze Zeit versetzt und sich distanziert verhalten. Astrid war deswegen mehr als nur sauer auf ihn! Und niemand weiß besser als ich, wie sehr sie einem weh tun kann, wenn sie wütend ist", verteidigte sich Rotzbakke. „Was!? Rotzbakke, bist du wahnsinnig? Ich würde doch nie so weit gehen und Hicks wegen einem Streit töten! So sauer könnte ich gar nicht auf ihn sein! Wie sieht es eigentlich mit Fischbein aus? Habt ihr etwa schon vergessen, warum wir überhaupt hier her sollten? Hicks sollte die Fortschritte des Buches der Drachen vor dem Rat vorstellen. Seit Hicks den Brief erhalten hat, war Fischbein neidisch auf ihn. Jetzt nach Hicks Tod ist natürlich er derjenige, der das Buch vorstellen darf. War das deine Lösung, Fischbein? Hicks umzubringen, um diesen bescheuerten Vortrag halten zu dürfen?", keifte sie ihn an. „Es stimmt schon, ich war neidisch! Wie könnte ich nicht? Das Buch der Drachen ist mein Lebenswerk! Ich sollte es vorstellen dürfen! Hicks hat dieses Privileg nicht annähernd so viel bedeutet wie mir! Aber er war mein bester Freund, ich hätte ihn deshalb doch nicht umgebracht!", entgegnete Fischbein energisch.
Haudrauf konnte nicht fassen, dass die Teenager sich tatsächlich gegenseitig beschuldigten. Er hätte sicherlich nicht gedacht, dass sie sich gegeneinander wenden würden. Doch das taten sie. „Genug! Wir haben jetzt ganz eindeutig die Motive. Raffnuss und Taffnuss, ihr wolltet einfach nur euren Spaß und euch gegen Hicks Streichverbot auflehnen. Rotzbakke, du wolltest Rache dafür, dass Hicks dich besiegt hat. Astrid, bei dir war es die Wut, dass Hicks dich nicht mehr beachtet hat, nur weil du ein Geheimnis vor ihm hattest. Und Fischbein, dich trieb der Neid, da Hicks das Buch der Drachen vorstellen durfte und nicht du. Alles Erklärungen, was euch zu dem Mord bewogen haben könnte, doch nur Einer war es wirklich! Wir werden also jetzt herausfinden müssen, wer tatsächlich so weit gegangen ist und meinem Sohn sein Leben nahm. Dazu bitte ich jetzt einige Zeugen zu mir", fasste das Oberhaupt zusammen. Grobian führte einen Wikinger zu Haudrauf. „Erzähle uns bitte, was du für eine Beobachtung gemacht hast", bat der Chef. „Ich habe gesehen, wie die Zwillinge gegen Mittag die Hütte betreten haben", sagte dieser lediglich. „Raffnuss, Taffnuss, was habt ihr dazu zu sagen?", erkundigte sich das Oberhaupt. „Ja, gut, wir haben Hicks besucht. Aber wir haben ihn nicht umgebracht!", äußerte sich Taff. „Und was wolltet ihr dann von ihm?", wollte Haudrauf erfahren. „Wir haben ihn gebeten, dass er unser Streichverbot aufhebt. Er hat uns versprochen, dass er es sich überlegen würde. Daher sind wir auch bald wieder in unsere Hütte und haben ein Spiel gespielt", erklärte das Zwillingsmädchen.
