Die Folterkammer

Hicks machte wie jeden Tag einen Morgenflug auf Ohnezahn. Sie flogen weiter als geplant und langsam wurde es Mittag. „Wir sollten besser zurück, Astrid macht sich sonst noch Sorgen", meinte Hicks schließlich. Gerade waren die Teenager zu Besuch auf ihrer Heimatinsel, denn vor ein paar Wochen waren Hicks und Astrid offiziell ein Paar geworden. Ihre Eltern hatten sich riesig gefreut. Doch leider steckten sie immer noch mitten im Kampf gegen Viggo Grimborn. Der Kampf war immer verbissener geworden und Viggo war bereit zu deutlich härteren Methoden zu greifen, doch das sollte Hicks bald am eigenen Leibe erfahren!

Ohnezahn lenkte brav zurück in Richtung Berk. Auf dem Rückflug wollte Hicks noch einige Kunststücke ausprobieren, welche auch alle super klappten. Jedoch waren sie mit der Zeit immer weiter unter die schützende Wolkendecke abgesunken. Noch bevor sie es merkten, wurden sie von einem Netz erwischt. Sie fielen vom Himmel und landeten im Wasser. Schnell wurden sie wieder herausgefischt. Jetzt sah Hicks, wer der Angreifer gewesen war. „Viggo", spuckte er hasserfüllt aus. „Mein lieber Hicks, schön dich zu sehen ... Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet dich so bald wiederzusehen, aber ich freue mich sehr darüber", begrüßte ihn sein Feind. Hicks schaute ihn nur verächtlich an und wurde kurz darauf in eine Zelle gesperrt. Ohnezahn wurde in die gegenüberliegende Zelle geschmissen.

Einige Stunden vergingen. Schließlich tauchte Viggo wieder auf. „Komm mit, ich will dir etwas zeigen", grinste er hinterlistig. „Und was, wenn ich fragen darf?", meinte der Gefangene. „Ich habe da einen Raum für dich einrichten lassen ... Ich hoffe, er gefällt dir", meinte Viggo geheimnissvoll und Hicks wurde von zwei Wachen grob gepackt und gezwungen zu folgen. Schließlich waren sie in einem düsteren Raum angelangt. Einige Männer zündeten auf Viggos Signal hin die an der Wand befestigten Fakeln an. Jetzt erkannte Hicks den Nutzen dieses Raumes. Es war eine Folterkammer! „Und gefällt es dir? Ich habe ihn eigens für dich einrichten lassen ... Eigentlich fehlen noch ein paar Ausstattungen, da ich noch nicht mit deinem Besuch gerechnet hatte, aber wie dem auch sei ... Du hast die Ehre der Tester dieser neuen Einrichtung zu sein", heuchelte Viggo. „Wow, wie großzügig von dir", scherzte Hicks. „Dein Humor ist wirklich einzigartig! Viele Leute würden schreien und betteln, du jedoch nicht. Allerdings werde ich bald deinen Willen brechen und dann wirst du mir treu ergeben sein. Aber ich muss schon zugeben, dass mir dein Humor sehr fehlen wird", meinte der Schwarzhaarige. Er nickte einem großen Mann zu und verließ den Raum.

Hicks wusste was nun geschehen würde und er wusste es auch gleichzeitig nicht. Erst zogen sie ihm die Rüstung und danach sein Oberteil aus. Zuerst schlugen sie kräftig auf ihn ein und dann legten sie ihn auf einen Tisch und fingen an ihn zu foltern. Welche Werkzeuge sie alles benutzen, wusste Hicks nicht. Sie behandelten nur seinen Rücken mit Messern und einigen anderen schmerzvollen Dingen. Er jedoch riss sich zusammen und ließ die Prozedur schweigend über sich ergehen. Manchmal zog er scharf die Luft durch seine aufeinandergepressten Zähne ein, doch sonst entwich ihm kein Ton. Es war schwer für ihn nicht zu schreien, doch er schaffte es. Am selben Abend - nur wenige Stunden nachdem er seine erste Folterung hinter sich gebracht hatte - holte Viggo ihn zu einer zweiten Folterung. Auch diese ließ es still über sich ergehen. Am nächsten Tag wurde er gleich drei Mal gefoltert. Früh, Mittags und Abends. Doch Hicks war nicht zu brechen. Wenn Viggo danach mit ihm sprach, war Hicks immer noch derselbe freche und sarkastische Gesprächspartner. Langsam begann Viggo zu verzweifeln. Aber er hatte noch einen Notfallplan auf Lager!

