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Minerva McGonagall sitzt erschöpft in der großen Halle in Hogwarts und sieht auf die vielen toten Schüler, die auf dem Boden liegen. Sie versucht die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken und setzt sich dann auf eine Steinbank, um selber etwas runter zu kommen. Die Schlacht zerrt an ihren Kräften und die Tatsache, dass sie mehrere Zaubersprüche abbekommen hat, die durchaus das Zeug gehabt hätten, sie auszuknocken, macht es nicht besser für sie. Suchend sieht sich Minerva nach Amelia um, doch kann diese nicht entdecken. Sofort macht sich Sorge in ihr breit und sie versucht sich schnell abzulenken. Minerva sieht Harry Potter aufgeregt durch die Halle rennen, bevor er wieder verschwindet.
Gerade, als sie ihm nachlaufen will, um zu sehen, was ihn denn so aufregt, geraten Hermine und Ron in ihr Blickfeld und sie will aufstehen, um diese beiden zu befragen. Doch sie merkt, dass sie gar nicht aufstehen muss, denn die beiden kommen direkt auf die Frau zu. Hermine und Ron sehen völlig aufgewühlt und verzweifelt aus. Eigentlich sollte sie das nicht überraschen, doch irgendwas an den Beiden verrät Minerva, dass etwas passiert sein muss, dass diese beiden Schüler mehr verwirrt, als alle anderen.
Hermine will gerade etwas sagen, als es plötzlich erschreckend leise in der Halle wird. Verwirrt sieht sich die Professorin um und erstarrt in der Bewegung. Am Eingang des Schlosses steht Amelia. Sie ist mit Blut bespritzt und blickt finster in die Runde. Ihren Zauberstab hält sie angriffsbereit in der Hand und Minerva findet, dass sie wie die starke Kriegerin aussieht, die sie auch ist. Und direkt neben ihr, so nah, dass es schon nicht mehr normal ist, steht Snape. Dieser sieht jünger aus, als noch vor wenigen Stunden und auch er ist komplett mit Blut beschmiert.
Sofort gehen Minerva die absurdesten Gedanken durch den Kopf. Doch wie soll sie es sich sonst erklären, dass Amelia und Snape dort am Eingang der Halle stehen und immer noch die gewisse Harmonie ausstrahlen, die Minerva von den beiden kennt? Sie weiß, dass Amelia nach Snapes Verrat dagegen war, Jagd auf ihn zu machen. Doch was, wenn diese Entscheidung doch nicht zugute des Ordens war, sondern wegen Snape?
Amelia ignoriert die vielen Blicke, die auf ihr ruhen und sieht sich in der Halle um. Mehrere Zauberstäbe sind auf Snape gerichtet, doch auch das scheint sie nicht zu merken. Stattdessen zieht sie einen Mundwinkel in die Höhe und sieht beinahe spöttisch aus.
Das nächste, was Minerva in ihrem Kopf sieht, sind Bilder von Snape und Dumbledore. Sie braucht einen Moment, um zu verstehen, wieso sie all das sieht und realisiert dann, dass es Amelia ist, die diese Erinnerungen in die Köpfe der anderen projiziert. Aber sie weiß auch, dass diese Erinnerungen wirklich passiert sind, denn Amelia kann nur wahre Erinnerungen weiterleiten, sobald die Erinnerung niemals so geschehen ist, blockieren ihre Kräfte.
Geschockt sieht Minerva auf die Bilder, die sich vor ihren Augen abspielen. Sie sieht, wie Snape und Dumbledore sich verbünden und versteht plötzlich, wieso Snape hier zusammen mit Amelia steht. Sie versteht, dass Snape die ganze Zeit auf ihrer Seite war und sie nur soweit vorangekommen sind, weil es Snape war, der nach Voldemorts Wiederauferstehung geheime Informationen an den Orden weitergeleitet hat.
Als sich die Erinnerungen klären, sieht sie, dass alle anderen um sie herum ebenso verwirrt und geschockt aussehen. Amelia wiederum greift nach Snapes Handgelenk und zieht ihn mit sich durch das Schloss. Mehrere Blicke folgen den beiden und Minerva ist sich sicher, dass Amelia gerade das Vertrauen mehrerer Schüler verloren hat. Doch trotzdem traut sich niemand den Zauberstab gegen die beiden zu richten. Minerva spürt mehrere Blicke auf sich. Die Schüler sehen sie abwartend an und sie versteht sofort, dass sie es ist, der die Schüler vertrauen. Minervas Entscheidung wird die Entscheidung der Schüler beeinflussen. Amelia weiß das ebenfalls, weshalb sie mit selbstsicheren Schritten auf die Professorin zugeht. Vor Professor McGonagall bleibt sie stehen und ignoriert demonstrativ die Blicke, die auf dem ungleichen Paar ruhen.
