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Amelia hatte Harry geholfen sich auf die erste Aufgabe vorzubereiten und dabei hatten die beiden gemerkt, dass sie sich unglaublich gut verstehen. Irgendwie waren sie eine seltsame Kombi, aber auch äußerst passend. Die beiden Außenseiter, zusammen gegen den Rest von Hogwarts. Natürlich musste Amelia sich einiges von ihren Slytherin-Kollegen anhören, doch das war ihr äußerst egal. Selbst Snape hatte sie blöd von der Seite angemacht, was dafür gesorgt hatte, dass sie ihm an den Kopf geworfen hatte, dass er seine übermäßig lange Nase nicht in ihre Angelegenheiten stecken soll und sie den Fluch, den er daraufhin auf die gefeuert hatte, gerade eben noch so abwehren und auf ihn zurückfeuern konnte. Danach hatte er es gelassen sie zu beleidigen oder anzugreifen. Für Snape war dies auch einer der seltenen Momente, in denen er realisierte, dass Amelia nicht einfach nur eine Schülerin war, sondern eine Frau, die ihn in Sachen Fähigkeiten in nichts nachstand. Und dieses kleine Stück Realisation brauchte er, um sie zumindest nicht mehr zu behandeln, wie ein kleines Mädchen. Er ist nicht netter geworden oder so, aber seine Beleidigungen sind jetzt altersangemessener. Was Amelia natürlich aber auch nicht besser findet. Sie weiß, dass sie sich für immer seine nervigen Kommentare anhören muss, wenn sie sich im Schloss befindet. Jedes Mal, wenn Dumbledore sie zu einem Ordensauftrag zusammen schickt, können sich beide zusammenreißen und ihre Hass für den jeweils anderen unterdrücken. Doch sobald sie sich wieder im Schloss befinden, ist es, als würde ein Schalter in beiden umgelegt werden und sie können gar nicht anders, als sich gegenseitig zu beleidigen und sich gegenseitig auf die Palme zu bringen. Am Anfang hatte Amelia noch gehofft, dass sich ihre Beziehung zueinander etwas bessern würde, wenn sie mehr Zeit miteinander verbringen und sich näher kennen lernen, doch irgendwann hatte sie es aufgegeben. Und einen Severus Snape näher kennenzulernen scheint auch unmöglich zu sein.

Ihre Freundschaft zu Harry hatte sich dafür aber um einiges vertieft und die beiden haben beinahe jeden Tag zusammen verbracht, sodass Amelia sagen würde, dass sich in dieser Woche schon eine recht starke Freundschaft zwischen den beiden gebildet hatte. Immerhin hatten die beiden auch über ihre Vergangenheit und über Ereignisse in der Vergangenheit geredet. Harry hatte ihr zum Beispiel erzählt, dass er unglaubliche Angst davor hat, dass er Recht behält und Voldemort zurück kommt. Dann hatte Amelia ihm von ihrer schrecklichen Vergangenheit erzählt. Es waren diese Momente, in denen Harry und Amelia eine Freundschaft gebildet hatten. Und Harry ist sich sicher, dass Amelia nicht nur mit ihm befreundet sein möchte, weil er der Junge, der überlebt hat, ist.

Denn Amelia als Feuerbändigerin könnte mit ihren Kräften genauso angeben und davon reden, wie toll sie doch ist. Würde sie ihre Kräfte zur Schau stellen, dann würde auch sie in Hogwarts genug Ansehen bekommen. Doch alleine die Tatsache, dass sie es nicht tut, macht sie für Harry nur noch sympathischer.

Er hatte gemerkt, dass Amelia teilweise sogar unter ihren Kräften leidet, denn er hatte das Gefühl, dass sie sich nicht so sieht, wie alle anderen sie sehen. Und das hat mit Sicherheit mit ihrer Vergangenheit zu tun. Doch Harry weiß auch, dass er nicht wirklich etwas dafür machen kann, außer für sie da zu sein und ihr zu zeigen, dass er ihr Freund sein will. Und genau das tut er auch.

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„Ich wünsche dir viel Glück, Harry. Ich werde mich irgendwo auf dem Teil der Gryffindor-Tribüne verstecken und hoffen, dass mich dort keiner wegjagt, okay?", sagt sie zu ihm und er nickt. Amelia und er umarmen sich ein letztes Mal und Amelia lächelt ihn aufmunternd an, dann verlässt sie das Zelt.

Sie findet einen Platz auf der Gryffindor-Tribüne und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. Sie ist schrecklich aufgeregt, denn sie weiß, dass trotzdem noch eine Menge schief gehen könnte, obwohl sie Harry gut vorbereitet hat. Aber man weiß ja nie, Drachen sind unberechenbar, vor allem, wenn sie denken, dass man ihre Kinder angreifen will. Die ersten Kandidaten gehen einfach so an ihr vorbei, denn sie kann sich auf nichts anderes als Harry konzentrieren. Sie ist sich sicher, dass alle der drei noch am Leben sind und das Ei bekommen haben, denn sonst wäre die Reaktion der anderen Schüler um einiges heftiger ausgefallen, als sie es so schon war.