Es war bereits Vormittag, als Viggo alles organisiert hatte. „Oh, hallo Viggo! Ich hatte mich schon gefragt, wann du endlich auftauchen würdest. Ich war schon besorgt, dass meine Morgenfolterung ausfällt", scherzte Hicks so gut es ging. Viggo konnte sich ein Grinsen über dessen Bemerkung nicht verkneifen, schüttelte aber den Kopf: „Du bist wirklich unglaublich! Ich kenne niemanden, der in deiner Situation so gut gelaunt wäre. Aber ich freue mich, dass du hier so viel Spaß hast". Mittlerweile wurde Hicks aufgrund seiner Verletzungen von den Wachen zur Folterkammer getragen, denn das Stehen fiel ihm schwer, ja fast schon unmöglich. Erneut musste Hicks durch den Prozess. Aber diesmal war er noch härter und kurz vor dem Ende entwich ihm tatsächlich ein kurzer Schrei. Er hatte genug! Es war sinnlos sich gegen die erschütternde Einsicht zu wehren. Man musste wissen, wann man verloren hatte. Er könnte auf diesem Wege nicht gewinnen. Er gab auf! Viggo sah ein, dass er Hick nicht brechen könnte. Es war zwecklos, Hicks würde eher sterben, bevor er sich brechen ließe. Der Junge hatte einen starken Willen, das musste Viggo ihm lassen. Also ging er zu Plan B über.

Nachdem der Foltermeister Hicks seine Rüstung wieder angelegt hatte, wurde der Drachenreiter zu Viggo gebracht. Es war befriedigend für Viggo zu sehen, wie sein Feind hereingetragen wurde, weil er von der Folter so schwach war. Als Hicks auf dem Stuhl gegenüber von ihm gesetzt worden war, sah man fast gar nicht, dass er so verletzt war. Seine ganzen Verletzungen - ausgenommen von einigen Blauen Flecken - befanden sich auf seinem Rücken. Für Hicks war es schwer Haltung zu bewahren, aber er wollte seinem Feind nicht die Genugtuung verschaffen, ihn völlig fertig zu sehen. „Soll ich dir jetzt mein Feedback zur Folterkammer geben? ... Allgemein ganz in Ordnung, aber ich hätte da noch ein paar Verbessernungsvorschläge", scherzte Hicks mit ernstem Tonfall. Viggo konnte sich nicht beherrschen und musste laut Lachen: „Ich fass es nicht! Du bist in den letzten zwei Tagen durch die Hölle gegangen und trotzdem hast du dich kein bisschen verändert. Du hast einen starken Willen ... Wie dem auch sei, trink das". Sogleich schob er ihm einen Becher mit einer komischen Flüssigkeit hin. „Was ist das?", fragte Hicks skeptisch und ergriff den Becher. „Ein Heilmittel für deine Wunden", lautete die Antwort seines Feindes. „Wieso solltest du mir helfen wollen?", er vertraute ihm nicht. „Ich habe sehr wohl erkannt, dass du sterben würdest, bevor du aufgibst und dich mir unterwirfst. Ich muss also stärkere Geschütze auffahren. Dieses Mittel hilft deinen Verletzungen besser zu verheilen, wenn du es nicht trinkst, würdest du noch sterben, bevor ich mit dir fertig bin ... Wo bliebe denn da der Spaß? Ich habe noch so schöne Sachen mit dir vor", ginste er.