„Professor.", nickt Amelia ihr zu und Minerva sieht sie einen Moment lang an, dann zieht sie die junge Frau in ihre Arme. In diesem Moment spürt Amelia eine Last von ihren Schultern verschwinden. Denn obwohl sie wusste, dass Minerva den Sinn ihrer Handlungen versteht, konnte Amelia bis eben nicht einschätzen, wie Minerva darauf reagiert. Denn im Grunde genommen hatte Amelia sie alle belogen. Sie hatte sich hinter ihrem Rücken mit Snape getroffen und vor den Ordensmitgliedern so getan, als würde sie ihn verfluchen. Minerva erinnert sich an die Kämpfe, die sie zwischen den beiden gesehen hatte, und versteht plötzlich, weshalb beide nicht so tödlich waren, wie sie es hätten sein können - weil sie sich gegenseitig nicht verletzen wollten.
Und plötzlich versteht sie, wie gefährlich es für Amelia war, sich weiterhin mit dem Mann zu treffen, den sie liebt. Obwohl sie wusste, dass sie nicht nur den Zorn des Ordens auf sich ziehen könnte, sondern auch den der gesamten Todesser, sollte sie erwischt werden.
„Ich bin so froh, dass du wohlauf bist.", sagt Minerva, als sie all das realisiert und Amelia lächelt. Minerva ist wirklich eine tolle Frau.
„Du scheinst zu verstehen, was du eben gesehen hast.", sagt Amelia und Minerva nickt.
„Ja, ich verstehe es. Und ich bin froh, dass es nun wirklich so ist, wie es ist, und nicht anders. Denn dich hätte ich nicht gerne als Feind.", sagt die Lehrerin und Amelia lächelt. Sie ist froh, dass scheinbar alle hier Anwesenden verstehen, was ihre Erinnerungen bedeuten und niemand mehr Anstalten macht Severus anzugreifen. Stattdessen scheinen alle zu verstehen, in welche Gefahr er sich begeben haben muss, um jahrelang für Dumbledore den Spion zu spielen. Natürlich weiß Amelia, dass man ihn nicht mit offenen Armen empfangen wird, nur, weil er jetzt wirklich auf der guten Seite steht. Dafür hatte er zu viele Fehler gemacht.
„Ich fürchte ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Sie sind alles andere, bloß kein Feigling.", sagt Minerva dann an Snape gewandt und er schnaubt. War ja klar, dass er sich nicht so einfach besänftigen lässt. Amelia stößt ihm ihren Ellbogen in die Seite und sieht ihn böse an. Minerva bemerkt den Blickkontakt der beiden und registriert, wie Severus Blick sofort etwas weicher wird, als seine Augen, die von Amelia treffen.
„Reden wir nicht weiter über dieses Thema.", sagt er dann kühl und Minerva sieht ihn überrascht an, dann allerdings beginnt sie zu lächeln, als sie merkt, was Amelia für einen Einfluss auf den einst so kalten und emotionslosen Mann hat.
„Wo sind die Weasleys?", fragt Amelia dann und Minerva zuckt zusammen. Amelia wäre nicht Amelia, wenn sie diese minimale Bewegung nicht gesehen hätte. Sofort sieht sie alarmiert hinter Minerva und entdeckt eine Gruppe an orangehaarigen Leuten, auf die sie sofort zuläuft. Sie weiß nicht, ob Snape ihr folgt, doch es ist ihr egal. Sie hatte ihn gerettet, jetzt muss sie wissen, ob von den Weasleys alle überlebt haben.
Als Amelia der Gruppe näherkommt, kann sie die unterdrückten Schluchzer sämtlicher Familienmitglieder hören und drängt sich zwischen ihnen durch. Beinahe etwas grob stößt sie Ron zur Seite, um zu sehen, wer dort vor ihr auf dem Boden liegt. Sofort sinkt sie auf die Knie und die Tränen steigen ihr in die Augen. Sie spürt, dass ihre Oklumentikwand bricht und sie ist sich sicher, dass jeder in ihren Kopf schauen könnte, doch sie ignoriert es. Direkt vor ihr liegt Fred, der die Augen geschlossen hat und aussieht, als würde er friedlich schlafen. Doch Amelia weiß, dass dem nicht so ist. Sie bricht in Tränen aus und ihr anfangs zartes Weinen verwandelt sich schnell in einen Heulkrampf. Sie zuckt zusammen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürt und weiß, dass das alles ist, was Snape ihr geben wird, sollte sie ihm nicht signalisieren, dass weiteres in Ordnung ist. Amelia kämpft sich auf die Beine und schmeißt sich in Severus Arme. Er legt diese vorsichtig um sie und fühlt sich offensichtlich unwohl, dass nun alle diese Seite von ihm sehen und, dass er hier inmitten von den Weasleys steht, doch das ist ihm in diesem Moment relativ egal. Er will nur für Amelia da sein und ist selber geschockt von diesen Handlungen.