„Wir haben noch einen Zeugen", rief da Grobian, bevor Haudrauf etwas zu der Geschichte der Zwillinge sagen konnte. „Gut, was hast du beobachtet?", ging der Vater des Ermordeten darauf ein. Der erste Zeuge verließ die Plattform und ein Anderer betrat sie. Grobian verschwand und beruhigte den dritten, aufgeregten Zeugen. „Ich wollte mir bei Grobian so einen neuen Drachensattel bestellen. Einen mit extra viel Gepäckraum. Aber er hatte gerade Mittagspause. Während ich also gewartet habe, ist mir Astrid aufgefallen. Sie ist wütend aus Hicks und deiner Hütte gestürmt. Sie hat ihre Axt in den nächstbesten Baum geschleudert und geflucht", verkündete der Wikinger seine Beobachtung. „Astrid war also außer sich vor Wut! Wütend genug, um einen Mord zu begehen?", wendete sich Haudrauf an das Hofferson Mädchen. „Nein! Ich ... Ich habe Hicks geliebt", gestand sie weinend. Sie hatte es ihm nie gesagt und das bereute sie. Denn jetzt war es zu spät. „Deswegen hat es mich so verletzt, dass er mich vernachlässigt hat. Er hat sich zuvor nie so distanziert verhalten. Wir hatten noch nie Geheimnisse voreinander und ich weiß, dass ich ihn verletzt habe, als ich ihm das mit Heidrun verheimlicht habe. Aber ich dachte, dass er mir verzeihen würde, wenn ich mich nochmals entschuldige. Also bin ich zu ihm. Ich wollte mich bei ihm entschuldigen. Ich habe ihn um Verzeihung gebeten. Ich habe ihn angefleht, dass es endlich wieder so wird wie vorher. Aber er hat mir nicht verziehen. Er meinte, dass er jetzt keine Zeit hätte und hat mich einfach vor die Tür gesetzt. Ich war so sauer. Ich hatte darum gebettelt, dass er mir verzeiht und er schmeißt mich einfach raus! Ich war mehr als nur verletzt und sauer. Aber nicht nur auf ihn. Ich war vor allem sauer auf mich! Wieso habe ich ihm das nur verheimlicht? Es ist meine eigene Schuld! Ich konnte sogar teilweise verstehen, dass er mir nicht verziehen hat. Dennoch tat es so furchtbar weh. Ich habe ihn mit ganzem Herzen geliebt und das werde ich immer tun! Es war furchtbar für mich mit ihm zu streiten. Daher war ich auch im Wald axtwerfen. Ich musste meine angestauten Emotionen rauslassen. Aber bei allem, was in Thors Welt heilig ist, ich hätte meine Aggression nie an ihm ausgelassen! Niemals! Dafür habe ich ihn zu sehr geliebt", schluchzte sie. Es fiel ihr schwer darüber zu reden. Sie war eigentlich immer die starke, furchtlose Hofferson, aber der Streit mit Hicks und dessen Tod hatte sie gebrochen. Sie war nur noch ein Häufchen Elend. Sie hatte das Gefühl, dass es ihre Schuld gewesen war. Hätte sie ihn nicht angelogen, wäre er nicht sauer gewesen und hätte sicherlich die Stunden vor dem Treffen mit ihr verbracht. Sie hätte ihn beschützen können. Doch so wie es gelaufen war, hatte sie ihn im Stich gelassen. Wie sollte sie sich das jemals vergeben? Ihre große Liebe zu verlieren war schon schlimm genug, aber dann auch noch im Streit auseinanderzugehen, das war unerträglich.