Ob Hicks wollte oder nicht, er musste dieses Zeug trinken, also trank er einen Schluck. Er trank sehr langsam, denn er traute Viggo nicht. Bald war nur noch die Hälfte der Flüssigkeit in dem Gefäß. Hicks setzte kurz den Becher ab, wurde jedoch sofort wieder dazu aufgefordert, auszutrinken. Aber bevor er den Becher erneut ergriff, wurde die Tür aufgesprengt. Seitdem Hicks vorhin geschrien hatte, hatte Ohnezahn versucht zu entkommen. Endlich war es ihm gelungen. Der Drache richtete sein glühendes Maul auf Viggo und zwang ihn an die Wand zu gehen. Hicks hingegen stand auf, lief zu seinem Freund und stieg auf. Viggo war geschockt. Wie hatte Hicks das geschafft? Er war sechs Mal gefoltert worden! Sogar vor wenigen Minuten erst. Woher nahm er all diese Kraft? Eins war für Viggo erneut bestätigt worden: Hicks war mit Abstand sein stärkster und gefährlichster Gegner! „Tut mir leid Viggo, sieht so aus als bräuchtest du jetzt einen neuen Probanten für deine Folterkammer", meinte Hicks locker und schon verschwand er auf dem Nachtschatten. Ohnezahn rannte den Gang entlang, sprengte die Luke und flog steil in den Himmel.

Bald schon waren sie außer Reichweite und in Sicherheit. Doch anders als es geschienen hatte, war Hicks mehr als nur am Ende seiner Kräfte! Es hatte ihn all seine Kraftreserven gekostet diese Fassade aufrechtzuerhalten. Kräfte, die er eigentlich fürs Überleben gebrauchen könnte! Vorhin hatte jeder seiner Schritte ihm unerträgliche Schmerzen verursacht und er hatte geglaubt, dass er gleich umkippen und nie wieder aufstehen würde. Doch er hatte es geschafft. Er war entkommen und hatte seinem Feind nicht den Triumph gegönnt, ihn wimmernd am Boden zu sehen. Hicks war zufrieden. Aber nun wo er in Sicherheit war, gab er seinem Körper nach. Er schaffte es gerade noch so, Ohnezahns Schwanzflosse auf automatik zu stellen. Dann wurde alles um ihn herum schwarz, er kippte nach hinten auf den Rücken seines Freundes und verlor sein Bewusstsein. Ohnezahn flog so schnell es ging nach Berk.

Ohne die Unterstützung seines Reiters war es schwer zu fliegen und vor allem zu landen, also steuerte er den Strand an, da eine Bruchlandung im weichen Sand nicht so weh tun würde. Zum Glück schaffte er es einigermaßen normal zu landen. Er wusste, mit Hicks auf seinem Rücken wäre ein schneller Lauf durch den Wald unmöglich, daher streckte er seinen Flügel aus und lehnte sich leicht in diese Richtung. Auch diesmal hatte er Glück und Hicks rollte so sacht wie es eben ging über seinen Flügel auf den Sandstrand und blieb auf seinem Rücken liegen. Sofort versuchte der Nachtschatten seinen Freund zu wecken, doch es war zwecklos. Die Sonne begann bereits unterzugehen. Schweren Herzens entschied sich der Drache dazu, seinen Freund hier liegenzulassen und alleine nach Hilfe zu suchen. Also rannte er durch den Wald zum Dorf.

Im Dorf

Astrid und die Anderen saßen gerade beim Abendessen in der Großen Halle. „Ich verstehe das nicht ... Das letzte Mal, wo ich Hicks gesehen habe, war vorgestern Morgen. Er ist jetzt schon seit fast drei Tagen fort", sorgte sich Astrid. „Mach dir keine Sorgen! Ich bin mir sicher, er ist bald zurück", munterte Raff ihre Freundin auf. „Vielleicht ist er auf Erkundungsflug", schlug Taffnuss als Erklärung vor. „Ohne uns Bescheid zu sagen? Glaub ich kaum", sogar Rotzbakke machte sich inzwischen Sorgen. Nun trat auch Haudrauf zu den fünf Jugendlichen. „Habt ihr Hicks gefunden?", erkundigte er sich besorgt. „Wir haben die gesamte Insel abgesucht, aber keine Spur von ihm gefunden", berichtete Fischbein. Das Oberhaupt seufzte niedergeschlagen. Auch die Anderen fühlten sich unwohl. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und ein Nachtschatten rannte zu ihrem Tisch. Kurz vor dem Tisch machte er Halt und lief aufgeregt im Kreis, wobei er alarmierende Laute von sich gab. Er war vollkommen außer sich. „Ohnezahn! Oh nein, Hicks muss etwas zugestoßen sein ... Ich weiß es", erkannte Astrid. Doch bevor noch weitere Worte gewechselt wurden, rannte der aufgeregte Drache auch schon wieder los. Schnell folgten ihm Haudrauf und die Drachenreitertruppe. Sie rannten ihm hinterher. Den ganzen Weg durch den Wald. Wenn sie geflogen wären, wären sie zwar deutlich schneller gewesen, aber im dichten Geäst des Waldes hätten sie Ohnezahn aus den Augen verloren und in seiner Aufregung hätte sich Hicks Freund sicher nicht reiten lassen.

