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Genervt und mit einem Batzen Büchern und Heften unter dem Arm betritt Amelia die große Halle. Sie hatte zwar wenig Lust jetzt ihre Hausaufgaben zu machen und das vor allem auch, wenn sie dies mit allen anderen Schülern tun muss, aber sie weiß, dass sie es sonst nicht mehr machen würde. Immerhin hatte sie nur noch zwei Stunden Zeit, bis Dumbledore sie abholen würde. Und danach würde sie sicherlich keine Motivation mehr haben, sich mit ihren Hausaufgaben zu beschäftigen.

Als Amelia um die Ecke biegt, stößt sie beinahe mit einem Ravenclaw zusammen. Dieser sieht sie mit einem breiten Lächeln an.

„Hallo, Amelia!", freut er sich sie zu sehen und Amelia würde am liebsten genervt aufstöhnen. Nicht schon wieder. Wie war es denn jetzt schon wieder passiert, dass sie erneut von so einem aufgehalten wird? Sie sieht unauffällig an ihm herunter. Er trägt momentan keine Schuluniform und sie erkennt unglaublich teuer aussehende Klamotten an ihm. Seine blonden Haare sind ordentlich nach hinten gekämmt. Er sieht sie mit einem überschwänglichen, charmanten Grinsen an und Amelia verdreht innerlich die Augen. Er wirkt wie der typische Sunnyboy, der weiß, dass er gut bei den Mädchen ankommt und das auch schamlos ausnutzen will.

„Hast du schon eine Begleitung für den Ball?", fragt er sie direkt und Amelia ist erstaunt. Seine Vorgänger hatten sie erst noch in ein unauffälliges Gespräch verwickeln wollen, bevor sie sie so direkt gefragt hatten.

„Nein, habe ich nicht. Aber ich gehe alleine, tut mir leid.", antwortet sie und drückt sich dann an dem Jungen vorbei. Soweit kommt es noch! Sie als 26-jährige Hexe geht mit einem 14-jährigen aus! Mit Sicherheit nicht.

In der großen Halle angekommen, lässt sich Amelia neben Fred fallen und knallt ihre Bücher auf den Tisch. Fred zuckt zusammen und sieht dann geschockt zu ihr, als sie beinahe schon aggressiv ihre Sachen ausbreitet und die richtige Seite im Buch sucht.

„Alles klar, Lia?", flüstert er leise und sieht fragend zu ihr. Sie erkennt Sorge in seinem Blick und lächelt ihn schwach an.

„Alles gut, mach dir keine Sorgen.", winkt sie ab. Sie sieht, dass Fred noch mehr fragen möchte, doch lässt ihren Blick durch die große Halle wandern.

„Wieso hat denn ausgerechnet auch noch Snape heute Aufsicht?", flucht sie, als sie den finsteren Hauslehrer auf die Schüler herunterstarren sieht.

„Damit wir unsere Zeit hier richtig genießen können, wahrscheinlich.", kommentiert Fred und grinst Amelia mit einem frechen Grinsen an. Amelia seufzt innerlich. Wenn Fred doch nur etwas älter wäre...

Sie sieht, dass Ron, Harry und Hermine gegenüber von ihnen sitzen und Hermine schon eifrig dabei ist, das Pergament vor ihr vollzukritzeln. Amelia stöhnt innerlich, als sie realisiert, dass sie am besten auch anfangen sollte, denn ihre Verabredung mit Dumbledore durfte sie nicht vergessen. Der alte Mann würde sie am Ende noch wie ein kleines Kind aus der Halle schleifen. Und diese Peinlichkeit würde Amelia gerne verhindern.

Amelia schnappt sich ihren Kugelschreiber - wer kam eigentlich auf die Idee, dass es besser wäre mit einer Feder zu schreiben? Unpraktischer geht es doch nun wirklich nicht, oder? Amelia schreibt so oft es geht mit einem Kugelschreiber, denn die Muggelfreundin hatte jedes Mal wieder einen halben Nervenzusammenbruch, wenn sie mit Feder und Tinte schreiben soll. Das ist einfach nur schrecklich unpraktisch und dauert viel zu lange.