Würde jemand der Weasleys etwas sagen, dann würde Amelia es nicht mitbekommen. George könnte Severus wegen seinem Ohr anschreien, ebenso wie Molly oder Arthur, Amelia würde davon kein Wort hören. Ihr Blick ist weiterhin auf Fred fixiert und sie beginnt plötzlich unglaublich zu zittern. Wenn sie die beiden doch bloß nicht alleine gelassen hätte... wenn sie doch bloß nicht gegangen wäre... aber wäre sie bei Fred und George geblieben, dann wäre Severus jetzt nicht neben ihr... aber hätte sie nicht alle retten können? Sie hätte Fred und George bitten können, mit ihr zu kommen. Vielleicht hätte sie die beiden beschützen können!
Snape kann in Amelias Gedanken lesen, was in ihr vorgeht und legt sanft eine Hand an ihre Wange, dann dreht er ihren Kopf weg, sodass ihr Gesicht an seiner Brust liegt. Amelia dankt ihm innerlich, denn sie selber hätte es nicht geschafft, ihren Blick von dieser Situation abzuwenden. Sie weiß, dass Severus in ihren Gedanken herumschnüffelt, doch es stört sie nicht. Sie vertraut ihm und sie weiß, dass er dies wahrscheinlich nur tut, um sie jetzt gerade besser verstehen zu können.
Als Amelia sich langsam wieder beruhigt, löst sie sich von Severus und streicht sich selber die Tränen aus dem Gesicht. Er sieht sie kurz an, dann löst er seinen Blick von ihr. Sie lässt ihren Blick weiter durch die Halle gleiten und erstarrt. Dann rennt sie beinahe schon panisch los, sodass Severus ihr nicht sofort folgen kann. Amelia lässt sich auf die Knie fallen und sieht geschockt auf Remus und Tonks, die leblos vor ihr liegen. Sofort steigen ihr die Tränen wieder in die Augen, die sie eben noch erfolgreich verdrängt hatte. Remus und Tonks waren wirklich gute Freunde für sie geworden und die Tatsache, dass auch die beiden jetzt nicht mehr hier sind, schmerzt wirklich. Doch auf der anderen Seite sind sie jetzt bei Sirius, Lily und James. Amelia richtet sich wieder auf und sieht zu Severus. Einen kurzen Moment kann sie Bedauern in seinem Blick sehen, doch als er bemerkt, dass sie ihn ansieht, verschwindet dieses Bedauern direkt und er versucht sich nicht anmerken zu lassen, was er denkt. Sie hatte es trotzdem gesehen, aber beschlossen, dass sie ihn nicht darauf anspricht. Ob er darüber reden möchte oder nicht ist immer noch seine Sache, da wird sie sich nicht einmischen. Sie weiß nur, dass Snape Remus von den Rumtreibern wahrscheinlich am wenigsten gehasst haben muss.
Amelia blickt an sich herunter und stellt fest, dass sie komplett vollgeblutet ist. Sie seufzt, dann zieht sie ihren Mantel aus und pfeffert ihn in die Ecke. Ihre restlichen Klamotten sind zum Glück nicht so vollgeblutet, sodass sie diese anlassen kann. Sie sieht aus dem Augenwinkel, dass auch Severus seinen Umhang ablegt und ihn wegschmeißt, denn dieser hatte auch schon bessere Zeiten hinter sich. Dann legt er seinen völlig zerstörten Gehrock ab und sitzt nur noch mit seiner schwarzen Hose und seinem vollgebluteten weißen Hemd neben ihr.
Amelia bläst die Luft aus den Wangen, dann setzt sie sich auf die Überreste einer Bank. Sie sieht völlig fertig aus und könnte wahrscheinlich dringend etwas Schlaf gebrauchen, doch sie weiß, dass es noch lange nicht vorbei ist.
Severus setzt sich neben sie, sodass sich ihre Schultern berühren. Amelia seufzt, dann lehnt sie sich etwas zu ihm und entspannt sich. Sie spürt die vielen Blicke auf sich und auf dem Mann neben ihr. Obwohl jeder hier gesehen hat, was sie und er geplant hatten, dass er auf ihrer Seite ist und niemandem schaden wollte, kommt niemand zu ihnen und niemand macht Anstalten ihnen zu zeigen, dass sie ihnen dankbar sind. Doch Amelia hatte schon damit gerechnet. Snape ist durch diese ganze Sache trotzdem kein anderer Mensch und die meisten hier verbinden nur negative Erinnerung mit ihm.