Endlich waren sie am Strand angelangt. Ohnezahn rannt zu einer bestimmten Stelle und dort sahen sie den gesuchten Wikinger liegen. „HICKS!", schrie Astrid ängstlich. Auch Haudrauf beschleunigte sein Tempo und gelangte so vor Rotzbakke, Fischbein und den Zwillingen zu seinem Sohn. „Thor sei Dank, er ist nicht verletzt", freute sich Fischbein. Er konnte ja nicht wissen, was sich auf dem Rücken des Bewusstlosen für Wunden finden lassen würden. Doch sonst sah Hicks wirklich vollkommen normal aus. Man konnte gut sehen, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Doch er wollte nicht aufwachen. Er war vollkommen bewusstlos. Also brachten sie ihn ganz schnell zu Gothis Hütte.

In Gothis Hütte

Es war bereits später Mittag, als Hicks endlich seine Augen öffnete. Sein Rücken schmerzte. Es war schlichtweg unerträglich, weshalb er schmerzvoll stöhnte. Davon wurde Ohnezahn, welcher in einer Ecke - nicht weit weg vom Krankenbett - geschlafen hatte, wach. Schnell lief er zu seinem Reiter, der sich vorsichtig aufgesetzt hatte. „Hey Kumpel! Ich bin auch froh dich zu sehen ... Ist es etwa schon Mittag? Sag bloß ich habe unseren Morgenflug verschlafen?", scherzte Hicks, um die Situation aufzulockern. Sein Drache hingegen wusste wie ernst die Situation war und fand das gar nicht lustig. Daher knurrte er seinen Freund nur warnend an. „Ich verstehe schon! Das war diesmal echt eine Spur härter! Danke, dass du mich befreit und nach Berk gebracht hast", dankbar streichelte Hicks den Kopf des Drachen.

Seine Wunden brannten furchtbar, doch Gothi war offensichtlich gerade nicht hier. Also ließ sich Hicks selbst etwas einfallen, um seine Schmerzen zu lindern: „Hey Kleiner! Könntest du mir etwas von deinem heilendem Speichel für meine Wunden überlassen?", bat er. Bis heute dachte Rotzbakke wohl, dass er es damals nur als Scherz gemeint hatte, dass Nachtschattenspeichel Heilkräfte besaß. Aber es stimmte tatsächlich. Hicks war schließlich nicht die Art von Junge, der einem in einer ernsten Situation einen Streich spielte, nur um sich zu rächen. Außerdem hatte es bei Rotzbakkes Zunge schnell geholfen. Ohnezahn nickte sofort, froh darüber, seinem Freund helfen zu können. Also zog Hicks vorsichtig seine Rüstung und sein Hemd aus. Es schmerzte sehr, als der Stoff beim Ausziehen über seine Wunden rieb. Schließlich war er oberkörperfrei und Ohnezahn genoss es schon fast den Rücken seines Reiters mit Speichel zu überdecken. Für Hicks war es ein gemischtes Gefühl. Es schmerzte die Zunge seines Drachenfreundes auf seinen Verletzungen zu fühlen, doch gleichzeitig spürte er Erleichterung, als die heilende Spucke seine Verletzungen kühlte. Seine Schmerzen hatten für den Moment nachgelassen. „Danke Ohnezahn", freute er sich.