Bewaffnet mit ihrem schwarzen Kugelschreiber macht sie sich daran, Professor Snapes Hausaufgaben zu lösen und schreibt eifrig ihr Pergament voll. Es ist ihr gar nicht aufgefallen, dass sie etwa eine Stunde in Ruhe gearbeitet hatte, bis sie den Stift weglegt. Sie wird aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen leisen Freudenschrei hört, der von einem Mädchen kommt, das gerade offensichtlich von ihrem Schwarm zum Ball eingeladen wurde. Amelia verdreht die Augen. Jugendliche Liebe... ekelhaft.

Da ist sie scheinbar nicht die einzige, denn kurz darauf entdeckt sie Snapes missbilligenden Blick. Dann allerdings fällt ihr noch jemand anderes auf: Ron. Er sieht aus, als würde er am liebsten im Boden versinken.

„Das ist doch verrückt. Wenn das so weiter läuft, dann bleiben wir als einzige ohne Verabredung.", flüstert er Harry zu, der irritiert von seinem Buch aufsieht. Er hatte Rons Gedankengang nicht ganz nachvollziehen können. Doch das muss er auch gar nicht, denn gerade, als er nachfragen will, taucht Snape hinter den beiden auf und zieht ihnen sein Buch über den Kopf. Amelia denkt, dass das bestimmt schmerzhaft war, kann sich ein kleines Schmunzeln aber nicht verkneifen.

„Naja, außer Neville.", flüstert er Harry dann noch zu, als Snape wieder weg ist. Amelia folgt seinem Rücken mit dem Blick einen Moment. Irrt sie sich, oder ist er heute besonders schlecht gelaunt? Wieso nur?

„Ja, aber der tanzt super mit sich selbst.", lacht Harry zurück und Ron steigt in das leise Lachen mit ein.

„Also, falls ihrs wissen wollt: Neville hat jemanden gefunden.", mischt sich Hermine in das Gespräch ein und Harry und Ron sehen sie völlig geschockt an. Hatten sie richtig gehört? Ausgerechnet Neville hatte schon jemanden gefunden?! Amelia, die weiß, um wen es sich wahrscheinlich handelt, verkneift sich ein kleines Grinsen. Dann hatte Ginny also ja gesagt, so wie sie es erwartet hatte.

„Jetzt bin ich echt frustriert.", spricht Ron das aus, was wohl auch Harry zu denken scheint. Zumindest, wenn man nach seinem Blick geht. Fred schmunzelt und Amelia sieht, dass er etwas auf einen Zettel kritzelt und dann seinem Bruder quer über den Tisch herüberschmeißt.

„Komm aus der Hüfte oder die Guten sind alle weg.", liest Ron flüsternd vor und Amelia prustet leise los. Allerdings hatte sie vergessen, dass Snape immer noch irgendwo hier herumläuft. Sofort bekommt sie sein Buch ebenfalls über den Kopf gezogen. Dann entfernt er sich wieder von der Gruppe und schnauzt eine Gruppe Hufflepuffs an.

„Mit wem gehst du denn, Fred?", zischt Ron zurück und Amelia sieht, dass Fred Angelina Johnson mit einem Papierball abwirft. Diese dreht sich genervt zu dem Jungen um. Doch als sie sieht, dass er sie nonverbal fragt, ob sie ihm zum Ball begleitet, nickt sie lächelnd. Ron sieht den beiden mit offenem Mund zu. Wieso schafft es sogar Fred ohne Probleme ein Date für den Ball zu bekommen? Wieso schafft es jeder, nur nicht er selbst? Langsam aber sicher gehen ihnen auch die Mädchen aus, die sie fragen könnten. Dann allerdings fällt sein Blick auf Hermine. Ob sie schon jemanden gefunden hat? Bestimmt nicht, oder?

„Du bist doch ein Mädchen.", beginnt er langsam und Hermine ahnt schon, was jetzt kommen mag.