„Amelia, du solltest gehen und nach deinen Leuten sehen.", ertönt es plötzlich von der Seite und Amelia lacht spöttisch.
„Die meisten meiner Leute sind tot. Ich bleibe hier und warte, bis wir auch sterben werden.", sagt sie zu ihm und er blickt sie kurz an, dann dreht er den Kopf wieder weg.
„Wir werden nicht sterben, Amelia. Potter wird dem Ganzen ein Ende setzen.", sagt Snape dann plötzlich mit einer für ihn ungewohnten Portion Optimismus und Amelia sieht ihn an. Dann stellt sie die Frage, die sie schon seit mehreren Minuten stellen wollte.
„Was waren das für Erinnerungen?", fragt sie und er weicht ihrem Blick aus.
„Alles. Meine Liebe zu Lily, meine Schulzeit, meine Pläne mit Dumbledore... du...", sagt er und sieht sie immer noch nicht an, zu groß ist die Angst, was sie von ihm denken könnte. Amelia allerdings lächelt leicht, als sie hört, dass auch sie in seinen Erinnerungen vorkommt und greift nach seiner Hand. Snape sagt nichts, doch er weiß, dass er das auch nicht muss. Die beiden verstehen sich ohne Worte und alleine durch diese Geste sagen sie sich schon mehr, als mit tausend Worten. Amelia und Snape brauchen keine Worte, um ihre Liebe auszudrücken und wissen auch beide, dass sie nicht der Typ dafür sind.
„Amelia!", ertönt ein lauter Ruf und sie sieht in die Richtung, aus der der Ruf gekommen ist. Harry steht dort und sieht sie bittend an. Sie versteht und steht auf, dann geht sie auf Harry zu. Sie weiß nicht so ganz, was sie jetzt sagen soll, denn das letzte, was sie mit Harry geredet hatte, war eine Todesdrohung seinerseits.
„Das was ich gesagt habe tut mir leid. Ich verstehe nun.", sagt er und Amelia lächelt.
„Ist schon vergessen, Harry.", sagt sie und zieht den Jungen vor sich entschuldigend in ihre Arme.
„Das, was dir passiert ist und alles, was du durchmachen musst, tut mir leid. Ich wünschte du hättest glücklich werden können.", sagt Amelia und ignoriert die Träne, die ihr die Wange herunterläuft. Harry schmunzelt.
„Mach dir mal um mich keine Sorgen. Geh lieber zu dem Mann, den du liebst und sorg dafür, dass er für immer bei dir ist.", sagt er und Amelia wirft einen Seitenblick zu Snape.
„Mach ihn glücklich, nachdem meine Mutter es nicht konnte. Er mag dich sehr. Mehr als er meine Mutter jemals mochte.", fügt er dann noch hinzu und Amelia beginnt wie eine Irre zu grinsen.
„Danke, Harry. Leb wohl." Amelia und Harry wissen beide, was für Erinnerungen Harry gesehen hat und beiden ist bewusst, dass das wahrscheinlich das letzte Mal ist, dass sie sich sehen.
„Ich wünsche dir alles Gute, Amelia.", sagt Harry, dann dreht er sich um und geht. Amelia weiß, dass dies die letzten Worte sind, die sie wahrscheinlich jemals mit Harry gewechselt hat und sieht dem Jungen traurig hinterher, bis er nicht mehr zu sehen ist. Dann setzt sie sich stumm zurück zu Severus und spielt abwesend mit ihrem Zauberstab herum. Und dann, wenn Harry sich selber opfert, um Voldemort zu töten, dann haben sie vielleicht doch noch eine Chance.
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Es vergeht eine lange Zeit, in der Amelia und Severus stumm nebeneinandersitzen und nichts sagen. Bisher war noch niemand zu dem ungleichen Paar vorgetreten, doch das ändert sich, als ausgerechnet Neville Longbottom zu ihnen kommt. Er scheint noch immer von seinem ehemaligen Tränkemeister eingeschüchtert zu sein, doch etwas anderes spiegelt sich ebenfalls in seinen Augen wieder, von dem Amelia nicht zu sagen vermark, was es ist.
Neville lässt sich im Schneidersitz vor Amelia und Snape auf den Boden fallen und reicht Amelia etwas zu trinken und eine Scheibe Brot. Er weiß, dass sie sicherlich schon viel zu lange wach ist und nichts gegessen oder getrunken haben wird, vor allem nicht, nachdem sie Snape ihr Blut gegeben hatte. Letzteres kann Neville aber natürlich nicht wissen.
Amelia greift dankbar nach dem Brot und dem Wasser. Sie lächelt und Neville versteht ihren Dank auch, ohne dass sie etwas machen muss. Er reicht den zweiten Becher, den er in der Hand hat, seinem ehemaligen Lehrer, welcher seinen Schüler erstaunt ansieht, dann aber den Becher entgegen nimmt. Er nickt Neville zu und für diesen ist das die größte Dankbarkeit, die er ihm gegenüber jemals gezeigt hatte und auch jemals zeigen wird.