Bald hatte Hicks seine Kleidung wieder angelegt und das keinen Moment zu früh, denn es klopfte an der Tür. Erst war er verunsichert, ob er was sagen sollte, immerhin war es ja nicht sein Haus. „Ähm ... Ja!?", schließlich hatte er sich aber dafür entschlossen. Vorsichtig wurde die Türe einen Spalt breit geöffnet. Astrid schaute in den Raum und als sie Hicks auf dem Bett sitzen sah, wurde die Tür sofort weit aufgerissen und all seine Freunde stürmten zu ihm. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht", sagte Astrid erleichtert darüber, dass er wohlauf war. „Oh Hicks, du bist endlich wach", freute sich Fischbein. „Du hast ja länger geschlafen als ich", grinste Rotzbakke. „Du warst drei Tage weg und gestern haben wir dich dann einfach bewusstlos am Strand gefunden ... Was ist passiert?", wollte Astrid erfahren. „Ach ... Ähm ... Ich bin abgestürzt", war Hicks Antwort, wobei er sich durch die Haare fuhr. „Abgestürzt? Und dann warst du über drei Tage bewusstlos? ... Wir haben mehrmals die ganze Insel abgesucht, da hätten wir dich doch sicherlich gefunden! Also hör auf zu behaupten, dass du abgestürzt bist", meinte seine Freundin sauer. „Ich bin wirklich abgestützt ... Ins Wasser", verteidigte er sich. „Ins Wasser?", skeptisch blickte ihn die Blondine an. „Neben Viggos Schiff", gab er nun zu, sodass es einen Sinn machte. „Viggo hat dich gefangen genommen!?", erkannte sie erschüttert. „Ich bin ja wieder hier und mir geht es gut", versuchte er sie zu beruhigen. „Er hat dir bestimmt viele Fragen gestellt", glaubte Fischbein. „Nein, eigentlich wollte er mir nur etwas zeigen", langsam wurde Hicks nervös. „Und was?", fragte Taff. „Einen Raum, den er extra für mich eingerichtet hat", meinte der Braunhaarige schon fast stolz. Ohnezahn knurrte ihn böse an. Wie konnte sein Reiter nur so locker damit umgehen? „Was für einen Raum?", fragte Raff weiter. „Sagen wir einfach, dass ihr Zwei euch darin super an einem Gefangene austoben könntet", umschrieb er es, denn er wollte es eigentlich nicht erzählen. „Was soll das bedeuten?", verstand es der Schwarzhaarige nicht. Doch auch sonst keiner verstand es.

Allerdings war ihnen durch Hicks Schweigen klar, dass er nicht genauer darauf eingehen würde, also zogen sie sich ein Stückchen zurück und überlegten in einem Flüsterkreis. „Was meint er damit?", wiederholte Rotzbakke leise. „Keine Ahnung ... Ich fass es zwar nicht, dass ich das jetzt sage, aber ich glaube diesmal können wirklich nur die Zwillinge die Antwort darauf geben", schluckte der Gronkelreiter. „Du hast recht! Also Raff, Taff ... Nehmt mal an, wir hätten einen Drachenjäger gefangen ... Was würdet ihr am liebsten mit ihm anstellen?", ging Astrid die Sache an. „Also wir würden ihn beschimpfen" - „Ihm möglicherweise einen Streich spielen" - „Und ihn natürlich foltern, aber was hat das jetzt mit Hicks zu tu..." - DU BIST GEFOLTERT WORDEN!", schrie Astrid außer sich und unterbrach damit die Zwillinge. Sofort erstarrte Hicks. Er hatte gehofft, dass sie es nicht herausbekommen würden. „Hicks, stimmt das?", meinte Fischbein unsicher. „Es war nur halb so wild, wirklich", behauptete der Verletzte. „HALB SO WILD?", schrie seine Freundin entsetzt. „Astrid, bitte beruhige dich ... Ganz Berk kann dich sonst noch hören! ... Ja es stimmt, Viggo hat neuerdings eine Folterkammer, aber Ohnezahn hat mich befreit", versicherte Hicks.

Wie immer nutzte Hicks eine Hintertür, indem er nicht sagte, dass er erst nach der Folter befreit worden war! Zuerst kam keiner auf den Gedanken, dass er vor der Rettung gefoltert wurde, weshalb sie ihn alle erleichtert anschauten. Zu seinem Pech jedoch entschloss Astrid sich dazu, ihren Freund zu umarmen und dummerweise konnte sich Hicks ein schmerzvolles Lufteinziehen nicht verkneifen. Sofort wusste Astrid, dass etwas nicht stimmte: „Hicks!? ... Hat dich Ohnezahn gerettet, bevor oder nachdem du gefoltert wurdest?". Hicks machte sich ein wenig kleiner und versuchte den Blickkontakt zu vermeiden. „HICKS!?", erinnerte sie ihn streng. „Ist das denn wichtig? Ich meine, ich bin wieder hier, können wir uns nicht darauf konzentrieren?", schlug der Braunhaarige hoffnungsvoll vor. „Nein, können wir nicht, immerhin bist du gefoltert worden", verneinte Astrid wütend. Sie hatte erkannt, dass ihr Freund sich nur so anstellte, weil er tatsächlich erst nach dieser Aktion befreit worden war. Auch die übrigen Drachenreiter erkannten das ebenfalls.