Als Harry endlich an der Reihe ist, ist Amelia nervlich schon am Ende. In ihrem Kopf ist sie jedes Szenario durchgegangen, das hätte passieren können und nachdem sie sich vorgestellt hatte, wie Harry völlig verbrannt vor ihr liegt, hatte sie sich mühsam aus ihren Gedanken befreit. Ihr Blick fällt auf Harry, als er aus dem Zelt tritt.

Er strahlt keine Sicherheit aus und Amelia hätte beinahe angefangen nervös an ihren Fingernägeln zu kauen. Sie weiß, dass sie viel mit ihm geübt hatte und er eigentlich das Zeug dazu hätte, selbstbewusst dort unten zu stehen, doch kann auch verstehen, dass die Angst dann doch die Überhand gewinnt. Sie sieht gespannt dabei zu, wie Harry versucht dem Drachen auszuweichen und ein Mal, als er beinahe nicht mehr ausweichen kann, lenkt sie das Feuer unauffällig an ihm vorbei. Es fällt eigentlich nicht wirklich auf, doch sie spürt Snapes bösen Blick auf sich und weiß somit, dass er sie dabei erwischt hat. Amelia grinst ihn nur provokant an und wendet dann den Blick wieder ab. Innerlich betet sie, dass das Prüfungskomitee nicht darauf kommen würde, dass sie es war, die das Feuer umgelenkt hatte, sondern, dass es Harrys Werk war und somit alles nach den Regeln gelaufen ist. Da allerdings niemand irritiert oder böse dreinschaut, ist sie sich sicher, dass es niemand außer Snape bemerkt hatte.

Harry beschwört seinen Besen heran und fliegt damit panisch vor dem Drachen weg. Dass er dabei beinahe die Lehrertribühne mitreißt, scheint er gar nicht zu bemerken. Amelia wiederum freut sich innerlich einfach nur, dass es Snape von den Füßen gerissen hatte.

Nachdem Harry und der Drache weggeflogen sind, schafft er es doch tatsächlich das Ei zu bekommen und Amelia springt, wie alle anderen, von ihrem Platz auf und jubelt. Sie ist eine der ersten, die unten bei ihm ankommen und fällt ihm in die Arme.

„Super, Harry! Ich wusste, dass du es schaffen kannst!", freut sie sich und er sieht sie wissend an. Natürlich hatte er gemerkt, dass sie ihm geholfen hatte, denn er selbst hatte schließlich keinen Zauber angewendet.

„Wärst du nicht gewesen, wär ich jetzt gegrillt.", meint er und Amelia winkt ab.

„Keine große Sache. Snape hat mich nur erwischt, aber egal.", meint sie dann und löst sich wieder von ihm, sodass er mit den anderen reden kann. Amelia sieht auf die Situation und beschließt, dass sie Fehl am Platz ist. Sie wirft einen letzten Blick auf die Gruppe der Schüler und macht sich dann zu Fuß auf den Weg zurück zum Schloss. Mehrere Meter vor ihr geht Snape und Amelia kann es sich nicht verkneifen, ihn mit einem Stolperfluch zu belegen. Sofort als sie den Spruch abgefeuert hat, führt sie den nächsten Zauber aus, der all ihre getätigten Zauber von ihrem Zauberstab löscht. Snape dreht sich völlig wütend um und Amelia gerät in sein Blickfeld.

„Sie!", schnarrt er und Amelia sieht ihn überrascht an.

„Ich?", fragt sie gespielt unschuldig.

„Ich warne Sie, wenn Sie so etwas noch ein Mal tun, dann wird das ernsthafte Konsequenzen für Sie haben und dann ist es mir auch egal, wie Dumbledores Anordnung lautet.", spuckt er ihr förmlich ins Gesicht.

„Wenn ich was noch mal tue?", fragt sie erneut sehr unschuldig nach und Snape verengt die Augen, dann kommt er ihr gefährlich nahe. Amelia fällt auf, dass er gut riecht, obwohl er nicht so aussieht.

„Wenn Sie noch ein Mal einen Stolperfluch auf mich-"

„Ich kann doch nichts dafür, wenn sie stolpern, Professor. Nur, weil ich hier langgehe, müssen Sie mich nicht gleich beschuldigen, dass ich Sie zum Stolpern bringen würde.", sagt sie und sieht ihn emotionslos an. Jeder andere würde jetzt aufgrund der Nähe zurückweichen, aber Amelia sieht ihn nur weiter finster an und hält seinem Blick stand.

Snape versucht die Lüge in ihrem Gesicht abzulesen, dann wendet er sich ruckartig von ihr ab.

„Das war meine letzte Warnung, Miss Hooch!"

Als er sich umdreht und wütend davonstapft, muss Amelia sich ernsthaft das Lachen verkneifen.

Es macht einfach nur wahnsinnigen Spaß diesen alten Griesgram zu ärgern und wenn er sich weiterhin so unmöglich ihr gegenüber benimmt, dann wird sie sicherlich nicht damit aufhören.

Snape droht Amelia nach dem Stolperfluch.

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