„Ich danke dir für deine Offenheit! So sehr ich dir auch glauben möchte, es schließt dich leider nicht als Täterin aus", bedauerte es Haudrauf. Er mochte Astrid wirklich unglaublich gerne. Besonders, da er wusste, dass sie seinem Jungen immer so gut getan hatte. Sie war immer für Hicks da gewesen und hatte ihn unterstützt. Hicks hatte durch sie immer so viel Kraft und Mut geschöpft. Er wusste, dass sein Sohn sie auch geliebt hatte. Das war auch der Grund, warum er nicht glaubte, dass sie es gewesen war. Dennoch war es nicht gerade entlastend, dass sie nach einem Gespräch mit Hicks wütend mit ihrer Axt um sich werfend gesehen wurde. Er musste seine persönlichen Gefühle hinten anstellen und sich auf die Beweislage konzentrieren, wenn er den Mörder finden wollte. Grobian hatte bereits den letzten Zeugen vorgestellt, was dem in Gedanken versunkenen Haudrauf völlig entgangen war. Er wurde erst auf den Zeugen aufmerksam, als dieser bereits damit anfing, seine Geschichte vorzutragen. „Ich war heute Nachmittag im Dorf und habe gearbeitet, da ist mir Fischbein aufgefallen. Er schien ziemlich nervös und ist mehrere Minuten vor deiner Haustür hin und hergelaufen. Nach einer Weile hat er dann auch die Hütte betreten", berichtete er. „Fischbein, möchtest du dich dazu äußern?", erkundigte sich der Rothaarige. „Okay, es war so, ich wollte zu Hicks und ihn darum bitten, dass er mir die Vorstellung des Drachenbuchs überlässt. Ich war mir allerdings ziemlich unsicher, ob ich das tatsächlich tun sollte. Ich bin zwar eingetreten, bin aber nicht mal zu ihm rauf. Nachdem ich einige Zeit mit mir selbst gekämpft habe, ob ich ihn darum bitten sollte oder nicht, habe ich mich dagegen entschieden und bin einfach wieder gegangen", erzählte er.
Haudrauf seufzte. Wie sollte er jemals den Schuldigen ausfindig machen? „Gehen wir mal davon aus, dass du die Wahrheit sagst, Fischbein. Du wurdest am Nachmittag beim Betreten meiner Hütte gesehen und damit warst du der Letzte, der Hicks aufgesucht hat. Aber da du ihn nicht gesehen hast, könntest du also nicht bezeugen, dass Hicks bereits tot war, bevor du vorbeigekommen bist. Da wir nicht wissen, ob Astrid oder die Zwillinge - die jeweils am Mittag zu keiner genauen Uhrzeit gesehen wurden - zuerst bei Hicks waren, könnte demnach entweder die Geschichte der Zwillinge oder die von Astrid wahr sein und die Andere ist dann zwangsläufig die Geschichte des Mörders. Wenn du jedoch lügst, du nur aufgeregt warst, weil du vorhattest Hicks zu ermorden, dann wärst du zweifelsohne der Täter. Das heißt, dass weiterhin alle von den Verdächtigen in Frage kommen und damit sind wir keinen Schritt weiter", seufzte das Oberhaupt. „Nicht alle der Angeklagten sind am Tatort gesehen worden", verbesserte plötzlich Grobian. Haudrauf schaute zu den auf ihren Stühlen in einer Reihe sitzenden Teenagern. Sein Freund hatte recht! Rotzbakke, der sich seit einer geraumen Zeit sehr still verhalten hatte, war tatsächlich nicht gesehen worden. „Sieht so aus, als ob ich damit der Einzige bin, der nicht am Tatort war", freute sich dieser. „Davon können wir ausgehen. Hat jemand der hier Anwesenden Rotzbakke in der Nähe von meiner Hütte gesehen?", fragte Haudrauf in die Menge. Doch keiner meldete sich. Niemand hatte den jungen Jorgenson bemerkt. „Das entlastet dich. Dann werde ich dich erstmal von den Hauptverdächtigen ausschließen und dich freisprech..." - „Halt!", schrie plötzlich Astrid. „Was ist los? Hast du ihn etwa gesehen?", erkundigte sich der Rothaarige. „Nein, das habe ich nicht. Aber es geht auch nicht darum, dass ich ihn gesehen habe. Im Gegenteil! Es geht genau darum, dass ich es nicht getan habe", meinte diese. „Wie darf ich das verstehen?", hakte Haudrauf verwirrt nach. „Ich habe doch vorhin erzählt, dass ich die Erste in der Arena war und wir später, als alle zusammen waren, nach Hicks sehen wollten. Aber mir ist gerade eingefallen, dass Rotzbakke gar nicht gekommen ist. Wir haben ihn erst auf dem Dorfplatz getroffen. Wo war er die halbe Stunde?", wunderte sich die Blondine. „Stimmt, er war viel zu spät und total außer Atem", erinnerte sich Fischbein. „Er hätte die Zeit nutzen und Hicks erstechen können", grübelte Raffnuss. „Leute, macht euch nicht lächerlich! Ich habe euch doch gesagt, dass ich verschlafen habe und mich beeilen wollte", erklärte Rotzbakke seine Verspätung abermals.