„Es war echt nicht so schlimm", beteuerte er. „Wie oft?", verlangte sie harsch zu erfahren. „Vielleicht ein oder zwei Mal?", schlug er so unsicher vor, dass Astrid wusste, dass er log. „Hicks, wie oft?", wiederholte sie streng. „Schön, ich bin gegen Mittag gefangen worden, wurde dann gleich gefoltert und am Abend nochmal. Am nächsten Tag dann Morgens, Mittags und Abends und dann nochmal, bevor ich fliehen konnte, zufrieden?", gab er beleidigt zu. „Zufrieden? Bist du wahnsinnig? Wie soll ich zufrieden sein, wenn mein Freund so oft gefoltert wurde!?", schrie sie ihn an und fast musste sie bei dieser Vorstellung weinen. „Du wurdest ernsthaft 10 Mal gefoltert?" - „Du meinst wohl 13", 'verbesserte' Taff seine Schwester. „Was? Ihr könnt wirklich überhaupt nicht rechnen, es sind 6 Mal", stellte Fischbein es richtig. „Na schön ... Ich will es sehen", forderte die hübsche Blondine. „Was? Das geht nicht", verweigerte er. „Wieso denn nicht?", wollte Raff wissen. „Weil es erstens nicht schlimm ist und zweitens werde ich mich hier bestimmt nicht ohne Oberteil vor euch stellen", erklärte der Betroffene. „Stell dich nicht so an, Hicks", motzte Rotzbakke bloß. „Ja, an heißen Sommertagen läuft sowieso fast jeder Junge ohne Oberteil rum ... Eigentlich alle außer dir und Fischbein, warum eigentlich?", hinterfragte Taffnuss. „Ich will das einfach nicht", versuchte der Braunhaarige es. „Hicks, wir wollen dir doch nur helfen", probierte es Astrid. „Genau! Du übertreibst echt, immerhin verlangen wir ja nicht, dass du deine Hose ausziehst ... Den Anblick kannst du dir für Astrid aufsparen", kicherte das Zwillingsmädchen. Das Paar schaute sie geschockt an, konnte aber nicht vermeiden leicht rot zu werden. „Raff, bitte! Das war echt geschmacklos", tadelte Hicks. „Sag mal geht's noch?", rief das Hofferson Mädchen wütend. „Ach, als ob ihr nicht mal heiraten und Kinder haben werdet ... Ich bin schon gespannt, wie ihr das anstellen wollt, wenn ihr eure Kleidung anbehaltet", verteidigte sich Raffnuss. Hicks und Astrid schauten sich kurz an, bevor sie peinlich berührt auf den Boden starrten und knallrot wurden. Taff feierte den Sieg seiner Schwester mit einer Kopfnuss. Rotzbakke lachte und auch Fischbein kicherte, obwohl er es nicht wollte.

„Könnten wir uns jetzt bitte wieder auf die Tatsache konzentrieren, dass Hicks gefoltert wurde", bat Astrid, damit diese peinliche Situation ein Ende nahm. „Sicher ... Entschuldigung", meinte Fischbein bedauernd. „Also jetzt zeig endlich", forderte Rotzbakke. „Nein", Hicks war entschlossen. Er selbst konnte anhand der Schmerzen ahnen, wie schlimm das aussehen musste und daher wollte er seinen Freunden diesen Anblick ersparen. „Warum musste ich mich ausgerechnet in den stursten Jungen von ganz Berk verlieben?", seutzte Astrid und schüttelte den Kopf. Plötzlich öffnete sich die Tür erneut und die Heilerin trat ein. „Gothi, gut, dass du da bist! Hicks ist gefoltert worden, weigert sich aber uns seine Verletzungen zu zeigen", wendete sich Astrid an diese. Sofort setzte Gothi einen ernsten Blick auf und machte eine Handgeste, die Hicks aufforderte, sein Hemd auszuziehen. Astrid machte der Ältesten Platz und stellte sich zu ihren Freunden. „Nein! Schick wenigstens die Anderen weg", forderte Hicks. Gothi schaute kurz zu den Drachenreitern, denn ihr war es egal, ob diese blieben oder gingen. „Vergiss es, Hicks! Wir bleiben", antwortete seine Freundin bestimmt und alle Reiter nickten.