„Ja, gut erkannt.", spottet sie als Antwort und legt die Feder zur Seite. Amelia sieht Snape kommen und ahnt, was jetzt gleich passieren wird. Aber sollte sie die anderen warnen? Eigentlich fühlt sie gerade mit Hermine und findet, dass Ron es verdient hat, eins auf den Deckel zu bekommen.

„Gehst du mit einem von uns?", fragt Ron sie und sieht das Mädchen vor sich mit einem hoffnungsvollen Blick an.

„Für einen Kerl ist es eine Sache alleine aufzukreuzen. Für ein Mädchen ist es traurig.", fügt er dann noch hinzu, so als würde er seinen Worten mehr Nachdruck verleihen und würde hoffen, dass sie dadurch vielleicht zustimmt. Hermine schlägt wütend ihr Buch zu und steht auf.

„Ich kreuze aber nicht alleine auf, ob du es glaubst oder nicht, aber mich hat jemand gefragt.", zischt sie und steht auf. Amelia beobachtet sie dabei, wie sie zu Snape geht und ihm das Buch hinhält. Dieser nimmt es widerwillig entgegen und sofort dreht Hermine sich wieder um.

„Und ich hab ja gesagt.", fügt sie dann noch mit einem scharfen Unterton hinzu und verlässt dann mit schnellen Schritten die große Halle. Amelia verkneift sich ein Lachen und schreibt stattdessen den letzten Zeilen ihres Aufsatzes. Dann steckt sie ihren Kugelschreiber wieder ein und rollt ihr Pergament zusammen.

„Wahnsinn...", murmelt Ron. Sofort dreht er sich zu Harry um.

„Sie lügt, stimmts?", fragt er und Amelia kann an Harrys Gesichtsausdruck erkennen, dass Harry Hermine glaubt, seinem besten Freund aber nicht vor den Kopf stoßen möchte.

„Wenn du das sagst...", gibt er ausweichend zurück.

„Pass auf, wir müssen einfach die Zähne zusammen beißen und es machen. Wenn wir heute Abend in den Gemeinschaftsraum kommen, dann haben wir unsere Begleitung. Okay?" Amelia verkneift sich ein weiteres Schmunzeln, als sie Snape nahekommen sieht. Mit einem kleinen Grinsen beobachtet sie ihren Hauslehrer dabei, wie er sich die Ärmel hochschiebt und dann mit einer zufriedenen Mine auf dem Gesicht die Köpfe der beiden zurück drückt, beinahe bis auf den Tisch. Als er sich wieder entfernt, dreht sich Fred zu ihr.

„Eigentlich wollte ich ja dich fragen, aber ich habe gehört, dass du mit meinem Bruder gehst...", flüstert Fred ihr zu und Amelia nickt.

„Da hast du richtig gehört.", kommentiert sie nur.

„Ich dachte erst, dass du auf Charlie stehst, aber bist du jetzt Bills Charme erlegen?", neckt er sie und Amelia prustet leise los.

„Natürlich, ich arbeite mich durch deine gesamte Familie.", spottet Amelia und klappt ihr Buch zu.

„Nein, aber mal im Ernst: Du gehst wirklich mit Bill?", hakt er erneut nach und Amelia erkennt den Unterton in seiner Stimme.

„Ich gehe nur mit ihm, weil er einigermaßen in meinem Alter ist und ich diesen schrecklichen Abend nicht alleine durchstehen werde, mehr nicht.", erklärt sie ihm und Fred sieht sie nachdenklich an. Doch bevor er Weiteres sagen kann, wirft sie einen Blick auf ihre Uhr.

Amelia steht auf und schnappt sich ihre Sachen.

„Entschuldigt mich, ich habe noch eine Verabredung mit Dumbledore.", verabschiedet sie sich von den Jungs. Mit einem weiteren Blick auf die Uhr stellt sie fest, dass sie in einer halben Stunde bei dem Zauberer auftauchen soll.

Schnell läuft Amelia in ihr Zimmer und macht sich etwas frisch, dann zieht sie sich die Schuluniform aus.