„Wie geht es dir?", fragt Neville plötzlich und Amelia sieht zu ihm, dann lächelt sie schwach.
„Überraschend gut. Könnte zwar besser sein, aber naja... und dir?", fragt sie und stellt den Becher zur Seite. Sie sieht Neville mit ehrlichem Interesse an und er lächelt. Amelia sieht an ihm herunter. Er wirkt unglaublich erschöpft und auch sehr mitgenommen, wahrscheinlich hatte er mehrere Leute sterben gesehen, aber alles in allem sieht er noch Recht stark aus und erinnert Amelia nicht mehr an den Neville, den sie damals kennengelernt hatte. Neville ist wahrlich erwachsen geworden.
„Den Umständen entsprechend.", sagt er und sieht zu Snape. Innerlich wiegt der Gryffindor ab, ob er es sich leisten kann, Snape nach seinem Wohlbefinden zu fragen, doch er muss gar nicht erst zu einem Entschluss kommen, denn von draußen ertönt ein lauter Lärm. Neville, Amelia und Snape sehen sich an, dann erheben sie sich und laufen nach draußen. Da sind sie scheinbar aber nicht die einzigen, denn gefühlt das ganze Schloss versammelt sich jetzt davor. Und das ist auch gut so, denn die Leute, die so einen Lärm verursacht haben, sind Voldemort und seine Anhänger persönlich.
Voldemort lacht wahnsinnig und auch Bellatrix, die neben ihm steht, sieht aus, als verliert sie den Verstand. Sofort spürt Amelia die vielen Blicke in ihre Richtung, doch realisiert, dass diese eher an Snape gerichtet sind. Natürlich, er ist der größte Verräter, den Voldemort jemals hatte und es wird sicherlich die Runde gemacht haben, dass er diesen eigentlich getötet hatte. Selbst Voldemort persönlich sieht etwas überrascht auf die Szene, die sich vor ihm abspielt. Hatte er Snape nicht persönlich getötet? Wie konnte er die Schlange überleben? Voldemorts Blick fällt auf Amelia, von der er weiß, dass sie eine Feuerbändigerin ist. Er überlegt, ob er etwas zu ihr sagen sollte, ihr einen Fluch auf den Hals hetzen sollte, doch er entscheidet sich schnell dagegen. Jetzt geht es nicht mehr um die Taten einer einzelnen Blutsverräterin. Jetzt geht es nur noch um das große Ganze.
„Harry Potter ist tot!", brüllt Voldemort und die Todesser beginnen zu lachen. Amelia hatte schon mit dieser Nachricht gerechnet, zumal Hagrid auch einen Körper auf den Armen hält, doch jetzt die Gewissheit zu haben, dass ihr guter Freund wirklich tot ist, lässt sie innerlich aufheulen. Doch die Reaktion der anderen ist um einiges heftiger. Es ertönen von überall unterdrückte Schreie. Einzig und allein Ginny Weasleys Schrei ist so laut, dass er alle anderen übertönt und gerade, als sie nach vorne rennen will, hält Arthur sie fest und hindert sie daran, sich aus der Gruppe zu lösen.
„Sei still! Dummes Mädchen. Harry Potter, ist tot. Von heute, bis in alle Zukunft werdet ihr nur einem folgen. Und das bin ich.", beginnt Voldemort und Amelia sieht ihn angeekelt an. Sie würde lieber sterben, als diesem Irren zu folgen. Sie sieht zu Severus, der Voldemort kalt, aber doch ohne Emotionen ansieht.
„Harry Potter ist tot!", sagt Voldemort erneut und die Todesser lachen wieder. Amelia verdreht die Augen. Es war eben noch nicht lustig und es wird auch nach mehreren Wiederholungen nicht lustig sein.
„Und jetzt ist der Zeitpunkt da, euch zu bekennen. Tretet vor und schließt euch uns an. Oder sterbt.", sagt er dann noch und niemand auf der Hogwarts-Seite bewegt sich. Amelia sieht unauffällig zu Severus, der allerdings keine Anstalten macht, sich auch nur das kleinste Stückchen zu bewegen, was sie unglaublich froh macht. Dann allerdings gleitet ihr Blick zu Draco und sie sieht, dass er unsicher ist und zögert. Sie kann ihn irgendwie verstehen, schließlich sind seine Eltern auf der feindlichen Seite und ihm liegt immer noch sehr viel an seiner Mutter. Doch trotzdem hofft sie, dass er nicht wieder die Seite wechselt, denn Draco steht jetzt eigentlich sehr gut. Er verfolgt nicht die krankhaften Ideale der Todesser, das weiß sie. Er tat all das nur, um seine Familie zu schützen, wie sie aus Severus Erinnerungen erfahren hatte.