Also wendete sich die alte Frau wieder ihrem Patienten zu und deutete ihm erneut an, seine Wunden zu zeigen. Dieser jedoch verschrenkte entschlossen seine Arme: „Nein". Schon schlug Gothi ihn mit ihrem Stock auf den Kopf. „Au! Lass das, ich hab nein gesagt", blieb er dabei. Sogleich folgte der nächste Schlag auf den Kopf. „Aaa! Jetzt lass das, ich ...", Hicks hatte sich etwas nach vorne gelehnt und daher taf Gothis Stock beim nächsten Schlag nicht seinen Kopf, sondern genau auf seinen Rücken. Sofort schrie Hicks vor Schmerz. Jeder im Raum erschrak. Astrid lief sofort zu ihrem Freund, welcher sich so sehr krümmte, dass er bald auf dem Boden landen würde. Sie stützte ihn vorsichtig, sodass er nicht vom Bett fiel. Der Heilerin tat es natürlich sofort leid, dass sie ihn geschlagen hatte. „Hicks, bitte, lass uns dir helfen!", Hicks konnte Tränen der Verzweiflung in den Augen seiner geliebten Freundin sehen und daher nickte er nur zustimmend, denn er wollte nicht, dass sie litt.

Durch diesen einen Schlag waren all seine Schmerzen zurück. Womöglich waren einige Wunden erneut aufgerissen. Jedenfalls fiel es ihm schwer bei Bewusstsein zu bleiben und er konnte sich vor Schmerzen kaum bewegen. Seine Freunde sahen das, weshalb Fischbein Astrid dabei half, Hicks die Klamotten auszuziehen. Es war nicht gerade einfach, da Hicks sehr große Schmerzen hatte und Astrid tat es in der Seele weh ihren Freund so verletzlich zu sehen. Endlich hatten sie die Rüstung entfernt. Hicks war während dem Aufknöpfen noch schwächer geworden, sodass ihn Astrid nun halten musste, während Fischbein ihm das Hemd über den Kopf zog. Jetzt, wo kein Stoff mehr auf seinen Wunden scheuerte, gelang es ihm, sich wieder zu sammeln. Er atmete tief durch und versuchte seine Schmerzen zu ignorieren und sich zu beherrschen. Schließlich schaffte er es auch. Er stand auf und schaute seine Freunde mit erhobenem Kopf an. Diese betrachteten ihn skeptisch, doch sie sahen nur einige blaue Flecken. „So schlimm ist das wirklich nicht ... Außerdem bist du echt gut durchtrainiert", gab Taff zu.

Doch plötzlich stolperte Astrid entsetzt ein Stück nach hinten und schnappte nach Luft. Sie schaffte es sich am Bett festzuhalten. Ihre Augen waren gefüllt mit Unglaube und Schrecken. Hicks wusste, dass ihr von der Seite ein Blick auf seinen Rücken gelungen sein musste. „Astrid, was ist los?", wollte Fischbein beunruhigt wissen. Sie deutete nur entsetzt und Tränen zurückhaltend auf Hicks Rücken. „Dreh dich mal um", befahl Raff. Hicks wusste, dass es nichts brachte sich zu wehren, also drehte er sich um. Entsetzte und geschockte Laute waren umgehend zu hören. „Mir wird schlecht", Rotzbakke hielt sich eine Hand vor den Mund und die Andere legte er auf seinen Bauch. „Das ist wirklich sehr aufmunternd, Rotzbakke", scherzte Hicks. Am Liebsten hätte Astrid ihrem Freund dafür einen Schlag auf die Schulter verpasst, doch sie wollte ihm unter diesen Umständen besser nicht noch mehr Schaden zufügen. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass er so unverantwortlich und leichtsinnig damit umging.

