Prolog
Tränen brannten ihm in den Augen, liefen unbarmherzig seine zerkratzte Wange hinab und tropften auf die blutverschmierten Spiegelsplitter, die überall auf dem Boden verteilt waren wie eine Erinnerung daran, dass der Rat sie alle mit einem einzigen Fingerschnippen vernichten konnte.
Noch nie in seinem gesamten bisherigen Leben hatte er etwas Derartiges gespürt. Die Trauer breitete sich in ihm aus wie die Schicht Eis, die bereits das scharfkantige Spiegelglas überzog. Sie packte sein Herz wie eine eiskalte Hand, die es unbarmherzig zerdrücken wollte. Sie schnürte ihm die Kehle zu, raubte ihm den Atem, ließ ihn wie versteinert mit gesenktem Kopf dastehen.
Er hatte gewonnen. Doch was half es letztendlich? Er war allein. Schon wieder. Warum hatte er es sich nicht schon früher eingestehen können? Dann wäre es nie dazu gekommen, dass er jetzt hier war, verletzlich wie nie zuvor. Er war dazu verdammt, sein Leben alleine zu verbringen.
Sein Abbild blickte ihm von einem Spiegelsplitter entgegen. Eine einzelne Träne tropfte auf den Splitter, doch im selben Moment lockerte sich sein Griff um den eisernen Knauf des Schwertes und es landete klirrend auf dem Boden, während es denn Spiegel zertrümmerte und die tausend Teile, in denen sich der untergehende Mond spiegelte, stoben gen Himmel.
Er fiel auf die Knie, stechender Schmerz durchzuckte seinen gesamten Körper bei dem Aufprall, doch es war nichts dagegen, was er tief in sich spürte.
Er wollte schreien, weinen, die letzten Überreste der vorwurfsvollen Spiegel, die alle sein Abbild zeigten, alleine, zerstören. Doch er blieb nur reglos stehen, all seine Tränen waren aufgebraucht. Nichts blieb ihm mehr. Was war er denn, dass er nicht einmal mehr weinen konnte? Ein König. Ja, das war er jetzt. Und er hasste diese Tatsache beinahe so abgrundtief wie sich selbst.
Tränen und Blut. Nichts als Tränen und Blut. Tears ans blood. Nothing but tears and blood. Sie hatten es alle gesagt. Sie hatten ihn gewarnt. Doch er hatte nicht auf sie gehört, und das war ihm nun zum Verhängnis geworden. Es war aus.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top