„Draco...", sagt seine Mutter jetzt sanft und Amelia sieht, dass er wirklich zögert, ob er zu ihr gehen soll, oder nicht. Er wirft Amelia einen zögerlichen Blick zu und Amelia schüttelt energisch, aber doch fast unauffällig den Kopf. Draco sieht hin und her gerissen zwischen den beiden Seiten her und setzt sich dann langsam in Bewegung. Amelia stöhnt genervt auf, als er sich schlussendlich doch nicht gegen seine Eltern durchsetzen kann. Aber sie glaubt, dass ihm diese Entscheidung definitiv nicht leichtgefallen ist. Er würde wahrscheinlich am liebsten wieder umkehren und verschwinden.
Amelia blickt umher und plötzlich fällt ihr Nagini auf, die sich neben Voldemort einen Weg durch die Todesser bahnt. Amelia weiß, dass es nun, wenn Harry tot ist, nur noch einen einzigen Horkrux gibt, und das ist die Schlange. Sie weiß, dass es nicht viele Möglichkeiten gibt, einen Horkrux zu zerstören, besonders, wenn dieser sich immer noch neben Voldemort befindet. An das Schwert von Godric Gryffindor wird sie niemals herankommen, sie ist immerhin eine reinblütige Slytherin. Nagini mit einem Basiliskenzahn anzugreifen wäre sicherlich auch naiv. Doch was ist, wenn sie es schaffen könnte, Nagini mit dem Dämonsfeuer zu töten? Sie weiß, dass das Dämonsfeuer ein immens gefährlicher, schwarzmagischer Fluch ist. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass sie diesen hinaufbeschwört. Und kontrollieren können sollte sie diesen auch. Immerhin ist sie eine Feuerbändigerin.
Snape wirft ihr einen Seitenblick zu und scheint anhand ihres nachdenklichen Blicks zu merken, dass sie etwas plant. Sofort verschließt Amelia ihren Geist wieder, denn sie weiß, dass er sie sonst mit Sicherheit aufhalten wollen würde. Es ist wahnsinnig, was sie vor hat, doch sie hatte geschworen, dass Harry nicht umsonst gestorben sein soll. Und wenn sie in der Lage ist, den Horkrux zu zerstören und dabei drauf geht, dann ist wenigstens der Horkrux zerstört und die anderen haben eine größere Chance gegen Voldemort und die Todesser. Sie muss nur nah genug an die Schlange herankommen. Oder noch besser: Sie muss die Schlange von Voldemort weglocken. Und gerade, als sie das denkt, formt sich in ihrem Kopf ein wahrscheinlich wahnsinniger Plan, der aber tatsächlich klappen könnte.
Amelia setzt sich langsam in Bewegung und sie hört überraschte Aufkeucher. Natürlich, niemand hätte damit gerechnet, dass ausgerechnet sie etwas tut und wahrscheinlich denken manche jetzt, dass sie sich den anderen anschließen will.
Amelia ignoriert alles, was hinter ihr passiert und sieht gar nicht erst zu Snape, denn auch dieser wird wahrscheinlich nicht so schnell dahinterkommen, was sie denn hier tun will.
Etwa drei Meter vor Voldemort bleibt Amelia stehen und sieht ihn finster an. Voldemort hätte beinahe zugegeben, dass er verwirrt ist. Ist dies nicht die Frau, die verhindert hatte, dass Snape stirbt? Wieso steht sie nun also vor ihm und sieht ihn so voller Stolz an? Was erhofft sie sich hiervon?
„Hattest du nicht verhindert, dass ich den Verräter ordnungsgemäß bestrafe?", fragt er schneidend und Amelia führt ihre Hand unauffällig an ihre Seite. Dort wartet ihr Zauberstab in ihrem Zauberstabholster nur darauf benutzt zu werden. Noch nie hatte sie ihren Zauberstab so intensiv wahrgenommen, wie jetzt. Amelia hatte sich schon immer sehr für die Zauberstabkunde interessiert. Vielleicht ist es auch gerade die Tatsache, die ihr Mut spendet. Schwarzdorn-Zauberstäbe wie ihrer sind sehr eigensinnig, wenn sie ihren Besitzer nicht akzeptieren. Sie erfordern Präzision und können großartiges bewirken, wenn sie mit dem Besitzer zusammenarbeiten. Amelia weiß, dass ihr Zauberstab und sie das perfekte Team sind und das beruhigt sie. Außerdem weiß sie, dass Schwarzdorn-Zauberstäbe sehr gut geeignet sind für schwarze Magie. Also die perfekte Voraussetzung für das, was sie jetzt vor hat. Langsam, so dass Voldemort und alle, die hinter ihm stehen, es nicht bemerken, verstärkt sie ihren Griff um den Zauberstab. Sie weiß, dass hinter ihr sämtliche Schüler und Lehrer von Hogwarts sehen können, dass sie nach ihrem Zauberstab greift und sie ist sich sicher, dass Severus sie gerade für verrückt erklärt. Doch er ist so klug nichts zu tun, denn er weiß, dass er Amelia damit unwillkürlich verraten würde und die Chance erhöht, dass der dunkle Lord sie auf der Stelle tötet.