„Wie dem auch sei, ich kann diese Entwicklung nicht außer Acht lassen. Rotzbakke, ich kann dich nicht freisprechen", entschied sich der Häuptling um. „Meh! Na vielen Dank, Astrid. Machst aus einem Schrecklichen Schrecken einen Brüllenden Tod", beschwerte sich Rotzbakke murrend. „Ich schwöre dir, wenn ich rausfinden sollte, dass du Hicks ermordet hast, dann werde ich dich bis ans Ende deiner Tage quälen, sodass du dir wünscht, dass du statt Hicks gestorben wärst", drohte diese. „So wie du Rotzbakke drohst, würde es mich nicht verwundern, wenn du die wahre Mörderin wärst", mischte sich Taffnuss ein, der seinen Freund verteidigen wollte. „Halt dich zurück, Brudi! Mach sie bloß nicht so sauer, wie Hicks sie sauer gemacht hat! Ich will noch nicht sterben", ermahnte ihn seine Schwester. „Ihr glaubt also wirklich, dass ich es war?", konnte Astrid es nicht fassen. „Naja, du verlierst schon ziemlich die Kontrolle, wenn du wütend bist", sagte Fischbein zaghaft. „Ich fass es nicht! Ja, ich verliere oft mal die Kontrolle, wenn ich wütend bin und ich kann auch nicht leugnen, dass ich dann schon mal jemanden verletzt habe, aber noch nie Hicks! Wenn ich bei ihm bin, habe ich meine Wut schnell wieder im Griff", beteuerte sie. „Es gibt für alles ein erstes Mal!", zuckte Raffnuss mit den Schultern. „Oder in dem Fall eher ein letztes Mal!?", meinte ihr Bruder. Astrid war so kurz davor sich schreiend auf die Zwillinge zu stürzen, doch konnte sich gerade noch zusammenreißen. Die Teenager diskutierten noch eine Weile weiter.
Haudrauf unterhielt sich unterdessen mit Grobian. „Wer glaubst du war es?", fragte der Schmied. „Ich weiß es wirklich nicht, Grobian! Eigentlich würde ich es Keinem zutrauen", gestand Haudrauf. „Aber Einer von ihnen war es. Die Frage ist, wer!?", meinte sein Freund nur. „Ich glaube Astrid, dass sie Hicks geliebt hat, aber wir wissen alle, dass sie nicht klar denken kann, wenn sie wütend ist. Fischbein hätte ich so eine Tat nie zugetraut, aber Neid kann den klarsten Verstand benebeln und einen zu unüberlegten Dingen verleiten. Das Motiv der Zwillinge ist ziemlich schwach, aber ich könnte mir bedauerlicherweise vorstellen, dass sie es als Streich und Witz gesehen und daher den Ernst der Situation unterschätzt haben, was zu einem tödlichen Unfall geführt hat. Selbst Rotzbakke würde ich nicht zutrauen, dass er so weit geht, aber wir alle wissen, wie besessen er davon ist, der Beste zu sein und dafür würde er zweifelsohne vieles tun, aber morden? ... Hach, es könnte wirklich jeder sein!", verzweifelte das Oberhaupt. „Jetzt liegt es an dir herauszufinden, wer schuldig und wer unschuldig ist. Du musst den wahren Täter finden. Für Hicks", erhöhte Grobian den Druck. „Das werde ich auch!", war Haudrauf entschlossen.
Fortsetzung folgt ...
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