Sie tauscht den lästigen Rock gegen eine schwarze Skinny-Jeans, einen schwarzen Pullover und ihre heißgeliebte Lederjacke. Mit einem Zauber erfrischt sie ihre Haare und ihren Körper (um normal duschen zu gehen, war sie gerade zu faul und ihr fehlt auch ein wenig die Zeit dafür), dann schnappt sie sich ihre Tasche und zieht sich ihre Schuhe an. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck besieht sie sich im Spiegel, dann verlässt sie pünktlich ihr Zimmer.

In Dumbledores Büro angekommen, trifft sie dann allerdings der Schlag und es läuft ihr kalt den Rücken runter. Dort, direkt neben Dumbledore, steht Snape. Amelia betet zu allen Göttern, die ihr einfallen, dann setzt sie ein gespieltes Lächeln auf und geht zu Dumbledore.

„Hallo, Albus.", begrüßt sie ihn und Albus lächelt.

„Hallo, mein Kind.", erwidert er ihre Begrüßung und streckt dann seine Hand in ihre Richtung.

„Albus, ich will nicht unhöflich sein, aber was macht der hier?", fragt sie mit einem Seitenblick auf Snape. Auf Dumbledores Gesicht erscheint ein großväterliches Lächeln.

„Severus begleitet uns.", erklärt der alte Mann so, als wäre es doch selbstverständlich. Amelia sieht ihn völlig geschockt an.

„Er tut was?!", fragt sie und bemerkt erst, als sie es ausgesprochen hat, dass sie vielleicht etwas heftig reagiert hat. Snape schnaubt.

„Ich tue das sicherlich nicht freiwillig, Miss Hooch. Tun Sie uns beide den Gefallen und ersparen Sie uns Ihre albernen, kleinkindhaften Quengeleien!", meint Snape und Amelia sieht ihn mit einem giftigen Blick an.

„Aber, aber, meine Lieben. Dies hier soll doch ein schöner Ausflug werden. Da wollen wir doch keine schlechte Stimmung.", ermahnt Albus beide. Amelia sieht, dass sich Snape ernsthaft einen Kommentar verkneifen muss, doch Dumbledore hat scheinbar genug Macht über ihn, dass er die Klappe hält.

Dann allerdings spottet Amelia innerlich. Ein schöner Ausflug, natürlich... Dumbledore hatte sie erpresst, als er erfahren hatte, dass Amelia sich heute ein Kleid für den Ball kaufen will. Er hatte sich ihr so lange aufgedrängt, bis sie zugestimmt hatte, dass er mitkommen darf. Aber da war nicht die Rede davon, dass Snape ebenfalls mitkommen durfte! Amelia hatte sich nach etwas Überlegen nämlich tatsächlich gedacht, dass es vielleicht ja ganz lustig mit Dumbledore werden könnte. Aber jetzt überdenkt sie diesen Gedanken vielleicht noch mal.

„Albus, ich will nicht... beleidigend werden, aber willst du wirklich so gehen?", fragt sie ihren Lehrer dann allerdings und Albus sieht sie verwirrt an.

„Was ist denn nicht gut an meinem Aussehen?", fragt er verwirrt und Snape verdreht die Augen. Beinahe schon bestürzt sieht Dumbledore die junge Frau vor sich an. Hatte sie schon immer etwas gegen seine Klamotten?

„Nun ja, auch, wenn ich deine Roben eigentlich total cool finde, aber Muggel werden denken, dass du n Rad abhast.", nuschelt sie und Dumbledore sieht sie verwirrt an. Er hat ein Rad ab? Was soll das denn jetzt bedeuten? Was für Räder?

Snape, der den Muggelausdruck verstanden hatte, seufzt genervt auf. Schlimm genug, dass er hierzu genötigt wurde. Wieso soll er mit dieser blöden Schülerin und Dumbledore durch London spazieren und vor allem, wenn sie ein Kleid für Amelia suchen?! Hätte Dumbledore ihn nicht in der Hand, dann hätte er den alten Mann auf der Stelle verhext.