„Ja, das stimmt.", antwortet sie ich und geht einen weiteren Schritt auf Voldemort zu. Sie muss nur nah genug an die Schlange kommen...
„Und nun? Denkst du, dass ich dir zu deiner wahren Größe verhelfen kann, Feuerbändigerin?", fragt er und sie schluckt.
„Nein. Ich denke, dass du eine armselige Ratte bist, die es verdient qualvoll zu sterben.", entgegnet Amelia kalt und sieht, dass Voldemort seine Hand zur Faust ballt. Durch die Reihen der Todesser geht ein Raunen und Voldemort sieht man die Wut schon an.
Amelia hofft, dass er diese blöde Schlange endlich auf sie hetzt, sodass sie das Dämonsfeuer auf die Schlange hetzen kann.
„Wie kannst du es wagen so mit mir zu reden?", fährt Voldemort sie an, doch Amelia zeigt sich unbeeindruckt davon.
„Ich sage nur das, was alle denken, selbst deine eigenen Anhänger.", sagt sie und sieht, dass sich die Schlange etwas weiter nach vorne bewegt.
„Das wirst du bereuen, dass du so mit mir geredet hast!", spuckt Voldemort ihr entgegen und Amelia sieht, dass sich die Schlange einen Weg nach vorne zu ihr bahnt. Innerlich beginnt sie zu grinsen. Das klappt ja besser als erwartet. Doch sie weiß, dass sie sich jetzt konzentrieren muss, sonst geht ihr ganzer Plan nicht auf.
„Nagini!", sagt er nur und in dem Moment springt die Schlange auf Amelia zu. Diese nimmt nichts um sich herum wahr. Snapes leises Aufkeuchen geht in den Lauten der anderen unter. Mit einer geschmeidigen Bewegung reißt Amelia ihren Zauberstab aus ihrem Zauberstab und ruft ein lautes, aber klares „Nignis!". Aus ihrem Zauberstab erscheint das Dämonsfeuer in Form einer Schlange. Voldemort, von ihrer Tat ehrlich überrascht, schafft es nicht schnell genug das Feuer unter Kontrolle zu bringen, da verbrennt Nagini vor seinen Augen. Amelia sieht, dass er den Moment spürt, in dem ein weiterer Teil seiner Seele gestorben ist. Voldemort sieht sie geschockt an und kann gar nicht reagieren, als Amelia direkt noch einen Fluch abfeuert, dieses Mal direkt gegen ihn.
„Ignis daemonium!", sagt sie leise und aus der Spitze ihres Zauberstabs bildet sich ein gefährlich aussehender Drache, der durch ihre Feuerbändigerkräfte nur noch verstärkt wird. Dieser bahnt sich schnell einen Weg zu Voldemort vor, der Schwierigkeiten bekommt dem Fluch auszuweichen.
Beinahe erschrocken sieht er sie an und kann es scheinbar nicht fassen, dass sie es wagen kann, einen Fluch auf ihn zu schicken. Er geht einen Schritt nach vorne und hebt den Zauberstab. Noch bevor der Fluch Amelia treffen kann, wird er von einem unsichtbaren Schutzschild vor ihr abgehalten. Amelia spürt eine Person neben sich und dreht den Kopf leicht. Snape steht dort mit erhobenem Zauberstab und sieht Voldemort mit einem hochgezogenen Mundwinkel an. Seine ganze Ausstrahlung wirkt überlegen und Amelia muss innerlich grinsen. Voldemort wird nur noch wütender und feuert einen Zauberspruch los, der sich nicht nur gegen die beiden richtet, sondern auch gegen alle anderen, die auf der Hogwarts Seite stehen. Kingsley, Snape und Amelia versuchen noch eine Barriere zu errichten, aber das klappt nicht so, wie sie es wollen. Zwar können sie die Wucht des Zaubers etwas bremsen, doch niemand auf ihrer Seite kann sich auf den Beinen halten. Amelia stürzt und es tut ihr fast schon leid, dass sie auf Snape landet. Dieser scheint das aber nicht zu stören. Oder er zeigt es einfach nicht. Aber wann zeigt er seine Emotionen schon?