„Also besser hätten wir das auch nicht hinbekommen", lobte Taff schon fast. „Das ist zwar etwas unangebracht, aber ich gebe dir recht", stimmte Raff zu. Gothi wollte gerade die Verletzungen untersuchen, als sich die Tür abermals öffnete. Schnell drehte sich Hicks zur Tür und erblickte seinen Vater. „Sohn, du bist wach", freute sich dieser und wollte ihn umarmen. Zum Glück stellten sich ihm die Zwillinge in den Weg. Dafür war Hicks sehr dankbar, denn die kräftige Umarmung seines Vaters hätte ihm brutale Schmerzen zugefügt. „Was soll das?", beschwerte sich das Oberhaupt. „Wir wollten nicht, dass du Hicks verletzt", erklärte Raffnuss ehrlich. „Wieso in Thors Namen sollte ich meinen eigenen Sohn Schaden zufügen wollen? Das ist doch bloß eine Umarmung", verstand der Rothaarige es nicht. „Eben", sagte Taffnuss nur. Haudrauf stöhnte genervt: „Was ist hier los?". Hicks schluckte. Er wollte keinsesfalls, dass sein Vater davon erfuhr. „Nichts, alles gut", versuchte er es abermals zu verschleiern. Astrid schüttelte nur den Kopf und machte eine Handgeste zu Fischbein und Rotzbakke. „Wieso hast du kein Hemd an?", wunderte sich das Oberhaupt nun. Gerade als Hicks ihm eine neue Lüge auftischen wollte, kamen ihm seine Freunde in die Quere. Sie hatten Astrids Geste verstanden und Fischbein und Rotzbakke hatten einen Spiegel genommen und sich so positioniert, dass Haudrauf im Spiegel den Rücken und damit die Verletzungen seines Sohnes sehen konnte. Raff und Taff stellten sich leicht abseits - außerhalb von Hicks Sichtfeld - und wuchtelten mit ihren Armen, um ihren Chef auf den Spiegel aufmerksahm zu machen. Dies funktionierte sehr gut und schnell. Noch bevor Hicks wirklich weit mit seiner Ausrede kam, begann Haudrauf schon aufgebracht zu rufen: „Um Thors Willen, was ist das? (er packte Hicks vorsichtig an der Schulter und drehte ihn um) Was ist passiert? Hicks, woher kommen diese furchtbaren Verletzungen?" - „Du nicht auch noch!", stöhnte er.  Das lief ja wieder großartig!

"So schlimm ist das nicht", behauptete er nach einer kurzen Pause. „Hicks, Klappe halten! Keiner von uns glaubt dir das", mischte sich der Schwarzhaarige ein. „Viggo hat ihn gefoltert ... Ganze 6 Mal", erklärte Fischbein mitleidig. „Das wird er mir büßen! Niemand foltert meinen Sohn!", schrie der Vater des Verletzten. „Beruhige dich, Vater", das Letzte was Hicks jetzt wollte, war, dass es das ganze Dorf erfuhr. „Ich soll mich beruhigen? Wie soll ich das bitte anstellen!? Sag mir ja nicht, dass du keine Schmerzen hättest!", meinte dieser bloß harsch. „Es ist wirklich nicht so unglaublich schlimm", beteuerte dieser erneut. Diesmal hatten die Zwillinge genug. Sie nickten sich kurz zu und Raff stupsten ihren Anführer nur ganz leicht an der Seite, wo sich nur vereinzelt Wunden befanden. Umgehend knickte Hicks unter Schmerzen ein und Taff hielt ihn ohne zu zögern fest, damit ihr Anführer nicht umkippte. „Leute, was sollte das?", presste Hicks schmerzerfüllt hervor. „Du kannst das doch nicht ernsthaft noch leugnen? Ich habe dich nur ganz leicht an der Seite angeschnipst - leichter geht gar nicht - und du klappst fast zusammen", erklärte das Mädchen. Gothi hatte langsam genug und schickte den ganzen Besuch raus, damit sie sich den Braunhaarigen in Ruhe anschauen konnte. Dabei machte sie leider eine schreckliche Entdeckung!

Fortsetzung folgt ...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top