Amelia sieht, dass bei dem Mann keinerlei Erkenntnis dessen ankommt, was sie ihm sagen will, sodass sie kurzerhand ihren Zauberstab zieht und mit einem lässigen Spruch stehen ihre beiden Lehrer in Muggelklamotten vor ihr. Snape sieht sie scharf an.

„War das wirklich Notwendig, Miss Hooch?", zischt er gefährlich böse und Amelia sieht ihn kalt an.

„Gehröcke sind seit dem 19ten Jahrhundert out und Ihre Haare hatten schon lange eine Wäsche nötig.", kommentiert Amelia nur und sieht, dass Snape vor Wut kocht. Allerdings hatte sie eben anhand Dumbledores Reaktion auch verstanden, dass sie sicher war. Zumindest so lange, wie Dumbledore in der Nähe ist.

„Severus, mein Junge. Das ist ja ein entzückender Aufzug. Das solltest du dir merken.", kommentiert Albus das Aussehen von Snape und nickt Amelia anerkennend zu.

„Eine vorzügliche Wahl.", kommentiert er und Amelia grinst. So viel hatte sie gar nicht getan. Snape hat immer noch seine schwarze Hose und seine schwarzen Schuhe an. Aber statt seines Gehrocks trägt er nun ein schwarzes Hemd und einen langen, schwarzen Trenchcoat. Es war das erste, das Amelia eingefallen ist, das einigermaßen zu ihm gepasst hat, die Muggel aber auch nicht glauben lässt, dass dieser Mann im falschen Jahrhundert gelandet ist.

Dumbledore wiederum hatte einen einigermaßen alltagstauglichen Anzug bekommen, sodass er zumindest etwas normaler aussieht. Da er trotzdem seinen langen Bart und seine Haare behalten hat, wird er wahrscheinlich trotzdem einige Blicke auf sich ziehen.

„Jetzt sehen Sie mich nicht so an, Professor Snape. Seien Sie froh, dass ich Sie in schöne Klamotten gezaubert habe. Hätte ich die Slytherin in mir durchschauen lassen, dann würden Sie jetzt in den grässlichsten Teilen aller Zeiten hier herumlaufen. Oder aussehen wie Lockhart, mit dieser schleimigen Dauerwelle.", lacht Amelia leise. Sie kann immer noch nicht fassen, dass Albus diesen Spinner vor zwei Jahren wirklich hier eingestellt hat.

„Erinnern Sie mich nicht an diesen... Menschen, Miss Hooch.", beinahe schon angeekelt sieht Snape sie an. Scheinbar keine guten Erfahrungen gemacht.

„Dann lassen Sie uns endlich gehen. Ich wollte zum Abendessen wieder zurück sein." Amelia hakt sich bei Albus unter und auch Snape berührt den Schulleiter widerwillig. Innerlich freut sich Amelia, dass sie nicht bis zur Appariergrenze laufen müssen. Dumbledore zu sein hatte wahrlich Vorteile.

Amelia hatte Dumbledore vorhin bei ihrer, wenn auch widerwilligen Planung, gezeigt, wo sie hinmüssen, sodass Dumbledore zielsicher in die Seitengasse einer Straße Londons appariert.

„Denkt ihr, dass wir nachher nicht noch ein schönes Abendessen hier in London-", beginnt Dumbledore fragend, doch Amelia und Severus unterbrechen ihn sofort zeitgleich mit einem entsetzten „Nein!". Amelia bekommt direkt Schuldgefühle, als Dumbledores Blick fällt. Er sieht beinahe schon traurig aus.

„Ich meine... wir können ja mal schauen, wie viel Zeit wir dann noch haben.", lenkt Amelia leise ein und Albus beginnt zu strahlen. In diesem Moment realisiert Amelia erst, warum er hier ist und warum ihm das so wichtig ist. Der Mann hat keine Familie mehr. Na gut, er hat einen Bruder, Aberforth, aber der scheint sich einen Dreck um Dumbledore zu kümmern. Anders herum scheint da allerdings genau so zu sein. Dumbledore ist einsam und wünscht sich wahrscheinlich nur etwas Zeit mit jemandem, der ihn nicht als seinen Chef ansieht und sich traut ihm die Meinung zu sagen. Als Amelia das realisiert weiß sie, dass sie nicht mehr nein sagen kann.