Im gleichen Moment passiert aber etwas ganz anderes: Harry rollt sich von Hagrids Armen und steht dann auf, während er sofort einen Spruch auf Voldemort feuert. Völlig geschockt sieht Amelia auf die Szene, die sich vor ihr abspielt. Die Todesser beginnen panisch durcheinander zu rennen und mehrere von ihnen fliehen direkt. Amelia dreht sich um und steht schnell auf, Snape tut es ihr gleich. Das ungleiche Paar sieht sich um, dann entscheiden sie sich zeitgleich, dass sie sich ins Schloss zurück ziehen und dort kämpfen.
Amelia und Snape laufen zusammen in die große Halle und stellen sich Rücken an Rücken hin, um zu kämpfen. Die Flüche fliegen nur so von den beiden aus, als würden sie nicht von den anderen angegriffen werden. Ein Außenstehender hätte ihren Kampf sicherlich als einen einstudierten Tanz wahrgenommen, so sicher kämpfen Amelia und Snape nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu behindern. Amelia fährt hektisch herum, als sie einen leisen Schrei hört und wird kurz darauf von einem Fluch im Bauch getroffen. Sie spürt, dass sie machtlos ist, als sie durch die Gegend geschleudert wird und Snape mit sich reißt. Beide stöhnen leise und gleichzeitig genervt auf, als sie auf dem Boden aufkommen. Doch keiner der beiden verschwendet Zeit für Worte. Ein wahnsinniges Lachen ertönt und sofort realisiert Amelia, dass es Bellatrix ist, die den Fluch auf die beiden geschossen hatte. Sofort richten sich Amelia und Snape wieder auf. Bellatrix nimmt gerade einen weiteren Kampf mit Molly auf, als Amelia die Schultern strafft.
„Na warte, die mache ich fertig!", flucht Amelia und rechnet damit, dass Snape sie zurück halten will, doch er tut etwas, das Amelia zwar überrascht, aber unheimlich freut. Er nickt ihr zu.
„Ich halte dir den Rücken frei!", versichert er ihr. Amelia lächelt ihm flüchtig zu, dann richtet sie den Zauberstab auf Bellatrix.
Amelia feuert einen „Tenro" auf Bellatrix, die sich sofort zu ihr umdreht und sie wahnsinnig lachend ansieht.
„Bist du böse, weil ich dich und deinen Lover angegriffen habe?", spottet Bellatrix und Amelia verdreht die Augen.
„Nein, du bist einfach nur eine armselige Bitch, die es verdient zu sterben!", faucht Amelia zurück und noch ehe Bellatrix sich versieht, da sie gerade wieder zu einem spöttischen Lachen ansetzen wollte, kann sie sich nicht mehr bewegen. Sie hatte gar keine Zeit zum Reagieren gehabt, da hatte Amelia sie mit einem nonverbalen Stupor getroffen. Ihre Mine erstarrt und sie fühlt sich plötzlich doch nicht mehr so sicher, wie sie es ebene noch war. Sofort feuert Amelia den nächsten Spruch und Bellatrix erschrockener Ausdruck in ihrem Gesicht erstarrt zu Stein. Mit einem kurzen Seitenblick versichert Amelia sich, dass Snape ihr immer noch Deckung gibt, dann geht sie langsam und mit einer kalten Mine auf Bellatrix zu.
„Ich habe gehört, dass auch eine versteinerte Person noch hören kann, was man ihr sagt...", beginnt Amelia leise. Sie sieht aus dem Augenwinkel einen Fluch auf sie zukommen, doch wehrt diesen ab.
„Ich hoffe, dass das stimmt und du mich wirklich hörst... denn ich will, dass du weißt, dass ich es bin, die dich tötet. So wie du meine Freunde getötet hast. Wie du Sirius getötet hast. Und ich weiß, dass du Severus bestrafen musstest, nachdem er damals gescheitert ist, Harry zu euch zu bringen. Mehrmals. Ich weiß, was du ihm angetan hast und ich würde mich freuen, wenn ich dir den gleichen Schmerz zufügen könnte, den du mir zugefügt hast. Aber ich fürchte, dass uns dazu die Zeit fehlt." Beinahe schon traurig sieht Amelia die Hexe vor sich an. Sie sieht, dass sich Bellatrix Augen die ganze Zeit aufmerksam bewegen.
Amelia hebt ihren Zauberstab und hält die Spitze genau an Bellatrix Kopf.
„Bombarda.", flüstert sie leise und mit einem beinahe schon fiesen Grinsen und errichtet im selben Moment einen Schutzschild, damit sie selbst nicht getroffen wird.
Mit diesen Worten explodiert Bellatrix Lestrange direkt vor ihren Augen.
Amelias Reaktion auf ihre toten Freunde.
Amelia steht Voldemort gegenüber.
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