„Ist das da der Laden, in den du wolltest?", fragt er dann lächelnd, als er sieht, dass die schwarze Schrift des Ladens in sein Blickfeld gerät.

„Ja, genau das ist es.", meint sie und gemeinsam betreten die drei Zauberer den Laden. Snape könnte am liebsten direkt kotzen, als er die bunten Kleider sieht, die hier herumhängen.

„Wir sollten ihr helfen, denkst du nicht, Severus?", wendet sich Dumbledore an den Tränkebrauer und Snape erwidert seinen Blick angeekelt.

„Ganz sicherlich nicht.", antwortet er. Diese ganze Situation hier ist doch so schon absurd genug.

„Dann helfe ich ihr eben alleine.", kommentiert Dumbledore nur und zuckt mit den Schultern.

„Amelia, mein Kind. Was schwebt dir so vor?", fragt er sie und Amelia sieht ihn nachdenklich an.

„Irgendwas dunkles, langes.", antwortet sie auf seine Frage und Albus nickt.

„Das kann ja nicht so schwer sein. Severus, komm mal!", fordert er. Severus stöhnt genervt, macht sich dann aber auf den Weg zu seinem Chef.

„Du hilfst uns jetzt, oder ich finde einen Weg, damit du jeden Abend mit Miss Hooch verbringen musst.", droht Albus ihm. Snape verengt die Augen.

„Das wagst du nicht!", antwortet er kalt. Albus gluckst vor sich hin.

„Ich hätte da schon so einige Ideen.", meint er und Snape kann die verschiedensten Szenarien in Dumbledores Kopf sehen. Alle sind schlimmer, als jetzt für Miss Hooch ein Kleid zu suchen, sodass er genervt die Augen verdreht und dann stumm losgeht, um sich die Kleider anzusehen. Wieso gibt es hier eigentlich so viele?!

Missmutig geht Amelia durch die Reihen und sortiert gedanklich jedes Kleid aus, das ihr nicht gefällt. Also bisher alle. Entweder ist es zu kurz, zu bunt, zu auffällig oder zu langweilig.

„Miss Hooch, kommen Sie her.", hört sie es aus der nächsten Reihe schnarren.

„Unglaublich, jetzt kommandieren Sie mich auch noch außerhalb von Hog - wow." Amelia sieht erstaunt das lilane Kleid vor sich an, das Professor Snape entdeckt hatte.

„So viel Geschmack hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut, Professor.", kommentiert sie dann und nimmt das Kleid. Sofort stürmt sie zur Umkleide, Snape folgt ihr widerwillig. Vielleicht kann es Dumbledore ja besänftigen, wenn er sieht, dass er das Mädchen begleitet und dass es ausgerechnet das Kleid ist, das er ausgesucht hatte. Oder besser gesagt entdeckt.

Es ist ihm nicht entgangen, dass Amelia sich hinter dem verschlossenen Umhang mit Magie umgezogen hatte, denn so schnell konnte sich kein normaler Mensch umziehen. Doch eigentlich sollte es ihn nicht überraschen, immerhin war er vorhin noch Zeuge von ihrem Klamottenzauber geworden - direkt an ihm selbst.

„Womit droht Dumbledore Ihnen?", fragt Amelia plötzlich, als sie sich vor dem Spiegel dreht und sich in dem Kleid ansieht.

„Bitte?"

„Sie sind bestimmt nicht freiwillig hier, also muss Dumbledore Ihnen gedroht haben. Ich habe ihn immerhin auch nicht freiwillig mitnehmen wollen, als er gefragt hat.", meint sie und Snape verflucht sie für ihre Zielgenauigkeit bei ihrer Frage.

„Das geht Sie nichts an, Miss Hooch. Halten Sie sich aus meinen Angelegenheiten heraus!", fährt Snape sie an und Amelia zuckt zusammen.

„Wissen Sie, Professor... ich kann Sie auch nicht leiden. Aber das hier, das macht Albus glücklich. Und ich glaube, dass der Gute schon ziemlich lange nichts mehr machen konnte, das ihn glücklich macht. Also reißen Sie sich einen Abend zusammen, denn ich werde es auch versuchen. Wenn wir wieder im Schloss sind, dann werde ich Sie wieder aus tiefstem Herzen hassen, aber solange wir hier sind, könnten wir ja zumindest versuchen so zu tun, als würden wir nicht jedes Mal, wenn der andere zu sprechen beginnt, überlegen, welches die effektivste Mordmethode wäre." Amelia sieht ihn eindringlich an und Snape kann die Funken förmlich aus ihren Augen sprühen sehen. Alles in sich sträubt sich dagegen, doch er weiß, dass sie Recht hat.

„Na schön, einverstanden. Für Dumbledore.", antwortet er ihr und dreht sich dann stumm wieder um. Doch Amelia hatte schon verstanden. Sie soll sich entscheiden, ob sie das Kleid nimmt und sich wieder umziehen.

Wenige Augenblicke später steht Amelia wieder vor ihm. Dieses Mal wieder in ihren normalen Klamotten und mit dem Kleid unter dem Arm.

„Haben Sie Dumbledore gesehen? Ich mache mir tatsächlich etwas Sorgen. Kann man ihn hier alleine loslaufen lassen?", wendet sich Amelia dann plötzlich an Snape, welcher als Antwort mit den Schultern zuckt.

„Er wollte immerhin, dass ich Ihnen bei der Kleidersuche helfe... wenn er in Schwierigkeiten gerät, dann ist es seine Sache.", antwortet Snape ihr gleichgültig und Amelia lacht leise.

„Lassen Sie uns schnell Schuhe suchen und danach Albus davor bewahren, eine Dummheit zu begehen." Die Suche nach den Schuhen ging deutlich schneller, als erwartet, denn Amelia wusste genau, was sie wollte.

„Ich gehe bezahlen. Suchen Sie nach Dumbledore?", fragt Amelia ihren Professor dann gespielt freundlich. Dieser nickt widerwillig, flieht dann aber beinahe vor der Frau.

Nachdem Amelia bezahlt hatte, trifft sie die beiden Männer am Eingang des Geschäftes wieder und sieht fragend zu Albus.

„Und nun?", möchte sie wissen. Wenn er seinen Wunsch nach Essen jetzt ausspricht, dann wird sie ja sagen. Wenn er ihr sagt, dass er zurück nach Hogwarts möchte, dann wird sie auch nicht nein sagen.

„Lasst uns noch etwas essen gehen.", lautet seine Entscheidung und Amelia könnte schwören, dass Sie gesehen hat, dass Snape mit den Augen gerollt hat.

Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in ein kleines Restaurant.

Snape würde am liebsten aufstehen und wegrennen. Er kommt sich dermaßen blöd vor, dass er mit den beiden hier nun sitzt und seine Pasta in sich reinstopft. Wie konnte Dumbledore nur auf die Idee kommen, dass er hier mit seiner verfluchten Schülerin und ihm sitzen will und Spaß haben wird? Er würde am liebsten aufstehen und beiden nie wieder unter die Augen treten. Natürlich hatte er bemerkt, dass Amelia vorhin reichlich mit sich zu kämpfen hatte, als sie ihn um einen Waffenstillstand gebeten hatte. Aber er wusste, dass es nur für Dumbledore ist und sie weiß ebenso gut wie er, dass sie sich nicht ausstehen können. Und das auch niemals werden.

„Amelia, was hast du heute gemacht, bevor wir uns getroffen haben?", richtet Dumbledore plötzlich das Wort an sie und Amelia schluckt ihre Nudeln herunter, bevor sie ihm antwortet.

„Ich war in der großen Halle und habe Hausaufgaben gemacht.", antwortet sie ihm nur und isst dann weiter.

„War etwas Interessantes dabei?", möchte er weiter wissen. Was zur Hölle will er mit dieser Ausfragerei denn jetzt bezwecken?

„Zaubertränke.", nuschelt Amelia und weicht Snapes Blick aus. Dieser hatte schon häufiger gemerkt, dass Amelia leider ein gewisses Talent für die Kunst des Tränkebrauens hatte, das man ihr nicht absprechen kann. Wenn er sie mögen würde, dann würde er sich eingestehen, dass sie beinahe so gut ist, wie er selbst.

„Oh, wirklich? Das ist ja interessant.", lächelt Albus. Snape und Amelia verdrehen innerlich die Augen.

„Worum ging es denn?"

„Um die Frage, ob es möglich ist, sich gegen die Wirkung des Veritaserums zu wehren." Amelia vergisst in diesem Moment völlig, dass Snape auch anwesend ist.

„Das klingt tatsächlich nach einem interessanten Thema." Albus sieht, dass Severus der Konversation mehr Aufmerksamkeit schenkt, als er sich anmerken lässt.

„Ist es auch. Gerade der Aspekt, dass Okklumentik ein wirkungsvoller Schutz gegen das Serum ist, ist interessant. Zwar wusste ich das schon vorher, doch es war eine gute Möglichkeit, mein Wissen in diesem Bereich noch zu vertiefen.", antwortet Amelia ihm.

„Interessant. Die meisten Ihrer Klassenkameraden und Ihrer Vorgänger vergessen diesen Aspekt gerne.", mischt sich ausgerechnet Snape ein und Amelia sieht zu ihm.

„Die meisten meiner Vorgänger und Klassenkameraden haben auch kein Interesse an Zaubertränken und sind nicht bereit das Buch weiter aufzuschlagen, als zu der Seite, die sie für die Hausaufgabe brauchen.", antwortet sie ihm und Snape legt die Gabel beiseite, da er aufgegessen hat.

„Damit haben Sie bedauerlicherweise Recht.", kommentiert er. Amelia zuckt mit den Schultern.

„Sehen Sie es nicht so eng, Professor. Dann wissen Sie auch nicht, was sie verpassen, wenn sie unfähig sind, die Tränke zu brauen.", meint Amelia nur schulterzuckend. Sie sieht, dass Snape einen Mundwinkel in die Höhe zieht. Obwohl, in die Höhe ziehen ist vielleicht etwas übertrieben, ein paar Millimeter vielleicht, mehr nicht. Aber das ist für einen Severus Snape ja schon beinahe ein Lächeln. Amelia beginnt zu schmunzeln.

Vielleicht schafft sie es ja doch noch, die restliche Zeit auszuhalten, bevor sie zurückmüssen. Scheinbar hat Snape gerade einen seltenen Moment von Ruhe. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck lehnt sich Amelia ein Stück nach vorne und sieht zu ihm. Wenn sie schon einmal gemeinsam reden können, ohne sich gegenseitig zu verfluchen, dann will sie diese Situation ausnutzen.

„Sagen Sie mal, Professor. Was können Sie mir alles über den Trank der lebenden Toten erzählen?", fragt Amelia, unwissend, dass dies ein Thema ist, mit dem man die andere Seite von Severus Snape erleben kann. Immerhin hatte er selbst die Trankrezeptur in seinem sechsten Schuljahr überarbeitet. Ehe sich Dumbledore versehen kann, beginnt Snape schon mit einer - für ihn - äußerst langweiligen Erzählung über den Trank, der er schon nach ein paar Worten nicht mehr folgen kann, während Amelia gespannt an Snapes Lippen hängt und beide einen seltenen Moment von Harmonie ausstrahlen.

Dumbledore grinst in seinen Bart. Das hätte doch nicht besser laufen können. Wieder war er seinem Ziel einen Schritt näher.

Amelia erscheint zum Shoppen.

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